Dekonstruktion – Beziehungen der Philosophie & Architekturtheorie ...
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hätten nur inhumane, unbewohnbare, sinnlose Räume zur Folge. Das würde <strong>der</strong> Metaphysik<br />
<strong>der</strong> Architektur nur auf eine nihilistische Weise weiter folgen.<br />
Derrida beschreibt die <strong>Dekonstruktion</strong> <strong>der</strong> Architektur als ein Zurückgehen vor allen Anfang<br />
<strong>der</strong> Architektur „ zu einem Nullpunkt <strong>der</strong> zur Architektur gehörenden Schrift“. (ebd.)<br />
Er sieht eine grundsätzliche Bejahung vor <strong>der</strong> Begründung <strong>der</strong> Architektur als Voraussetzung<br />
für eine neue Schrift <strong>der</strong> Architektur, eine erneute Einschreibung in die Architektur. Das<br />
erinnert an das, was Derrida mit chora versucht hat, zu beschreiben. Die Affirmation <strong>der</strong><br />
Architektur und ihrer <strong>Dekonstruktion</strong> ist ihre eigene Voraussetzung. Sie liegt jenseits <strong>der</strong><br />
totalitären Trennung in Ja o<strong>der</strong> Nein <strong>der</strong> Metaphysik, vor dem ganzen System <strong>der</strong> Metaphysik<br />
<strong>der</strong> Architektur, vor <strong>der</strong> eindeutigen Begründung sowohl eines transzendentalen Sinns o<strong>der</strong><br />
einer ausschliesslichen Funktion als auch <strong>der</strong> Negation, <strong>der</strong> Sinnlosigkeit <strong>der</strong> Architektur.<br />
Wenn Architektur nur in dem gezeigten metaphysischen Rahmen Architektur sein kann, dann<br />
ist es genau die Stelle <strong>der</strong> Begründung <strong>der</strong> Architektur, die nicht fremd bestimmt sein darf,<br />
die nicht ausschließlichen Normen, Funktionen, Bedeutungen unterworfen werden kann. Das<br />
ist <strong>der</strong> Tod <strong>der</strong> Architektur, dann beinhaltet sie nicht länger das menschliche Leben.<br />
Der Entwurf des Parc de La Villette entsteht durch den Wurf von vielen Würfeln. In seiner<br />
Relation <strong>der</strong> Würfel untereinan<strong>der</strong> definiert und eröffnet er ein Feld, die Chance des<br />
Würfelspiels. Die folies bilden eine aufgelöste Serie von roten Punkten. Diese offene Vielheit<br />
lässt sich nicht mehr totalisieren. Es sind alle möglichen Inhalte anwesend. Die roten Punkte<br />
bestimmen den Ort <strong>der</strong> selbst teilbaren Zellen. Einerseits weist ein Punkt hin auf sich selbst<br />
als Zentrum, an<strong>der</strong>erseits bildet er in <strong>der</strong> Differenz zu den an<strong>der</strong>en ein Feld. Derrida<br />
beschreibt es als Nullpunkt <strong>der</strong> Verrücktheit, <strong>der</strong> das versammelt, was er gerade zertstreut hat.<br />
(vgl. Derrida 1988a 227) Je<strong>der</strong> Punkt unterbricht die Kontinuität des Rasters und hält<br />
gleichzeitig seine Gesamtheit durch den Bezug zum an<strong>der</strong>en aufrecht. Die Bedeutung ist<br />
vielfältig: In jedem Zentrum finden sich eine eigene Inhalte. Die Punkte definieren Orte und<br />
Räume zugleich. In Derridas Worten ist es die Verräumlichung <strong>der</strong> Zerstreuung.<br />
Der Parc de La Villette ist für Menschen, die von außen kommen, von denen je<strong>der</strong> seinen<br />
eigenen Grund hat, zum Beispiel Kaffee trinken zu gehen. Sie weisen für sich die Bedeutung<br />
<strong>der</strong> folies wie<strong>der</strong> neu zu. Der Ort gibt die Möglichkeit für das, was sich an seiner Stelle<br />
ereignet.<br />
„Diese roten Würfel werden geworfen wie die Würfel <strong>der</strong> Architektur. Der Wurf gibt<br />
nicht allein das Programm einer Strategie des Ereignisses,..., er geht <strong>der</strong> Architektur, die<br />
kommt, entgegen. Er geht ihr Risiko ein und gibt uns dadurch die Chance.“<br />
(Derrida 1988a 232)<br />
Derrida sieht die folies, als Verrücktheiten, die das Jetzt <strong>der</strong> Architektur bejahen, sie<br />
wie<strong>der</strong>beleben, sich in die Architektur neu einschreiben. Sie wollen Architektur sein, sie<br />
zerstören sie nicht. Die Verrücktheiten erwecken die Architektur zu neuem Dasein.<br />
„Indem man die Architektur an ihre Grenzen stößt, wird man wie<strong>der</strong> Anlaß zu<br />
Vergnügen geben,...“ (Derrida 1988a 223)<br />
„indem sie aufhören, das Werk diesen fremden Normen zu unterwerfen, geben die<br />
Verrücktheiten die Architektur getreu an das zurück, was sie, seit dem Vorabend selbst ihres<br />
Ursprungs, hätte signieren sollen. Das Jetzt, von dem ich spreche, wird jene Signatur sein.“<br />
(Derrida 1988a 222)<br />
In diesem Jetzt ist alles anwesend. Es ergibt sich aus <strong>der</strong> Vergangenheit und aus allen<br />
zukünftigen Möglichkeiten. Die <strong>Dekonstruktion</strong> <strong>der</strong> Architektur kann keine Negation <strong>der</strong><br />
Architekturgeschichte bedeuten. Der Bezug zur Geschichte ist ein an<strong>der</strong>er. Es geht um keine<br />
neue Epoche. Es geht nicht um eine Gegenüberstellung von uns, als stillstehendem Subjekt,