Dekonstruktion – Beziehungen der Philosophie & Architekturtheorie ...

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Anderen und damit sich sellbst und seiner eigenen inneren Natur. (vgl. ebd.) 2.2.2. ein Projektbeispiel Peter Eisenmans: Gedenkstätte für die ermordeten Juden Europas Das Mahnmal für die ermordeten Juden Europas ist ein in den Jahren 2003-2005 realisiertes Projekt in Berlin und von daher relativ bekannt. Dementsprechend ist es ein Beispiel für erfahrbare Architektur oder eine Architektur des Ereignisses. Das Mahnmal ist ein Stelenfeld aus Betonpfeilern, zwischen denen sich der Besucher seinen Weg selber bahnt. (s. Abb.) Die Struktur ist nach allen vier Seiten, die die Grundfläche begrenzen, geöffnet. Das heißt, daß der Besucher von allen Seiten kommen kann, um in das wellenförmig gestaltete Feld hineinzugehen. Die Wahrnehmung des Mahnmals ist entsprechend immer eine andere. Die Wege zwischen den 2711 Betonstelen zeigen die Gitterstruktur, die dem Entwurf zugrunde liegt. Die Stelen sind 2,375 Meter lang, 0,95 Meter breit sowie unterschiedlich von 0 bis 4 Meter hoch. Der Abstand zwischen ihnen beträgt ebenfalls 0,95 Meter, sodaß der Durchgang nur einzeln möglich ist. Die Stelen stehen auf einem sanft, aber unregelmäßig abgesenkten Gelände von ca. 19.000 m². Zwei unterschiedliche und ganz zufällig geformte Flächen sind übereinander gelegt und durch die Stelen miteinander verbunden. Die untere Fläche bildet den Boden des Mahnmals und die andere ergibt die Oberkante der Stelen in unterschiedlicher Höhendifferenz. Dadurch entsteht eine Unsicherheit in der Orientierung zu den Bezugsgrößen von Grund und Horizont für den Besucher, der sich im Inneren des Stelenfeld bewegt, obwohl er andererseits einem eigentlich strengen Raster folgt. Man kann sich verloren und beunruhigt fühlen. „Es verdeutlicht, dass ein vorgeblich rationales und geordnetes System den Bezug zur menschlichen Vernunft verliert, wenn es zu groß wird und über seine ursprünglich intendierten Proportionen hinauswächst. Dann beginnen die allen scheinbar geordneten Systemen eigenen Störungen und Chaospotentiale offen zu Tage zu treten und es wird klar, dass alle geschlossenen Systeme mit einer geschlossenen Ordnung versagen müssen.“ ( Eisenman 2009) Das Wegeraster der Gedenkstätte erscheint dem Besucher in Bezug zum umgebenden Straßennetz etwas verschoben. An den Schnittpunkten der beiden Strukturen nimmt man dadurch ein nicht ganz eingeordnetes Verhältnis im größeren urbanen Kontext von Berlin wahr. Die Erfahrung des Ortes ist auf jedem Punkt der Feldstruktur eine andere. So ändern sich die Gedanken beim Durchlaufen des Mahnmals. Es gibt kein eigentliches Ziel, kein Ende, keinen Weg hinein oder heraus. In der Zeit, in der der Besucher diese Architektur primär körperlich erfährt, eröffnet sich die Möglichkeit seines individuellen Gedenkens. Es entsteht ein unbestimmter Raum für Verlust und Kontemplation, für Elemente der Erinnerung. Diese können nicht vorher bestimmt sein. Es ist die gegenwärtige Erfahrung der Erinnerung, die stattfindet. Die Vergangenheit ist zeitlich abgetrennt von der Gegenwart des Gedenkens. Eisenman sagt, daß es keine Erinnerung an die Vergangenheit gibt, und deshalb ein Verstehen des Holocaust unmöglich ist. Heute ist die Vergangenheit nur durch ihre Manifestation in der Gegenwart zu verstehen. Deshalb können die Schrecken des Holocausts nicht zu einem erkennbaren Symbol erstarren. „ Wir können das, was geschehen ist, nicht begreifen. Es macht uns hilflos. Und von dieser Hilflosigkeit lässt sich im Mahnmal etwas erfahren.“ (Eisenman 2004b 1) Der Entwurf schließt somit eine radikale Auseinandersetzung mit dem herkömmlichen Begriff eines Denkmals ein. »Ausmaß und Maßstab des Holocaust machen jeden Versuch, ihn mit traditionellen Mitteln zu repräsentieren, unweigerlich zu einem aussichtslosen Unterfangen. [...] Unser
Denkmal versucht, eine neue Idee der Erinnerung zu entwickeln, die sich deutlich von Nostalgie unterscheidet. [...] Heute können wir die Vergangenheit nur durch eine Manifestation in der Gegenwart verstehen.« (1998, Eisenman 2009) „Ich sage nur, dass wir die übliche Metaphysik fallen lassen müssen, um ins Dunkle zu gelangen. Das ist es, was das Mahnmal versucht: Es schweigt, so wie ein Psychoanalytiker schweigt – auf dass wir in diesem Schweigen, in dieser Erhabenheit uns selbst als Fremde begegnen können. Das Mahnmal erlaubt uns, wieder über die verdrängten Dinge sprechen zu können. Zumindest hoffe ich das.“ (Eisenman 2004b 7)
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