15.08.2013 Aufrufe

Dekonstruktion – Beziehungen der Philosophie & Architekturtheorie ...

Dekonstruktion – Beziehungen der Philosophie & Architekturtheorie ...

Dekonstruktion – Beziehungen der Philosophie & Architekturtheorie ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Gesellschaftsstrukturen geht. Wie gehen wir mit einer Welt um, in <strong>der</strong> ein Finanzmarkt nicht<br />

mehr zu fassen ist, auf dem es keinen rationalen Gegenwert mehr gibt? Von hier aus kann<br />

man sehen, dass es schon immer Konstruktionen waren, die die Menschen hervorbrachten,<br />

um sich Sicherheiten zu schaffen. Die Unsicherheit ist eine Voraussetzung des Lebens an sich,<br />

durch die wir lebendig sind und <strong>der</strong> wir an<strong>der</strong>erseits nicht entkommen können. Alle<br />

Orientierungshilfen, die erfunden wurden und immer weitergeben werden, bestehen aus<br />

diesem unsicheren Grund. Sie funktionieren immer nur unter Ausschluss des An<strong>der</strong>en, wie<br />

<strong>der</strong> Unsicherheit, die aber im Grund des ganzen Sicherheitssystems enthalten ist.<br />

Wenn Derrida von innen und von außen nach <strong>der</strong> <strong>Philosophie</strong> fragt, geht er einerseits dem<br />

eigentlichen Sinn vom Sein nach und fragt gleichzeitig von außen, was <strong>Philosophie</strong><br />

überhaupt ist, sein kann und war:<br />

„Ich versuche mich, an <strong>der</strong> Grenze des philosophischen Diskurses aufzuhalten. Ich sage<br />

Grenze und nicht Tod, weil ich an das, was man heutzutage den Tod <strong>der</strong> Metaphysik zu<br />

nennen pflegt, ganz und gar nicht glaube(...). Eine Grenze also, von <strong>der</strong> aus die <strong>Philosophie</strong><br />

erst möglich geworden ist und sich als Episteme definiert hat, wobei sie sich innerhalb<br />

eines Systems fundamentaler Zwänge und begrifflicher Gegensätze bewegt, außerhalb<br />

<strong>der</strong>er sie gar nicht betrieben werden kann.“ (ebd. 12)<br />

Ein Text ist nur lesbar, weil er einerseits formal geschrieben ist und an<strong>der</strong>erseits vielfältige<br />

Möglichkeiten <strong>der</strong> Lektüre beinhaltet.<br />

„Er wird von seiner Grenze nicht umgeben, son<strong>der</strong>n durchzogen, in seinem Innern von <strong>der</strong><br />

vielfachen Furche seines Randes markiert.“ (Paul de Man 1976, zit.n. Menke 250)<br />

Der Mangel an eindeutiger Bezeichnung ist nicht negativ. Er ist in dem Augenblick negativ, in<br />

dem er ausgeschlossen werden soll, um ein vollständiges Ganzes herzustellen. Es ist aber<br />

gerade <strong>der</strong> Mangel, <strong>der</strong> miteinbezogen, das unendliche Spiel des Bezeichnens ermöglicht,<br />

welches im Innern das Äußere hervorbringt. Durch Mitdenken <strong>der</strong> Anwesenheit des<br />

Abwesenden, <strong>der</strong> Differenz im Bezeichnen selbst, ist ein sich äußerndes Bezeichnen möglich,<br />

was in Bewegung und nicht ausschließlich ist, welches das anfängliche Außen beinhaltet.<br />

Derrida bezeichnet das als doppelte Geste.<br />

Derrida versucht mithereinzuholen, was eine rationale Untersuchung nicht kann, weil sie<br />

dadurch bestimmt ist, zum Beispiel die Sinnlichkeit auszuschließen. Das Leben findet aber<br />

unfeststellbar dazwischen statt. Deshalb müssen die Theorien, die das Leben nicht<br />

ausschließen wollen, offen bleiben. Die Bewegung des Bezeichnens ist ein unvorhersehbares<br />

Ereignisses im Gegensatz zum vorhersagbaren Programm.<br />

„Derridas philosophische Arbeit schreibt sich nun in die Reihe <strong>der</strong> Versuche ein, gegen die<br />

Kraft dieser scheinbar perfekten Aneignungsmaschine <strong>der</strong> An<strong>der</strong>sheit des An<strong>der</strong>en Raum<br />

zu lassen.“ (Engelmann in Derrida 1972 14)<br />

Derrida hat durch seine Arbeit Gesellschafts-, Kunst- und Architekturbetrachtungen<br />

vorangetrieben. Ihm geht es um die Annäherung an die Ursprünge, die Grundlagen und<br />

Grenzen <strong>der</strong> Werte, Normen und Vorschriften unserer Kulturgesellschaft. Derrida thematisiert<br />

die Unmöglichkeit, sich die Welt gänzlich als Objekt anzueignen o<strong>der</strong> sie in einer objektiven<br />

Wahrheit zu begreifen. Er entwickelt eine philosophische Relativitätstheorie, in <strong>der</strong> das Spiel<br />

<strong>der</strong> Bezeichnung die Lösung aus <strong>der</strong> Totalität des Systems im Innern des Systems selbst<br />

ermöglicht. Es geht in die Richtung einer lebendigen Bewegung.<br />

In <strong>der</strong> Architektur äußert sich Sein. Das menschliche Dasein wird in seiner Art sichtbar. Die<br />

Architektur macht Kultur präsent und gleichzeitig umgibt, gestaltet sie das Leben <strong>der</strong><br />

Menschen. Architektur entsteht an <strong>der</strong> Grenze und bildet die Grenze von Innen und Außen.<br />

Deshalb muss sie auch in dieser Art und Weise gedacht werden. Die Architektur ist nicht nur<br />

Teil unserer Kulturentwicklung, sie berührt alle Bereiche des menschlichen Daseins.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!