Dekonstruktion – Beziehungen der Philosophie & Architekturtheorie ...
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antiken o<strong>der</strong> mittelalterlichen Schriftstücks, von dem <strong>der</strong> ursprüngliche Text getilgt und<br />
welches dann wie<strong>der</strong> überschrieben wurde. An<strong>der</strong>erseits kann es ein aus einem alten<br />
Ausgangsgestein umgewandeltes Gestein bedeuten. ( vgl. Duden) Die Idee des Palimpsests<br />
meint die Überlagerung <strong>der</strong> Konzepte, die dann zum Steinbruch wird: Es wird etwas vom<br />
Palimpsest weggenommen und die Spur <strong>der</strong> früheren Überlagerung bleibt erhalten.<br />
Gleichzeitig entsteht die Spur <strong>der</strong> Wegnahme.<br />
Eisenman geht es in <strong>der</strong> Architektur um die Darstellung gleichzeitiger Präsenz und präsenter<br />
Absenz. Er arbeitet mit den Parametern von Ort, Zeit und Maßstab, die er aus ihren<br />
traditionellen Zusammenhängen architektonischen Entwerfens löst und sie in eine neue<br />
Beziehung setzt. Der Ort existiert im Augenblick <strong>der</strong> Gegenwart mit den Spuren <strong>der</strong><br />
Vergangenheit. Im Entwurf wird er auf einer abstrahierten Ebene in <strong>der</strong> jetzt vorgestellten<br />
Zukunft mit Teilen <strong>der</strong> Gegenwart und <strong>der</strong> Vergangenheit erschaffen.<br />
3.1.3. über Derridas Gedanken zur <strong>Dekonstruktion</strong> in <strong>der</strong> Architektur<br />
Derrida hat seine Überlegungen zur Architektur vor allem in dem Text über Tschumis folies:<br />
Am Nullpunkt <strong>der</strong> Verrücktheit - Jetzt die Architektur (1988) dargelegt. Dieser Text ist ebenfalls in<br />
<strong>der</strong> Veröffentlichung von Chora L Works enthalten. Der folgende Teil <strong>der</strong> Arbeit beschäftigt<br />
sich mit diesem, einem Dialog von Eisenman und Derrida Architektur schreiben (1993) und<br />
Ausschnitten aus Gesprächen von Derrida mit Andrew Benjamin und Eva Meyer.<br />
Wenn Derrida über <strong>Dekonstruktion</strong> in <strong>der</strong> Architektur nachdenkt, dekonstruiert er den Sinn<br />
<strong>der</strong> Architektur. Er geht dem nach, was Architektur Architektur sein lässt, was unser<br />
Verständnis von Architektur ausmacht.<br />
„ Eine Architektur des Ereignisses, ist das möglich?... Alles läuft gerade auf die Frage nach dem<br />
Sinn hinaus. Man wird nicht darauf antworten, indem man einen Zugang zum Beispiel in einer<br />
von <strong>der</strong> Architektur gegebenen Form aufzeigt: Präambel, pronaos, Schwelle, methodischer<br />
Weg...Noch weniger in <strong>der</strong> Form des Systems, und zwar des Architektonischen: <strong>der</strong> Kunst <strong>der</strong><br />
Systeme, wie uns Kant sagt.“<br />
( Derrida 1988a 217)<br />
Derrida ist an <strong>der</strong> gemeinsamen Arbeit mit dekonstruktivistischen Architekten interessiert,<br />
weil es ihnen um eine Grundlagenermittlung unserer Tradition geht.<br />
Dekonsruktivismus ist durch das Zusammenspiel von <strong>Philosophie</strong> und Architektur möglich:<br />
Erfragt danach, wie wir Architektur deuten. Das bezieht sich sowohl auf die Seite <strong>der</strong><br />
Architekten, als auch auf die Seite des Betrachters von Architektur, <strong>der</strong> sich im Raum bewegt<br />
und diesen erlebt. Die Konstruktion und das Konstruieren kommen aus <strong>der</strong> Architektur. Das<br />
Sich- erschließen <strong>der</strong> verschiedenen Zusammenhänge o<strong>der</strong> Verbindungen ist philosophisch.<br />
Es wird die Bedeutung von Gründen dekonstruiert. Entsprechend werden Aspekte <strong>der</strong><br />
Architektur, wie das Fundament, <strong>der</strong> soziale Raum und die Hierarchie thematisiert.<br />
Die Kritik gilt <strong>der</strong> festgelegten Bestimmung, konventionellen Unterwerfung <strong>der</strong> Architektur<br />
unter fremde Ziele, die sich außerhalb <strong>der</strong> Architektur befinden, wie zum Beispiel Ästhetik,<br />
Schönheit, Nützlichkeit, Funktionalität o<strong>der</strong> Wohnen. Eine eindeutige Begründung <strong>der</strong><br />
Architektur bestimmt in ihrer Totalität immer gleichzeitig das, was sie nicht ist. Sie reduziert<br />
die Architektur.<br />
Es ergeben sich die Fragen, erstens, ob Architektur überhaupt eindeutig zu begründen ist,<br />
und zweitens worauf. Architektur muss begründbar bleiben, weil das die Architektur<br />
ausmacht. Nun geht es nicht darum, eine reine Architektur wie<strong>der</strong>herzustellen, son<strong>der</strong>n sie<br />
aus ihrer Festlegung befreit, neu mit an<strong>der</strong>en Medien und Künsten zu kombinieren und zu<br />
montieren. Diese Befreiung <strong>der</strong> Architektur bedeutet keine völlige Loslösung von ihrer<br />
Bestimmung, sie ist von ihrer Vorherrschaft befreit. Da Architektur einen Sinn haben muß,