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Dekonstruktion – Beziehungen der Philosophie & Architekturtheorie ...

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Arbeit an <strong>der</strong> Grenze von Architektur und Skulptur vergleichbar. Gemeinsam versuchen sie<br />

die Grenze von <strong>Philosophie</strong> und Architektur zu dekonstruieren, Derrida als Philosoph und<br />

Eisenman als Architekt.<br />

Eisenman gibt die Vorstellung des selbstreferentiellen Objekts am Ende <strong>der</strong> 1970er Jahre auf.<br />

Durch die Beschäftigung mit Derridas Schriften zum Logozentrismus sieht er das essentielle<br />

Objekt als Präsenz eines Zentrums, die eine Metaphysik <strong>der</strong> Architektur begründet, die er<br />

aber überwinden will. Er verfolgt im weiteren, nach Derrida, einen textuellen<br />

Architekturbegriff, <strong>der</strong> von keinem Zentrum wie Sinn, Autor o<strong>der</strong> Objekt beherrscht wird.<br />

An dieser Stelle wird die Idee Eisenmans verständlicher, dass Entwurfssubjekt als Zentrum des<br />

Entwurfsprozesses aufzugeben, sodaß ein Objekt entstehen kann, was nicht länger dem<br />

Anthropozentrismus unterworfen ist. „ ...<strong>der</strong> Künstler/ Entwerfer büßt zwangsläufig seine<br />

auktoriale Rolle als zentraler Sinn- und Strukturerzeuger ein und löst den Entstehungsprozess des<br />

Werks aus dem Abbleitungssystem eines vorgefaßten Plans. Zugleich ist die Autonomie des<br />

Objekts nichts Vorgefundenes, son<strong>der</strong>n Ergebnis eines Herstellungsprozesses“. (ebd.18)<br />

Für Eisenman existiert keine Ursprungsintention am Beginn des architektonischen Prozesses.<br />

Die Bedeutung eines Gebäudes liegt dem Entwurf nicht schon voraus, son<strong>der</strong>n ist <strong>der</strong> Effekt<br />

des Erzeugens selbst. Der Beginn eines Entwurfs ist von daher beliebig. Das heißt, er ist<br />

künstlich o<strong>der</strong> fiktiv und nicht naturgegeben o<strong>der</strong> einer universellen Norm folgend. Der<br />

Entwurfsprozess wird nicht durch ein Ziel festgelegt. Entwerfen wird als Schreiben von<br />

Architektur aufgefaßt. Eisenman versteht Architektur als ein „über jede Sinnverfügung<br />

hinausgehende(n) Text.“ (ebd.20)<br />

Eisenman dekonstruiert entsprechend auch die traditionelle Vorstellung einer stabilen<br />

Identität des Ortes. Er verwendet zunehmend fiktive Bezüge, wie zum Beispiel erfundene<br />

Vergangenheiten eines Ortes. Eisenman entwickelt eine <strong>Architekturtheorie</strong> in <strong>der</strong> Architektur<br />

als Text, einer geordneten Menge von Zeichen fungiert. Die Zeichen weisen als Signifikanten<br />

auf etwas Abwesendes. Das heißt, daß die Präsenz von Architektur, Abwesendes mit<br />

einschließt und gleichzeitig als Objekt anwesend ist.<br />

Beispielsweise geht es in Eisenmans Projekt Haus Guardiola (s. Abb.) um die Idee von Abdruck<br />

und Spur. Diese sind die Form einer Vorstellung von <strong>der</strong> Reziprozität von Körper und Leere<br />

und die Idee einer Präsenz <strong>der</strong> Abwesenheit.<br />

„Architektur als Erfahrung... thematisiert das neuzeitliche Verhältnis von Subjekt und<br />

Objekt“ (Schwarz 1991 48) Eisenman entwickelt architekturtheoretisch das Konzept<br />

<strong>der</strong> Anerkennung des Unverfügbaren, des An<strong>der</strong>en. Er arbeitet „seit Jahren an einem<br />

Konzept <strong>der</strong> Architektur als Erfahrungsraum des An<strong>der</strong>en“ ( Schwarz 1993 48)<br />

Eisenman kritisiert die Vorstellung einer natürlichen Schönheit, die als wahre Schönheit in <strong>der</strong><br />

Ästhetik die Regeln bestimmt. Er vollzieht die Entwicklung <strong>der</strong> Ästhetik des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

vom Objekt zum Subjekt, von <strong>der</strong> Schönheit zur Wirkung, noch einmal nach. (vgl. Schwarz<br />

1991 54) Die Architekturästhetik sieht Eisenman in Bezug auf das Schönheitsideal erneut<br />

hinter <strong>der</strong>, <strong>der</strong> Ästhetik <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne, zurückliegend. Er versucht sie zeitgemäß wie<strong>der</strong><br />

anzuschliessen. Dabei spielen „die Anerkennung des Nicht-mehr-Schönen, des Hässlichen,<br />

Schreckenerregenden, Dissonantischen und Inkommensurablen als ästetisches<br />

Phänomen“ (ebd.,f) eine Rolle. Eisenman verwendet Begriffe wie das Erhabene und das<br />

Groteske und schließt hier an die Ästhetische Theorie Adornos (1970) an.<br />

Das Erhabene demontiert „das Herrschaftsgefüge <strong>der</strong> instrumentellen Rationalität“ ( Schwarz<br />

1995 24) und ermöglicht die befreiende Erfahrung des Unverfügbaren. „ Im Erhabenen<br />

resituiert sich ästhetisch auf nicht subjekt-zentrierte Weise ein An<strong>der</strong>es <strong>der</strong> Vernunft.“ ( ebd.23)<br />

In diesem Sinne will Eisenman die Architektur als Manifestation des Ungewissen<br />

reformulieren. Die Architektur als Erfahrung entspricht nach Eisenman <strong>der</strong> Unmöglichkeit<br />

<strong>der</strong> Besitzergreifung des Gegenstandes o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Architektur. Mit <strong>der</strong> Anerkennung des<br />

Unverfügbaren wächst die Freiheit und Gewaltlosigkeit für das Subjekt gegenüber seinem

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