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Dekonstruktion – Beziehungen der Philosophie & Architekturtheorie ...

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es die Ausstellung von Gemälden kaum ermöglicht. Dazu sagt Eisenman: „ Vielleicht sollte<br />

man die Gemälde än<strong>der</strong>n.“ ( zit. n. Schwarz 1991 50) Jencks kritisiert dieses Denken als Ich-<br />

bezogen und elitär, das mit dem normalen Leben nichts zu tun hat.<br />

Er findet, daß Eisenman eine nihilistische Variante <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne vertritt, wobei er in seiner<br />

Kritik die humanistische Mo<strong>der</strong>ne unterschlägt. Das entspricht Jencks Eischätzung, dass sich<br />

die Mo<strong>der</strong>ne Architektur an eine Elite richtete, und „Die Postmo<strong>der</strong>ne versucht, den Anspruch<br />

des Elitären zu überwinden,...“. ( Jencks 1988b 88)<br />

Jencks beurteilt vereinheitlichend in seinem viel veröffentlichten Text über Die Architektur <strong>der</strong><br />

<strong>Dekonstruktion</strong> Die Freuden <strong>der</strong> Absenz:<br />

„Hier treffen wir auf ein dem <strong>Dekonstruktion</strong>ismus eigenes Paradoxon. Nachdem sie mit<br />

Roland Barthes den „Tod des Autors“, die „Freuden des Textes“ verkündet hatten und nach<br />

gemeinsamer Schaffung zahlreicher Texte o<strong>der</strong> „ intertextuality“, erzeugen Designer wie<br />

Hadid, Libeskind und Eisenman das Äußerste an individuellem Symbolismus, bei dem<br />

einzig <strong>der</strong> Autor die Befugnis besitzt, uns zu sagen, was er bedeutet. Dieser ultrapoetische<br />

Gebrauch von Sprache ist de facto privat und von daher autoritär; vollgültige<br />

architektonische Sprache muß per definitionem zugänglicher sein.“ ( Jencks 1988a 257)<br />

Für Bernard Tschumi steht Jencks Postmo<strong>der</strong>nebegriff <strong>der</strong> Architektur im Wi<strong>der</strong>spruch zur<br />

Postmo<strong>der</strong>ne in <strong>der</strong> <strong>Philosophie</strong>. Er sieht den Rückgriff <strong>der</strong> Architekten, wie Jencks, auf<br />

Bedeutung, Symbol, Kodierung und „Doppelkodierung“ als Mythos <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne, <strong>der</strong> im<br />

Gegensatz zur Kritik des festgelegten Bedeutungszusammenhangs <strong>der</strong> philosophischen<br />

Postmo<strong>der</strong>ne steht. Posthumanistisch ist für Tschumi nicht die Metapher, die für eine Echtheit<br />

bürgt und die je<strong>der</strong> Mensch auf <strong>der</strong> Strasse versteht und im allgemeinen Werteverlust noch<br />

Orientierung bietet, son<strong>der</strong>n das Infragestellen <strong>der</strong> humanistischen Stilkriterien. Die<br />

Bedeutung <strong>der</strong> Architektur ist sozial erzeugt und nicht transparent und symbolisch zu<br />

repräsentieren. Tschumi nennt Jencks Sicht „englisch-konsumistisch(en)“ ( zit. n. Welsch 57). Er<br />

sieht seine Architektur eher dem Inhalt <strong>der</strong> philosophischen Postmo<strong>der</strong>ne verbunden, was er<br />

entsprechend im Projekt des Parc de La Villette in <strong>der</strong> Zusammenarbeit mit den Philosophen<br />

umsetzt.<br />

Wolfgang Welsch macht deutlich, dass die Diskussion innerhalb <strong>der</strong> Architektur über<br />

Postmo<strong>der</strong>ne und <strong>Dekonstruktion</strong> viel schwieriger ist als <strong>der</strong> Diskurs in <strong>der</strong> <strong>Philosophie</strong>. Er<br />

unterscheidet in seinen Betrachtungen <strong>der</strong> Architektur zwischen neohistoristischem<br />

Fassadendekor und postmo<strong>der</strong>ner Architektur. Er sieht das Leugnen <strong>der</strong> Verbindungen<br />

zwischen postmo<strong>der</strong>ner und dekonstruktivistischer Architektur einerseits und <strong>der</strong><br />

Verbindung von <strong>Dekonstruktion</strong> in <strong>der</strong> <strong>Philosophie</strong> und <strong>der</strong> Architektur an<strong>der</strong>erseits, als<br />

verständlichen Versuch, die Autonomie <strong>der</strong> Architektur zu sichern. Welsch findet aber<br />

strukturelle Entsprechungen zwischen Tschumi, Eisenman und Derrida in ihren theoretischen<br />

Bemühungen. Diese sind <strong>der</strong> Grund, sie zu untersuchen, und sie nicht wie Wigley als zufällig<br />

abzutun. (siehe oben)<br />

Mark Wigley untersucht seinerseits die Beziehung zwischen Architektur, Kunst und<br />

<strong>Philosophie</strong>, in Bezug auf die <strong>Dekonstruktion</strong>. Er führt die <strong>Dekonstruktion</strong> Derridas weiter,<br />

indem er Derridas Schriften auf verborgene Bezüge zur Architektur und dem Raum, die nicht<br />

vor<strong>der</strong>gründig angesprochen, aber doch enthalten sind, untersucht.<br />

„Architektur sollte nicht als eine Art von Schrift gedacht werden, wie dies so viele<br />

Lektüren <strong>der</strong> dekonstruktiven Theorie im architektonischen Diskurs unternommen<br />

haben; angebracht wäre es einmal, Schrift als eine Art von Architektur zu denken und<br />

die in Derridas Diskurs bereits eingelassene Architektur aufzuspüren.“ ( Wigley 81)<br />

Die Postmo<strong>der</strong>ne <strong>der</strong> Architektur fasst, wie Jencks es äußert, ihre vielen Inhalte nur in einer<br />

pluralistischen Definition. Es ist also nicht klar, was ein postmo<strong>der</strong>ner Architekt und ein

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