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Ursprung und Ursprünglichkeit - Walter Peter Gerlach ...

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<strong>Peter</strong> <strong>Gerlach</strong>, <strong>Ursprung</strong><br />

„Nicht ist ihr [der Kunst] Wesen“ - kritisierte Adorno dieses Ansinnen - „aus dem <strong>Ursprung</strong> deduzibel,<br />

so als wäre das Erste eine Gr<strong>und</strong>schicht, auf der alles Folgende aufbaute <strong>und</strong> einstürze, sobald sie<br />

erschüttert ist. Der Glaube, die ersten Kunstwerke seien die höchsten <strong>und</strong> reinsten, ist späteste<br />

Romantik: nicht mit minderem Recht ließe sich vertreten, die frühesten kunsthaften Gebilde,<br />

ungeschieden von magischen Praktiken, geschichtlicher Dimension, pragmatischen Zwecken wie<br />

dem, durch Rufe oder geblasene Töne über weite Strecken sich vernehmbar zu machen, seien trüb<br />

<strong>und</strong> unrein; die klassizistische Konzeption bediente sich gerne solcher Argumente.“ 42<br />

Mit den – heimlich oder offen geliebten – Zügen eines von der Gesamtentwicklung Überholten<br />

bedrückt seitdem alle Kunst die verdächtige Hypothek, nicht ganz mitgekommen, also regressiv zu<br />

sein. Dennoch bedienten <strong>und</strong> bedienen sich Künstler seitdem jener Lebensbereiche als<br />

Inspirationsquelle, die angesichts der Steigerung technischer Effizienz <strong>und</strong> ökonomischer Rationalität<br />

vom triumphierenden Bürgertum als ineffektiv, als regressiv beiseite geschobenen waren: der<br />

Kindheit (als der bereits seit dem 17. Jahrh<strong>und</strong>ert in den Blick genommenen erneut), des „Primitiven“<br />

<strong>und</strong> der Geisteskrankheit. Die „Natur“ indessen ist sowohl ästhetisch den einen wie ökonomisch den<br />

anderen verdächtig, weil die Grenzen ihrer Ausbeutbarkeit zu offensichtlich geworden sind.<br />

Ästhetische Verhaltensweise wird in Kunst konserviert. Kunst ist ihrer unbedingt bedürftig. Und darin<br />

versammelt sich, was seit jeher von Zivilisation gewalttätig weggeschnitten oder unterdrückt wurde,<br />

mitsamt dem Leiden der Menschen unter dem ihnen Abgezwungenem. Das äußert sich nur in<br />

originären Gestalten von Mimesis, die jedem menschlichen Tun <strong>und</strong> Verhalten immanent sind. Kunst<br />

zeichnet sich dadurch aus, daß das in ihr zum zentralen Thema gemacht wird. 43<br />

_ ._ ._ . _ . _ . _<br />

Anmerkungen:<br />

http://www.kunstserviceg.de/gerlach 9 von 13

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