1993 - Adalbert Stifter Gymnasium
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flüchtig gesehen. Die Rückfahrt per U-Bahn gelang trotz fehlenden<br />
Kleingelds und defekter Wechselautomaten unter freundlicher<br />
Mithilfe eines Stationsvorstehers, und der Abendspaziergang<br />
zur Fontana di Trevi und zur Spanischen Treppe bot endlich Gelegenheit,<br />
Verbindungen zu anderen Jugendgruppen anderer Länder<br />
zu knüpfen (z.B. Leo, Niedernburg).<br />
Der Montag führte uns in die Altstadt. Wir bedauerten im mächtigen<br />
Pantheon, daß es nicht regnete, bewunderten in S. Maria sopra<br />
Minerva den nackten Renaissance-Christus Michelangelos, gedachten<br />
kurz im Vorbeigehen des inzwischen auch kirchlich rehabilitierten<br />
Galileo Galilei, erfuhren Interessantes über den keuschen<br />
Aloisius (schon mit 19 Jahren gestorben) und durften vor<br />
dem italienischen Parlament eine Mini-Demo gegen die Korruption<br />
miterleben - sozusagen ein Gang durch die römische Geschichte<br />
bis zur Gegenwart. Am Ära Pacis schloß sich wieder der Kreis<br />
zur Antike, die auch den Nachmittag prägte: Im Süden Roms die<br />
Via Appia befahrend, konnten wir südliche Atmosphäre genießen,<br />
während der Busfahrer - ihm sei an dieser Stelle ein Lob ausgesprochen<br />
- sich voll darauf konzentrieren mußte, nicht in zwei<br />
Schlaglöchern gleichzeitig - und dann rettungslos - zu versacken.<br />
Ein besonders tiefer Eindruck - nicht nur, weil wir fast 30 Meter<br />
unter die Erde stiegen, - blieb von der Katakombe des Calixtus, in<br />
der die frühen Christen im Tuff begraben liegen - Asche zu Asche.<br />
Ein profunder Führer räumte mit pseudohistorischen Vorurteilen<br />
auf und erläuterte die archäologischen Probleme und Leistungen.<br />
Die Rückfahrt endete in der Spätantike, als die Christen bereits ge-<br />
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duldet waren: Größe und Pracht von S. Paolo fuori le mura zeigen<br />
erwachtes Selbstbewußtsein.<br />
Am Mittwoch vormittag standen zwei Angebote zur Auswahl, die<br />
für den Rombesucher eigentlich beide ein absolutes Muß darstellen<br />
- die Vatikanischen Museen und eine Papstaudienz. Die größere<br />
Gruppe sah sich Kunstschätze an (erwähnt seien nur der Laokoon,<br />
Raffaels Verklärung Christi, Tizians Maria, die prunkvollen<br />
Säle des Borgia-Flügels und natürlich die Sixtinische Kapelle als<br />
Höhepunkt) - doch mehr als ein flüchtiger Eindruck läßt sich auch<br />
in vier Stunden kaum gewinnen, selbst wenn man gezielt vorgeht.<br />
Demgegenüber mußten sich die Papstbesucher mit Geduld wappnen.<br />
Und wer nicht um 8.15 Uhr bereits an der richtigen Türe wartet<br />
(und wer nicht Frau Della Rocca mit ihren glänzenden Verbindungen<br />
hat), der wird den Papst nur sehr von weitem zu sehen bekommen<br />
- besonders wenn der Pilger, unbedarft und unbedacht,<br />
auch noch ein Taschenmesser bei sich trägt. Durch die Hilfe unserer<br />
italienischen Freundin, die uns allen in diesen Tagen sehr ans<br />
Herz gewachsen ist, erlebten wir jedoch im wahrsten Sinne einen<br />
Papst zum Anfassen - wer wird das je vergessen?<br />
Der Nachmittag gehörte dem Petersdom in allen Einzelheiten, mit<br />
dem kleinen Längenunterschied zum Passauer Dom und mit einem<br />
Höhenunterschied von über 130 Metern von den Papstgrotten<br />
bis hinauf auf die Kuppel. Bei herrlichem Wetter bot sich hier<br />
ein imposanter Blick weit über die Ewige Stadt. Und nach dem<br />
Wendelaufstieg erlebten sich einige sogar als Pol der Welt: Sie<br />
standen, und ganz Rom drehte sich um sie.