1993 - Adalbert Stifter Gymnasium
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Was Anne Frank uns heute sagt.<br />
Brennende Asylanten-Heime, Mordanschläge auf Ausländer, häßliche<br />
Schmierereien auch an unserer Schule: Intoleranz und Fremdenhaß,<br />
wesentliche Elemente auch der nationalsozialistischen<br />
Greueltaten, greifen heute wieder mehr und mehr um sich. So begrüßte<br />
es die Klasse 9c einstimmig, als Frau Perschi uns einen gemeinsamen<br />
Besuch der Passauer ANNE-FRANK-Ausstellung am<br />
27.4.93 vorschlug.<br />
Anne Frank - wohl kein anderes persönliches Schicksal kann uns<br />
heute drastischer den Wahnsinn politisch verführter und enthemmter<br />
Bürger verdeutlichen, als das kurze tragische Leben des<br />
jüdischen Teenagers, eines Mädchens gerade mal so alt wie wir,<br />
das sich Anfang der Vierziger-Jahre rund 26 Monate lang mit seiner<br />
Familie und weiteren Bekannten auf dem Speicher eines<br />
holländischen Hinterhauses vor Hitlers Gestapo verstecken mußte:<br />
Den ganzen Tag über absolut stumm, da die verängstigten<br />
Flüchtlinge davon ausgehen mußten, daß ein einziges Wort, von<br />
Nachbarn aufgeschnappt, sie in ihrem Versteck verraten könnte -<br />
was dann schließlich auch geschah ...<br />
-66-<br />
Annes Tagebuch über diese fürchterliche Leidenszeit, in den Alltagsproblemen<br />
der Familie so beeindruckend lebensnah, in nüchterner<br />
Sprache und bis zuletzt voller Hoffnung niedergeschrieben,<br />
ist das wohl erschütterndste Dokument der Nazi-Zeit. Und die<br />
Passauer Ausstellung hat uns jetzt mit den Fotos der einzelnen<br />
Mitglieder der Familie Frank, den Bildern des Speicher-Verschlages,<br />
den erschütternden KZ-Aufnahmen und auch den Fotografien<br />
der so mutigen Widerstandskämpfer der "Weißen Rose" diese<br />
schreckliche Zeit in bedrückender Weise plastisch nähergebracht.<br />
Die Ausstellung hat sicherlich allen von uns auch vermittelt, daß<br />
es wohl letztlich an uns liegen wird, daß aus den Hetzparolen, wie<br />
sie leider auch an unserer Schule zu finden waren, kein neuer<br />
brauner Terror entsteht.<br />
Nina Zimmermann, 9c