02/2012 - Harnwegsinfektionen - Was ist Nephrologie?
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nEPhrO Script<br />
Stellenwert der mikrobiologischen Diagnostik bei<br />
<strong>Harnwegsinfektionen</strong><br />
<strong>Harnwegsinfektionen</strong> zählen zu den häufigsten<br />
bakteriellen Infektionen und spielen sowohl in<br />
der Praxis als auch im Krankenhaus eine bedeutende<br />
Rolle. Die Res<strong>ist</strong>enzraten des Indikatorerregers<br />
Escherichia coli (E. coli) liegen für viele Antibiotika<br />
bereits in einem Bereich, der die Substanzen<br />
für die Empirie nur mehr eingeschränkt<br />
empfehlen lässt. Im Folgenden werden das Erregerspektrum<br />
und die aktuelle Res<strong>ist</strong>enzsituation<br />
dargestellt, um die Rolle des Antibiogramms als<br />
wichtigen Bestandteil des Harnbefunds zu veranschaulichen.<br />
Leitkeim E. coli<br />
Als Erreger Nummer eins <strong>ist</strong> Escherichia coli (Abbildung)<br />
sowohl im ambulanten Bereich als auch im Krankenhaus<br />
nach wie vor der mit Abstand häufigste Erreger<br />
von <strong>Harnwegsinfektionen</strong> (HWI). Das gilt in gleichem Maß<br />
für den einfachen akuten wie für den komplizierten Infekt<br />
oder die Urosepsis. Die Bedeutung des Erregers spiegelt sich<br />
auch in den im österreichischen Res<strong>ist</strong>enzbericht AURES<br />
publizierten Daten zur Bakteriämie wider. Demnach <strong>ist</strong> E.<br />
coli der am häufigsten aus Blutkulturen isolierte gramnegative<br />
Erreger. Zwischen den Jahren 2000 und 2010 wurden<br />
in EARS-Net über 20.000 durch E. coli verursachte Bakteriämien<br />
erfasst, wobei die jährliche Inzidenz zunehmend<br />
anstieg. Die Inzidenz der E.-coli-Bakteriämie liegt derzeit<br />
bei 41,4/100.000 ÖsterreicherInnen.<br />
Seit dem Jahr 2008 werden neben Blutkulturisolaten auch<br />
Harnisolate im AURES dargestellt. Der diesbezüglich re-<br />
12<br />
fOcuS<br />
u Aufgrund der Res<strong>ist</strong>enzsituation <strong>ist</strong> bei der Abklärung von <strong>Harnwegsinfektionen</strong><br />
zunehmend eine mikrobiologische Diagnostik mit Antibiogramm erforderlich.<br />
u E. coli <strong>ist</strong> sowohl im ambulanten Bereich als auch im Krankenhaus nach wie vor<br />
der mit Abstand häufigste Erreger von <strong>Harnwegsinfektionen</strong><br />
u Aminopenicilline müssen unbedingt mit einem β-Laktamasehemmer kombiniert werden.<br />
u Cephalosporine sollten ausschließlich im Spitalsbereich, ausreichend hoch dosiert und intravenös<br />
verabreicht werden.<br />
u Bei Einsatz von Fluorochinolonen <strong>ist</strong> ein initiales Antibiogramm unverzichtbar.<br />
Prim. univ.-Doz.<br />
Dr. Petra apfalter<br />
Institut für Hygiene, Mikrobiologie<br />
und Tropenmedizin,<br />
Nationales<br />
Referenzzentrum für nosokomiale<br />
Infektionen<br />
und Antibiotikares<strong>ist</strong>enz<br />
A. ö. Krankenhaus der<br />
Elisabethinen Linz und<br />
analyse BioLab GmbH<br />
zente Datensatz umfasst rund 24.000 E.-coli-Primärisolate,<br />
die in sieben Zentren ausgewertet wurden,<br />
und die zu gleichen Teilen aus dem niedergelassenen<br />
und dem Spitalsbereich stammen.<br />
Diesen Daten dürften den akuten, unkomplizierten<br />
Harnwegsinfekt allerdings nur bedingt<br />
abbilden. Denn der größere Teil der Isolate dürfte<br />
von komplizierten oder rezidivierenden Infektionen<br />
stammen, weil hauptsächlich in diesen Situationen<br />
eine mikrobiologische Untersuchung<br />
durchgeführt wird. Dies erklärt auch, warum in<br />
diesen Daten hinsichtlich der Res<strong>ist</strong>enzsituation<br />
zwischen dem niedergelassen Bereich und dem<br />
Krankenhaus keine allzu großen Unterschiede zu<br />
finden sind.<br />
Eine eigene Stichprobe (aus einem oberösterreichischen<br />
Krankenhaus mit urologischer Abteilung) von Harnproben<br />
aus dem Jahr 2011 bestätigt den Bundestrend: In<br />
2.500 von über 4.500 Harnproben wurden Enterobakterien<br />
als kausales Agens identifiziert. In 1.600 Fällen handelte es<br />
sich um E. coli (> 60 %), gefolgt von Klebsiella spp. (13 %),<br />
Proteus spp. (8 %), Enterobacter spp. (5 %) und anderen Arten.<br />
Auch über 1.200 analysierte Harnproben aus dem niedergelassenen<br />
Bereich in Oberösterreich aus dem Jahr 2011<br />
ergaben – in Abhängigkeit von der Qualität und damit der<br />
angewendeten Bewertungskriterien der Harnproben – Nachweisraten<br />
von E. coli zwischen 62 % (nur eine Spezies und<br />
in einer Keimzahl von ≥ 10 5 /ml nachgewiesen) und 71 %<br />
(nur eine Spezies und in einer Keimzahl von ≥ 10 7 /ml nachgewiesen).<br />
Das Verhältnis von Nonfermentern zu Entero-<br />
bakterien lag bei 1 : 10, mit > 80 % Pseudomonas aeru-<br />
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