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02/2012 - Harnwegsinfektionen - Was ist Nephrologie?

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fOcuS<br />

Therapie der hWI nach nierentransplantation<br />

HWI nach Nierentransplantation verlaufen bis hin zur Urosepsis<br />

oftmals klinisch inapparent. In der Regel <strong>ist</strong> eine initial<br />

empirische Therapie mit sehr gut harngängigen Antibiotika<br />

notwendig, die sowohl gramnegative als auch grampositive<br />

Erreger erfassen. An den me<strong>ist</strong>en Zentren wird bei<br />

Verdacht auf schnell aszendierende HWI bzw. bei inzipienter<br />

Urosepsis unverzüglich mit einer intravenösen Antibiotikatherapie<br />

begonnen.<br />

Zur Dauer der Therapie bei HWI nach Nierentransplantation<br />

ex<strong>ist</strong>ieren keine gültigen Richtlinien auf Basis solider<br />

klinischen Daten. Eine ältere Empfehlung sieht eine Therapiedauer<br />

bei nachgewiesenem HWI vor allem innerhalb<br />

der ersten Monate nach Transplantation von 14–21 Tagen<br />

vor, während bei stabil Transplantierten ähnlich wie in der<br />

Normalbevölkerung eine Behandlungsdauer von 5 bis 7<br />

Tagen vorgeschlagen wird. Diese Empfehlung macht insofern<br />

Sinn, als die putative Einn<strong>ist</strong>ung virulenter Keime in<br />

das Blasenepithel, wie für E. coli experimentell mehrfach<br />

beschrieben, möglicherweise aktiv verhindert werden kann.<br />

Dadurch könnten spätere, für Organ und Patienten schädliche<br />

HWI-Rekurrenzen im Sinne auch eines chronischen<br />

HWI reduziert werden. 3 Bei mehrfachen HWI-Rekurrenzen<br />

trotz intensiver Antibiose und fehlender Antibiotikares<strong>ist</strong>enz<br />

sollte sofort eine weiterführende Bildgebung veranlasst werden<br />

(CT, MR-Urographie etc.), um z. B. Steine, komplexe<br />

Zysten, etwaige Abflusshindernisse, rektovesikale F<strong>ist</strong>eln<br />

(Cave z. B. bei putridem Sekret als Hinweis für F<strong>ist</strong>eln!) etc.<br />

zu erfassen. Zudem <strong>ist</strong> eine urologische Abklärung einzuleiten<br />

(Urodynamik, Miktionszystogramm), bevor schließ-<br />

nEPhrO Script<br />

lich eine langfr<strong>ist</strong>ige Antibiotikatherapie (> 3 Monate) eingeleitet<br />

wird.<br />

Offenes Thema asymptomatische Bakteriurie<br />

Im Gegensatz zur Normalbevölkerung ex<strong>ist</strong>ieren für Transplantationspatienten<br />

leider keine Therapieempfehlungen<br />

für die asymptomatische Bakteriurie. Dies liegt vor allem<br />

daran, dass bislang keine konzisen Studien zu den möglichen<br />

Folgen einer asymptomatischen Bakteriurie vorliegen. Bislang<br />

publizierte Studien brachten heterogene Ergebnisse.<br />

Es <strong>ist</strong> aber davon auszugehen, dass bestimmte Bakterienstämme<br />

eine deutlich erhöhte Organtoxizität besitzen. So<br />

exprimieren etwa verschiedene Bakterienstämme Fimbrien,<br />

die eine Inflammation auslösen und damit auch das Transplantat<br />

schädigen können. Die Entscheidung, rezidivierende<br />

asymptomatische Bakterurien zu therapieren, bleibt allerdings<br />

letztlich eine klinische, die jedoch mehrere Faktoren,<br />

wie eine geringere oder komplex ausgeprägte klinische Symptomatik<br />

(z. B. erhöhtes CRP ohne Fieber und/oder Leukozytose)<br />

unter Immunsuppression und Niereninsuffizienz,<br />

das Ausmaß der Bakteriurie (z. B. hohe Keimzahlen), Isolation<br />

potenziell eher uropathogener Keime (z. B. E. coli vs.<br />

Enterokokken), Transplantatfunktion (z. B. progressive<br />

Dysfunktion ohne kausale Anhaltspunkte nach Biopsie) etc.,<br />

berücksichtigen sollte. ■<br />

1 Säeman MD, Hörl WH, Urinary tract infection in renal transplant recipients. Eur J Clin<br />

Invest 2008; 38:58–65<br />

2 Pelle G et al., Acute Pyelonephritis represents a risk factor impairing long-term kidney graft<br />

function. Am J Transplant 2007; 7:899–907<br />

3 Hannan TJ et al., Host-pathogen checkpoints and population bottlenecks in pers<strong>ist</strong>ent and<br />

intracellular uropathogenic Escherichia coli bladder infection. FEMS Microbiol Rev. <strong>2012</strong>;<br />

36(3):616-48<br />

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