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02/2012 - Harnwegsinfektionen - Was ist Nephrologie?

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nEPhrO Script<br />

geren Frauen nicht erforderlich <strong>ist</strong>. Unentbehrlich <strong>ist</strong> eine<br />

Harnkultur zur Erregeridentifikation und Sensibilitätstestung<br />

bei komplizierten und chronischen Harnwegsinfekten. Zum<br />

Ausschluss einer Harnstauung bzw. einer Obstruktion im<br />

Bereich der Harnwege gilt die Sonographie als das primäre<br />

Verfahren (Fünfstück et al., DMW <strong>2012</strong>).<br />

Therapie<br />

Eine unkomplizierte akute Zystitis we<strong>ist</strong> eine Spontanheilungsrate<br />

von 30–50 % auf (Ferry, Scand J Prim Health<br />

Care 2007). Unter einer antimikrobiellen Therapie klingen<br />

die Beschwerden aber nicht nur rascher ab, diese sichert<br />

darüber hinaus eine weitgehende Erregerelimination. Bei<br />

akuter unkomplizierter Zystitis <strong>ist</strong> durch eine Kurzzeitbehandlung<br />

– me<strong>ist</strong> über 1–3 Tage – eine Infektsanierung<br />

möglich. Dies gewährle<strong>ist</strong>et eine gute Patientencompliance,<br />

reduziert Nebenwirkungen und begrenzt den Selektionsdruck<br />

für res<strong>ist</strong>ente Erreger. Eine Einmaltherapie, z. B. mit<br />

Fosfomycin, <strong>ist</strong> gleich effizient wie vergleichbare Antibiotika<br />

in längerer Therapie (Fallagas, J Antimicrob Chemother<br />

<strong>2012</strong>). Aufgrund der Res<strong>ist</strong>enzsituation muss die Verordnung<br />

von Cotrimoxazol/Trimethoprim kritisch bewertet<br />

werden. Empirische Therapieentscheidungen sind in Kenntnis<br />

der Infektionsanamnese und der regionalen Res<strong>ist</strong>enzsituation<br />

zu treffen. Bei Chinolonen und Cephalosporinen<br />

besteht ein erhöhtes Risiko für mikrobiologische Kollateralschäden,<br />

die zu einer Selektion res<strong>ist</strong>enter Erreger oder<br />

zu C.-difficile-Infektionen führen. Daher sollten diese bei<br />

der Zystitis nicht als Mittel der 1. Wahl verwendet werden.<br />

Die Abbildung gibt einen Überblick über Mittel der 1. und<br />

2. Wahl hinsichtlich der Behandlung eines unkomplizierten<br />

Harnwegsinfektes inklusive Dosierung bei normaler Nierenfunktion.<br />

unkomplizierte Zystitis: Bei unkomplizierter Zystitis <strong>ist</strong><br />

eine empirische Therapie mit Antibiotika ohne oder mit<br />

nur geringer Res<strong>ist</strong>enzproblematik indiziert.<br />

pyelonephritis: Insbesondere bei Verdacht auf Pyelonephritis<br />

sollte in Kenntnis der lokalen Res<strong>ist</strong>enzsituation eine<br />

Behandlung so früh wie möglich begonnen werden, um die<br />

Entwicklung einer interstitiellen Nephritis oder eine Progression<br />

einer Niereninsuffizienz zu begrenzen. Komplizierte<br />

Harnwegsinfekte sind häufig Ursache einer Urosepsis. Therapiemaßnahmen<br />

müssen so früh wie möglich eingeleitet<br />

werden (innerhalb von einer Stunde). Die Antibiotikaauswahl<br />

erfolgt empirisch nach vorheriger Abnahme einer Harn-<br />

und Blutkultur. Die antimikrobielle Therapie muss sich an<br />

der lokalen Erregersituation und dann am mikrobiologischen<br />

Befund orientieren.<br />

22<br />

fOcuS<br />

Asymptomatische Bakteriurie: Eine asymptomatische Bakteriurie<br />

erfordert nach heutigem Wissensstand keine Therapie.<br />

Eine Behandlung derselben sollte nur erfolgen:<br />

1) in der Gravidität<br />

2) nach einer Organtransplantation (Monat 1–6 nach Nierentransplantation)<br />

3) vor traumatisierenden Eingriffen am Urogenitaltrakt.<br />

rezidivierender Harnwegsinfekt: Beim rezidivierenden<br />

Harnwegsinfekt gilt es zwischen Früh- und Spätrezidiven<br />

zu unterscheiden (innerhalb von 4–6 Wochen oder nach<br />

4–6 Wochen). Frührezidive können durch pers<strong>ist</strong>ierende<br />

Keime ausgelöst werden, bei Spätrezidiven kann es sich um<br />

eine Reinfektion mit anderen Erregern handeln.<br />

Bei Rezidiven eines unkomplizierten HWI <strong>ist</strong> eine erneute<br />

Kurztherapie möglich, während komplizierte HWI auch<br />

nach rascher Besserung der klinischen Symptomatik eine<br />

längere Therapie bis zu 10 Tage erfordern. In beiden Fällen<br />

<strong>ist</strong> es ratsam, die Therapie mit einem Antibiotikum einer<br />

anderen Gruppe zu beginnen und diese gegebenenfalls dem<br />

mikrobiologischen Befund anzupassen.<br />

Hinsichtlich der Prävention rezidivierender unkomplizierter<br />

Harnwegsinfekte bieten sich vielfältige Behandlungsmöglichkeiten<br />

an (kontinuierliche Verordnung von Antibiotika<br />

in reduzierter Dosis, Vakzination, Stabilisierung der lokalen<br />

Laktobazillenflora, lokale Östrogensubstitution, L-Methionin).<br />

Solche Therapiemaßnahmen können sinnvoll sein,<br />

wenngleich dazu keine randomisierten kontrollierten Studien<br />

vorliegen. ■<br />

nEPhrO Spot<br />

Entstehung und Verlauf eines harnwegsinfektes sind durch die<br />

Pathogenität und Virulenz der Infektionserreger sowie die Effizienz<br />

der wirtsspezifischen abwehrreaktion geprägt. rationale<br />

diagnostische Strategien sollten sich vorrangig am klinischen<br />

Bild der Infektion orientieren. Zur Therapie der unkomplizierten<br />

spontanen Zystitis empfehlen sich fosfomycin oder bei<br />

entsprechender res<strong>ist</strong>enzlage nitrofurantoin. Bei Kenntnis der<br />

lokalen res<strong>ist</strong>enzsituation (E. coli-res<strong>ist</strong>enz!) können weiterhin<br />

cotrimoxazol und Trimethoprim eingesetzt werden.<br />

Strategien zur Prävention rezidivierender hWI sollten darauf<br />

abzielen, die Virulenz uropathogener Erreger zu begrenzen,<br />

deren adhäsion am uroepithel zu hemmen sowie wirtsspezifische<br />

lokale abwehrmechanismen zu stabilisieren.<br />

Zu betonen <strong>ist</strong>, dass eine kurzzeitige Stoßtherapie (1–3 Tage)<br />

bei der unkomplizierten Zystitis derzeit als Standardtherapie<br />

gilt.

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