02/2012 - Harnwegsinfektionen - Was ist Nephrologie?
02/2012 - Harnwegsinfektionen - Was ist Nephrologie?
02/2012 - Harnwegsinfektionen - Was ist Nephrologie?
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
nEPhrO Script<br />
28<br />
Tabelle 2: Therapieempfehlung zur Behandlung<br />
der akuten unkomplizierten Pyelonephritis<br />
Ciprofloxacin<br />
Levofloxacin<br />
alternativ bzw. Mittel der 2. Wahl<br />
adaptiert werden sollte, kommt dem Ultraschall in der Planung<br />
der Therapie eine entscheidende Bedeutung zu. So<br />
sollten eine Harnstauungsniere wie auch Restharnbildung<br />
der Harnblase unmittelbar ausgeschlossen werden.<br />
Bildgebende Verfahren<br />
500 mg 2-mal tgl. initial,<br />
400 mg i. v. 2-mal tgl.<br />
500 mg 1-mal tgl. initial,<br />
500 mg i. v. 1-mal tgl.<br />
Ceftriaxon 2 g 1-mal tgl. i. v.<br />
7–10 Tage<br />
7–10 Tage<br />
Cefpodoximproxetil 200 mg 2-mal tgl. 10 Tage<br />
Amoxicillin/Clavulansäure 875/125 mg 2-mal tgl. 14 Tage<br />
ultraschall: Sonographisch manifestiert sich eine Pyelonephritis<br />
durch eine Urothelverdickung unterschiedlichen<br />
Ausmaßes im Bereich des Nierenbecken oder der Kelche,<br />
teilweise eine Erweiterung des Nierenbeckenhohlsystems<br />
bzw. eine Verbreiterung des Nierenparenchyms mit zonalen<br />
Veränderungen der Echogenität im Vergleich zur Gegenseite.<br />
Die Abgrenzung des Nierenparenchyms zum Perirenalraum<br />
<strong>ist</strong> unter Umständen verwaschen. Im Farbdoppler<br />
kann eine Hyperperfusion des Parenchyms mit zonalen Perfusionsausfällen<br />
die Entzündungsreaktion, das begleitende<br />
Ödem wie auch eine beginnende Abszedierung anzeigen.<br />
Abszesse sind als echoarme Raumforderung gut zu erkennen.<br />
Sie sind anfänglich unscharf berandet, demarkieren<br />
sich jedoch mit Fortdauer der Erkrankung. Oftmals können<br />
komplizierende Faktoren wie Steine des Harntraktes unmittelbar<br />
detektiert werden.<br />
röntgen: Eine radiologische Abklärung <strong>ist</strong> nur bei unklarer<br />
Diagnose oder fehlender Besserung auf eine adäquate antibiotische<br />
Therapie indiziert. Die Durchführung eines Ausscheidungsurogramms<br />
(IVP) in dieser Indikation <strong>ist</strong> bei<br />
Verfügbarkeit eines Computertomographen (CT) heute<br />
nicht mehr zeitgemäß. Eine CT kann idealerweise entzündliche<br />
und morphologische Veränderungen wie auch komplizierende<br />
Faktoren exakt darstellen und sollte, normale<br />
Nierenfunktionsparameter vorausgesetzt, mit Kontrastmittel<br />
durchgeführt werden. Bei Kontrastmittelallergie bzw.<br />
Schwangerschaft kann alternativ eine MRT (Magnetresonanztomographie)<br />
zur Bildgebung eingesetzt werden.<br />
Nuklearmedizin: Die Nierenszintigraphie mit Technetium<br />
99 eignet sich sowohl zur Quantifizierung der seitengetrennten<br />
Nierenfunktion als auch zur Darstellung von<br />
fOcuS<br />
Perfusionsausfällen und Parenchymdefekten. Aufgrund der<br />
geringeren Sensitivität im Vergleich zu CT oder MRT sind<br />
diese Untersuchungsmethoden in der Diagnostik der akuten<br />
Pyelonephritis nicht Methode der ersten Wahl. Sie eignen<br />
sich jedoch gut zur Verlaufskontrolle abgelaufener Pyelonephritiden<br />
insbesondere bei Patienten mit vesikoureteralem<br />
Reflux.<br />
Therapie<br />
akut unkomplizierte Pyelonephritis (Tabelle 2)<br />
Die antibiotische Behandlung der akuten unkomplizierten<br />
Pyelonephritis <strong>ist</strong> die Domäne der Fluorchinolone, sofern<br />
die Res<strong>ist</strong>enzlage bei E. coli nicht über 10 % liegt (EAU<br />
Guidelines 2011 LE 1b Grad A). Alternativ stehen Cephalosporine<br />
der 2. und 3. Generation zur Verfügung, wenn<br />
die Rate ESBL-res<strong>ist</strong>enter Keimen nicht über 10 % zeigt.<br />
Für solche Fälle sollte abhängig von der Klinik der Einsatz<br />
von Carbapenemen erwogen werden. Nach initialer parenteraler<br />
Gabe kann bei klinischer Besserung und vorliegendem<br />
Antibiogramm auf eine orale Gabe umgestellt werden. Begleitend<br />
sollte auf Bettruhe sowie ausreichende Hydrierung<br />
geachtet werden. Auf eine Ansäuerung des Harns sollte während<br />
der antibiotischen Therapie verzichtet werden. Diese<br />
würde bei der Verwendung von Fluorchinolonen zu einer<br />
Wirkungsabschwächung führen.<br />
akute komplizierte Pyelonephritis (Tabelle 3)<br />
Sowohl eine Urosepsis als auch eine abszedierende Pyelonephritis<br />
sind potenziell lebensbedrohliche Erkrankungen,<br />
die eine breite, hoch dosierte Antibiose erfordern. Die Therapieempfehlungen<br />
entstammen den S3-Leitlinien der DGU<br />
bzw. den Guidelines der EAU und sollten der lokalen Res<strong>ist</strong>enzlage<br />
angepasst werden.<br />
urosepsis – infizierte Hydronephrose: Die infizierte Hydronephrose<br />
stellt eine leider oft unterschätzte Form der<br />
Pyelonephritis dar. Durch eine Harnabflussstörung (Stein,<br />
Tumor oder Ureterabgangsstenose) aus dem infizierten Nierenbeckenkelchsystem<br />
wird eine Bakteriämie begünstigt und<br />
der Antibiotikatransport in die Niere sowie die Filtration<br />
in die ableitenden Harnwege verringert oder gar unterbunden.<br />
Aufgrund der immer noch erheblichen Letalität dieser<br />
Erkrankung erfordert die Therapie der Urosepsis ein interdisziplinäres<br />
Behandlungskonzept. Urologen, Intensivmediziner,<br />
Infektiologen und Mikrobiologen sind gefordert,<br />
eine unverzügliche multimodale Therapie einzuleiten. Kardiorespiratorische<br />
Überwachung und gegebenenfalls auch<br />
Therapie, Gerinnungsmanagement, eine unverzügliche parenterale<br />
Antibiose und eine drucklose Harnableitung der<br />
gestauten Niere sind sicher zu stellen (EAU Guidelines 2011<br />
LE 1a, Grad A). Diese Harnableitung sollte mittels perkutaner<br />
Nephrostomie oder äußerer Harnleiterschiene