02/2012 - Harnwegsinfektionen - Was ist Nephrologie?
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ginosa, gefolgt von Acinetobacter spp. (5 %). In der Praxis<br />
spielten diese Erreger damit eine völlig untergeordnete Rolle<br />
(< 1 %; 6 aus 581 Pseudomonas aeruginosa).<br />
Auch grampositive Harnwegsinfekterreger fanden sich nur<br />
in einer geringen Anzahl von Harnproben. Staphylococcus<br />
saprophyticus, der klassische Erreger der unkomplizierten<br />
HWI der jungen Frau, wurde demnach in der oberösterreichischen<br />
Stichprobe (über 1.200 ambulante Harnproben)<br />
in nur 6 von 581 Proben (1 %) in signifikanter Keimzahl<br />
(≥ 10 5 /ml) nachgewiesen. Wieweit Enterokokken als ursächliches<br />
Agens von HWI gelten, wird kontroversiell und<br />
in Abhängigkeit vom vorliegenden Krankheitsbild sowie<br />
der Patientencharakter<strong>ist</strong>ika (Grunderkrankung, Dauerkatheter<br />
etc.) diskutiert. Sie konnten in rund 7 % der Fälle<br />
als alleinige Erreger (≥ 10 5 /ml) nachgewiesen werden.<br />
aktuelle res<strong>ist</strong>enzsituation<br />
In der Humanmedizin dient die Überwachung und Analyse<br />
von Res<strong>ist</strong>enztrends (Surveillance) von Indikatorbakterien<br />
(z. B. E. coli bei der Harnwegsinfektion) vor allem einem<br />
Zweck: der Beantwortung der Frage, welche Antibiotika<br />
empirisch für bestimmte Indikationen unter Wahrung maximaler<br />
Patientensicherheit verwendet werden können. Um<br />
bereits vor dem Vorliegen definitiver Befunde (Harnkultur<br />
mit Antibiogramm) eine möglichst maßgeschneiderte Ersttherapie<br />
zu veranlassen, <strong>ist</strong> die Kenntnis aktueller Res<strong>ist</strong>enzraten<br />
unumgänglich, wobei die lokalen Unterschiede individuell<br />
berücksichtigt werden sollten (Geografie, ambulantes<br />
versus Spitalssetting, Patientenkollektiv, Krankenhaus, Abteilungsebene).<br />
Bundesweit in Österreich erhobene Daten<br />
zeigen gewisse Trends auf, die jedenfalls ins Kalkül gezogen<br />
werden müssen. So manche ausländische Guideline, vor<br />
allem aus Übersee, sollte in diesem Kontext kritisch beurteilt<br />
und hinterfragt werden.<br />
aminopenicilline<br />
Aminopenicilline müssen unbedingt mit einem β-Laktamasehemmer<br />
kombiniert werden. Bei einer Ampicillin-Res<strong>ist</strong>enz<br />
von > 50 % würde ohne diese Kombination jeder<br />
zweite Patient nicht adäquat behandelt. Hierfür stehen Amoxicillin/Clavulansäure<br />
oder auch Ampicillin/Sulbactam zur<br />
Verfügung, beide Kombinationen auch in oraler Form. Die<br />
Res<strong>ist</strong>enzraten für beide Therapieoptionen liegen aktuell je<br />
nach Quelle bei 10 % bis zu über 20 %. Die Kenntnis der<br />
lokalen Res<strong>ist</strong>enzraten <strong>ist</strong> beim empirischen Einsatz unumgänglich.<br />
Die Bedeutung der mikrobiologischen Diagnostik<br />
mit Antibiogramm nimmt angesichts dieser Entwicklungen<br />
eine immer bedeutendere Rolle ein. Pivmecillinam <strong>ist</strong> aufgrund<br />
seiner besonderen β-Laktamase-Stabilität und der<br />
niedrigen Res<strong>ist</strong>enzrate mit 5 % sowie der oralen Verfügbarkeit<br />
derzeit sicher eine Therapieoption.<br />
14<br />
abb.: Escherichia coli<br />
cephalosporine<br />
fOcuS<br />
Diese Antibiotikagruppe steht seit einigen Jahren aufgrund<br />
der zunehmenden ESBL- und „Killerkeim“-Thematik besonders<br />
im Fokus auch des medialen Interesses. Der unkritische<br />
Einsatz von Cephalosporinen – vor allem auch unsachgemäß<br />
bei viralen Atemwegsinfekten – hat dazu geführt,<br />
dass Bakterien die verschiedensten Enzyme („ESBL“; Extended-Spectrum-ß-Laktamasen)<br />
in großem Maß ausbilden,<br />
was den indikationsgemäßen Einsatz dieser Substanzgruppe<br />
ernsthaft gefährdet. Ein ungünstiger Nebeneffekt dieser Entwicklung<br />
<strong>ist</strong> der vermehrte Einsatz von Carbapenemen – ein<br />
Trigger für eine noch massivere Enzymproduktion (Carbapenemasen).<br />
Zum Thema HWI und Cephalosporine kann Folgendes<br />
zusammengefasst werden: Cephalosporine der 1. Generation<br />
sind generell schlecht gegen Enterobakterien wirksam, dies<br />
gilt vor allem für die orale Verabreichung. Ähnliches gilt<br />
für die 2. und 3. Generation oraler Cephalosporine. Also<br />
auch, wenn die Res<strong>ist</strong>enzraten von < 10 % verglichen mit<br />
anderen Ländern bei uns erfreulich niedrig sind, sollten<br />
diese Antibiotika (2.–4. Generation) ausschließlich im Spitalsbereich<br />
und ausreichend hoch dosiert und intravenös<br />
verabreicht werden. Alle Cephalosporine haben darüber hinaus<br />
eine Enterokokkenlücke.<br />
fluorochinolone<br />
© analyse BioLab GmbH<br />
Drittes Sorgenkind <strong>ist</strong> die Gruppe der Fluorochinolone, die<br />
an sich aufgrund ihrer pharmakologischen Eigenschaften –<br />
sowohl oral aus auch intravenös verabreichbar – Antibiotika<br />
der Spitzenklasse für die Behandlung von HWI darstellen.<br />
Aktuell liegt die Res<strong>ist</strong>enzrate um 20 % bei E. coli (Quelle<br />
AURES 2010: E. coli aus Blutkulturen und Harnwegen 20