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02/2012 - Harnwegsinfektionen - Was ist Nephrologie?

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fOcuS<br />

nEPhrO Script<br />

u Neue Erkenntnisse zur Pathogenese des Harnwegsinfekts (HWI) erklären die unterschiedliche<br />

Empfindlichkeit von Patienten gegenüber Erregern.<br />

u Eine symptombezogene klinische Untersuchung sollte immer bei HWI-Erstmanifestation,<br />

bei Pyelonephritis und bei Verdacht auf einen komplizierten Krankheitsverlauf erfolgen.<br />

u Ein HWI kann mittels Harnmikroskopie bei entsprechender Erfahrung weitestgehend bewiesen<br />

oder ausgeschlossen werden (Harnsediment).<br />

u Bei unkomplizierter Zystitis <strong>ist</strong> eine empirische Therapie mit Fosfomycin oder Nitrofurantoin<br />

vertretbar. Standard <strong>ist</strong> die kurzzeitige Stoßtherapie über 1–3 Tage.<br />

u Bei Verdacht auf Pyelonephritis wird unter Beachtung der lokalen Res<strong>ist</strong>enzsituation so früh<br />

wie möglich mit einer Behandlung begonnen.<br />

Akute Zystitis<br />

In den vergangenen Jahren wurden im Bereich der Inneren<br />

Medizin Anstrengungen unternommen, Leitlinien für die<br />

Behandlung des akuten Harnwegsinfektes (HWI) zu implementieren.<br />

Die folgende Zusammenfassung basiert vor<br />

allem auf diesen Leitlinien (Wagenlehner et al., AWMF-<br />

Reg<strong>ist</strong>er-Nr. 043/044) und einem rezenten Konsensustreffen<br />

zu diesem Thema.<br />

Definition der harnwegsinfektion<br />

Komplizierter Harnwegsinfekt: Im Harntrakt liegen funktionelle<br />

oder anatomische Anomalien vor und der Krankheitsverlauf<br />

wird durch andere relevante Erkrankungen (Nierenfunktionsstörung,<br />

Diabetes mellitus, Immunsuppression)<br />

beeinflusst. Ein Harnwegsinfekt kann sporadisch, sporadisch<br />

akut, rezidivierend (≥ 2 in 6 Monaten oder ≥ 3 in einem<br />

Jahr) oder chronisch auftreten. Bei Zystitis (unterer Harnwegsinfekt)<br />

<strong>ist</strong> die akute Symptomatik nur auf den unteren<br />

Harntrakt begrenzt. Bei einer Pyelonephritis kommen Flankenschmerz,<br />

klopfschmerzhaftes Nierenlager und/oder Temperaturerhöhung<br />

über 38°C hinzu. Die akut lebensbedrohliche<br />

Urosepsis entwickelt sich me<strong>ist</strong> als Folge eines komplizierten<br />

Harnwegsinfektes.<br />

Aufgrund fortbestehender Unklarheiten bei Diagnostik und<br />

Therapie wurden S3-Richtlinien „Harnwegsinfektion“ erstellt<br />

(Fünfstück et al., DMW <strong>2012</strong>).<br />

Entstehung und Verlauf von harnwegsinfekten<br />

Die Adhärenz von Bakterien am Urothel setzt spezifische<br />

Eigenschaften, wie z. B. Fimbrien und Pili bzw. nichtfimbrielle<br />

Adhäsine voraus. Einige dieser Adhäsine vermitteln<br />

auch die Internalisation in das Uroephithel. Nester von intrazellular<br />

pers<strong>ist</strong>ierenden Bakterien können eine Quelle für<br />

ass. Dr. gernot<br />

univ.-Prof. Dr.<br />

Schilcher alexander rosenkranz<br />

Klinische Abteilung für <strong>Nephrologie</strong>, Universitätsklinik für Innere Medizin,<br />

Medizinische Universität Graz<br />

rezidivierende Infektionen sein. Toxine wie E-Hämolysin<br />

beeinflussen die Signaltransduktion, modulieren das Abwehrverhalten<br />

des Wirtes (Zelle) und induzieren auch den<br />

Untergang von Uroepithel (Apoptose, Nekrose).<br />

Siderophore wie Enterobactin u. a. binden mit hoher Affinität<br />

Eisen, das ein essenzieller Kofaktor vieler Enzyme <strong>ist</strong><br />

und daher für das Überleben uropathogener Mikroorganismen<br />

eine Rolle spielt. Dies soll in der Praxis bei begleitender<br />

Eisentherapie entsprechend beachtet werden.<br />

Die Expression verschiedener Pathogenitätsfaktoren <strong>ist</strong> strikt<br />

reguliert und wird durch genetische Determinanten kodiert.<br />

Dadurch können sich potenzielle Infektionserreger einerseits<br />

an wirtsspezifische Abwehrfunktionen adaptieren und andererseits<br />

bei deren Störung eine Infektion auslösen.<br />

Seit einigen Jahren sind Toll-like-Rezeptoren Gegenstand<br />

von Untersuchungen zur Entstehung von HWI geworden.<br />

Toll-like-Rezeptoren sind wichtig zur Identifikation in den<br />

Harntrakt eingedrungener Infektionserreger. Sie erkennen<br />

bestimmte Erregermoleküle und induzieren Inflammation<br />

zur Infektabwehr (z. B. Toll-like Rezeptor 4; TLR4) (Gluba,<br />

Nat Rev Nephrol 2010). Eine geringe TLR4-Aktivität c<br />

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