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02/2012 - Harnwegsinfektionen - Was ist Nephrologie?

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fOcuS<br />

nEPhrO Script<br />

u Me<strong>ist</strong> geht der Pyelonephritis eine Infektion des unteren Harntraktes voraus.<br />

u Die klinische Abgrenzung der Pyelonephritis zum fieberhaften Harnwegsinfekt <strong>ist</strong><br />

oft schwierig.<br />

u Die akute unkomplizierte Pyelonephritis <strong>ist</strong> die Domäne der Fluorchinolone; Alternative sind<br />

Cephalosporine der 2. und 3. Generation.<br />

u Urosepsis und abszedierende Pyelonephritis sind potenziell lebensbedrohliche Erkrankungen,<br />

die hoch dosierte Breitbandantibiose erfordern.<br />

Akute Pyelonephritis<br />

Die akute Pyelonephritis <strong>ist</strong> me<strong>ist</strong> die Folge<br />

einer aszendierenden Infektion des Urogenitaltraktes,<br />

die in einer Zystitis ihren klinischen<br />

Ursprung hat. Das Aufsteigen der Keime, me<strong>ist</strong><br />

Escherichia coli, über den Ureter in das Nierenbecken<br />

sowie in die Sammelrohre und die Tubuli<br />

der Niere prägt das klinische Erscheinungsbild<br />

der Erkrankung wie auch seinen Verlauf als<br />

• akute unkomplizierte Pyelonephritis oder<br />

• akute komplizierte Pyelonephritis (Urosepsis<br />

bzw. abszedierende Pyelonephritis).<br />

Seltener <strong>ist</strong> die Pyelonephritis Folge einer hämatogenen<br />

Streuung aus anderen Infektionsherden<br />

des Körpers (z. B. Abszesse im Haut oder HNO-Bereich)<br />

durch grampositive Keime.<br />

Die Patienten werden me<strong>ist</strong> vom Allgemeinmediziner gesehen<br />

und dann zur weiteren stationären Behandlung an<br />

eine Abteilung für Urologie oder Innere Medizin zugewiesen.<br />

Die ambulante Behandlung der akuten Pyelonephritis<br />

<strong>ist</strong> aufgrund der häufig ausgeprägten Beschwerden der Patienten<br />

und der notwendigen parenteralen Antibiotikagabe<br />

nicht zu empfehlen.<br />

Betroffene sind, wie auch bei der akuten Zystitis, überwiegend<br />

Frauen. Die Inzidenz der Erkrankung beträgt 15–17/10.000<br />

Einwohner/Jahr bei Frauen, im Vergleicht von nur<br />

3–4/10.000/Jahr bei Männern. 1 Eine besondere Risikogruppe<br />

stellen Schwangere dar, bei denen die Inzidenz der Pyelonephritis<br />

besonders hoch <strong>ist</strong> (14/1.000 Schwangerschaften). 2<br />

Klinik<br />

Klinisch <strong>ist</strong> eine Abgrenzung der Pyelonephritis zum fieberhaften<br />

Harnwegsinfekt oft schwierig. Flankenschmerzen,<br />

Inappetenz, Übelkeit bis zum Erbrechen bei Harnwegsinfekt<br />

verbunden mit febriler Temperatur mit zum Teil septischem<br />

Charakter zeigen jedoch eine akute Pyelonephritis an. Anamnestisch<br />

lässt sich in ca. 75 % aller Fälle eine aktuelle oder<br />

Prim. Dr. hubert<br />

Volgger<br />

Leiter der Urologie,<br />

BKH Lienz<br />

gerade abgelaufene Infektion des unteren Harntraktes<br />

erheben. Im Harnstatus zeigt sich eine<br />

Leukozyturie teilweise mit Mikro- oder Makrohämaturie.<br />

Das Vorliegen von Leukozytenzylindern<br />

im Harnsediment <strong>ist</strong> ein beweisender Faktor<br />

für eine Nierenbeteiligung, da diese in den Nierentubuli<br />

nur bei tubulärer oder glomerulärer Infektion<br />

entstehen.<br />

Im Blutbild zeigt sich eine unspezifische Leukozytose<br />

wie auch eine CRP-Erhöhung, teilweise<br />

können die Nierenfunktionsparameter pathologisch<br />

erhöht sein. Das Vorliegen einer Thrombopenie<br />

oder einer Blutgerinnungsstörung zeigt<br />

einen klinisch gravierenden Verlauf an.<br />

Diagnostik<br />

Neben einer exakten Anamnese bezüglich Risikofaktoren<br />

(Tabelle 1), Vorerkrankungen mit antibiotischer Vortherapie<br />

sowie Spitalsaufenthalten kommt der Harndiagnostik eine<br />

entscheidende Bedeutung bei. Bei Frauen sollte bei positivem<br />

Harnlabor des Mittelstrahlurins die Abnahme eines Katheterharns<br />

zur mikrobiologischen Diagnostik erwogen werden.<br />

Bei Männern <strong>ist</strong> mit Ausnahme von Patienten mit großen<br />

Restharnmengen die Untersuchung des Mittelstrahlurins ausreichend.<br />

Bei septisch fiebernden Patienten empfiehlt sich<br />

parallel dazu die Abnahme einer Blutkultur. Neben der Labordiagnostik,<br />

die an den Schweregrad der Erkrankung c<br />

Tab. 1: Prädisponierende Faktoren für die Entwicklung<br />

einer Pyelonephritis<br />

• Obstruktion der ableitenden Harnwege<br />

• Vesikoureteraler Reflux<br />

• Diabetes mellitus<br />

• Immunsuppression<br />

• Gravidität<br />

• Harndauerkatheter<br />

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