02/2012 - Harnwegsinfektionen - Was ist Nephrologie?
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ebenfalls in Tabelle 2 angegeben. Eine Single-shot-Gabe <strong>ist</strong><br />
nur für Fosfomycin angezeigt. Von internationalen Guidelines<br />
werden nach abgeschlossener Therapie periodische Verlaufskontrollen<br />
empfohlen, Untersuchungen zur besten Frequenz<br />
bzw. diesbezügliche Vorgaben in Guidelines gibt es nicht,<br />
sodass die Nachkontrollen von den behandelnden ÄrztInnen<br />
im Einzelfall geplant werden müssen.<br />
Organtransplantierte patientInnen: Bei immunsupprimierten<br />
PatientInnen im Rahmen einer Organtransplantation<br />
<strong>ist</strong> die Datenlage sehr limitiert. Untersuchungen gibt<br />
es lediglich bei Nierentransplantierten, bei anderen PatientInnengruppen<br />
wurde der Stellenwert der asymptomatischen<br />
Bakteriurie nicht untersucht.<br />
Bei Nierentransplantierten <strong>ist</strong> eine Einschätzung der Notwendigkeit<br />
und Wirksamkeit einer Therapie auch dadurch<br />
erschwert, dass die in Studien eingeschlossenen PatientInnen<br />
oftmals eine Pneumocystis-Prophylaxe mittels Cotrimoxazol<br />
erhielten und dadurch eine gleichzeitig vorliegende Bakteriurie<br />
teilweise automatisch mitbehandelt wurde. Eine<br />
ungezielte Therapie mit Trimethoprim <strong>ist</strong> aufgrund hoher<br />
Res<strong>ist</strong>enzraten allerdings wiederum kritisch zu sehen, wenngleich<br />
z.B. die Empfehlungen der KDIGO (Kidney Disease:<br />
Improving Global Outcomes) bei Nierentransplantation<br />
sogar eine generelle Harnwegsinfektionsprophylaxe mit Cotrimoxazol<br />
empfehlen. In zwei retrospektiven Studien bei<br />
Nierentransplantierten mit asymptomatischen Bakteriurie<br />
bestand trotz antibiotischer Therapie weiterhin ein erhöhtes<br />
Pyelonephritis- und Abstoßungsrisiko, und es konnte kein<br />
Unterschied bezüglich der Progression zu einem symptomatischen<br />
Harnwegsinfekt nachgewiesen werden. 8, 9 Der<br />
Nutzen einer Antibiotikagabe <strong>ist</strong> daher fraglich, zudem<br />
konnte in einer Metaanalyse zur Antibiotikaprophylaxe nach<br />
Nierentransplantation kein Unterschied in der Gesamtmortalität<br />
und bezüglich des Transplantatüberlebens ausgemacht<br />
werden, obwohl durch eine Prophylaxe die Inzidenz der<br />
Bakteriurie und Bakteriämie gesenkt wurde. 10 In den IDSA-<br />
Guidelines wird festgehalten, dass aufgrund der aktuellen<br />
Datenlage keine Empfehlung für Screening oder Therapie<br />
der asymptomatischen Bakteriurie bei Organtransplantierten<br />
ausgesprochen werden kann.<br />
urologische eingriffe: Das Vorliegen einer asymptomatischen<br />
Bakteriurie vor urologischen Eingriffen mit zu erwartender<br />
mukosaler Blutung <strong>ist</strong> mit dem gehäuften Auf-<br />
18<br />
fOcuS<br />
treten von Komplikationen assoziiert. Bei der transurethralen<br />
Prostataresektion etwa muss in diesen Fällen in bis zu<br />
60 % mit einer Bakteriämie und in etwa 6–10 % der Fälle<br />
mit einer Sepsis gerechnet werden. Der Nutzen einer Antibiotikatherapie<br />
zur Vermeidung dieser Komplikationen<br />
wurde in mehreren Studien sowohl für Chinolone als auch<br />
für Betalaktamantibiotika nachgewiesen. Die Applikation<br />
des Antibiotikums wird in diesen Fällen unmittelbar vor<br />
dem geplanten Eingriff empfohlen. 2<br />
Zusammenfassung<br />
Eine antibiotische Therapie der asymptomatischen Bakteriurie<br />
<strong>ist</strong> nur in wenigen Fällen angezeigt. Erforderlich <strong>ist</strong><br />
eine Antibiotikagabe in der Schwangerschaft zur Verhinderung<br />
der Pyelonephritis und Senkung der Frühgeburtlichkeit<br />
sowie vor urologischen Eingriffen mit zu erwartender mukosaler<br />
Blutung, um die Wahrscheinlichkeit des Auftretens<br />
einer Bakteriämie und Sepsis zu senken. Ob eine Therapie<br />
der asymptomatischen Bakteriurie bei frisch nierentransplantierten<br />
PatientInnen erfolgen sollte, <strong>ist</strong> derzeit nicht<br />
geklärt. Bei allen anderen PatientInnen sollte auf eine Antibiotikatherapie<br />
verzichtet werden, da einerseits kein Nutzen<br />
zu erwarten <strong>ist</strong> und es andererseits zu gehäuften Arzneimittelnebenwirkungen<br />
sowie der Selektion von res<strong>ist</strong>enten<br />
Keimen kommt. ■<br />
1 Rubin RH, Shapiro ED, Andriole VT, Davis RJ, Stamm WE, Evaluation of new antiinfective<br />
drugs for the treatment of urinary tract infection. Infectious Diseases Society of<br />
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Transpl Infect Dis. 2011; 13(5):441–447