02/2012 - Harnwegsinfektionen - Was ist Nephrologie?
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Zu den alten „Hausrezepten“ zählt auch die Ansäuerung des<br />
Harnes mit einem Esslöffel Essig am Abend. Wissenschaftlich<br />
wurde eine Wirkung von Essig bei rHWI nicht bewiesen.<br />
cranberry<br />
Die großfruchtige Moosbeere aus der Gattung der Heidelbeeren<br />
hat eine antiadhärente Wirkung durch Fruktose und<br />
Proanthozyanide, sie hat keinen direkten antibakteriellen Effekt<br />
und bewirkt keine Senkung des Urin-pH-Werts. In einem<br />
Ex-vivo-Modell konnte gezeigt werden, dass die effektivste<br />
Dosis bei 72 mg Proanthozyanidin pro Tag liegt. Der hohe<br />
Gehalt an Oxalsäure könnte jedoch das Steinbildungsrisiko<br />
erhöhen. Bis heute gibt es aufgrund widersprüchlicher Studienergebnisse<br />
keine klare Therapieempfehlung für den Einsatz<br />
von Cranberrypräparaten in der rHWI-Prophylaxe. Aufgrund<br />
des typischen Geschmacks oder auch der übermäßigen<br />
Kalorienzufuhr sind erhöhte Abbruchraten beschrieben.<br />
Probiotika<br />
Laktobazillen produzieren Milchsäure, die eine Erniedrigung<br />
des Vaginal-pH-Werts bewirkt, und verhindern die<br />
Adhärenz von Enterobakterien am Blasenepithel. Durch<br />
Östrogen wird die Kolonisation mit Laktobazillen gefördert.<br />
Die probiotische Wirkung von Laktobazillen <strong>ist</strong> spezifisch<br />
für die jeweilige Spezies und die probiotischen Wirkungen<br />
der unterschiedlichen Stämme können sich durchaus<br />
unterschieden. Die Kombination von Lactobacillus<br />
rhamnosus GR-1 und Lactobacillus reuteri RC-14, welche<br />
1–2-mal täglich in Kapselform verabreicht wird, soll die<br />
Rezidivrate in einem Beobachtungszeitraum von 12 Monaten<br />
um bis zu 73 % senken.<br />
26<br />
fOcuS<br />
Intravesikale prophylaxe: Die Instillation des apathogenen<br />
E.-coli-Stammes A3972 bei querschnittgelähmten Patienten<br />
konnte die rHWI-Rate reduzieren.<br />
Auch eine Instillation von Hyaluronsäure (40 mg Hyaluronsäure/pro<br />
Woche über vier Wochen, anschließend einmal<br />
monatlich über vier Monate) wurde in wenigen Studien<br />
als Therapieoption bei unkomplizierten rHWI untersucht.<br />
allgemeine Prophylaxemaßnahmen<br />
Eine ausreichende, normale Trinkmenge (etwa 2 Liter/Tag)<br />
<strong>ist</strong> anzustreben, da die vermehrte Flüssigkeitszufuhr die<br />
Keimzahl reduziert. Es wird empfohlen, die antibiotische<br />
Prophylaxe abends einzunehmen, um einen möglichen –<br />
wissenschaftlich nicht nachgewiesenen – Verdünnungseffekt<br />
zu vermeiden.<br />
Der Nutzen eines Ausurinierens unmittelbar nach dem Geschlechtsverkehr<br />
<strong>ist</strong> wissenschaftlich nicht erwiesen, aber<br />
dennoch empfehlenswert. Anamnestisch muss ein physiologisches<br />
Miktionsverhalten erfragt werden. Bei Verdacht<br />
auf ein pathologisches Miktionsverhalten muss eine urologische<br />
Begutachtung (Flow-EMG, Ultraschall/Restharn,<br />
Miktionsprotokoll) angestrebt werden.<br />
Übertriebene genauso wie mangelnde Intimhygiene <strong>ist</strong> kontraproduktiv.<br />
Vaginalduschen oder Vaginalspülungen sind<br />
zu unterlassen, da durch diese Eingriffe lediglich die Vaginalschleimhaut<br />
und ihre Flora beschädigt werden und das<br />
Risiko von rezidivierenden HWI eher steigt. ■<br />
Download des Oesterreichischen Consensus: Akute Zystitis unter<br />
www.oegit.eu