24.10.2012 Aufrufe

Menschen Macher Märkte - Schwäbische Post

Menschen Macher Märkte - Schwäbische Post

Menschen Macher Märkte - Schwäbische Post

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

ERFOLGSGESCHICHTEN MENSCHEN MACHER MÄRKTE I 29. NOVEMBER 2006<br />

C<br />

hrista Apprich ist Unternehmerin<br />

aus Leidenschaft. Dabei ist<br />

die Chefin des Böbinger Baufachhandels<br />

und Baumarktes Apprich-<br />

Hagebaucentrum in einer Branche<br />

tätig, die eigentlich als typische<br />

Männerdomäne gilt.<br />

Im Arbeitsbereich Büro hat sich<br />

Christa Apprich schon immer am<br />

wohlsten gefühlt. „Mein Vater<br />

führte mich wohl in diese Richtung“,<br />

vermutet die gebürtige<br />

Heubacherin, die als junge Frau im<br />

elterlichen Betrieb mitarbeitete.<br />

Als sie 1970 mit 22 Jahren Josef<br />

Apprich heiratete, war für sie vollkommen<br />

klar, dass sie in dessen<br />

Familienunternehmen mit einsteigen<br />

würde.<br />

A<br />

ngefangen hat alles in einer<br />

engen Garage in der Hohenroder<br />

Straße in Lautern. Wenn heute der<br />

Name „Primalat“ fällt, denkt jeder<br />

sofort an knackigen Salat, geputzt,<br />

geschnitten, gewaschen. Über 800<br />

Einzelangebote, vom Obstsalat bis<br />

zur Gemüsemischung, werden bei<br />

„Primalat“ verarbeitet und zu den<br />

Kunden transportiert.<br />

Große Tüten mit gewürfelten<br />

Paprika, Gurken und Karotten,<br />

Blattsalate, geschnittenes Gemüse<br />

für den Wok oder Äpfel und Kiwi<br />

als Obstsalat im Frischebeutel −<br />

bei der Lauterner Firma „Primalat“<br />

geht’s um Knackfrisches und Gesundes.<br />

Und das Ganze kommt tellerfertig<br />

aufden TischderKunden.<br />

„Unsere Produkte sind sehr sensibel“,<br />

sagt Firmenchef Thomas<br />

Schmid. Werde der Salat zu warm<br />

gelagert oder das Gemüse zu<br />

feucht aufbewahrt, bringe das erhebliche<br />

Qualitätsverluste mit<br />

sich, erklärt er. Das könne sich ein<br />

Betrieb wie „Primalat“ nicht leisten.<br />

„Es gibt Kunden, die wir bis zu<br />

sechs Mal pro Woche beliefern“,<br />

erklärt Schmid weiter. Es sei eine<br />

sehr gute Logistik notwendig, um<br />

Kopfsalat und Küchenkräuter<br />

frisch auf den Tisch oder in die<br />

Theke zu servieren. „Wir können<br />

nahezu immer alles liefern“, meint<br />

„Allzu sensibel darf man nicht sein“<br />

Wie Christa Apprich inBöbingen ihren Baumarkt als Familienbetrieb<br />

führt und bei der Industrie- und Handelskammer und in der Kommunalpolitik mitmischt<br />

Die Firma Apprich war schon<br />

damals ein alteingesessener Betrieb<br />

in Böbingen: 1891 wurde<br />

das ursprüngliche Betonwarenund<br />

Maurergeschäft gegründet.<br />

Später entwickelte sich der Betrieb<br />

zu einem Baustoffhandel und<br />

schloss sich als selbstständiges Mittelstandsunternehmen<br />

der hagebaugruppe<br />

an.<br />

Die Idee, an den Baustoffgroßhandel<br />

noch einen Baumarkt anzugliedern,<br />

sei aus dem Wunsch<br />

entstanden, alle Kundenwünsche<br />

abdecken zu können, erzählt sie.<br />

Sowohl Bauunternehmen als auch<br />

Heimwerker sollen im Apprich-<br />

Hagebaucentrum gleichermaßen<br />

zufrieden gestellt werden. Deshalb<br />

legt Christa Apprich größten Wert<br />

Grün und knackig und in enormem Tempo: Bis zu einer<br />

Tonne Salat verarbeiten die Mitarbeiter bei „Primalat“<br />

pro Stunde. Firmenchef Thomas Schmid<br />

(Mitte): „Qualität ist oberstes Ziel.“ (Fotos: Tom)<br />

auf kundenfreundlichen Service<br />

mit kompetenter Beratung. „Unser<br />

Spektrum ist so weitläufig, dass<br />

Fachleute notwendig sind“, erklärt<br />

sie.Als Josef Apprich 1984 tödlich<br />

verunglückte, stand seine Frau vor<br />

der schwierigen Entscheidung,<br />

wie alles weitergehen sollte. „Unsere<br />

Mitarbeiter waren sehr in<br />

Sorge, ob es ihren Arbeitsplatz am<br />

nächsten Tag noch geben würde“,<br />

erinnert sich Christa Apprich.<br />

Doch ans Aufgeben dachte die Geschäftsfrau<br />

keineswegs. „Ich betrachte<br />

unseren Betrieb als große<br />

Familie“, schildert sie ihre persönliche<br />

Firmenphilosophie. Die<br />

Verantwortung für die Mitarbeiter<br />

und deren Familien trägt die Chefin<br />

gerne - trotz mancher Nöte und<br />

Sorgen, die unweigerlich dazu gehören.<br />

Heute beschäftigt sie 35 Mitarbeiter<br />

und bildet zur Zeit vier<br />

Lehrlinge aus. 1994 zog die Firma<br />

aus der Böbinger Ortsmitte ins Gewerbegebiet<br />

Süd zwischen Böbingen<br />

und Heubach.<br />

Zwar sei es nicht immer ganz<br />

einfach gewesen, als Frau in einer<br />

typischen Männerdomäne den<br />

Ton anzugeben.<br />

„Allzu sensibel darf man da<br />

nicht sein“, räumt Christa Apprich<br />

lächelnd ein. Doch sie hat sich als<br />

Unternehmerin und Geschäftsfrau<br />

längst Respekt verschafft. „Man<br />

muss sich mit seiner Arbeit identifizieren“,<br />

sagt sie. „Ich bin noch<br />

nie ungern ins Geschäft<br />

gegangen“.<br />

Neben ihrem Betrieb,<br />

in den vor zwei Jahren<br />

auch Sohn Josef Andreas<br />

Apprich mit eingestiegen<br />

ist, engagiert sich Christa<br />

Apprich in der IHK-Vollversammlung.<br />

Außerdem<br />

sitzt sie bereits in ihrer<br />

dritten Amtsperiode für<br />

die Christdemokraten im<br />

Kreistag. Über 20 Jahre<br />

war sie im Böbinger Gemeinderat.<br />

Nur fürs<br />

Heimwerken selbst habe<br />

ihr immer die Zeit gefehlt,<br />

räumt die Baumarktchefin<br />

augenzwinkernd ein.<br />

Angelika Wesner<br />

Knackfrisches Grün liegt voll im Trend<br />

Aus einem Garagen-Betrieb wird ein mittelständisches<br />

Unternehmen mit 120 Mitarbeitern<br />

Schmid. Oberstes Ziel? „Hochwertige<br />

Qualität auf mittlerem Preisniveau“.<br />

Nur so könne das Unternehmen<br />

in Zukunft marktfähig<br />

bleiben.<br />

„Primalat“-Salat kommt nicht<br />

nur bei der Gmünder ZF, bei der<br />

GEK, bei Zeiss in Oberkochen oder<br />

Voith in Heidenheim auf den<br />

Tisch. Die Daimler- und Porsche-<br />

Kantinen in Stuttgart und Sindelfingen,<br />

Krankenhäuser von Aalen<br />

bis Ulm, Gastronomen in Tirol<br />

und am Bodensee bestellen die tellerfertigen<br />

Produkte in Lautern.<br />

Die Gmünder Fleiga und Omega<br />

in Aalen zählen ebenfalls zu<br />

Schmids Großhandelspartnern.<br />

Chicoree, Endivie, Tomate und<br />

Co. werden nicht mehr in Lautern<br />

angepflanzt. Das war einmal:<br />

„Hier waren früher überall Gewächshäuser“,<br />

blickt Schmid auf<br />

die Anfänge im Jahr 1986 zurück.<br />

Die gibt es nicht mehr. Dafür aber<br />

große Hallen, Lager, Verwaltungsräume<br />

und Platz für die Anlieferung<br />

− insgesamt rund 5000<br />

Quadratmeter überbaute Fläche.<br />

Etwa 120 Mitarbeiter kümmern<br />

sich um die Logistik, Verarbeitung,<br />

Verpackung und Transport<br />

der frischen Ware. Im Sommer<br />

kauft Schmid Salat und Gemüse<br />

aus Deutschland, im Winter muss<br />

er auf Produkte aus Südfrankreich,<br />

Spanien und Marokko zurückgreifen.<br />

Das seien aber alles Vertragspartner,<br />

zertifizierte Betriebe, die<br />

eine entsprechende Qualität liefern<br />

müssen und können.<br />

Als „dauerhaft anstrengend“,<br />

beschreibt der Firmenchef<br />

die Marktsituation.Konkurrenz<br />

sei durchaus<br />

vorhanden, die Produkte<br />

seien extrem<br />

empfindlich und<br />

hätten eine sehr<br />

kurze Haltbarkeit.<br />

Schmid sieht aber<br />

im gesunden Grün<br />

genau die Zukunftschance<br />

für sein Unternehmen:„Fitness,<br />

Wellness und<br />

Gesundheitsvorsorge werden immer<br />

wichtiger.“ Außerdem verbreitert<br />

und verbessert „Primalat“<br />

seine Produktpalette ständig: Kartoffelgratin,<br />

küchenfertige Spätzle<br />

oder italienische Antipasti werden<br />

an die Kunden ausgeliefert.<br />

Denn: Möglichst wenige Lieferanten<br />

und eine Produktbündelung<br />

seien das Ziel vieler seiner<br />

27<br />

Christa Apprich ist die Geschäftsführerin des<br />

Apprich-Hagebaucentrums in Böbingen.<br />

Vor zwei Jahren ist ihr Sohn Josef Andreas<br />

mit eingestiegen. (Foto: Wesner)<br />

Kunden. Außerdem müsse<br />

Schmid die Auslastung seiner<br />

Firma optimieren und die steigenden<br />

Energiekosten kompensieren.<br />

Marie Hönl

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!