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Menschen Macher Märkte - Schwäbische Post

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28<br />

„W<br />

29. NOVEMBER 2006 I MENSCHEN MACHER MÄRKTE ERFOLGSGESCHICHTEN<br />

ir schaffen Raum, wo immer<br />

er benötigt wird“, sagt Gerhard<br />

Neff, Geschäftsführer der<br />

Grinbold-Jodag GmbH in Eglingen,<br />

die mobile Raumsysteme fertigt<br />

und vermietet. Vor über 100<br />

Jahren wurde in einer Schmiede<br />

der Grundstein gelegt für ein erfolgreiches<br />

Unternehmen, das<br />

heute über 120 Mitarbeiter auf<br />

dem Härtsfeld beschäftigt.<br />

Auf dem rauen Härtsfeld, dicht<br />

an der Grenze zu Bayern, im kleinen<br />

Dischinger Teilort Eglingen ist<br />

der Sitz der Unternehmensgruppe<br />

Grinbold-Jodag. Von dort gehen<br />

mobile Raumsysteme in Städte in<br />

ganz Deutschland, aber auch in die<br />

Schweiz, nach Österreich und Belgien.<br />

„Wir haben für jeden Kunden<br />

die passende Lösung für seine<br />

Raumprobleme“, verspricht Geschäftsführer<br />

Gerhard Neff. Ob<br />

Büro- oder Werkstatträume, ob<br />

Seniorenwohnheim oder Schule,<br />

ob Baucontainer oder Sanitäreinrichtungen,<br />

auch für ein normales<br />

Wohnhaus habe die Grinboldgruppe<br />

die passende Lösung parat.<br />

Zu den Kunden zählt die Puma<br />

AG in Herzogenaurach, für die in<br />

diesem Jahr bereits ein Bürogebäude<br />

erstellt wurde. Auch der<br />

Fahrzeughersteller BMW setze auf<br />

die Schnelligkeit und Qualität des<br />

Unternehmens, meint Neff. Während<br />

die ersten drei Geschosse bereits<br />

aufgebaut wurden, soll Anfang<br />

kommenden Jahres in einem<br />

zweiten Bauabschnitt ein viertes<br />

Stockwerk hinzugefügt werden.<br />

„Mit beiden Gebäuden konnten<br />

wir unsere enorme Flexibilität und<br />

Schnelligkeit unter Beweis stellen“,<br />

sagt Geschäftsführer Neff.<br />

Beide Gebäude stehen aber auch<br />

für eine qualitativ hochwertige<br />

Bauweise als Dauerlösung. Diese<br />

wird in der Regel über den individuellen<br />

Modulbau erzielt. „Die<br />

Module sind weiterentwickelte<br />

Container, die allen bautechnischen<br />

Erfordernissen, wie Brandoder<br />

Schallschutz, entsprechen“,<br />

erläutert der Geschäftsführer.<br />

Im Legosteinprinzip werden die<br />

Module nebeneinander, hintereinander<br />

und bei Bedarf auch auf-<br />

Prinzip Legostein<br />

Vier Unternehmen der Grinbold-Gruppe produzieren<br />

auf dem Härtsfeld Bauten in Modulstruktur<br />

Gerhard Neff, Chef von drei der vier Grinbold-Firmen.<br />

einander gestapelt. Ausgestaltet<br />

werden sie nach den Wünschen<br />

der Kunden, so Neff, für den die<br />

konsequente Dienstleistung am<br />

Kunden im Vordergrund steht.<br />

Von tapezierten oder gefliesten<br />

Wänden, Steckdosen, Klimaanlagen<br />

bis zum festinstallierten Beamer<br />

reicht der Service. „Im Modulbau<br />

können wir 2000 Quadratmeter<br />

in sechs bis acht Wochen<br />

realisieren“, betont der radsportbegeisterte<br />

Manager. An einem<br />

Wochenende nur wurde gar für die<br />

adidas-Salomon AG das bereits zuvor<br />

von Grinbold-Jodag erstellte<br />

zweistöckige Bürogebäude in Herzogenaurach<br />

mit einem weiteren<br />

Stockwerk versehen. So etwas<br />

funktioniere nur mit motivierten,<br />

gut ausgebildeten Mitarbeitern, die<br />

sich einbringen, auch in einen<br />

Drei-Schicht-Betrieb oder am Wochenende.<br />

Die finde man durchaus<br />

auf dem Härtsfeld.<br />

„Wir fühlen uns der Region verbunden,<br />

weshalb wir vor sechs Jahren<br />

hier entsprechend investiert haben“,<br />

konstatiert der Vertriebsexperte,<br />

der die Konkurrenz aus den<br />

Ostblockländern nicht fürchtet. „In<br />

den nächsten drei, vier Jahren verlieren<br />

diese durch steigende Löhne<br />

und entsprechenden Kosten für die<br />

Logistik ihre Wettbewerbsvorteile.“<br />

Der 50-jährige Neff leitet drei<br />

der vier Firmen, die zur Grinbold-<br />

Gruppe zählen: die Grinbold-Jodag<br />

GmbH, die Grinbold Container sowie<br />

Grinbold Modulbau mit über<br />

100 Mitarbeitern.<br />

Der Geschäftsführer der Firma<br />

Grinbold Metallbau ist Matthias<br />

Herrmann, die 20 Mitarbeiter beschäftigt.<br />

Die Familie Grinbold hält<br />

die meisten Anteile der Firmengruppe,<br />

die einen Jahresumsatz<br />

von 21 Millionen Euro erwirtschaftet.<br />

Ulrike Schneider<br />

I<br />

n Aalen-Ebnat ist sie aufgewachsen<br />

und geblieben. Die<br />

Härtsfelder Robustheit hilft Marlene<br />

Kotulek in ihrem Job als Assistentin<br />

der Geschäftsleitung bei<br />

Leitz in Oberkochen. Seit 22 Jahren<br />

managt sie das Büro von Dr.<br />

Dieter Brucklacher.<br />

Früher gab es die klassische Sekretärin.<br />

Heute sind sie Assistentinnen<br />

der Geschäftsleitung. Eine<br />

„hervorragende Informationsbasis“<br />

müssen sie schaffen, interne<br />

und externe Quellen aufarbeiten<br />

und die Informationsflut von außenfiltern,beschreibtMarleneKotulek.<br />

Was ist für den Chef wichtig,<br />

was kann man an die Fachabteilungen<br />

delegieren, was ist für den<br />

Papierkorb? „Ich habe eine Vertrauensposition.<br />

Mein Vorgesetzter<br />

muss die Sicherheit haben, dass<br />

ich das Fingerspitzengefühl habe,<br />

Sachen richtig einzustufen“, sagt<br />

die 45-Jährige.<br />

Es ist ein verantwortungsvoller<br />

Job, der Einiges voraussetzt. Zum<br />

Einen: Man sollte wissen, wie der<br />

Chef tickt und wie er handelt und<br />

was das Zimmer nicht verlassen<br />

darf. Zum Anderen sind Schnelligkeit,<br />

Organisationstalent, selbstständiges<br />

und strukturiertes Denken,<br />

Flexibilität, starke Nerven,<br />

kommunikative Freude, ein Gespür<br />

für <strong>Menschen</strong> und Zahlen erforderlich.<br />

Verbindlich müsse<br />

man sein, in der Sache hart und<br />

korrekt sowie gewissenhaft in der<br />

Umsetzung. „Und die Termine<br />

darf man nie aus den Augen ver-<br />

Fingerspitzengefühl<br />

Marlene Kotulek ist die Assistentin der<br />

Geschäftsführung bei Leitz in Oberkochen<br />

lieren“, zählt sie auf.<br />

Marlene Kotulek hat bei Erlau<br />

eine Lehre zur Industriekauffrau<br />

gemacht. Nach zwei Jahren Ausbildung<br />

war sie noch fünf Jahre<br />

dort im Export, in der Messe- und<br />

Marketingabteilung tätig. 1984<br />

wechselte sie zu Leitz ins Chefsekretariat.<br />

An der Verwaltungs- und<br />

Wirtschaftsakademie hat sie sich in<br />

drei Jahren zum Betriebswirt qualifiziert.<br />

Ihre erste Arbeit am Tag ist:<br />

Kommunikationsquellen abschöpfen.<br />

Das sind vor allem<br />

E-Mails. „Die Informations- und<br />

Kommunikationsgeschwindigkeit<br />

hat sich in vergangenen Jahren<br />

sehr gesteigert“, schildert die Ebnaterin,<br />

die noch Briefe mit der<br />

Schreibmaschine getippt und mit<br />

Tipp-Ex korrigiert hat und Fernschreiben<br />

mit Lochstreifen gefunkt<br />

hat.<br />

Aber nicht nur die Technik hat<br />

ihre Tätigkeit verändert. Auch die<br />

Entwicklung der Firma. 1984 waren<br />

es noch 2 800 Mitarbeiter und<br />

Tochtergesellschaften in zehn Ländern.<br />

Heute sind es 33 Firmen und<br />

6500 Mitarbeiter als Ergebnis von<br />

Internationalisierung und der Ausdehnung<br />

in den Bereich der Metallbearbeitungswerkzeuge<br />

(Leitz<br />

Metalworking Technology Group<br />

− LMT). Der Umsatz ist von 100<br />

Millionen auf 600 Millionen Euro<br />

gestiegen. Inzwischen ist das Unternehmen<br />

ein Holding und Dr.<br />

Dieter Brucklacher, auch Präsident<br />

des VDMA (Verband Deutsche<br />

Maschinen Anlagenbau), hat sich<br />

aus dem aktiven Geschäft zurückgezogen.<br />

„Wir sind im Umbruch.<br />

Wenn alle Prophezeihungen eintreten,<br />

dann wird’s ruhiger“.<br />

Zu ihren Aufgaben gehört auch<br />

die Organisations-Spitze der Jazz-<br />

Lights, die Leitz zusammen mit der<br />

Stadt Oberkochen jedes Jahr auf<br />

die Beine stellt.<br />

Was die Arbeitszeiten betrifft,<br />

so ist Marlene Kotulek da, wenn<br />

ihr Chef auch da ist. Da er viel unterwegs<br />

ist, müsse man die „geringe<br />

Kontaktzeit“ ausnutzen. „Ich<br />

arbeite eigenverantwortlich. Und<br />

ich kann auch nur sorglos nach<br />

Hause gehen, wenn ich meine<br />

Aufgaben und Projekte abgeschlossen<br />

habe.“<br />

Und wie lässt sich ihre Arbeit<br />

mit ihrer Familie, ihrer siebenjähriger<br />

Tochter vereinbaren? „Man<br />

braucht Organisationstalent und<br />

liebe Engel im Hintergrund“, beschreibt<br />

sie. „Mein Mann, meine<br />

Mutter, liebe Freundinnen“.<br />

Nach der Geburt des Kindes hat<br />

die Chefsekretärin an zwei Vormittagen<br />

gearbeitet. Nach sechs<br />

Monaten wieder voll. „Meine<br />

Tochter ist robust. Sie ist es gewöhnt,<br />

bei anderen Bezugspersonen<br />

zu sein“. Zeit für zeitaufwändige<br />

Hobbys hat die 45-Jährige<br />

nicht. Musikhören kann sie nebenher<br />

und Zeit zum Reisen und Skifahren<br />

muss sein. Anja Rettenmaier<br />

Ihre Position hat mit viel Vertrauen zu tun: Marlene Kotulek ist Assistentin der Geschäftsleitung bei Leitz in Oberkochen.<br />

(Foto: Oliver Giers)

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