Menschen Macher Märkte - Schwäbische Post
Menschen Macher Märkte - Schwäbische Post
Menschen Macher Märkte - Schwäbische Post
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
ERFOLGSGESCHICHTEN MENSCHEN MACHER MÄRKTE I 29. NOVEMBER 2006<br />
Global, aber nicht heimatlos<br />
G<br />
Die Weltkonzerne mit Sitz in Ostwürttemberg haben in den vergangenen Jahren<br />
„Bekenntniss in Stein“ zur Region abgegeben -Ein Überblick von Winfried Hofele<br />
lobal Player sind große international<br />
agierende und verflochtene<br />
Konzerne mit großer Wirtschaftsmacht.<br />
Und die „Zeit“ fügt<br />
hinzu: Global Player sind Giganten<br />
ohne Heimat, schlank und vernetzt.<br />
Würde man die Zeit-Definition<br />
(„heimatlos“) als richtig betrachten,<br />
dann hätte in der Region Ostwürttemberg<br />
kein Global Player<br />
seinen Sitz. Der Wirtschaftsraum<br />
der „Talente und Patente“ ist überwiegend<br />
mittelständisch strukturiert<br />
mit klarem Fokus auf den<br />
Werkzeug- und Maschinenbau sowie<br />
auf die Automobilzulieferindustrie.<br />
Doch Ostwürttemberg hat auch<br />
„big global players“ mit Leuchtturmfunktion<br />
- und glücklicherweise<br />
mit großer Heimatverbundenheit,<br />
die sich gerade in den<br />
letzten Monaten nicht nur mit verbalen<br />
Bekenntnissen zum Standort<br />
Ostalb, sondern mit millionenschweren<br />
Investitionen in Neubauten,<br />
Maschinen und Anlagen<br />
sichtbar gezeigt hat. Zum Beispiel<br />
Carl Zeiss AG, Oberkochen, Voith<br />
AG, Heidenheim, Paul Hartmann<br />
AG, Heidenheim und ZF Lenksysteme<br />
GmbH, Schwäbisch<br />
Gmünd. Als Global Players kann<br />
man auch die Leitz-Gruppe, Oberkochen,<br />
die Mapal-Gruppe, Aalen,<br />
dieAlfing-WerkeinAalen, unddie<br />
Weleda AG, Schwäbisch Gmünd,<br />
bezeichnen.<br />
Global tätig sind heute allerdings<br />
auch die meisten kleinen<br />
Mittelständler. Sie müssen, um im<br />
internationalen Wettbewerb mit<br />
den immer kleiner werdenden<br />
Innnovationszyklen und dem<br />
wachsenden Preisdruck bestehen<br />
zu können, ebenso wie die „Großen“<br />
vor allem innovationsstark,<br />
flexibel, kunden- und serviceorientiert<br />
qualitativ erstklassige Produkte<br />
und/oder Dienstleistungen<br />
liefern können.<br />
Viele sehen heute durch die<br />
Globalisierung die soziale Marktwirtschaft<br />
bedroht. In der öffentlichen<br />
Wahrnehmung werde, so<br />
beklagt es zum Beispiel auch der<br />
Oberkochener Leitz-Chef Dr. Dieter<br />
Brucklacher, der Präsident des<br />
Verbandes Deutscher Maschinenund<br />
Anlagenbauer, die zunehmende<br />
Intensivierung der weltwirtschaftlichen<br />
Arbeitsteilung<br />
häufig mit Arbeitsplatzabbau und<br />
Standortverlagerung gleichgesetzt.<br />
Es können aber, so Brucklacher,<br />
„viele Unternehmen nur dadurch<br />
massive Beschäftigungsverluste<br />
vermeiden, wenn sie Teilbereiche<br />
ihrer Produktion ins Ausland verlagern.“<br />
Tatsächlich ist es so, dass die<br />
großen ostwürttembergischen<br />
Global Players in den vergangenen<br />
Jahren die Zahl ihrer Beschäftigten<br />
an ihren deutschen Stammsitzen<br />
ausgebaut haben. Allerdings gibt<br />
es immer weniger „einfache“ Arbeiten,<br />
Stellen mit hoher Qualifikation<br />
müssen sogar unbesetzt<br />
bleiben. Carl Zeiss und Voith allein<br />
suchen derzeit rund 400 Ingenieure.<br />
Auch und gerade hinter Global<br />
Players stehen in Ostwürttemberg<br />
verantwortungsvolle <strong>Menschen</strong><br />
und <strong>Macher</strong>. Das sind bei der Carl<br />
Zeiss AG die Vorstände Dr. Dieter<br />
Kurz (Vorsitzender), Dr. Michael<br />
Kaschke (Finanzen) und Dr. Hermann<br />
Gerlinger (SMT-Chef). Sie<br />
haben die Carl-Zeiss-Gruppe nach<br />
der erfolgreichen Sanierung durch<br />
Dr. Peter Grassmann zu einem<br />
Technologie- und Weltmarktführer<br />
in der optischen und optoelektronischen<br />
Industrie geführt. In<br />
fünf Unternehmensbereiche<br />
(Halbleitertechnik, Medizintechnik,<br />
Mikroskopie, Industrielle<br />
Meßtechnik und Optisch-elektronische<br />
Systeme) gegliedert bietet<br />
die Carl Zeiss-Gruppe Produkte<br />
und Dienstleistungen in den drei<br />
strategischen Wachstumsfeldern<br />
Medical and Research Solutions,<br />
Lifestyle Products und Industrial<br />
Solutions. Herausragende Beispiele:<br />
Über 40000 Zeiss-Objektive<br />
werden täglich verkauft, jede<br />
zweite Operation des Grauen Stars<br />
wird weltweit mit Zeiss-Mikroskopen<br />
durchgeführt und jeder<br />
zweite Waferstepper zur Chipherstellung<br />
ist mit Zeiss-Optiken ausgestattet.<br />
Die Carl-Zeiss Gruppe ist in<br />
mehr als 100 Ländern der Welt mit<br />
Produktionsstätten oder Niederlassungen<br />
vertreten. Der Umsatz<br />
dürfte im Geschäftsjahr 2005/06<br />
bei etwa 2,4 Milliarden Euro liegen,<br />
den über 11 500 Mitarbeiter<br />
weltweit (Exportquote 80 Prozent)<br />
erwirtschaften. Die Zeiss-Erfolgsgeschichte<br />
basiert auch auf<br />
der erfolgreich durchgeführten<br />
Reform der Rechtsform (vom Stiftungsunternehmen<br />
zur AG), wodurch<br />
marktgerechte Ausgliederungen<br />
und Joint Ventures flexibel<br />
möglich wurden.<br />
Profitiert haben davon - wenn<br />
auch mit einem Arbeitsplatzabbau<br />
in Aalen verbunden - die Markenoptik<br />
mit der Bildung der Carl<br />
Zeiss Vision GmbH. Dieses Joint<br />
Venture mit der schwedischen Private<br />
Equity-Gesellschaft EQT<br />
kaufte den US-Konzern Sola und<br />
wurde damit zur Nr. 2 der Welt in<br />
der Brillenglasherstellung und insbesondere<br />
die Carl Zeiss SMT AG.<br />
Diese baute im Gewerbegebiet<br />
Oberkochen mit einem Investitionsvolumen<br />
von 450 Millionen<br />
Euro das weltweit modernste Entwicklungs-<br />
und Produktionszentrum<br />
für Lithographieoptik, das<br />
erst kürzlich erweitert und in Betrieb<br />
genommen wurde.<br />
Ein ähnlich bedeutendes „Bekenntnis<br />
in Stein“ zum Standort<br />
Ostwürttemberg gab in diesem<br />
Jahr die Voith AG ab. Am 12. Mai<br />
wurde das neue Paper Technology<br />
Center am Stammsitz Heidenheim<br />
eingeweiht - damit begann eine<br />
neue Epoche des Papiermachens.<br />
„Die Kraft zur Innovation zieht<br />
Voith aus den festen Wurzeln und<br />
der Philosophie eines Familienunternehmens“<br />
sagte Dr. Hermut<br />
Kormann. Kormann als Nachfolger<br />
des früheren Präsidenten des<br />
Bundesverbandes Deutscher Industrie<br />
(BDI) setzt die Reihe der<br />
großen Industriekapitäne bei<br />
Voith fort. Er hat das Unternehmen<br />
nicht nur von der Produktseite<br />
und der Effizienz zu einem<br />
enorm finanzstarken Global Player<br />
geführt, sondern es auch in der<br />
breiten Besetzung des Vorstandes<br />
(Dr. Hermann Jung, Dr. Hans-Peter<br />
Sollinger, Bertram Staudenmaier,<br />
Dr. Hubert Lienhard, Peter<br />
Edelmann und Martin Henrici) auf<br />
die Anforderungen der Zukunft<br />
ausgerichtet.<br />
Voith beschäftigt weltweit fast<br />
31000 Mitarbeiter und setzt über<br />
3,5 Milliarden Euro um. Die Mitarbeiterzahl<br />
in Heidenheim beträgt<br />
4200 - Tendenz nach oben.<br />
Das Voith-Geschäft ist gegliedert<br />
in vier Konzernbereiche: Voith Paper,<br />
Voith Turbo, Voith Siemens-<br />
Hydro und Voith Industrial Services.<br />
Mehr als ein Drittel der gesamten<br />
Papierproduktion weltweit<br />
wird auf Voith-Papiermaschinen<br />
hergestellt. Ein Drittel der<br />
weltweit aus Wasserkraft gewonnen<br />
Energie wird mit Turbinen<br />
und Generatoren von Voith Siemens<br />
Hydro Power Generation erzeugt.<br />
Antriebselemente von Voith<br />
Turbo werden rund um den Globus<br />
sowohl in industriellen An-<br />
lagen als auch auf Schiene, Straße<br />
und Wasser eingesetzt. Die größten<br />
Unternehmen Europas vertrauen<br />
auf technische Dienstleistungen<br />
von Voith Industrial Services.<br />
Unter die Überschrift „Folgen<br />
der Globalisierung“ kann man die<br />
Neuausrichtung des Heidenheimer<br />
Verbandsstoff- und Hygienespezialisten<br />
Paul Hartmann AG<br />
stellen. Mit der Konzentration auf<br />
das medizinische Kerngeschäft<br />
(Inkontinenzprodukte, Wundversorgung,<br />
OP-Bedarf, kundengerechte<br />
Komplettlösungen) gelang<br />
dem Vorstandsvorsitzenden Dr.<br />
Rinaldo Riguzzi in den vergangen<br />
zwei Jahren wieder die Rückkehr<br />
in die Gewinnzone. Hartmann beschäftigt<br />
weltweit über 9000 Mitarbeiter,<br />
davon rund 3400 in<br />
Deutschland, und setzte im vergangenen<br />
Geschäftsjahr 1,22 Milliarden<br />
Euro um.<br />
Die schwierige Phase der Jahre<br />
2002 und 2004 hat der Global<br />
Player ZF Lenksysteme GmbH<br />
(ZFLS) überwunden. Der Hersteller<br />
von elektronischen und hydraulischen<br />
Lenksystemen für Pkw<br />
und Nutzfahrzeuge hat unter Egon<br />
W. Behle die Rückkehr in den<br />
„schwarzen Zahlenbereich“ wieder<br />
geschafft. Der Umsatz dürfte in<br />
diesem Jahr die 2,5-Milliarden<br />
Euro-Grenze übersteigen. Die Mitarbeiterzahl<br />
beträgt weltweit<br />
9400, davon 5700 in Deutschland<br />
und davon 4200 am Stammsitz<br />
in Schwäbisch Gmünd. ZFLS<br />
ist ein Joint Venture zwischen der<br />
ZF Friedrichshafen AG und der Robert<br />
Bosch GmbH, Stuttgart.<br />
Global Players, die in Ostwürttemberg<br />
nicht ihren Stammsitz,<br />
aber Produktionsstätten oder Niederlassungen<br />
haben sind u.a.:<br />
Bosch-Siemens-Hausgeräte<br />
GmbH (München) in Giengen,<br />
Weleda (Schwarzach, Schweiz) in<br />
Schwäbisch Gmünd, Epcos AG<br />
(München) in Heidenheim, Osram<br />
(München) in Giengen, Varta<br />
(jetzt Global Equity Partners,<br />
Wien) in Ellwangen, Munksjö<br />
•<br />
(Schweden) in Unterkochen,<br />
TRW (Cleveland/USA) mit TRW<br />
Automotive in Alfdorf, Imtech<br />
(Holland, Hamburg) in Aalen,<br />
Triumph International (Zurzach/<br />
CH, München) in Heubach.<br />
Winfried Hofele<br />
MENSCHEN<br />
MACHER<br />
MÄRKTE<br />
Rainer<br />
Wiese<br />
über dieses<br />
Heft<br />
ZUM BEISPIEL OSTWÜRTTEMBERG<br />
EDITORIAL<br />
Diese Beilage tut einen weiten Rundblick auf die-<br />
Wirtschaft in Ostwürttemberg, auf die <strong>Menschen</strong>,<br />
Produkte und Arbeitsweisen, schaut in <strong>Märkte</strong>, auf<br />
denen sich hiesige Firmen als Global Player oder<br />
heimliche Stars tummeln. Das Heft berichtet beispielhaft<br />
über einzelne Firmen, wir zeigen Unternehmen<br />
aus den verschiedensten Branchen, die auf<br />
der Ostalb Erfolgsgeschichten schreiben.<br />
Was die kommunale Wirtschaftsförderung zum Erfolg<br />
der Unternehmen beitragen kann, zeigen Berichte<br />
aus Aalen, Schwäbisch Gmünd und Ellwangen.<br />
Unsere Reporter berichten von <strong>Menschen</strong>, die<br />
in der zweiten Reihe dem Erfolg den Weg bereiten.<br />
Männer und Frauen der ersten Reihe haben wir<br />
nach dem Erfolgsrezept ihrer Arbeit und nach dem<br />
Ostalbknigge gefragt: Wieviel Understatement darf<br />
sein und wie sieht schwäbische Gastfreundschaft<br />
aus.<br />
Und wir wollten wissen, welche die größten Unternehmen<br />
in Ostwürttemberg nach der Zahl der<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind, das Ranking<br />
finden Sie in diesem Heft. Zum Beispiel.<br />
Einer der ganz großen Leuchttürme in Ostwürttemberg: Global Player Carl Zeiss in Oberkochen<br />
DIE BILDER DER TITELSEITE<br />
Von rechts oben im Uhrzeigersinn:<br />
Azubis in Aalen ★ Katharina Dietz-<br />
Epple (siehe Seite 6) ★ Großbaustelle<br />
Mapal ★ Marc C. Vogel betreut<br />
die Innovationsleuchttürme bei<br />
Zeiss ★ Theo Hageney erläutert<br />
seine Meßstrategie ★ Büroszene im<br />
Aalener Technologiezentrum<br />
2 Städte, 1 Idee . . .<br />
. . . das Interkommunale Industrieund<br />
Gewerbegebiet der Städte<br />
Giengen a.d. Brenz und<br />
Herbrechtingen<br />
www.industrieparkA7.de<br />
•<br />
•<br />
•<br />
verkehrsgünstige Lage an der<br />
Autobahn A7 und den<br />
Bundesstraßen B19 / B492<br />
beste Infrastruktur mit<br />
direktem Autobahnanschluß<br />
350.000 qm Gewerbefläche<br />
• Grundstückszuschnitt<br />
individuell möglich<br />
•<br />
Grundstücke sofort verfügbar<br />
Ihre Ansprechpartner:<br />
•<br />
Thomas Diem<br />
Rathaus Herbrechtingen<br />
Franz Becker<br />
Rathaus Giengen<br />
Lange Straße 58<br />
Marktstraße 11<br />
89542 Herbrechtingen 89537 Giengen a.d. Brenz<br />
Tel. 0 73 24 / 9 55-2 00 Tel. 0 73 22 / 9 52-2 16<br />
www.herbrechtingen.de www.giengen.de<br />
E-Mail:<br />
E-Mail:<br />
t.diem@herbrechtingen.de wirtschaftsfoerderung@giengen.de<br />
3