Menschen Macher Märkte - Schwäbische Post
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2 24. November 2007 I MENSCHEN MACHER MÄRKTE ERFOLGSGESCHICHTEN<br />
EDITORIAL<br />
Talente,<br />
Patente,<br />
Erfolge<br />
Der Wirtschaft geht es gut,<br />
dem Land geht es gut. Auch<br />
im Raum für Talente und Patente,<br />
in Ostwürttemberg sind<br />
Stimmung und Zahlen der Unternehmen<br />
gut. In diesem<br />
Heft äußern sich einige Wirtschaftskapitäne<br />
zur konjunkturellenEntwicklung<br />
der<br />
nächsten<br />
Monate. Fast<br />
alle meinen:<br />
Die Konjunktur<br />
wird bleiben,<br />
wenn<br />
der Staat die<br />
Wirtschaft<br />
wirtschaften<br />
lässt und die Reformansätze<br />
nicht zurücknimmt.<br />
Raum für Talente und Patente<br />
- keine Rede des Landrates zur<br />
Struktur der Region vergeht,<br />
ohne dass dieser Begriff fällt.<br />
Wir haben einmal nachgeschaut,<br />
wie es mit Forschung<br />
und Entwicklung in Ostwürttemberg<br />
bestellt ist. Anne<br />
Theiss hat recherchiert und<br />
beispielhaft zusammengetragen,<br />
was und wo und mit welchem<br />
Erfolg hierzulande geforscht<br />
und entwickelt wird.<br />
Nicht nur in den großen Unternehmen,<br />
auch in den kleineren<br />
Firmen, im klassischen<br />
Mittelstand.<br />
<strong>Menschen</strong> – <strong>Macher</strong> – <strong>Märkte</strong><br />
2007 präsentiert eine Reihe<br />
von Unternehmen, die man<br />
unter dem Begriff „hidden<br />
champions“ unterbringen<br />
kann. Unternehmen, die in ihrem<br />
Marktsegment führend<br />
sind, die Einzigartiges zu bieten<br />
haben. Davon gibt es viele<br />
zwischen Heidenheim und Ellwangen,<br />
zwischen Lorch und<br />
Bopfingen. Wir haben einige<br />
besonders interessante Beispiele<br />
ausgewählt, Reportagen<br />
über Unternehmen und<br />
Männer und Frauen, die in ihren<br />
Unternehmen einen guten<br />
Job machen.<br />
Rainer Wiese<br />
IMPRESSUM<br />
Redaktion:<br />
Rainer Wiese, Anne Theiss<br />
Fotos:<br />
Eva Gaida, Oliver Giers, Peter<br />
Hageneder, Thomas Mayr,<br />
Walter Laible<br />
Anzeigen:<br />
Falko Pütz, Andrea Reinhardt,<br />
Franz Wenzl<br />
Layout:<br />
Marion Haberstroh,<br />
Fritz Wagner<br />
Herstellung und Druck:<br />
SDZ Druck und Medien<br />
Der Markt ist heute vielschichtiger<br />
Gerade mal acht Wochen ist es<br />
her, dass große Laser-Finger<br />
den Himmel über Ostwürttemberg<br />
erhellten: Die Lobo electronic<br />
GmbH feierte ihr 25-jähriges<br />
Bestehen. Im Gespräch mit<br />
„<strong>Menschen</strong> - <strong>Macher</strong> – <strong>Märkte</strong>“<br />
blickt Gründer und Geschäftsführer<br />
Lothar Bopp zurück auf<br />
ein Viertel Jahrhundert Firmengeschichte.<br />
Herr Bopp – Hand aufs Herz:<br />
Hätten Sie sich einst vor 25 Jahren<br />
träumen lassen, dass Lobo<br />
einmal Marktführer im Laserund<br />
Multimediabereich sein<br />
würde?<br />
Lothar Bopp: Nein, sicherlich<br />
nicht. Wenn man wie ich von<br />
Null startet, hat man zunächst<br />
anderes im Kopf. Dennoch hatte<br />
ich immer klare Ziele und<br />
Vorstellungen. Es war immer<br />
mein Bestreben, meinen Kunden<br />
das Beste auf dem Markt<br />
befindliche zu bieten. Dieser Linie<br />
ist Lobo bis heute ohne<br />
Kompromisse treu geblieben<br />
und das hat sich ausgezahlt.<br />
Gibt es so etwas wie ein Geheimrezept<br />
für den Erfolg?<br />
Ich habe in diesem Markt viele<br />
Unternehmen scheitern sehen,<br />
die auf einer anfänglichen<br />
Woge des Erfolgs rasch groß<br />
geworden sind, sich dann aber<br />
entweder übernommen haben<br />
oder ihrer Linie untreu geworden<br />
sind. Lobos Erfolg ist Ergebnis<br />
vieler kleiner Schritte,<br />
die aber konsequent gegangen<br />
worden sind. Daraus entwickelte<br />
sich ein gesundes und stetiges<br />
Wachstum. Getragen zudem<br />
von großem persönlichem<br />
Einsatz und Können unserer<br />
Mitarbeiter und von vielen<br />
Kunden, die uns oft über Jahrzehnte<br />
als Geschäftspartner die<br />
Treue halten. Und wie so oft<br />
war auch etwas Glück im Spiel<br />
und der Riecher dafür, zur richtigen<br />
Zeit die richtigen Produkte<br />
am Markt zu haben.<br />
Gibt es besonders eindrückliche<br />
Momente in Ihrer Laufbahn?<br />
„Lobo hatte das Glück, viele<br />
spannende und auch sehr fordernde<br />
Projekte in den verschiedensten<br />
Ländern umsetzen<br />
zu dürfen. Jeder Auftrag<br />
hat seinen eigenen Reiz und<br />
seine speziellen Herausforderungen.<br />
Es treibt natürlich das<br />
Adrenalin ins Blut, wenn man<br />
weiß, dass 3,4 Milliarden Zuschauer<br />
das Resultat der eigenen<br />
Arbeit am Fernsehen live<br />
verfolgen – so geschehen bei<br />
der Eröffnung der Asian Games<br />
Lobo lasert in vielen Ländern und<br />
perfektioniert die multimediale Lichtershow<br />
Lothar Bopp.<br />
in Doha im vergangenen Dezember.<br />
Aber auch Produktpräsentationen,<br />
wie etwa die Präsentation<br />
der GL-Klasse während<br />
Herrn Zetsches ersten öffentlichen<br />
Auftritts als CEO von<br />
Daimler-Chrysler und Mercedes-Benz<br />
sind anspruchsvoll<br />
und sehr spannend.<br />
Und ein persönliches Highlight?<br />
Besonders bewegt hat mich, als<br />
wir zum 40-jährigen Bestehen<br />
der DDR ein großes Lobo-Lasersystem<br />
im Palast der Republik<br />
installiert haben, das bei einem<br />
klassischen Konzert für Michail<br />
Gorbatschow zum ersten Mal<br />
eingesetzt wurde – und draußen<br />
skandierten die <strong>Menschen</strong><br />
„Wir sind das Volk“. Nach der<br />
Show sprach Gorbatschow die<br />
berühmten Worte „Wer zu spät<br />
kommt, den bestraft das Leben.“<br />
Geschichte hautnah, das<br />
ist einmalig.<br />
Wie hat sich der Markt aus Ihrer<br />
Sicht in den letzten 25 Jahren<br />
verändert?<br />
„Während man anfangs einfach<br />
nur mit einem überzeugenden<br />
Angebot präsent sein<br />
musste, um erfolgreich zu sein,<br />
ist der Markt heute vielschichtiger.<br />
Das Medium Laser ist nicht<br />
mehr neu. Man muss sich als<br />
Anbieter und den Laser als Medium<br />
immer wieder neu erfinden,<br />
neue technische und ästhetische<br />
Ausdrucksformen suchen,<br />
die dem Kunden auch einen<br />
echten Mehrwert bringen.<br />
Sicherlich ist auch der ungezügelte<br />
Kopierwahn – speziell aus<br />
Fernost – eine große Herausforderung.<br />
Es vergeht kaum eine<br />
Woche, in der nicht irgend ein<br />
bis dato unbekanntes Unternehmen<br />
große Teile unserer Internetpräsenzen,<br />
unsere Demo-<br />
Videos oder unseren Namen für<br />
eigene Zwecke missbraucht.<br />
Ebenso sind missglückte Versuche,<br />
die Technik zu kopieren<br />
oder die Verbreitung von Raubkopien<br />
von Shows über das Internet<br />
leider ein Thema.<br />
Internet – nützlich oder schädlich<br />
für die Branche?<br />
Auch an anderer Stelle hat das<br />
Internet seine Tücken: Es gibt<br />
heute tausende kleiner Laserunternehmen,<br />
deren tatsächliche<br />
Leistungsfähigkeit aufgrund<br />
der anonymen Präsentationsplattform<br />
Internet nur wenig<br />
transparent ist. Nur der persönliche<br />
Besuch beim potentiellen<br />
Lieferanten bringt hier die<br />
notwendige Klarheit. Zudem ist<br />
leider ein erschreckend großer<br />
Teil der Angebote auf dem Lasermarkt<br />
in hohem Maße unseriös.<br />
Das fängt mit frei erfundenen<br />
Produkt-Spezifikationen<br />
an, setzt sich mit dem Ignorieren<br />
oder dem bewussten Überschreiten<br />
von geltenden Sicherheitsregeln<br />
fort und endet mitunter<br />
mit dem Einsatz von Lasersystemen,<br />
die absolut gefährlich<br />
werden können. Letzteres<br />
trifft leider auch vereinzelt<br />
auf etablierte deutsche<br />
Wettbewerber zu.<br />
Wie geht Lobo mit diesem Thema<br />
um?<br />
Hier gilt es, mit nachprüfbaren,<br />
klaren Fakten beim Kunden immer<br />
wieder aufs Neue Überzeugungsarbeit<br />
zu leisten und so<br />
manche weit verbreitete Mär<br />
wieder auf den Boden der Tatsachen<br />
zurückzuholen. Wir er-<br />
greifen zum Beispiel Initiative<br />
mit einem kostenlosen Seminar,<br />
für Interessenten aus dem<br />
professionellen Veranstaltungsbereich,<br />
das den Teilnehmern<br />
helfen soll, sich anhand<br />
objektiv geltender Tatsachen<br />
souverän in diesem undurchsichtigen<br />
Markt zu bewegen.<br />
LOBO ist im Vergleich zum<br />
Wettbewerb eher im gehobenen<br />
Preis-Segment aktiv. Gab es<br />
nie Überlegungen, eine Low-<br />
Cost-Schiene aufzubauen?<br />
Spätestens seit der Schwemme<br />
von Billigprodukten aus China<br />
zeigt sich für uns sehr deutlich,<br />
dass wir damit richtig lagen, immer<br />
das Bestmögliche anzustreben,<br />
was zwangsläufig nicht<br />
immer das Billigste, jedoch im<br />
Endeffekt das Preiswerteste ist.<br />
Dennoch legen wir höchsten<br />
Wert auf eine transparente<br />
Preisgestaltung. Wer unser Angebot<br />
mit etablierten Produkten<br />
und Dienstleistungen etwa<br />
im Veranstaltungsbereich vergleicht,<br />
wird positiv überrascht<br />
sein, wie offen und fair wir auftreten.<br />
Was kostet denn eine Show?<br />
Natürlich gibt es immer wieder<br />
Interessenten, die meinen, dass<br />
man schon ab 3000 Euro eine<br />
‚bombastische Lasershow’ haben<br />
kann. Wer jedoch einfach<br />
einmal die durchschnittlichen<br />
Stundensätze eines Handwerkers<br />
zugrunde legt, darüber hinaus<br />
noch Transport, Abschrei-<br />
Sehe die wirtschaftliche Lage<br />
positiv - zumindest für das erste<br />
Halbjahr 2008. Die Weltwirtschaft<br />
zeigt sich<br />
trotz Ölpreis und<br />
Dollarschwäche erstaunlich<br />
stabil. Das<br />
starke Wachstum in<br />
Asien, mit den großenWachstumstreibern<br />
China und Indien,<br />
hält die Lokomotive<br />
noch immer<br />
unter Dampf.<br />
Dabei ist aus meiner<br />
Sicht der große Investitions-<br />
bung des Equipments und Versicherung<br />
in Betracht zieht,<br />
weiß recht schnell, was tatsächlich<br />
in einem solchen Budgetrahmen<br />
zu erwarten ist. Ganz<br />
abgesehen davon, dass noch<br />
rund tausend Euro allein für die<br />
sicherheitstechnische Abnahme<br />
der Strahlführung durch einen<br />
staatlich vereidigten Gutachter<br />
einzurechnen sind.<br />
Was kann man von LOBO in<br />
den nächsten 25 Jahren erwarten?<br />
Ich bin kein Orakel. Ich kann<br />
aber auf jeden Fall sagen, dass<br />
wir heute gut aufgestellt sind<br />
und uns für die Zukunft ebenfalls<br />
gut gerüstet sehen. 2007<br />
dürfte für uns ein neues Rekordjahr<br />
werden und für 2008<br />
wollen wir mit interessanten<br />
neuen Produkten aufwarten.<br />
Ich gehe davon aus, dass wir<br />
heute wie morgen versuchen<br />
werden, für unsere Kunden mit<br />
grundsoliden technischen Lösungen,<br />
individuellen Dienstleistungen<br />
und überzeugenden<br />
kreativen Ansätzen ein verlässlicher<br />
Partner mit einem guten<br />
Preis-Leistungsverhältnis zu<br />
sein.Wir streben zu jedem unserer<br />
Kunden eine langjährige<br />
Geschäftsbeziehung an. Deshalb<br />
müssen diese auch über<br />
Jahre darauf vertrauen können,<br />
dass man bei Lobo perfekt<br />
maßgeschneiderte Lösungen<br />
erhält, die in jeder Hinsicht<br />
auch im Vergleich zum Wettbewerb<br />
überzeugen.<br />
Anke-Schwörer-Haag<br />
Wie ist die Lage, wie wird sich die Konjunktur entwickeln? Wir<br />
haben Chefs und Entscheider der Wirtschaft in Ostwürttemberg<br />
gefragt. Hier die Antwort von<br />
Dr. Dieter Kress<br />
Mapal<br />
stau der letzten Jahre in<br />
Deutschland und Europa bereits<br />
deutlich abgebaut.<br />
Sorge im Inland<br />
macht mir die Tendenz<br />
in der großen<br />
Koalition, die Reformen<br />
der letzen<br />
beiden Jahre nicht<br />
konsequent fortzusetzen,<br />
sondern<br />
auf einigen Gebieten<br />
diese wichtigenEntwicklungen<br />
schon wieder<br />
infrage zu stellen.<br />
Wir sind für Sie da –<br />
fordern for der n Sie uns!<br />
Wirtschaftsförderung der<br />
Telefon 0 73 61 / 52-11 31<br />
Telefax 0 73 61 / 52-31 30<br />
E-Mail: wirtschaftsfoer derung@aalen.de
ERFOLGS GESCHICHTEN<br />
Wenn das Schicksal Regie führt<br />
Frauen in Führungspositionen<br />
sind in Deutschland nach wie<br />
vor unterrepräsentiert; nur wenige<br />
können sich in höchsten<br />
Positionen etablieren. Gunhild<br />
Veit ist genau das gelungen.<br />
Seit 1989 leitet die vierfache<br />
Mutter die Geschicke des Ellwanger<br />
Bauunternehmens<br />
Hans Fuchs. Und das mit großem<br />
Erfolg. 1998 wurde die<br />
heute 61-Jährige für ihre unternehmerischen<br />
Leistungen mit<br />
der Wirtschaftsmedaille des<br />
Landes Baden-Württemberg<br />
ausgezeichnet.<br />
Gunhild Veit ist ein echtes Unternehmerkind.<br />
1956 hoben<br />
ihre Eltern, Hans und Maria<br />
Fuchs, die Hans Fuchs Bauunternehmung<br />
GmbH&Co. aus<br />
der Taufe. Schon die Großeltern<br />
hattenein eigenes Baugeschäft<br />
in der Mittelhofstraße .<br />
„Für mich, für meine Familie<br />
war die eigene Firma immer<br />
wichtiger Lebensinhalt“, sagt<br />
Gunhild Veit. Logisch also, dass<br />
sie sich gleich nach der Schule<br />
für eine Ausbildung zur Bauzeichnerin<br />
entschied, schließlich<br />
wollte die junge Frau später<br />
in den elterlichen Betrieb<br />
einsteigen. Ein Studium des<br />
Bauingenieurwesens schloss<br />
sich an. „Das war vorgezeichnet,<br />
ich wurde so erzogen“,<br />
sagt Veit. Eine andere berufliche<br />
Karriere habe sie deshalb<br />
auch nie ernsthaft in Erwägung<br />
gezogen.<br />
Trotzdem sollte es zunächst anders<br />
kommen als geplant: Statt<br />
das Studium zu beenden, heiratet<br />
Gunhild 1970 ihren Mann<br />
Gerd Veit. Noch im gleichen<br />
Jahr steigt der Betriebswirt in<br />
die Firma der Schwiegereltern<br />
ein und übernimmt hier schnell<br />
Das Ellwanger Bauunternehmen Hans Fuchs ist seit Jahren fest in weiblicher Hand,<br />
eine Verpflichtung gegenüber der Belegschaft und der Familie<br />
Führungsaufgaben: „Er war<br />
von da an der strategische Kopf<br />
des Unternehmens“, erinnert<br />
sich Veit. Sie selbst kümmert<br />
sich in jener Zeit vornehmlich<br />
um die vier gemeinsamen Kinder<br />
– drei Töchter und einen<br />
Sohn – und hilft nur stundenweise<br />
im Büro des Unternehmens<br />
aus.<br />
1989 schlägt das Schicksal zu:<br />
Gerd Veit stirbt bei einem Arbeitsunfall.<br />
Die Eltern von Gunhild<br />
Veit haben sich zu dem<br />
Zeitpunkt schon lange aus der<br />
Geschäftsleitung zurückgezogen,<br />
der Traditionsbetrieb<br />
steht plötzlich ohne führenden<br />
Kopf da. „Der Tod meines Mannes<br />
hat damals sicherlich nicht<br />
nur unsere Familie schwer getroffen,<br />
sondern auch den gesamten<br />
Betrieb, die gesamte<br />
Belegschaft. Alle haben sich gefragt,<br />
wie es weitergehen soll.“<br />
Doch trotz aller Zweifel, Sorgen<br />
und familiären Verpflichtungen<br />
– den Betrieb mit seinen<br />
rund 200 Mitarbeitern aufzugeben,<br />
kam für Gunhild Veit<br />
damals nicht in Frage: „Ich fühlte<br />
mich sowohl meinen Eltern<br />
als auch der Belegschaft gegenüber<br />
verpflichtet, das Unternehmen<br />
weiterzuführen. Mir<br />
war aber auch klar, dass ich<br />
mich dazu richtig reinknien<br />
muss.“<br />
Dabei konnte Gunhild Veit von<br />
Beginn auf die volle Unterstützung<br />
ihrer Mitarbeiter bauen.<br />
Insbesondere auf die von Karl<br />
Merz, schon damals in der Geschäftsleitung<br />
für die operativen<br />
Geschäfte des Bauunternehmens<br />
verantwortlich und<br />
bis heute die große Stütze der<br />
Firma. Vorbehalte, dass nun<br />
eine Frau am Ruder der Baufir-<br />
Mutter und Tochter auf Erfolgskurs: Katja und Gunhild Veit leiten die<br />
Geschicke des Ellwanger Baunternehmens Hans Fuchs. (Foto: rim)<br />
ma sitzen sollte, seien zu keinem<br />
Zeitpunkt aufgekommen,<br />
sagt Veit: „Das war wirklich<br />
niemals ein Thema. Weder bei<br />
unseren Angestellten, noch bei<br />
unseren Geschäftspartnern.“<br />
Mit großem organisatorischem<br />
Aufwand schafft es Veit in den<br />
Folgejahren, Familie und Familienbetrieb<br />
unter einen Hut zu<br />
bekommen. Über zahlreiche<br />
Fortbildungen holt sich die Un-<br />
MENSCHEN MACHER MÄRKTE I 24. November 2007<br />
ternehmerin den aktuellen betriebswirtschaftlichen<br />
Schliff.<br />
Als „Exotin“ in der Baubranche<br />
habe sie sich nie gefühlt. Als<br />
Frau habe man es in dieser<br />
Branche vermutlich sogar etwas<br />
leichter als ein Mann, mutmaßt<br />
Veit: „Einem wird in Verhandlungen<br />
zumindest immer<br />
sehr höflich begegnet.“<br />
Über die aktuellen Diskussionen,<br />
ausgelöst durch Eva Hermann,<br />
die in ihren Büchern vehement<br />
die Rückkehr der Frauen<br />
an den Herd propagiert,<br />
kann Gunhild Veit nur müde lächeln.<br />
Für die 61-jährige Unternehmerin<br />
ist das offenkundig<br />
eine abstrakte Diskussion<br />
(„Mich beschäftigt dieses Thema<br />
nicht“). Für sie habe das Leben<br />
nun einmal einen anderen<br />
Weg vorgesehen. Und: „Meinen<br />
Kindern hat meine Berufstätigkeit<br />
sicherlich nicht geschadet.<br />
Im Gegenteil: Unsere<br />
Familie ist dadurch noch enger<br />
zusammengerückt.“<br />
Schaden hat auch das Unternehmen<br />
nicht genommen. Mit<br />
viel Geschick und unternehmerischer<br />
Weitsicht hat Gunhild<br />
Veit den Betrieb durch die letzten,<br />
bald zwei Jahrzehnte geführt.<br />
Unter ihrer Ägide wurde<br />
sogar expandiert. Die Entscheidung,<br />
nach der deutschen Wiedervereinigung<br />
eine Firmenniederlassung<br />
mit gleicher Struktur<br />
im thüringischen Altenburg-Windischleuba<br />
zu gründen,<br />
geht auf ihre Initiative zurück.<br />
Auch an der Produktpalette der<br />
Firma wurde kontinuierlich gefeilt.<br />
Heute zählt zum Leistungsspektrum<br />
des Unternehmens neben<br />
Hoch- und Tiefbaumaßnahmen<br />
3<br />
sowie der Erstellung von Betonfertigteilen,<br />
Transportbeton<br />
und Betonverbundsteinen,<br />
auch der Straßen- und Landschaftsbau,Projektmanagement<br />
oder schlüsselfertiges<br />
Bauen.<br />
Für ihre unternehmerischen Erfolge<br />
wurde Gunhild Veit 1998<br />
mit der Wirtschaftsmedaille des<br />
Landes Baden-Württemberg<br />
ausgezeichnet. Stolz zeigt sie<br />
heute die Urkunde, die damals<br />
von Wirtschaftsminister Walter<br />
Döring höchstpersönlich überreicht<br />
wurde. Wobei Veit sich<br />
diesen Erfolg - und da ist sie typisch<br />
Frau - nicht alleine auf die<br />
Fahnen schreiben mag. Nein,<br />
diese Auszeichnung hätte sich<br />
die gesamte Belegschaft gemeinsam<br />
verdient, betont sie<br />
immer wieder.<br />
Kinder rücken nach<br />
Sollte die 61-Jährige irgendwann<br />
in den wohlverdienten<br />
Ruhestand eintreten - eine Aussage<br />
macht sie dazu noch nicht<br />
- bleibt das Bauunternehmen<br />
übrigens weiter fest in weiblicher<br />
Hand: Tochter Katja, gelernte<br />
Bankerin, studierte Betriebswirtin<br />
und selbst Mutter<br />
einer Tochter, gehört schon<br />
jetzt der Hans Fuchs-Geschäftsleitung<br />
an. Seit 2002 kümmert<br />
sie sich um die Niederlassung in<br />
Altenburg, die seither eine positive<br />
Entwicklung genommen<br />
hat. Auch freut sich Gunhild<br />
Veit, dass ihr Sohn Jonny nach<br />
Abschluss seines Studiums zum<br />
Bauingenieur auch in die Firma<br />
eintreten wird. Damit wird die<br />
Tradition als Familienunternehmen<br />
fortgesetzt.<br />
Alexandra Rimkus
4 24. November 2007 I MENSCHEN MACHER MÄRKTE ERFOLGSGESCHICHTEN<br />
Klare Sprache auf der Ostalb<br />
Freundlich, sagt Jörg Hempel,<br />
sei er auf der Ostalb aufgenommen<br />
worden. Seit Juli ist er Geschäftsführer<br />
der AOK Ostwürttemberg,<br />
er wohnt in Aalen<br />
und arbeitet in Schwäbisch<br />
Gmünd. „Nicht nur Payer sein,<br />
sondern auch Player“, nicht nur<br />
bezahlen, sondern aktiv mitmischen,<br />
ist dabei seine Devise im<br />
Arbeitsalltag.<br />
„Wir verstehen uns gut“, sagt<br />
Hempel über das Verhältnis zu<br />
den Mitarbeitern, in Ostwürttemberg,<br />
insgesamt 430 an der<br />
Zahl. Er mag die „Klarheit der<br />
Sprache“: Lieber ein „klares<br />
Nein“ als ein „geschobenes Sowohl<br />
als auch“, beschreibt er<br />
seinen Führungsstil. Dabei müsse<br />
eine Entscheidung gut begründet<br />
werden, was im Management<br />
– und auch in der Politik<br />
– oft ein Defizit sei.<br />
Die 430 Mitarbeiter aus ganz<br />
Ostwürttemberg hat Hempel<br />
vor zwei Wochen nach Bargau<br />
eingeladen. Dabei ging es ihm<br />
um ein Gemeinschaftserlebnis,<br />
um ein Zusammengehörigkeitsgefühl<br />
und darum, den Sinn der<br />
AOK-Reorganisation zu erklären.<br />
Mit einem Sketch habe der<br />
Abend begonnen. Dessen Tenor<br />
in Bezug auf die Reorganisation:<br />
„Ob das wohl alles so<br />
durchdacht war“. Damit wurde<br />
dieser zum Auslöser einer Diskussion.<br />
Letztlich aber habe es<br />
ganz wenig kritische Stimmen<br />
gegeben.<br />
Neben der internen Arbeit hat<br />
Hempel in den vergangenen<br />
Monaten viele Kontakte nach<br />
außen geknüpft. Mit Landrä-<br />
Jörg Hempel ist aus Oberschwaben<br />
nach Aalen und Schwäbisch Gmünd gekommen<br />
Jörg Hempel, neue AOK-Chef der Ostalb, an seinem Schreibtisch in Schwäbisch Gmünd. Die privaten Möbel<br />
stehen in Aalen.<br />
ten, Oberbürgermeistern und<br />
Bürgermeistern hat er gesprochen,<br />
mit Vertretern der Kreisärzteschaft,<br />
der Krankenhäuser<br />
und größerer Firmen.<br />
Die Verantwortung für die Patienten<br />
sieht er dabei als etwas<br />
Verbindendes, wenn er über<br />
die Krankenhäuser redet. Das<br />
ist die eine Seite. Die andere:<br />
kritisch zu hinterfragen, in welche<br />
Geräte die Kliniken heute<br />
investieren, für Hempel aktiver<br />
„Verbraucherschutz“. Denn<br />
„wir sind nicht nur Kostenträger,<br />
sondern auch Gestalter<br />
von Gesundheitslandschaften“,<br />
sagt der AOK-Chef.<br />
Dies verdeutlicht er am Beispiel<br />
Rückenschmerzen. In einen sogenannten<br />
Integrationsvertrag<br />
würden Hausärzte, Orthopäden,<br />
Reha-Kliniken und Therapeuten<br />
eingebunden. Um des<br />
Übels Wurzel zu finden, werden<br />
diese nach und nach alle<br />
konsultiert, kein Patient jedoch<br />
solle an einer Stelle zu lange<br />
kleben. „Wir nennen das den<br />
Pattex-Effekt“, sagt Hempel.<br />
Verknüpft werde dies mit einem<br />
Präventionsangebot Rückenschule.<br />
Denn in 60 bis 70<br />
Prozent der Fälle sei eine Stärkung<br />
der Rückenmuskulatur<br />
nötig. Ziel dabei, sagt Hempel,<br />
ist eine bessere Versorgung der<br />
Patienten.<br />
Heute schon richtet der AOK-<br />
Chef den Blick auf das Jahr<br />
2009, wenn der Gesundheitsfonds<br />
eingeführt wird. „Dann<br />
wird nicht mehr der Preis, sondern<br />
das Produkt die große Rolle<br />
spielen“, sagt Hempel. Deshalb<br />
arbeite die AOK an einem<br />
Produktportfolio mit hoher<br />
Qualität. Dabei spiele der Service<br />
eine große Rolle.<br />
Hier spannt Hempel wieder den<br />
Bogen zur Reorganisation und<br />
dem Abend mit den 430 Mitarbeitern:<br />
Verwaltungsaufgaben<br />
bündeln und so Kapazitäten<br />
für den Service schaffen. Deshalb<br />
hält die AOK an 13 Kundencentern<br />
und sechs kleineren<br />
Beratungsstellen in Ostwürttemberg<br />
fest.<br />
Ein weiterer Ansatzpunkt für<br />
den 47-Jährigen, der aus Ravensburg<br />
nach Gmünd gekommen<br />
ist, sind die Gespräche mit<br />
großen Unternehmen: Deren<br />
Ziel ist, gemeinsam mit den Arbeitgebern<br />
Strategien zur Vorbeugung<br />
von Krankheiten und<br />
zum Genesungsprozess zu entwickeln.<br />
Dabei wird zunächst einmal das<br />
„Krankheitsbild des Unternehmens“<br />
ermittelt. Denn mit einem<br />
Marktanteil von 40 Prozent,<br />
etwa 150 000 Versicherten<br />
in Ostwürttemberg, kann<br />
die AOK hierbei oftmals auf<br />
hauseigene Daten zurückgreifen.<br />
Damit werden Schwachpunkte<br />
gesucht und analysiert.<br />
Im Gesundheitssystem sei es<br />
wichtig, mehr übereinander zu<br />
Glaubt man zunächst den vielen<br />
Prognosen zu Anfang des<br />
Jahres, so war die Stimmung<br />
durchweg positiv bis auf wenige<br />
Branchen.<br />
Gegen Ende des Jahres 2007<br />
jedoch sehe ich die Gesamtkonjunktur<br />
mit etwas anderen<br />
Augen.<br />
Zunächst ist sicherlich die Exportquote<br />
so hoch wie kaum<br />
zuvor. Die Binnennachfrage<br />
jedoch stagniert und politische<br />
„Hemmschuhe“ wie z.B.<br />
die Streichung der<br />
Eigenheimzulage<br />
haben dazu geführt,<br />
das ganze Branchen<br />
einen Auftragseinbruch<br />
erlitten haben.<br />
Besonders jedoch<br />
macht mir die<br />
wachsende Knappheit<br />
und Verteuerung<br />
unserer Ressourcen<br />
Angst. Dies<br />
sind Faktoren, welche sich einerseits<br />
sehr kurzfristig und<br />
ohne jegliche Vorankündigung<br />
ändern und andererseits<br />
immer dann die allgemeine<br />
Konjunkturentwicklung hemmen,<br />
wenn diese zu laufen<br />
scheint. Betrachtet man hier<br />
insbesondere die Energie und<br />
Rohölpreise, so sind dies für<br />
uns als Spedition Kostenerhöhungen,<br />
welche wir Anfang<br />
des Jahres so nicht erkennen<br />
und somit auch nicht kurzfristig<br />
an unsere Kunden weiterreichen<br />
konnten.<br />
wissen, sagt Hempel, der den<br />
„etwas barockeren“ Oberschwaben<br />
die Fähigkeit zuspricht,<br />
Dinge nicht so ernst zu<br />
nehmen. „Und trotzdem geht<br />
es gut“, sagt er. So hat er die<br />
Ostälbler noch nicht erlebt.<br />
Was er auf der Ostalb jedoch<br />
schon genießt, ist der „bemerkenswerte<br />
Amateur-Fußball“,<br />
insbesondere der VfR Aalen, im<br />
Gegensatz zum „Diaspora-Fußball<br />
in Oberschwaben“.<br />
Michael Länge<br />
Wie ist die Lage, wie wird sich die Konjunktur entwickeln? Wir<br />
haben Chefs und Entscheider der Wirtschaft in Ostwürttemberg<br />
gefragt. Hier die Antwort von<br />
Dr. Stefan Brucker<br />
Spedition Brucker<br />
Langfristig erwarte ich gerade<br />
durch die Knappheit der Ressourcen<br />
sowie durch zahlreiche<br />
neue bürokratische Regelungen<br />
und politische Entscheidungen,<br />
besonders in<br />
Bezug auf die Gesetzesharmonisierung<br />
innerhalb der<br />
EU, kaum eine Belebung des<br />
Binnenmarktes. Im Export<br />
werden wir die nächsten Jahre<br />
noch überdurchschnittliche<br />
Zuwachsraten verzeichnen<br />
können. Auch die sonst allgemein<br />
übliche<br />
Konjunkturbelebung<br />
im Herbst<br />
ist dieses Jahr<br />
erstmals nicht<br />
spürbar. Noch<br />
nie haben sich<br />
uns in dieser Zeit<br />
so viele Unternehmerangeboten<br />
und nach Arbeit<br />
gefragt.<br />
Auch unsere Kunden geben<br />
uns in großen Teilen diese<br />
Meinung wieder und manch<br />
einer fängt im November<br />
schon an den Urlaub der Mitarbeiter<br />
abzubauen.<br />
Als Optimist jedoch sehe ich<br />
dennoch genügend Chancen<br />
und Möglichkeiten um weiterhin<br />
in Deutschland Arbeitsplätze<br />
zu schaffen und weiterhin<br />
erfolgreich auch gegenüber<br />
dem europäischen<br />
Wettbewerb agieren zu können.“
ERFOLGS GESCHICHTEN<br />
Angekommen auf der Ostalb<br />
Frank Motte stammt aus Stuttgart. Er<br />
ist seit anderthalb Jahren in Aalen<br />
und hat die anspruchsvolle Aufgabe,<br />
mit der SHW CT das „Herzstück“ der<br />
Hüttenwerke zu einem eigenständigen<br />
Unternehmen umzubauen. Mit<br />
den Aalenern ist er inzwischen warm<br />
geworden, aber es hat eine ganze<br />
Weile gedauert.<br />
Frank Motte ist ein Schaffer, wie die<br />
Schwaben sagen würden. Zielstrebigkeit<br />
und Ehrgeiz bewies der in Stuttgart<br />
Aufgewachsene schon nach dem<br />
BWL-Studium in Hohenheim, Freiburg<br />
und St. Gallen. Er bewarb sich<br />
bei der drittgrößten amerikanischen<br />
Bank Manufacturer's Hanover Trust<br />
und hat in New York einen internen<br />
Finanzabschluss erworben.<br />
Gewohnt hat er mitten in Manhattan,<br />
Zeit die Stadt anzuschauen hatte er<br />
nicht. „Wir mussten jeden Montag<br />
eine Klausur schreiben“, erinnert sich<br />
Motte, „wenn man weniger als 75<br />
Prozent richtig hatte, musste man abreisen.“<br />
Da sei er an die Grenzen seiner<br />
Leistungsfähigkeit gegangen, in<br />
einer fremden Sprache ein ihm fachfremdes<br />
Gebiet zu lernen. Seine<br />
Freundin habe ihn in den acht Monaten<br />
zwei Wochen besucht, mehr sei<br />
nicht drin gewesen. Aber Motte hat<br />
sich durchgebissen, als einziger Deutscher<br />
wurde er der Zweitbeste im<br />
Jahrgang.<br />
Es war der Beginn einer vielfältigen<br />
Karriere. „Ich wollte immer Generalist<br />
bleiben“, sagt der 44-Jährige, „ein<br />
Banker muss auch verkaufen können.“<br />
Zwei Jahre war er in München,<br />
hat die damals neuen derivaten Finanzinstrumente<br />
angepriesen. Für<br />
sein damaliges Unternehmen musste<br />
er dann den Standort Stuttgart schließen.<br />
„Das lief so fair ab, dass der Niederlassungs-Direktor<br />
mir anschließend<br />
einen Job angeboten hat“, erzählt<br />
Motte stolz.<br />
Es folgten mehrere Stationen. Zuerst<br />
Leonberg, wo er die Blättchen & Partner<br />
AG über ein „Management–Buy-<br />
Out“ mit gekauft und nach oben geführt<br />
hat. Nach einem eher unerfreulichen<br />
Ausflug in die New Economy<br />
im Ruhrgebiet hat Frank Motte seine<br />
eigene Firma gegründet, „Motte Consult“.<br />
Im Jahr 2003 übernahm er<br />
schließlich das Stuttgarter Büro des Finanzinvestors<br />
„capiton“, die heute<br />
ein wichtiger Anteilseigner der SHW<br />
CT ist. Theo Waigel kam zur Büroeröffnung.<br />
Seit 2005 ist Frank Motte nun auf der<br />
Ostalb. „Ein Teil meiner Familie<br />
kommt aus Aalen“, erzählt er lachend,<br />
einem seiner Vorfahren habe<br />
die Schokoladenfabrik Gaupp gehört.<br />
Sonst hatte er keine Beziehungen zur<br />
Region. „Der Weg führt mich von<br />
New York über München nach Stuttgart<br />
und jetzt nach Aalen“, sagt Motte.<br />
Um in einem halbwegs urbanen<br />
Umfeld zu wohnen, ist er mitten in<br />
die Fußgängerzone gezogen.<br />
Doch es fiel schwer, Kontakt mit den<br />
Einheimischen zu bekommen. „Ich<br />
habe auch ein Zeitproblem“, räumt er<br />
angesichts von Arbeitszeiten von 7.30<br />
bis 20 Uhr und mehr ein. Aber es sei<br />
auch schwierig, in die gewachsenen<br />
Netzwerke einzudringen.<br />
Den Durchbruch brachte ein Besuch<br />
von OB Martin Gerlach und des damaligen<br />
Citymanagers Reinhard Skusa.<br />
„Ich habe ihnen gesagt: Ich fühle<br />
mich einsam hier“, berichtet Motte,<br />
„am nächsten Tag hat Reinhard Skusa<br />
angerufen und vorgeschlagen: Wir<br />
gehen zusammen weg, ich stelle Ih-<br />
Frank Motte mit der Kunstguss-Figur<br />
„Der Gießer“, ein Symbol der SHW CT.<br />
Frank Motte musste als Manager von SHW CT erst<br />
warm werden mit der ostälbischen Mentalität<br />
nen Leute vor.“ Mit dem Sportler Uli<br />
Rost lernte er zudem die Wälder um<br />
Aalen fürs Nordic Walking schätzen.<br />
Auch den Charakter der Ostälbler<br />
schätzt er inzwischen: „Im Rheinland<br />
ist man sofort mit jedem per du, aber<br />
es bleibt oberflächlich. Hier ist man<br />
tiefgründiger.“ Habe man das Vertrauen<br />
erst mal gewonnen, bleibe<br />
dieses sehr zuverlässig.<br />
Als Geschäftsführer muss Frank Motte<br />
das Herzstück des Traditionskonzern<br />
SHW für den internationalen Wettbewerb<br />
fithalten. „Wir müssen Qualität<br />
bieten, um mit unseren hohen Löhnen<br />
und Energiekosten mithalten zu<br />
können“, sagt er. Die SHW CT zu einem<br />
eigenständigen Unternehmen,<br />
mit eigenen Strukturen zu machen,<br />
das ist sein Job.<br />
Und den macht er zusammen mit Ulrich<br />
Severing erfolgreich. Der Umsatz<br />
der gesamten CT-Gruppe stieg von 50<br />
auf 140 Millionen, Gießereien in Heidenheim<br />
und Kiel wurden zugekauft.<br />
Zudem wurde kräftig investiert, etwa<br />
in eine neue Modell-Lagerhalle und<br />
eine neue Gießerei.<br />
Frank Motte setzt auf den Standort<br />
Ostalb. Um das zu unterstreichen, hat<br />
er auch Anteile an SHW CT gekauft.<br />
„Ich glaube an das Unternehmen“,<br />
sagt er. Und inzwischen weiß er nicht<br />
nur die schöne Landschaft, sondern<br />
auch die Ostälbler an sich sehr zu<br />
schätzen. Rafael Binkowski<br />
MENSCHEN MACHER MÄRKTE I 24. November 2007<br />
Frank Motte muss als Geschäftsführer von SHW Casting Technologies die SHW-Tradition<br />
erhalten und trotzdem das Unternehmen reformieren. (Fotos: Oliver Giers)<br />
5
6 24. November 2007 I MENSCHEN MACHER MÄRKTE ERFOLGSGESCHICHTEN<br />
Eine schwäbische Patentschmiede<br />
Im Waldhäuser Gewerbegebiet<br />
steht an der Geißbergstraße ein<br />
Gebäude, das nach außen eher<br />
unscheinbar wirkt. In dessen Inneren<br />
findet sich eine schwäbische<br />
Patentschmiede mit enormem<br />
Potenzial. Franz Weller<br />
hat mit seinem Unternehmen<br />
Weller und Herden sowie den<br />
Tochterfirmen Rowe und Recan<br />
in den vergangenen Jahren Innovatives<br />
geleistet. Nicht nur<br />
im Sportbereich.<br />
„Weller und Herden steht für<br />
den Sportstättenbau – auf hohem<br />
Niveau“, erklärt Franz<br />
Weller. Dass der reine Sportstättenbau<br />
dem rührigen<br />
Schwaben nicht gereicht hat,<br />
zeigt sich schnell, wenn er von<br />
den Erfindungen spricht, an denen<br />
er maßgeblich beteiligt<br />
war – und noch ist.<br />
Forschungsprojekte, Neuentwicklungen,<br />
Innovatives – gepaart<br />
mit viel Know-how hat<br />
sich Franz Weller auf die Fahnen<br />
geschrieben und die Tochterfirmen<br />
Rowe (Spezial-Bauteile)<br />
und Recan (Entwicklung)<br />
als Spezialfirmen auf dem<br />
Markt etabliert. „Mit Weller<br />
und Herden sind wir als Deluxe-Ausstatter<br />
von Stadien am<br />
Markt“, stellt Weller fest.<br />
Aus dieser Arbeit habe sich<br />
manch Neues ergeben. Die<br />
SpeedSperrO-Box beispielsweise<br />
ist ein System, mit dem sich<br />
ganze Bereiche schnell und einfach<br />
absperren und Personenströme<br />
gezielt leiten lassen.<br />
Dieses System könne nicht nur<br />
in Stadien mit minimalem Personalaufwand<br />
in kürzester Zeit<br />
aufgebaut werden, sondern<br />
auch bei Demonstrationen<br />
oder überall dort, wo Sicherheitsabstand<br />
gefordert sei.<br />
In einer Box, die einer Litfaßsäule<br />
ähnlich sehe, befinde sich<br />
ein auf einer Spindel aufgerollter<br />
Zaun. „Als Zaun eignen sich<br />
unterschiedliche Materialien“,<br />
erläutert Weller. In ungefährlichen<br />
Bereichen setze man ein<br />
Sportnetz ein und erhalte so<br />
zum Beispiel zwei Kleinspielfelder<br />
mit Ballfangnetz. In gefährlichen<br />
Situationen dagegen<br />
Franz Weller, Geschäftsführer von Weller & Herden sowie den Tochterunternehmen<br />
Rowe und Recan hat mit Erfindergeist eine Weltfirma<br />
in Waldhausen auf dem Härtsfeld etabliert.<br />
(Fotos: Oliver Giers / privat)<br />
Franz Weller hat auf dem Härtsfeld eine Weltfirma aufgebaut und<br />
liefert Sportgeräte und mehr in die ganze Welt<br />
könne man ein Stahlnetz oder<br />
Kettennetz einsetzen. Damit<br />
eigne sich die Box sogar für den<br />
militärischen Bereich.<br />
„Wir arbeiten eng mit dem<br />
Fraunhofer Institut zusammen“,<br />
sagt der 58-jährige Tüftler.<br />
So sei die SpeedSperr0-Box<br />
eine gemeinsame Entwicklung<br />
von „Recan“ und des Fraunhofer<br />
Instituts.<br />
Eine weitere fruchtbare Zusammenarbeit<br />
gebe es derzeit mit<br />
Würth-Solerg von der Unternehmensgruppe<br />
Würth elektronik.<br />
„Der Trend in puncto<br />
Fußball geht hin zu Kleinspielfeldern<br />
mit Kunstrasen, einer<br />
Bande, Toren und einem Fangzaun“,<br />
sagt Franz Weller.<br />
Doch viele Vereine könnten<br />
sich eine solche Investition<br />
nicht leisten. Deshalb setze er<br />
die Idee um, Sport und Solarenergie<br />
zu verbinden. „Wir<br />
bauen auf ein solches Kleinspielfeld<br />
ein Dach mit einer Fotovoltaikanlage“,<br />
erläutert er.<br />
Mit der Stromeinspeisung<br />
könnten die Vereine den Löwenanteil,<br />
unter Umständen<br />
sogar die gesamten Baukosten<br />
wieder einfahren.<br />
„Unsere Philosophie lautet hier<br />
– wenn kleine Vereine eine<br />
solch moderne Anlage wollen,<br />
sollen sie diese auch verwirklichen<br />
können“, sagt Weller, der<br />
immer im Gespräch „mit der<br />
Basis“ ist, auf der Suche nach<br />
Problemlösungen. Deshalb<br />
sieht das Konzept hier auch vor,<br />
die Banden schnell ein- und<br />
ausbauen zu können, damit aus<br />
dem überdachten Spielfeld<br />
eine vom Wetter unabhängige<br />
Veranstaltungshalle werden<br />
kann, nicht nur für Vereinsfeste.<br />
Und im Sommer könne im<br />
Freien gespielt werden – denn<br />
die Fenster lassen sich hydraulisch<br />
beseitigen.<br />
Die SpeedSperrO-Box, von Recan entwickelt und bei Weller & Herden gebaut, ist ein System, mit dem sich<br />
verschiedene Bereiche schnell und einfach absperren lassen. Bei Bedarf können damit Personenströme gelenkt<br />
werden – nicht nur bei Sportveranstaltungen, sondern auch bei Demonstrationen.<br />
Doch nicht nur im Kleinen plane<br />
er das Hallensystem mit Fotovoltaik.<br />
„Wir haben eine Anfrage<br />
von Ajax Amsterdam und<br />
aus China“, erklärt der „Hans<br />
Dampf“, der einst in einer Garage<br />
mit seinem Unternehmen<br />
begonnen hat.<br />
Während die Mehrzweckhalle<br />
marktreif sei, arbeite er und<br />
sein Team aus „hochmotivierten<br />
Spezialisten“ gerade an einer<br />
weiteren Erfindung: ein<br />
System, mit dem in Sportstadien<br />
die Zeit- und Weitenmessung<br />
zentral erfolgen könne.<br />
„Wir arbeiten auf Hochtouren,<br />
denn wir wollen bei der Leichtathlethik-WM<br />
2009 im Berliner<br />
Olympiastadion die Erfindung<br />
einsetzen“, hebt Franz Weller<br />
hervor.<br />
Bislang werden bei Leichtathletik-Wettkämpfen<br />
die Zeiten<br />
und die Weiten an den ver-<br />
schiedenen Stationen per Laser<br />
erfasst, abgelesen und einzeln<br />
an eine Zentrale übermittelt.<br />
Jetzt sollen die Ergebnisse per<br />
Funk direkt einen Zentralrechner<br />
erreichen. Auf dem Gelände<br />
seien diverse Referenzpunkte<br />
verteilt. Über Erfassungstafeln<br />
werde dann beispielsweise<br />
beim Speerwurf die Weite ermittelt.<br />
Künftig seien mit dieser<br />
Erfindung weniger <strong>Menschen</strong><br />
nötig, die den Ablauf des Wettkampfs<br />
stören können. „Bevor<br />
dies zum Einsatz kommt, testen<br />
wir das alles noch vorher hier in<br />
der Region“, sagt der gelernte<br />
Kaufmann und Techniker, der<br />
die Firma Weller und Herden<br />
1989 gegründet hat.<br />
Auch im Behinderten-Sport hat<br />
Franz Weller mit seinen Entwicklungen<br />
für Verbesserungen<br />
gesorgt. So sind bereits besondere<br />
Plattformen für Roll-<br />
stuhlfechter realisiert, ebenso<br />
Entwicklungen für den Basketball<br />
und Sitzvolleyball. Aber<br />
auch die Absprungbalken für<br />
den Weitsprung hat Weller revolutioniert.<br />
„Die sind heute<br />
nicht mehr aus Holz, sondern<br />
aus einem aus Kunststoffgranulat,<br />
auch so eine Erfindung von<br />
uns“, erklärt er.<br />
Und die Zukunft immer fest im<br />
Blick arbeitet er an einem weiteren<br />
Projekt: Nachdem das<br />
Rapsöl als Treibstoff an Bedeutung<br />
gewinnt, ist er dabei, ein<br />
Gerät zu entwickeln, das erkennt,<br />
welche Qualität das<br />
Rapsöl besitzt. „Wir bleiben immer<br />
am Ball“, nimmt er ein Bild<br />
aus dem Sport auf. Und häufig<br />
hatte der Geschäftsführer auch<br />
die Nase vorn, wie die zahlreichen<br />
Patente, die das Unternehmen<br />
besitzt beweisen.<br />
Ulrike Schneider
ERFOLGS GESCHICHTEN<br />
Hidden Champion mit großer Tradition<br />
Weltweiter wirtschaftlicher Erfolg<br />
beruht nicht auf einer Zauberformel.<br />
Hidden Champions<br />
sind keine Wunderunternehmen.<br />
Erfolgsautor Hermann Simon<br />
hat die RUD-Gruppe in seinem<br />
neuesten Bestseller zum<br />
Hidden Champion des 21. Jahrhunderts<br />
gekürt.<br />
Die RUD-Gruppe war als weltweit<br />
agierendes und erfolgreiches<br />
Familienunternehmen bereits<br />
von zehn Jahren „amtierender“<br />
Hidden Champion. Die<br />
Geschäftsführung bewertet die<br />
neuerliche Titulierung als Erfolg.<br />
RUD wende durchaus alte Tugenden<br />
an, stets verbunden mit<br />
einem gesunden Mix aus bodenständigem<strong>Menschen</strong>verstand<br />
und modernen, professionellenManagement-Methoden,<br />
sagt Geschäftsführer<br />
Hansjörg Rieger. „Strategische<br />
Fragen wie: Was sind die technologischen<br />
Konzepte von<br />
morgen? Was können wir Neues<br />
schaffen? Wie können wir<br />
weiterhin am schnellsten, am<br />
effizientesten und effektivsten<br />
auf Veränderungen reagieren?<br />
Stellen wir uns als innovativer<br />
Pionier in der Rundstahlkettenbranche<br />
kontinuierlich?“<br />
Die langfristige Partnerschaft<br />
mit den Kunden, deren Zufriedenheit<br />
und Vertrauen in das<br />
Aalener Unternehmen stehen<br />
im Mittelpunkt des Handelns.<br />
„Wir bürgen für kundenorientierte,<br />
innovative Technik sowie<br />
höchste durchgängige<br />
Qualität und Sicherheit“, fügt<br />
Hansjörg Rieger hinzu.<br />
RUD hat in den vergangenen<br />
zehn Jahren nicht nur die Produktionsstandorte<br />
auf aktuell<br />
weltweit fünf erhöht, sondern<br />
auch die eigenen vertriebsfokussierten<br />
Töchter erheblich<br />
ausgebaut. Die Zahl der weltweiten<br />
Mitarbeiter stieg auf<br />
über 1100.<br />
Das Unternehmen widmet sich<br />
nicht nur den spektakulären<br />
Durchbruchinnovationen, son-<br />
Die RUD-Gruppe pflegt die Unternehmenskultur und ist<br />
in der globalisierten Welt erfolgreich angekommen<br />
dern führt auch kleine Innovationen<br />
stufenweise ein. „Innovation<br />
ist bei RUD Chefsache.<br />
Das Top-Management ist sehr<br />
oft aktiver Impulsgeber für und<br />
Durchsetzer von Innovationen“,<br />
definiert Öffentlichkeitsarbeiterin<br />
Marina Grupp. Oft<br />
seien für den Innovationserfolg<br />
Köpfe und Qualität wichtiger<br />
als Budgets. Alle Kunden seien<br />
eine wesentliche Ideenquelle<br />
und würden in den Innovationsprozess<br />
eingebunden.<br />
Marktanteil, fortschrittliche<br />
Technologien, effektives und<br />
effizientes Customer Relationship<br />
Management – das sind<br />
wesentliche Parameter für die<br />
Marktführerschaft, die RUD als<br />
einer der ältesten und renommiertesten<br />
Kettenhersteller auf<br />
dem Globus seit jeher inne hat.<br />
„Unser Top-Management legt<br />
sehr hohen Wert auf direkte,<br />
regelmäßige Kundenkontakte<br />
und praktiziert diese im Alltag.<br />
Dieses Verhalten bringt positive<br />
Effekte sowohl für die eigene<br />
Information als auch für die<br />
Motivation unserer Mitarbeiter“,<br />
erklärt Marina Grupp.<br />
Ein intensives Schulungs- und<br />
Trainingsprogramm für das gesamte<br />
RUD-Team sowie die<br />
Mitarbeiter der Kunden und<br />
Partner im „Center for Chain<br />
Knowledge“ sorgt dafür, dass<br />
das exzellente Produkt-Knowhow<br />
und qualitative Kompetenz<br />
vorhanden sind. Zur Bewältigung<br />
von Herausforderungen<br />
zieht RUD entsprechend<br />
breite und leistungsstarke<br />
Expertenteams zusammen,<br />
die in einer flachen Hierarchie<br />
Die Geschäftsführung der RUD Gruppe hat einige der neuen Auszubildenden<br />
begrüßt.<br />
und vertrauensvollen Kultur als<br />
flexibles Team die besten Lösungen<br />
erarbeiten.<br />
Globalisierung ist für RUD ein<br />
wesentlicher, zweiter Wachstumstreiber.<br />
Die Globalisierung<br />
der RUD Gruppe hat mehrere<br />
Generationen gedauert und<br />
eine große Ausdauer erfordert.<br />
„Klar, zwischenzeitliche Rückschläge<br />
waren die Regel, eine<br />
Mit der neuesten Innovation von RUD arbeiten die Kunden des Kettenherstellers bereits: Ketten und Haken<br />
der Güteklasse 12, unter dem Namen ICE auf dem Markt. (Fotos: RUD)<br />
erhebliche Frustrationstoleranz<br />
war notwendig. Nach China<br />
wird auch Indien zunehmend<br />
zur Pflichtübung, dort haben<br />
wir erst kürzlich unsere neue<br />
Tochter RUD India Chain PVT<br />
Ltd. gegründet und fest etabliert“,<br />
erzählt Jörg S. Rieger.<br />
Die Internationalisierung wird<br />
als Lernprozess verstanden.<br />
„Wir verstehen uns als Unternehmen,<br />
das die Grenzen der<br />
nationalen <strong>Märkte</strong> überwunden<br />
hat und sich als Weltbürger<br />
identifiziert“, sagt er. Für RUD<br />
gibt es maximal sechs wirklich<br />
relevante Konkurrenten.<br />
Wertschöpfungs- und Fertigungstiefe<br />
haben sich in der<br />
RUD Gruppe über die letzten<br />
Jahre vermindert. Die Präferenz<br />
fürs Selbermachen basiere<br />
nicht auf einer Ideologie, sondern<br />
auf wirtschaftlich vernünftigen<br />
Anpassungen, erklärt<br />
die RUD-Geschäftsführung.<br />
„In unseren Kernkompetenzen<br />
Umformung, Schweißen,<br />
Wärmebehandlung und<br />
Oberflächentechnik bevorzugen<br />
wir nach wie vor hohe Fertigungstiefen<br />
und vermeiden<br />
Outsourcing. Der Grund hierfür<br />
liegt hauptsächlich in den angebotenen<br />
Technologien, die<br />
nur intern gemanagt werden<br />
können“, sagt Hansjörg Rieger.<br />
Die Mitarbeitertreue in der<br />
RUD-Gruppe ist Benchmark in<br />
der Branche. Die Fluktuationsrate<br />
liegt unter zwei Prozent –<br />
Durchschnitt deutsche Wirtschaft<br />
sieben Prozent. Firmentreue,<br />
Qualifikation, Motivation<br />
und Flexibilität der Mitarbeiter<br />
werden in der gesamten<br />
RUD-Gruppe als ausgesprochene<br />
Stärken gesehen. „Eine<br />
niedrige Fluktuation ist strategisch<br />
noch wichtiger als ein<br />
niedriger Krankenstand, denn<br />
dies reduziert unsere Kosten<br />
für Neueinstellungen und<br />
macht Investitionen in Aus- und<br />
Weiterbildung rentabel“, sagt<br />
Rieger.<br />
Multifunktionale Einsetzbarkeit<br />
und Rotation in den Funk-<br />
MENSCHEN MACHER MÄRKTE I 24. November 2007<br />
tionen sind in der RUD Gruppe<br />
relativ verbreitet. Aus dieser<br />
Flexibilität ergibt sich die hohe<br />
Leistungsfähigkeit bei gleichzeitig<br />
relativ geringen Kosten.<br />
„Die Gewinnung hoch qualifizierter<br />
Mitarbeiter ist für RUD<br />
eine große Herausforderung,<br />
der wir uns erfolgreich stellen“,<br />
erklärt Rieger. Sascha Kurz<br />
7<br />
Meilensteine der Marktführerschaft<br />
� 1953 RUD erster Kettenhersteller,<br />
der den H1 Prüfstempel<br />
für hochfeste Güteketten erhält.<br />
� 1972 amtliche Zulassung zur<br />
Herstellung von Rundstahlketten.<br />
� 1992 kam Zertifizierung des<br />
Qualitätssicherungssystems<br />
nach DIN/ISO 9001 als erstes<br />
Unternehmen der Branche hinzu.<br />
� 1994 Als erster Zulassung für<br />
die VIP Sondergüte. 2001 Erster<br />
Kettenhersteller, der mit integriertem<br />
Qualitäts- und Umweltmanagementsystem<br />
nach<br />
ISO 9001/14001 zertifiziert wurde.<br />
� 2006 Zulassung für Anschlagketten<br />
in Güteklasse 10 nach<br />
PAS 1061 und Einzelteile für<br />
Anschlagketten in Güteklasse<br />
10.<br />
� 2007 Zulassung für ICE Sondergüte<br />
Güteklasse 12<br />
Hermann Simon:<br />
Hidden Champions<br />
des 21. Jahrhunderts<br />
Der Bonner Unternehmensberater<br />
und frühere Marketing-<br />
Professor Hermann Simon hat<br />
seine Idee der Darstellung von<br />
unbekannten Marktführern<br />
fortgeschrieben. Er beschreibt,<br />
wie sich die „Hidden Champions<br />
des 21. Jahrhunderts“ weiterentwickelt<br />
haben.<br />
Hermann Simon versucht den<br />
Geheimnissen des Erfolgs der<br />
Hidden Champions auf den<br />
Grund zu gehen.<br />
Das Buch sollte nicht als simplizistische<br />
Erfolgsformel interpretiert<br />
werden. Wenn auch<br />
der Erfolg der von Simon beschriebenen<br />
Unternehmen erklärbar<br />
ist und keiner Zauberformel<br />
entspringt, lassen sich<br />
die Erfolgsstorys nicht eins zu<br />
eins aufs eigene Unternehmen<br />
anwenden.<br />
Dennoch: In China reißt man<br />
sich um das Werk. Gerade ist es<br />
dort in der dritten Auflage erschienen.<br />
Hidden Champions haben oft<br />
eine Abneigung gegenüber<br />
strategischen Allianzen. Sie<br />
wollen Probleme alleine lösen.<br />
Wer Hermann Simons Buch<br />
liest, bekommt ein Gespür dafür,<br />
wie der (erfolgreiche) deutsche<br />
Mittelstand tickt. sk
8 24. November 2007 I MENSCHEN MACHER MÄRKTE ERFOLGSGESCHICHTEN<br />
Herrschaftliches für die Welt<br />
Was haben das Schloss Bellevue<br />
in Berlin, das Schloss in Ludwigsburg,<br />
das Casino Baden-<br />
Baden und einige Königshäuser<br />
in Nahost gemeinsam? Sie alle<br />
schmücken sich mit Leuchtern<br />
aus der Gmünder Manufaktur<br />
Reinhold Palme und Söhne. Die<br />
gibt es schon seit 1724.<br />
„Eine echte Marktnische“, weiß<br />
Inhaber Gerhard Palme, der das<br />
Geschäft heute zusammen mit<br />
seiner Schwester Roswitha Palme<br />
und Bruder Christian führt.<br />
Billigproduzenten aus Fernost<br />
können nicht mithalten. Weil<br />
sie die Qualität und Originalität<br />
nicht liefern können. Bei Palme<br />
sieht ein historischer Leuchter<br />
aus wie aus früheren Jahrhunderten.<br />
„Das beginnt schon bei<br />
der Wahl der Glassorten“, so<br />
Gerhard Palme. In früheren<br />
Jahrhunderten gab es nicht immer<br />
das hochglänzende Material,<br />
das er bei Bedarf auch verarbeitet.<br />
Wenn er „Birnl“,<br />
„Koppen“ und „Pendel“, wie<br />
einige der gläsernen Einzelteile<br />
heißen, zusammenfügt, passt<br />
es zur Epoche. Auch zur heutigen<br />
Zeit.<br />
Ende der 80er Jahre, kurz vor<br />
dem Fall der Mauer, wurde der<br />
Leuchten Manufaktur Reinhold Palme und Söhne –<br />
Tradition in der exklusiven Marktnische seit 1724<br />
Amtssitz des Bundespräsidenten<br />
von Grund auf erneuert. Da<br />
war so mancher Leuchter mit<br />
einem Durchmesser von zwei<br />
Metern und drei Metern Höhe<br />
unterwegs in die Bundeshauptstadt.<br />
„Man kann sich heute<br />
nicht mehr vorstellen“, so Palme,<br />
„wie das damals an der<br />
DDR-Grenze war.“ Lange Wartezeiten<br />
und endlose Erklärungen<br />
waren nötig, um die<br />
Glanzsstücke zum Zielort zu<br />
bringen. Für Palme sind solche<br />
Aufträge auch exzellente Ausstellungsstücke.<br />
So spricht sich<br />
die Kompetenz des Gmünder<br />
Betriebes, der bald 300 Jahre<br />
alt wird, weiter. In den Schlössern<br />
des Landes Baden-Württemberg<br />
und auch in Bayern ist<br />
Palme fast zuhause. „Bei kleineren<br />
Aufträgen verzichtet der<br />
Staat dann auf eine Ausschreibung<br />
und meldet sich direkt bei<br />
uns“, so Roswitha Palme.<br />
Fast immer sind mit einem Auftrag<br />
Vor-Ort-Termine verbunden.<br />
Eher selten kommen die<br />
Auftraggeber direkt in die Sebaldstraße<br />
nach Schwäbisch<br />
Gmünd. Obwohl sich auch das<br />
lohnen würde. Was dort an Decken<br />
und Wänden hängt, stün-<br />
Gerhard Palme fertigt fast alle Teile für die Kronleuchter im eigenen<br />
Werk.<br />
Aalen, November 2007 - Die<br />
Wirtschaft boomt. Arbeitsmarktforscher<br />
gehen davon aus, dass<br />
sich der Beschäftigungstrend in<br />
den kommenden Monaten weiter<br />
positiv entwickelt. Allerdings<br />
kommt die positive Entwicklung<br />
auf dem Arbeitsmarkt nicht allen<br />
zugute. Während sich die<br />
Unternehmen vor allem um gut<br />
ausgebildete Arbeitnehmer reißen,<br />
bleiben Geringqualifizierte im<br />
Wettlauf um einen Job auf der<br />
Strecke. <strong>Menschen</strong>, die auf dem<br />
herkömmlichen Bildungsweg weniger<br />
Chancen auf ein berufliches<br />
Weiterkommen haben, bietet<br />
Zeitarbeit interessante Perspektiven.<br />
Deutschlands führender<br />
Personaldienstleister Randstad<br />
setzt dabei auf eine modulare<br />
Qualifizierung, um <strong>Menschen</strong><br />
ohne eine abgeschlossene<br />
Berufsausbildung fit für den<br />
Arbeitsmarkt zu machen. „Wir<br />
begleiten unsere Mitarbeiter auf<br />
dem Weg zu einem von der IHK<br />
zertifizierten Abschluss. Durch<br />
wechselnde Kundeneinsätze erhalten<br />
sie vielfältige Erfahrung und<br />
erwerben Fachwissen“, sagt<br />
Torsten Hartmann, Niederlassungsleiter<br />
bei Randstad in Aalen.<br />
Gemeinsam mit dem Deutschen<br />
Industrie- und Handelskammertag<br />
(DIHK), der regionalen Industrieund<br />
Handelskammer (IHK) Koblenz<br />
sowie dem Bundesinstitut für<br />
de jedem Schloss<br />
gut an. Herrschaftlicher<br />
Glanz in bürgerlicher<br />
Umgebung.<br />
Einen Schritt weiter<br />
steht der Besucher<br />
in den<br />
Werkstätten. Da<br />
wird alles produziert.<br />
Vom Messingteil<br />
über Aufhängevorrichtungen<br />
bis zum stilgerechtenSchalter.<br />
Viel Erfahrung<br />
gehört<br />
dazu, aus tausenden<br />
kleiner Glassteine<br />
glänzende<br />
Leuchter zu produzieren.<br />
Oder<br />
historische Kostbarkeitenentsprechend<br />
zu renovieren.<br />
„Da<br />
gibt es immer<br />
noch viel zu tun“,<br />
so Palme. Schließlich<br />
sind viele der<br />
ersten elektrischen<br />
Leuchter inzwischen 100<br />
Jahre alt. Höchste Zeit, sie auf<br />
den Stand der Technik zu brin-<br />
So glänzt es im Schloss Bellevue<br />
und anderswo.<br />
Lichtzauber für die großen Häuser der Welt: Kronleuchter in allen Variationen kommen aus der Firma Palme in Schwäbisch<br />
Gmünd. (Fotos: Tom)<br />
gen. Bei Palme verlassen sie mit<br />
dem VDE-Zeichen das Haus.<br />
Der kleine Betrieb war nicht immer<br />
mitten in Schwäbisch<br />
Gmünd. Er stammt aus Haida in<br />
Böhmen, einem bekannten<br />
Glas-Ort. „Fast jedes Haus hatte<br />
dort irgendwie mit Glas zu<br />
tun“, so die Nachfahren. Nach<br />
dem Krieg kam man wie viele<br />
andere aus der Glas-Branche<br />
nach Gmünd. Von den vielen<br />
Unternehmen aus dem Raum<br />
Gablonz, die in Gmünd vor allem<br />
Glasperlen und Glasschmuck<br />
produzierten, sind<br />
kaum noch welche übrig. Palme<br />
ist mit den Leuchtern nach<br />
wie vor am Markt. „Vielleicht<br />
Mit Qualifizierung zum Traumjob<br />
„Lernen im Job“ – Kompetenzerwerb in der Zeitarbeit<br />
Berufsbildung (BIBB) hat Randstad<br />
das Qualifizierungsprogramm<br />
„Lernen im Job – Kompetenzerwerb<br />
in der Zeitarbeit“ etabliert.<br />
Gering Qualifizierte erhalten dabei<br />
die Möglichkeit, während ihrer<br />
Einsätze bei Kundenunternehmen<br />
verschiedene Module zu durchlaufen<br />
und einen zertifizierten<br />
Abschluss der IHK zu erlangen.<br />
Ähnlich einem Baukastensystem<br />
orientieren sich die verschiedenen<br />
Aufgaben an den Tätigkeiten der<br />
Kundeneinsätze und den<br />
Rahmenlehrplänen bestehender<br />
Berufsausbildungen. Hat ein<br />
Mitarbeiter ein Qualifizierungsmodul<br />
erfolgreich abgeschlossen,<br />
erhält er einen Vermerk in seinem<br />
persönlichen Qualifizierungspass.<br />
Am Ende der Maßnahme erfolgen<br />
eine mündliche und eine schriftliche<br />
Prüfung bei der IHK. Das<br />
Projekt umfasst drei Berufsfelder:<br />
den/die Lagerassistent/in und<br />
den/die Produktionsassistent/in im<br />
gewerblichen Bereich sowie<br />
den/die Büroassistent/in im kaufmännischen<br />
Bereich. Eine branchenweite<br />
Ausdehnung wird in<br />
Zusammenarbeit mit den<br />
Verbänden der Zeitarbeitsbranche<br />
und unter Einbeziehung der<br />
Bundesvereinigung der Deutschen<br />
Arbeitgeberverbände angestrebt.<br />
Dass Zeitarbeit voll im Trend liegt,<br />
zeigen die aktuellen Zahlen der<br />
Bundesagentur für Arbeit.<br />
Demnach waren Ende Juni des vergangenen<br />
Jahres über eine halbe<br />
Million Arbeitnehmer bei Zeitarbeitsunternehmen<br />
im Einsatz.<br />
Allein Marktführer Randstad<br />
beschäftigte im Jahr 2006 rund<br />
44.000 Mitarbeiter. Knapp 200<br />
Mitarbeiter sind derzeit in der<br />
Aalener Niederlassung unter<br />
Vertrag, die täglich bei zahlreichen<br />
Unternehmen in der Region in den<br />
unterschiedlichsten Bereichen tätig<br />
sind. „Wir unterstützen Arbeitssuchende<br />
und <strong>Menschen</strong>, die ihre derzeitige<br />
berufliche Situation verbessern<br />
möchten, den passenden Arbeitsplatz<br />
zu finden“, sagt Hartmann.<br />
Aktuell hat Randstad in der Region<br />
Aalen rund 35 offene Stellen im<br />
kaufmännischen und im gewerblichen<br />
Bereich zu besetzen. Die<br />
Randstad Vertriebsdisponenten sind<br />
dabei nicht nur für die Vermittlung<br />
in Kundenunternehmen zuständig,<br />
sondern beraten die<br />
Bewerber auch in Karrierefragen.<br />
auch in der nächsten Generation“,<br />
so hofft der Inhaber.<br />
Schlösser und anspruchsvolle<br />
Privatleute wollen auch in Zukunft<br />
bedient sein.<br />
Kuno Staudenmaier<br />
Roswitha Palme mit einem Prachtstück, das nicht nur in Herrschaftshäusern<br />
beliebt ist.<br />
Weitere Informationen gibt<br />
es im Internet unter<br />
www.randstad.de oder in<br />
Anzeige<br />
der Niederlassung Aalen,<br />
Löwenstraße 10,<br />
Telefon 0 73 61 - 9 67 30.
ERFOLGS GESCHICHTEN<br />
Der Chief Officer<br />
Seit der Übernahme der Ellwanger<br />
Varta Microbattery durch den österreichischen<br />
Investor Global Equity<br />
Partners (GEP) hat sich manches geändert<br />
in dem Betrieb. Nicht alles ging<br />
ganz geräuschlos vor sich, doch die<br />
derzeitige Entwicklung scheint den<br />
neuen Bossen Recht zu geben. Neu im<br />
Geschäftsführer-Duo vor Ort ist Herbert<br />
Schein.<br />
Die Österreicher haben viel vor mit<br />
der Varta. Kommendes Jahr will man<br />
damit sogar an die Börse gehen; die<br />
Varta Microbattery wurde zu diesem<br />
Behuf mit dem schweizerischen Luftfahrtzulieferer<br />
Alu Menziken und<br />
dem österreichischen Spezialmaschinenhersteller<br />
MNI in den neugegründeten<br />
„Montana Tech Components“-Mischkonzern<br />
eingebracht.<br />
An der Spitze des Ellwanger Betriebs<br />
hat sich auch einiges getan. Der bisherige<br />
kaufmännische Geschäftsführer<br />
der Varta Microbattery, Siegfried<br />
Scheeler, wurde vom neuen Besitzer<br />
in dieser Position übernommen (Bereiche<br />
Finanzwesen und EDV), neu<br />
am Varta-Olymp, wenngleich nicht<br />
neu in der Firma, ist dagegen Herbert<br />
Schein.<br />
Er stieg zum „Chief Operation Officer“<br />
auf, nachdem der frühere Geschäftsführer<br />
Dejan Ilic von den neuen<br />
Eigentümern entfernt worden<br />
war.<br />
Der 41-Jährige gebürtige Nördlinger<br />
Herbert Schein hat die Varta sozusagen<br />
im Blut; seit 16 Jahren arbeitet er<br />
Wie ist die Lage, wie wird sich die<br />
Konjunktur entwickeln? Wir haben<br />
Chefs und Entscheider der<br />
Wirtschaft in Ostwürttemberg gefragt.<br />
Hier die Antwort von<br />
Johannes Werner<br />
Vorstandssprecher der Kreissparkasse<br />
Ostalb<br />
Der Aufschwung in Deutschland ist<br />
robust. Ein Wirtschaftswachstum<br />
von voraussichtlich über 2 Prozent<br />
auch im Jahr 2008 ist ein sehr positives<br />
Zeichen, besonders im Vergleich<br />
zu den sehr bescheidenen Werten<br />
am Anfang des neuen Jahrtausends,<br />
also<br />
in den Jahren<br />
2001 bis<br />
2004.<br />
Gleichzeitig<br />
hält sich die<br />
Inflationsrate<br />
immer<br />
noch in vertretbaren<br />
Grenzen.<br />
Besonders<br />
erfreulich ist<br />
die innerhalb<br />
von gerade einmal zwei Jahren<br />
um 1,5 Millionen auf derzeit rd.<br />
3,5 Millionen gesunkene Arbeitslosenzahl.<br />
Das hat einen immensen<br />
Kaufkraftzuwachs der Bevölkerung<br />
und dadurch eine deutliche Stärkung<br />
der Binnenwirtschaft zur Folge.<br />
Gleichzeitig entlasten die gestiegenen<br />
Steuer- und Beitragszahlungen<br />
die gesetzlichen Sozialversicherungen<br />
wie auch den Staatshaushalt.<br />
Konjunkturbelastend<br />
wirkt jedoch die anhaltende Dollarschwäche,<br />
die negative Auswirkungen<br />
für die Exportwirtschaft in<br />
den Dollarraum hat. Allerdings wickelt<br />
die deutsche Volkswirtschaft<br />
seit Jahren beträchtliche Exportumsätze<br />
auf Eurobasis ab.<br />
Auch die stetig steigenden Rohstoffpreise,<br />
allen voran für das Rohöl,<br />
wirken konjunkturdämpfend<br />
und werden derzeit nur durch die<br />
Stärke des Euro etwas abgemildert.<br />
In der aktuellen, konjunkturellen<br />
Situation ist es daher auch wichtig,<br />
dass es nicht zu überzogenen Tarifabschlüssen<br />
kommt, die die internationale<br />
Wettbewerbsfähigkeit<br />
der deutschen Wirtschaft und damit<br />
auch die Konjunktur nachhaltig<br />
beeinträchtigen können.<br />
Der neue Geschäftsführer ist ein<br />
bewährter Varta-Mann<br />
in dem Ellwanger Unternehmen, begann<br />
im Alter von 25 Jahren als Ingenieur<br />
im Bereich Qualitätssicherung<br />
und Applikation und arbeitete sich<br />
über verschiedene Positionen hoch;<br />
so war er zum Beispiel auch Produktmanager<br />
für die USA und Europa und<br />
ab 2002 verantwortlich für die Hörgerätebatterien.<br />
Jetzt hat die GEP seine Leistungen gewürdigt,<br />
indem sie ihn ganz nach<br />
oben hob.<br />
Als „Chief Operation Officer“ ist Herbert<br />
Schein Geschäftsführer für die<br />
Bereiche Forschung und Entwicklung,<br />
Produktion, die Supply-Chain, Engi-<br />
neering, Produktmanagement und<br />
Marketing.<br />
Der Familienvater – seine beiden<br />
Töchter sind fünf und sieben Jahre alt<br />
– fühlt sich im Raum Ellwangen und<br />
seiner Rieser Heimat pudelwohl;<br />
Wohnort ist das nordöstlich von<br />
Nördlingen gelegene Munningen. Er<br />
liebt die Landschaft und die Mentalität<br />
der <strong>Menschen</strong>, wie er sagt und ist<br />
froh, eine solche Position wie die jetzt<br />
erreichte in seiner Heimat ausfüllen<br />
zu können.<br />
Wermutstropfen: Die Fülle seiner<br />
Aufgaben lässt ihm nur wenig Zeit für<br />
seine Hobbys; Herbert Schein ist begeisterter<br />
Skifahrer.<br />
MENSCHEN MACHER MÄRKTE I 24. November 2007<br />
Herbert Schein ist neuer „Chief Operation Officer“ der Varta Microbattery.<br />
(Foto: Franz Rathgeb)<br />
9
10 24. November 2007 I MENSCHEN MACHER MÄRKTE ERFOLGSGESCHICHTEN<br />
Familienbetrieb mit internationalem Engagement<br />
Die Anfänge liegen in der Metallbearbeitung.<br />
Mittlerweile<br />
ist das Familienunternehmen<br />
Lipp in Tannhausen zum global<br />
player in Sachen Bioenergie-<br />
Anlagen geworden.<br />
Die kleine Maschine wickelt 85<br />
Prozent des Umsatzes ab. Im<br />
Sinne des Wortes: Die Maschine<br />
besteht aus Rollen, Umlenkern,<br />
Zahnrädern und zehn Elektromotoren<br />
und wickelt aus 50<br />
Zentimeter breiten Metallrollen<br />
runde Hüllen unterschiedlichen<br />
Durchmessers. Durch einen<br />
geschickten Falz wird eine<br />
hohe Stabilität der selbsttragenden<br />
Türme und Becken aus<br />
höchstens fünf Millimeter dicken<br />
Stahlwänden erreicht.<br />
Mit 50 Leuten macht Lipp bald<br />
zwölf Millionen Euro Jahresumsatz.<br />
Gut die Hälfte der Mitarbeiter<br />
ist Woche für Woche auf<br />
Montage: Auf dem Lastwagen,<br />
Lipp System in Tannhausen<br />
Anlagenbau, Umwelttechnik, erneuerbare Bioenergie<br />
mit dem sie am frühen Montagmorgen<br />
aufbrechen, ist immer<br />
eine Wickelmaschine, sind für<br />
das Objekt genau berechnete<br />
Materialien vom Walzblech bis<br />
zur Unterlegscheibe.<br />
Zwei bis vier Männer pro Bautrupp<br />
lassen daraus meist auf<br />
Bauernhöfen unterschiedlich<br />
große Behälter für Grünschnitt<br />
oder Gülle, für Getreide oder<br />
allerlei biologische Gemische<br />
entstehen.<br />
Dabei sind die Wickelmaschinen<br />
auf kreisrunden Montagegerüsten<br />
fixiert, spulen das Metallband<br />
ab, verfalzen die vertikalen<br />
Lagen miteinander und<br />
schieben Runde für Runde den<br />
Turm in die Höhe. Gegebenenfalls<br />
wird auf die ersten Wandzirkel<br />
ein Dach gebaut, schließlich<br />
das ganze Gebäude in ein<br />
Betonfundament verankert.<br />
Die Silos dienen zumeist der La-<br />
Das Silo ist mit dem Dach Runde für Runde hochgeschoben worden,<br />
jetzt wird die Außenhaut wärmeisoliert und verblendet.<br />
In Nordrhein-Westfalen, in Niedersachsen entstehen gerade viele Anlagen wie diese mit der Lipp-Technologie. Wichtiger internationaler<br />
Partner ist seit Jahren China, wo Lipp in zwei Joint ventures engagiert ist.<br />
gerung von biologischen Stoffen,<br />
die so behandelt werden,<br />
dass einerseits Gas entsteht, aus<br />
dem Energie gewonnen wird.<br />
Die Biomasse wird dadurch andererseits<br />
zu einer geruchsarmen<br />
Substanz, die als guter<br />
Dünger oder Pflanzerde verwendet<br />
werden kann. Das zurückbleibende<br />
Wasser kann für<br />
die Bewässerung von Feld und<br />
Flur genutzt werden. Das Unternehmen<br />
Lipp liefert nicht<br />
nur die Silohülle, sondern ganze<br />
Biogas-Anlagen als Komplettlösungen.<br />
Wer mit einer solchen Anlage<br />
Strom macht, kann diesen für<br />
gutes Geld in das allgemeine<br />
Stromnetz einspeisen. In der<br />
Regel fällt auch Prozesswärme<br />
an, die auf dem Hof genutzt<br />
werden kann. Oder die Biomasse-Anlage<br />
wird von vorn herein<br />
mit einem Blockheizkraftwerk,<br />
für Fernwärme- und Stromerzeugung<br />
also konzipiert. Solche<br />
zum Teil sehr großen Anlagen<br />
entstehen als Gemeinschaftsprojekte<br />
immer öfter.<br />
Mehrere Landwirte tun sich zusammen<br />
und betreiben ein fast<br />
schon industrielles Werk, bei<br />
dem aus Gülle und nachwachsenden<br />
Rohstoffen nach einer<br />
von Lipp errechneten Rezeptur<br />
ein Brei gemixt und verwertet<br />
wird. In Japan ist gerade eine<br />
große Anlage für den biologischen<br />
Hausmüll von 60.000<br />
<strong>Menschen</strong> in Betrieb gegangen,<br />
die größte Biogasanlage<br />
Japans.<br />
In China arbeiten Joint-Ventu-<br />
re-Unternehmen mit der Lipp-<br />
Technologie, Lipp Tannhausen<br />
ist jeweils beteiligt. Die Anfänge<br />
des Unternehmens waren in<br />
Stillau.<br />
In der Flaschnerei entwickelte<br />
Xaver Lipp, Vater des heutigen<br />
Alleingeschäftsführers Roland<br />
Lipp, allerlei pfiffige Lösungen<br />
mit Blech. Den Lipp-Boden zum<br />
Beispiel, eine schlaue Platte, die<br />
mit zwei Gummihammerschlägen<br />
am Ende einer Dachrinne<br />
zu befestigen waren und teures<br />
Löten ersparte.<br />
Ein Renner, sagt Roland Lipp,<br />
solange das zwanzigjährige Patent<br />
reichte. Dann musste etwas<br />
anderes her., Xaver Lipp erfand<br />
den Silowickler, die Idee<br />
wurde verfeinert, patentiert<br />
und weiterentwickelt. In den<br />
vergangenen Monaten ist dem<br />
Unternehmer ein neuer Entwicklungsschritt<br />
gelungen.<br />
Statt teure Edelstahlbleche zu<br />
verarbeiten, kleben die Lipps in<br />
Tannhausen aus einem einfachen<br />
verzinkten Stahlblech und<br />
einem dünnen Edelstahlblech<br />
ein Sandwich zusammen, welchen<br />
Werkstoff sie Verinox<br />
nennen.<br />
So werden Kosten und Ressourcen<br />
gespart, die umweltfreundliche<br />
Biomasse-Technologie<br />
wird billig und all das dank einer<br />
der Idee aus dem Land der<br />
Talente und Patente genug für<br />
einen ehrenwerten dritten<br />
Platz beim diesjährigen Technologie-Oscar<br />
des Landes, dem<br />
Eberle-Preis.<br />
Rainer Wiese
ERFOLGS GESCHICHTEN<br />
Fast jedes Stück ein Unikat<br />
Ideenschmiede. Tüftlerwerkstatt.<br />
Garagenfirma. Auch<br />
wenn es „auratec“ nun schon<br />
seit elf Jahren gibt und die „Garage“<br />
so recht eigentlich keine<br />
war - all diese, in der Wirtschaft<br />
positiv gemeinten Bezeichnungen,<br />
passen zu dem in Wasseralfingen<br />
ansässigen Unternehmen.<br />
Dessen Team arbeitet inzwischen<br />
für Kunden weltweit<br />
und produziert trotzdem fast<br />
nur Unikate.<br />
Wenn Sonden durchs Weltall<br />
fliegen - wer prüft eigentlich,<br />
ob die Solarzellen, die sie versorgen,<br />
bis ans Ziel durchhalten?<br />
Wenn Spülmaschinen jahrelang<br />
Dienst tun - wer prüft,<br />
ob Pumpen, Heizungen oder<br />
Ventile die Dauerbelastung<br />
überleben? Wenn Autos hunderttausende<br />
Kilometer unterwegs<br />
sind - wer prüft, ob die<br />
Belastbarkeit der Filteranlagen<br />
diesen Ansprüchen genügt?<br />
Auf diese und viele ähnliche<br />
Frage gibt es eine Antwort: individuell<br />
gefertigte Prüfstände<br />
der Firma „auratec“ - hergestellt<br />
für die jeweilige Forschungsabteilung<br />
des Auftraggebers,<br />
als Einzelstücke angefertigt<br />
in enger Zusammenarbeit<br />
mit dem Kunden.<br />
„Wir analysieren Wünsche, Anforderungen<br />
und Ist-Zustand<br />
und bieten dann eine möglichst<br />
optimale System-Lösung an“,<br />
erzählt Vera Kurz, die 1985 als<br />
Vorläufer von „auratec“ zunächst<br />
ein Ingenieurbüro gegründet<br />
hat und nun seit 1996<br />
das Unternehmen zusammen<br />
mit Jürgen Trinkle als GmbH für<br />
Automations- und Rationalisierungstechnik<br />
im Bereich Prüfstandsbau<br />
und Messtechnik<br />
führt. „Schon im Firmennamen<br />
sollte zum Ausdruck kommen,<br />
„auratec“ in Wasseralfingen produziert<br />
Prüfstände für Forschungsabteilungen<br />
dass wir als Ingenieurteam<br />
nicht festgelegt<br />
sind auf<br />
einen bestimmtenBereich,<br />
sondern<br />
Systeme entwickelnwollen,<br />
die bis ins<br />
kleinste Detail<br />
in das Gesamtkonzept<br />
des<br />
Kunden passen“,<br />
erinnert<br />
sich Vera Kurz<br />
zurück.<br />
Vorher, ab<br />
1975, hatte<br />
die ehemalige<br />
Rosenheimerin<br />
ihr Elektronik-Studium<br />
an der<br />
Fachhochschule<br />
Aalen begonnen<br />
- als<br />
zweite Studentin<br />
in diesemFachbereich<br />
überhaupt. Den Praktikumsplatz<br />
musste ihr damals<br />
noch die Hochschule besorgen,<br />
denn einer Frau traute man<br />
technische Erfahrung gar nicht<br />
zu, schmunzelt Vera Kurz<br />
. Nach dem erfolgreichen Studienabschluss<br />
hatte sie Führungserfahrung<br />
in der Elektroabteilung<br />
eines Pressenherstellers<br />
gesammelt. Dort hat sie von<br />
1982 bis 84 gearbeitet und war<br />
schnell in eine verantwortliche<br />
Rolle hineingewachsen. Dann<br />
kamen die drei Söhne. Und weil<br />
sie in dieser familiären Situation<br />
keinen geeigneten Arbeitsplatz<br />
fand, hat sich Vera Kurz<br />
einfach selbstständig gemacht.<br />
Als Programmiererin. Parallel<br />
Intensive Diskussionen der Experten sind nötig, wenn für den Kunden maßgeschneiderte<br />
Unikate entstehen (v.l.) Vera Kurz, Jürgen Trinkle und Kurt Beck. (Foto: Eva Gaida)<br />
dazu lehrte sie an der Fachhochschule.<br />
14 Jahre lang. Als<br />
1995 ihr jüngster Sohn in die<br />
Schule kam, war das auch der<br />
Startschuss für „auratec“. „Ich<br />
habe an der Fachhochschule einen<br />
geeigneten Partner gesucht,<br />
einen, der sein aktuelles<br />
technisches Wissen ins Unternehmen<br />
einbringen konnte“,<br />
erzählt Kurz.<br />
Die Idee ist aufgegangen: Inzwischen<br />
hat das Wasseralfinger<br />
Unternehmen zehn Beschäftigte<br />
- Elektroniker und Informatiker,<br />
die Prüfstände herstellen<br />
inklusive der dazu notwenigen<br />
Messtechnik und Software.<br />
„Intelligent und bedarfsorientiert“,<br />
beschreibt Vera<br />
Kurz. „Selbst in der Testphase<br />
können noch Optimierungen<br />
eingearbeitet werden.“ „auratec“<br />
installiert seine Produkte<br />
dann vor Ort, testet die Technik,<br />
schult die Mitarbeiter des<br />
Kunden und wartet die Prüfstände.<br />
„Die meisten unserer Prüfstände<br />
sind Unikate“, erzählt Vera<br />
Kurz - manche Entwicklungen<br />
dauerten Jahre, andere nur einige<br />
Wochen. Die Auslastung<br />
sei gut. „Zufriedenheit“ ist der<br />
Unternehmerin das Wichtigste<br />
- bei der Kundschaft, bei den<br />
Mitarbeitern und auch, was sie<br />
selbst betrifft.<br />
Sie liebt die Vielfalt der Aufgaben,<br />
denen sich „auratec“<br />
MENSCHEN MACHER MÄRKTE I 24. November 2007<br />
Wie ist die Lage, wie wird sich die Konjunktur entwickeln? Wir<br />
haben Chefs und Entscheider der Wirtschaft in Ostwürttemberg<br />
gefragt. Hier die Antwort von<br />
Dr. Dieter Brucklacher<br />
Leitz Oberkochen<br />
Der baden-württembergische<br />
Maschinen- und Anlagenbau<br />
präsentiert sich derzeit in einer<br />
sehr guten Verfassung.<br />
Wir sind im fünften Wachstumsjahr<br />
in Folge. Das ist die<br />
längste Wachstumsphase seit<br />
40 Jahren. Seit<br />
2002 haben die<br />
Unternehmen<br />
des baden-württembergischen<br />
Maschinen- und<br />
Anlagenbaus ihren<br />
Umsatz um<br />
über 40 Prozent<br />
gesteigert. Da im<br />
bisherigen Jahresverlauf<br />
die<br />
Auftragseingänge<br />
nochmals um<br />
real 18 Prozent gestiegen<br />
sind, ist auch für 2008 ein<br />
deutliches Wachstum vorgezeichnet.<br />
Diese positive Entwicklung<br />
hat sich auch schon<br />
auf der Beschäftigungsseite<br />
kräftig niedergeschlagen. Seit<br />
Anfang letzten Jahres haben<br />
wir über 15.000 qualifizierte<br />
Arbeitsplätze aufgebaut, was<br />
stellt, sie tüftelt gerne mit ihrem<br />
Team an individuellen Lösungen,<br />
genießt die Herausforderung,<br />
die jede einzelne Anlage<br />
mit sich bringt. Ganz gleich,<br />
ob diese die Belastbarkeit von<br />
Solarzellen prüft, die vom Auftraggeber<br />
dann in der Raumfahrttechnik<br />
eingesetzt werden.<br />
Oder die Funktionsfähigkeit<br />
von Sprühsystemen für<br />
Spülmaschinen.<br />
Oder die Haltbarkeit von Filtern<br />
in Automotoren. Speziell<br />
für diese Aufgabe hat auratec<br />
zum Beispiel einen mobilen<br />
11<br />
angesichts des leer gefegten<br />
Arbeitsmarktes eine große<br />
Leistung der Betriebe ist.<br />
Rund 60 Prozent des Beschäftigungsaufbaus<br />
in der badenwürttembergischen<br />
Industrie<br />
entfällt derzeit allein auf den<br />
Maschinen- und Anlagenbau.<br />
Dennoch<br />
können wir nicht<br />
ganz sorgenfrei in<br />
die Zukunft schauen.<br />
Die enorme Aufwertung<br />
des Euros gegenüber<br />
dem Dollar<br />
wird zunehmend zu<br />
einer Hypothek für<br />
unsere preisliche<br />
Wettbewerbsfähigkeit.<br />
Hinzu kommen<br />
die Auswirkungen<br />
der Hypotheken-Krise und die<br />
sich abzeichnende konjunkturelle<br />
Abschwächung in den<br />
USA.<br />
Dennoch sind wir für 2008 optimistisch,<br />
weil unsere Unternehmen<br />
die Produkte und<br />
technischen Problemlösungen<br />
anbieten können, die<br />
weltweit gefragt sind.<br />
Prüfstand entwickelt, den der<br />
Auftraggeber an unterschiedlichen<br />
Straßen platzieren kann<br />
und dessen Daten dann per<br />
Fernübertragung in der Entwicklungsabteilungausgewertet<br />
werden können. Früher<br />
mussten dafür Autos hunderttausende<br />
Kilometer durch die<br />
Gegend gefahren werden, beschreibt<br />
Vera Kurz stolz auch<br />
die positiven Auswirkungen<br />
dieser auratec-Entwicklung für<br />
den Umweltschutz<br />
Anke-Schwörer-Haag
12 24. November 2007 I MENSCHEN MACHER MÄRKTE ERFOLGSGESCHICHTEN<br />
Remstal-Technik bewegt Arabiens Herrscher<br />
Wenn im Baltikum ein Staatspräsident<br />
zu Grabe getragen<br />
wird, wenn der Emir von Abu<br />
Dhabi zum Einkaufen fährt –<br />
dann ist handwerkliches Können<br />
aus dem Remstal gefragt.<br />
Die Firma Binz stellt in Lorch<br />
vor allem Leichenwagen und<br />
extralange Limousinen her und<br />
ist damit in fast allen Gegenden<br />
der Welt vertreten.<br />
Gerhard Kurr kennt sich mit<br />
dem Sterben so gut aus, er<br />
könnte Bestattungsunternehmer<br />
sein: Er kennt die Lebenserwartung<br />
in Russland, weiß<br />
dass Deutschland eines der wenigen<br />
Länder in Europa ist, in<br />
dem die Särge Füße haben, er<br />
erzählt, dass auf den weitläufigen<br />
Friedhöfen in den USA und<br />
teilweise in Großbritannien die<br />
Trauernden mit dem Auto zum<br />
Grab fahren.<br />
Aber Kurr ist nicht im Bestattungsgewerbe<br />
tätig, sondern<br />
im Karosseriebau: Er ist Geschäftsführer<br />
des Stammwerks<br />
von Binz in Lorch, das im wesentlichenSonderanfertigungen<br />
von Limousinen herstellt.<br />
Dabei geht es nicht um Standard-Luxuskarossen.<br />
Auch<br />
wenn außergewöhnlich begüterte<br />
Autofahrer eine um<br />
knapp 75 Zentimeter verlängerteMercedes-Stretch-Limousine<br />
bestellen, wird die zwar in<br />
Lorch hergestellt, bleibt aber<br />
ein Mercedes. Erst wenn der<br />
Kunde besondere Maße oder<br />
Ausrüstungen wünscht, „wird<br />
es ein Binz“, erklärt Gerhard<br />
Kurr.<br />
Die Arbeitsgänge, die Kurr<br />
beim Gang durch die Werkhallen<br />
schildert, hören sich einfach<br />
an: Die meist von Daimler-Benz<br />
angelieferten Autos werden<br />
auseinandergesägt, Zwischenstücke<br />
eingebaut, dann wird<br />
die ebenfalls ergänzte „Außenhaut“<br />
wieder aufgesetzt. Da<br />
unterscheidet sich die Produktion<br />
einer verlängerten Limousine<br />
nicht wesentlich von der eines<br />
Leichenwagens. Im Innenleben<br />
allerdings schon: Der Li-<br />
Die Firma Binz in Lorch verwirklicht automobile Sonderwünsche<br />
von der Stretch-Limousine bis zum Leichenwagen<br />
mousinen-Kunde kann sich Zugaben<br />
wie beleuchtete Kosmetikspiegel<br />
oder einen im Fahrzeughimmel<br />
integrierten Bildschirm<br />
mit Infrarot-Kopfhörern<br />
wünschen.<br />
Den Standort Lorch findet der<br />
Geschäftsführer schon wegen<br />
der Nähe zur Daimler-Zentrale<br />
gut. Und gerade bei Leichenwagen<br />
sei das Gütesiegel<br />
„made in Germany“ ein Verkaufsargument.<br />
Zurück zu den Stretch-Limousinen:<br />
Nach Italien gehen viele<br />
dieser in Lorch produzierten<br />
Luxuskarossen, aber „wir beliefern<br />
auch alle Herrscher der<br />
arabischen Halbinsel“, beschreibt<br />
Gerhard Kurr die<br />
Kundschaft. Der Emir von Abu<br />
Dhabi habe jüngst wieder fünf<br />
Stück bestellt. Die Lorcher bauten<br />
aber auch die Autos für die<br />
Leibwächter des russischen Präsidenten<br />
Putin. Bei einem<br />
Staatsbesuch in Moskau habe<br />
der jordanische König diese<br />
Fahrzeuge gesehen, offenbar<br />
Gefallen daran gefunden – und<br />
bestellt.<br />
Lange Jahre galt die Hauptarbeit<br />
in den Hallen an der Maier-<br />
Zum Begräbnis des estnischen Staatspräsidenten Lennart Meri in der<br />
Hauptstadt Tallinn stellte Binz einen Leichenwagen zur Verfügung.<br />
hofstraße der Produktion von<br />
Krankenwagen. Diesen Produktionszweig<br />
hat inzwischen das<br />
Zweigwerk in Ilmenau übernommen;Spezialanfertigungen<br />
entstehen aber immer<br />
noch an der Rems. „Wir können<br />
Ihnen ein komplettes rollendes<br />
Hospital bauen“, bietet der Geschäftsführer<br />
an. Für den libyschen<br />
Revolutionsführer<br />
Gaddhafi habe die Firma das<br />
schon getan.<br />
Auch Polizei- und Militärfahrzeuge<br />
gehören zum Angebot<br />
des 1936 von Michael Binz gegründeten<br />
Unternehmens.<br />
aber das Geschäft in diesen<br />
Sparten ist, so Kurr, „eher unstet“.<br />
Auch der Bau der extralangen<br />
Limousinen ist etwas<br />
vom Auf und Ab der internationalen<br />
Politik abhängig: „Bei<br />
weltpolitischen Schwankungen<br />
sind die Araber mit Bestellun-<br />
Ganz lange Autos: Die Lorcher Firma Binz baut Stretch-Limousinen für viele Reiche und Herrscher. Geschäftsführer Gerhard Kurr (im Bild) schätzt<br />
den Standort im Remstal. (Fotos: Laible (2)/Binz)<br />
gen eher zurückhaltend“.<br />
Als Wachstumssparte erweist<br />
sich dagegen der Bau von Leichenwagen,<br />
in den Binz nach<br />
einer Auszeit 2004 wieder eingestiegen<br />
ist. In manchen Ländern,<br />
zum Beispiel Großbritannien,<br />
sei das Unternehmen damit<br />
schon Marktführer. Oft bestellen<br />
die dortigen Bestatter<br />
gleich im Doppel: einen viertürigen<br />
Leichenwagen mit Plätzen<br />
für die Sargträger und eine<br />
sechstürige Limousine, in der<br />
Trauernde Platz finden.<br />
Für Russland hat Binz nun ein<br />
neues Modell auf den Markt<br />
gebracht: ein Leichenwagen<br />
mit viel Platz für trauernde Angehörige,<br />
da in diesem Land<br />
viele <strong>Menschen</strong> kein eigenes<br />
Auto haben, um zum Friedhof<br />
zu gelangen. Solche Kenntnisse<br />
gewinnen die Binz-Konstrukteure<br />
von den Vertriebspartnern<br />
vor Ort. In vielen Ländern<br />
der Erde werden die Lorcher Erzeugnisse<br />
zum Beispiel über die<br />
Mercedes-Niederlassungen ver-<br />
trieben.<br />
Mit hörbarem Stolz erzählt<br />
Gerhard Kurr über den Anruf<br />
der estnischen Botschaft im vergangenen<br />
Jahr: Nachdem der<br />
estnische Staatspräsident Lennart<br />
Meri im März 2006 gestorben<br />
war, fragten die Diplomaten<br />
an, ob Binz ein Fahrzeug<br />
für das Staatsbegräbnis zur<br />
Verfügung stellen würde. „Das<br />
war eine Ehre für uns“, erinnert<br />
sich Kurr. Der Wagen wurde in<br />
solcher Eile hergerichtet, dass<br />
es nicht einmal für die normale<br />
Zulassung reichte. Nur durch<br />
Eingreifen des Auswärtigen<br />
Amtes und der estnischen Botschaft<br />
wurden die Grenzübertritte<br />
möglich, das gesamte Baltikum<br />
durchquerte der Wagen<br />
in Vollgas mit Polizeieskorte<br />
und Blaulicht. Nun möchte Binz<br />
mit seinen Leichenwagen auch<br />
im Baltikum Fuß fassen. Auch<br />
aus Hongkong kam schon eine<br />
Bestellung für ein Bestattungsfahrzeug<br />
– per Internet.<br />
Die Preise für solche Fahrzeuge<br />
Zersägt, Zwischenstück eingesetzt, zusammenmontiert: Was sich<br />
einfach anhört, erfordert hohes handwerkliches Können.<br />
gehen über die Kosten der gängigen<br />
Kompaktklasse weit hinaus:<br />
80 000 bis 110 000 Euro<br />
kostet eine Stretch-Limousine,<br />
Bestattungs- und Krankenwagen<br />
liegen in der gleichen<br />
Preisklasse.<br />
Bei Binz in Lorch wird es wohl<br />
kaum je eine Massenfertigung<br />
geben. Etwa 700 Limousinen<br />
pro Jahr baut Binz als Merce-<br />
Waren und Dienstleistungen<br />
deutscher Unternehmen sind<br />
begehrt, wie schon lange<br />
nicht mehr. Mit einem guten<br />
Auftragspolster startet die<br />
Wirtschaft in das<br />
Jahr 2008, auch<br />
wenn die Geschäftserwartungen<br />
einiger Unternehmen<br />
nicht<br />
mehr ganz so optimistisch<br />
sind<br />
wie im Sommer.<br />
Für mich sind die<br />
derzeitigen wirtschaftlichen<br />
Bremsspuren<br />
aber nicht das<br />
Ende des Aufschwungs.<br />
Insgesamt steht die<br />
Investitionskonjunktur auch<br />
im Jahr 2008 weiterhin auf einem<br />
breiten Fundament. Allerdings<br />
will der Konjunkturfunke<br />
nicht in entsprechendem<br />
Maß auf den privaten<br />
Konsum überspringen. Auch<br />
des, hinzu kommen ungefähr<br />
50 Krankenwagen auf Basis der<br />
E-Klasse, 30 Sonderanfertigungen<br />
mit ganz besonderen Wünschen,<br />
150 extralange Limousinen<br />
und etwa eben so viele Bestattungsfahrzeuge.<br />
Bei rund 80 Beschäftigten verzeichne<br />
das Werk einen Umsatz<br />
von 25 Millionen Euro.<br />
Wolfgang Fischer<br />
Wie ist die Lage, wie wird sich die Konjunktur entwickeln? Wir<br />
haben Chefs und Entscheider der Wirtschaft in Ostwürttemberg<br />
gefragt. Hier die Antwort von<br />
Helmut Althammer<br />
IHK-Präsident<br />
die erfreulichen Beschäftigungszuwächse<br />
haben das<br />
Bild im Handel nicht merklich<br />
verbessert. Trotz hoher Preisstabilität<br />
wirkt sich die gefühlte<br />
Inflation im Lebensmittel-<br />
und<br />
Energiebereich<br />
hemmend auf die<br />
Konsumnachfrage<br />
aus.<br />
Als Bumerang<br />
könnte sich zudem<br />
mindestens mittelfristig<br />
ein Zurückfahren<br />
der eingeleiteten<br />
Reformen aus<br />
der Agenda 2010<br />
erweisen. Dennoch,<br />
die Konjunktur<br />
zeigt eine überraschend starke<br />
Widerstandskraft gegen<br />
den starken Euro und den hohen<br />
Ölpreis. Dank der Nachfrage<br />
nach „Made in Germany“,<br />
werden wir 2008 ein<br />
Wachstum von zwei Prozent<br />
erreichen.
ERFOLGS GESCHICHTEN<br />
Die rechte und die linke Hand<br />
Ihre Stimme kratzt, doch Ingeborg<br />
Brenner wäre vermutlich nicht sie<br />
selbst, wenn sie den Interviewtermin<br />
wegen ihrer Erkältung nicht eingehalten<br />
hätte. Schließlich ist auch dessen<br />
Verlauf irgendwie eine Frage der<br />
Organisation. Die ist nicht nur eine<br />
von Ingeborg Brenners Leidenschaften,<br />
sondern auch ihre Profession. Bei<br />
der Südwestmetall-Bezirksgruppe<br />
Ostwürttemberg ist die Aalenerin für<br />
den Bereich Organisation und Verwaltung<br />
zuständig.<br />
„Die habe ich alle miterlebt.“ Ingeborg<br />
Brenner hält in der linken Hand<br />
die Bügel ihrer Lesebrille - „mein Markenzeichen“-,<br />
während sie sich umdreht<br />
und mit der anderen Hand auf<br />
die Fotogalerie hinter sich weist. Imposant-seriös<br />
sehen die fünf Herren in<br />
Schwarz-Weiß aus, alle waren Vorsitzende<br />
der Bezirksgruppe Ostwürttemberg<br />
des Verbandes der Metallund<br />
Elektroindustrie Baden-Württemberg<br />
e.V. Seit rund 40 Jahren arbeitet<br />
Ingeborg Brenner für den Verband<br />
und in all den Jahren nahm sie<br />
stets ihr Herz mit ins Büro: „Ich möchte<br />
sagen, ich habe das hier mit aufgebaut“,<br />
sagt sie.<br />
Und als sie erzählt, wie sie am Wachsen<br />
der Bezirksgruppe mitgewirkt<br />
hat, klingt das eher bescheiden. Doch<br />
übertriebene Zurückhaltung gehört<br />
eigentlich nicht zu Ingeborg Brenners<br />
hervorstechenden Eigenschaften.<br />
Eher schon ein gesundes Selbstbewusstsein.<br />
Das zeigt schon die Geschichte,<br />
wie sie ihre Stelle beim Arbeitgeberverband<br />
bekam: „Es wurde<br />
eine etwa 40-jährige Dame als erste<br />
Kraft gesucht“, erinnert sich die gelernte<br />
Industriekauffrau an die Stellenanzeige.<br />
Doch das hielt die damals<br />
20-Jährige nicht davon ab, sich zu bewerben.<br />
„Es war vielleicht auch meine<br />
jugendliche Unbekümmertheit, aber<br />
ein Stückweit ist das sicher auch meine<br />
Mentalität“, gibt Ingeborg Brenner<br />
unumwunden zu. „Ich war einfach<br />
von mir überzeugt und das ist ja<br />
kein Schaden“, sagt sie, uns zeigt dabei<br />
ein breites Lächeln.<br />
Doch es war wohl nicht nur das selbstbewusste<br />
Auftreten, welches Ingeborg<br />
Brenner den Job verschaffte.<br />
Ihre Ausbildung war fundiert. Nach<br />
einer Lehre bei Pelo-Pilz hatte sie bereits<br />
zwei Jahre bei der Baustahlgewebe<br />
GmbH als Sekretärin des Betriebsleiters<br />
gearbeitet. Dann setzte<br />
der damalige Chef des Verbandes der<br />
Metallindustriellen, Dr. Günter Hildebrandt,<br />
auf sie. Ein wunderbarer<br />
Mentor sei der gewesen, meint Ingeborg<br />
Brenner. Er habe ihr die Möglichkeit<br />
gegeben, sich nach ihrem Potenzial<br />
zu entwickeln.<br />
Anderen die Möglichkeit geben, die<br />
eigenen Fähigkeiten umzusetzen, das<br />
ist für Ingeborg Brenner eine Schlüsselqualifikation,<br />
die ein Chef haben<br />
sollte und die auch jeder ihrer Vorgesetzten<br />
mitgebracht habe. „Es nutzt<br />
ja nichts, wenn der Chef eine gute<br />
Kraft hat, diese aber ihre Stärken<br />
nicht entfalten kann“, stellt sie sachlich<br />
fest. Sie selbst hatte die Gelegenheit<br />
dazu, bildete sich im betriebswirtschaftlichen<br />
und arbeitsrechtlichen<br />
Bereich weiter.<br />
Jetzt ist sie, wie sie lachend sagt, „die<br />
rechte und die linke Hand des Chefs“,<br />
der heute Jörn P. Makko heißt. Organisation,<br />
Verwaltung, Finanzen und<br />
die Büroleitung gehören zu ihren<br />
Kernaufgaben.<br />
Wie sie das praktisch umsetzt, zeigt<br />
sich schon beim Gespräch: Jede Menge<br />
Informationsmaterial über Südwestmetall<br />
hat sie mitgebracht, ein<br />
paar kurze Gesprächsnotizen sind<br />
chronologisch bereits handschriftlich<br />
notiert, jede Frage wird konzentriert<br />
und präzise beantwortet. „Ich arbeite<br />
meinem Chef entscheidungsreif zu“,<br />
erklärt Ingeborg Brenner ihre Arbeitsweise.<br />
Auch die tägliche Lektüre<br />
überregionaler Zeitungen hat sie sich<br />
zur Aufgabe gemacht, um über die<br />
aktuelle Lage stets informiert zu sein.<br />
Daneben ist sie Ausbilderin für kaufmännische<br />
Berufe und Mitglied im<br />
Prüfungsausschuss der IHK. Als sei das<br />
nicht genug Arbeit, hat sie sich selbst<br />
noch eine neue Aufgabe gestellt. Als<br />
bei Südwestmetall der Umbau in der<br />
Gartenstraße fertig war, entsprachen<br />
die weißen Wände der Räume nicht<br />
ihrem ästhetischen Empfinden. Als<br />
Kunstliebhaberin, die mit ihren<br />
Freundinnen auf der Suche nach interessanten<br />
Ausstellungen schon viele<br />
Städte bereist hat, organisiert sie seitdem<br />
regelmäßig Kunstausstellungen.<br />
Ingeborg Brenner ist bei der Südwestmetall die Frau<br />
für Organisation und Verwaltung<br />
Mit zügigem Schritt führt sie Besucher<br />
durch die Räume, zeigt die<br />
Kunstwerke der momentanen Ausstellung<br />
des Heidenheimer Bildhauers<br />
Franklin Pühn, die sich hervorragend<br />
in die sachliche und doch warme Atmosphäre<br />
des Gesamten einfügen.<br />
Zeit für ihre eigene Entwicklung und<br />
ihr Berufsleben hat sich Ingeborg<br />
Brenner immer genommen, auch als<br />
Mutter von zwei Kindern. „Ich habe<br />
nie aufgehört zu arbeiten und meine<br />
mittlerweile erwachsenen Töchter sagen<br />
heute, dass das auch zu ihrer<br />
Selbstständigkeit beigetragen hat“,<br />
sagt sie, und das klingt zufrieden. Geholfen,<br />
ihre Aufgabe als berufstätige<br />
Mutter zu bewältigen, hat ihr auch<br />
ihr Mann, der selbstständig tätig war,<br />
und eine Haushaltshilfe. Heute sind<br />
die Töchter aus dem Haus und Inge-<br />
borg Brenner spannt aus, wenn es die<br />
Zeit zulässt. Tennis, Skifahren, Bergwandern<br />
und neuerdings auch Klavierspielen<br />
gehören zu ihren liebsten<br />
Beschäftigungen. Als Jugendliche hat<br />
sie das Instrument gelernt, später<br />
dann gab sie das Spielen auf. Doch<br />
der Wunsch in ihr, wieder zu musizieren,<br />
blieb. An Weihnachten vor zwei<br />
Jahren stand dann plötzlich ein Klavier<br />
vor der Tür: „Letztes Jahr konnte<br />
ich nur ein paar Weihnachtslieder<br />
vortragen, aber dieses Jahr wird es<br />
schon besser“, meint sie zuversichtlich.<br />
Bleibt bei einem so ausgefüllten<br />
Leben noch Platz für Träume, beruflich<br />
oder privat. Ingeborg Brenner<br />
überlegt, wenn auch nur ganz kurz:<br />
„Ich schau, was kommt. Es muss sich<br />
etwas bewegen, lautet meine Devise.“<br />
Dagmar Oltersdorf<br />
MENSCHEN MACHER MÄRKTE I 24. November 2007<br />
Ingeborg Brenner Foto: Eva Gaida<br />
13
14 24. November 2007 I MENSCHEN MACHER MÄRKTE ERFOLGSGESCHICHTEN<br />
Guter Geist und Abfangjäger<br />
Was in allen Chefetagen dieser<br />
Welt gilt, ist auch in Stadtverwaltungen<br />
offenbar ehernes<br />
Gesetz: Die Chefsekretärin hält<br />
die Fäden in der Hand. Ihre Bosse<br />
tun gut daran, dies stets im<br />
Hinterkopf zu behalten, denn<br />
ohne das Vorzimmer geht quasi<br />
nichts. Brigitte Osti ist der rundum<br />
positive Beleg für diese<br />
These. Sie ist guter Geist und<br />
wenn nötig auch mal Zerberus<br />
von bislang vier Ellwanger<br />
Oberbürgermeistern.<br />
„Die Bezeichnung ,Abfangjäger'<br />
habe ich auch schon gehört“,<br />
lacht Brigitte Osti im Gespräch<br />
mit unserer Zeitung,<br />
denn sie ist es auch, die sorgfältig<br />
filtert und kanalisiert, wer<br />
wann die Tür zum Oberbürgermeisterzimmer<br />
durchschreitet.<br />
Guter Geist stimmt aber auf<br />
alle Fälle, denn für viele – Verwaltungsangestellte<br />
wie auch<br />
Bürger – ist sie die erste Anlaufstelle,<br />
wenn Fragen zu beantworten<br />
sind und Probleme gelöst<br />
werden müssen. Und das<br />
bereits seit 1991...<br />
Brigitte Osti stammt aus Dinkelsbühl,<br />
und dort hat sie auch<br />
ihre beruflichen Anfänge in der<br />
Zulassungsstelle gemacht. Als<br />
ihr Mann 1972 zur Bundeswehr<br />
nach Ellwangen ging, suchte<br />
und fand sie auch hier Arbeit,<br />
zunächst bei einer Firma, dann<br />
1979 im Hauptamt des Rathauses,<br />
bevor sie im Januar '91 ins<br />
Vorzimmer des OB kam. Zunächst<br />
hatte sie vertretungsweise<br />
noch für Oberbürgermeister<br />
Karl Wöhr gearbeitet,<br />
dann als echte Chefsekretärin<br />
für Wöhrs Nachfolger Stefan<br />
Schultes, Hans-Helmut Dieterich<br />
und jetzt Karl Hilsenbek.<br />
Qualität hält sich eben.<br />
Dabei war es Brigitte Ostis Pech<br />
in ihrer Jugend, was für das Ell-<br />
Chefsekreterin des Oberbürgermeisters:Brigitte Osti<br />
sitzt im Vorzimmer des Ellwanger OBs Karl Hilsenbek<br />
Brigitte Osti hält die Fäden in der Hand. (Foto: Ohnewald)<br />
wanger Rathaus zum Glücksfall<br />
wurde: Dass man ihr nämlich<br />
von ihrem damaligen Traumjob<br />
als Innenarchitektin abgeraten<br />
hat; ihr fehle es an „räumlichem<br />
Sehen“, hieß es. So ging<br />
Osti dann in die Verwaltung,<br />
und heute hat sie bewiesen,<br />
dass es ihr an Durchblick, ob<br />
räumlich oder nicht, wahrlich<br />
nicht fehlt.<br />
Und als Traumjob bezeichnet<br />
sie heute ohnehin das, was sie<br />
jetzt tut: Sekretärin des Oberbürgermeisters.<br />
Der Kontakt<br />
mit vielen (meist netten) <strong>Menschen</strong>,<br />
das Mittendrinsein im<br />
Trubel einer Stadtverwaltung,<br />
helfende Hand in (fast) allen<br />
Fällen sein zu können: das<br />
möchte sie keinesfalls mehr<br />
missen.<br />
Was tut eine Chefsekretärin<br />
den lieben langen Tag? Sämtliche<br />
<strong>Post</strong> an die Verwaltungsspitze<br />
geht über ihren Schreibtisch,<br />
das Telefon schellt im<br />
Dauerbetrieb, sie arrangiert die<br />
Termine des Chefs, bereitet Sitzungen<br />
und Besprechungen<br />
Kessler + Co ist ein dynamisch wachsendes, exportorientiertes<br />
Unternehmen. Als führender Hersteller<br />
von Achsen und Antriebskomponenten liefern wir<br />
aus einem Baukastensystem flexible Lösungen für<br />
Sonderfahrzeuge und Baumaschinen für weltweit<br />
tätige Kunden in Europa, Asien und Amerika.<br />
Derzeit beschäftigen wir 480 Mitarbeiter. Unser<br />
Jahresumsatz beträgt 240 Millionen Euro.<br />
vor, und sogar für den Einkauf<br />
der Geschenke für Jubilare und<br />
das Schreiben von Glückwunschkarten<br />
ist sie zuständig.<br />
Darüber hinaus ist Brigitte Osti<br />
aber vor allem auch erste Anlaufstelle<br />
für Rat suchende,<br />
vielleicht auch mal schimpfende<br />
Bürger. Und dann „entschärft“<br />
sie auch mal einen vielleicht<br />
wütenden <strong>Menschen</strong>, der<br />
am liebsten direkt beim OB den<br />
Kropf leeren möchte, auch<br />
wenn der womöglich die völlig<br />
falsche Adresse ist. „Zuhören<br />
und Verständnis zeigen“ ist Ostis<br />
Rezept, nicht nur in solchen<br />
Fällen. Dann die Leute weiterleiten<br />
an die richtige Adresse –<br />
falls sie das Problemchen nicht<br />
gleich selbst lösen kann.<br />
Schwierig werde es indessen<br />
stets, wenn sie die Auskunft geben<br />
muss, der OB sei „gerade<br />
nicht da“. „Das glauben viele<br />
einfach nicht“, berichtet sie,<br />
obwohl der gute Mann tatsächlich<br />
dauernd auf Achse ist.<br />
„Die Bürger sind fordernder<br />
geworden“, sinniert sie dann,<br />
der Auftritt ist oft rigoroser als<br />
früher. Wandel der Zeiten.<br />
So ein Tag kann sich ziehen.<br />
Wie ihre Arbeitszeit denn aussieht,<br />
möchten wir wissen. „Na,<br />
entsprechend“, lacht sie wieder,<br />
„jedenfalls über Verdi...“<br />
Samstags und sonntags ist sie<br />
jedenfalls seltener als früher<br />
dienstlich unterwegs; einer der<br />
früheren OBs nahm sie da mehr<br />
in Beschlag, da läutete schon<br />
auch mal nachts um Zehn das<br />
Telefon, wenn ihm gerade etwas<br />
einfiel. Oder man drückte<br />
ihr ein mit einer Rede besprochenes<br />
Tonband in die Hand:<br />
„Ich gehe schon mal 'runter.<br />
Schreiben Sie das mal solange<br />
ab.“<br />
Hexen sollte man können.<br />
Das ist besser geworden. Sehr<br />
lobende Worte findet sie da gerade<br />
für den aktuellen Oberbürgermeister<br />
Hilsenbek. „Der<br />
bereitet alles super vor“. Trotzdem<br />
ist man nie vor Überraschungen<br />
sicher, und das antwortet<br />
Brigitte Osti auch auf<br />
die Frage, was wirklich unangenehm<br />
an ihrem Beruf sein könne:<br />
Wenn der Terminkalender morgens<br />
picobello steht und dann<br />
überraschend ein Ereignis eintritt,<br />
das alles über den Haufen<br />
wirft. Kein Wunder: Jeder Termin<br />
betrifft meist mehrere Personen,<br />
da lässt sich nichts einfach<br />
umstellen.<br />
Aber es gibt auch viel Schönes,<br />
und auch ein paar nette Anekdoten<br />
natürlich. Etwa von OB<br />
Karl Wöhr, der den Finger in<br />
ihre Schreibmaschine steckte,<br />
auf einen vermeintlichen Tippfehler<br />
zeigte und schmerzhaft<br />
den elektrisch beschwingten<br />
Typenhebel drauf bekam. Er<br />
hat wohl auch gerne seine Redemanuskripte<br />
in Streifen ge-<br />
schnitten und in neuer Sinnfolge<br />
wieder zusammengeklebt.<br />
Und nach vielem Schneiden<br />
und Kleben dann befunden:<br />
„Ach, geben Sie mir doch wieder<br />
die Urfassung.“ Doch die<br />
hatte er ja restlos zersäbelt...<br />
Woher also nehmen?<br />
Und dann ihr schönster Tippfehler,<br />
der so auch überall zu<br />
lesen stand: Aus Kreisbrandmeister<br />
Englerth hatte sie einen<br />
Kreisbraumeister gemacht...<br />
„Ich werde mal ein Buch schreiben“,<br />
meint sie dazu schelmisch.<br />
Falls ihr dazu die Zeit<br />
Wie ist die Lage, wie wird sich die Konjunktur entwickeln? Wir<br />
haben Chefs und Entscheider der Wirtschaft in Ostwürttemberg<br />
gefragt. Hier die Antwort von<br />
Klaus Moser<br />
IHK-Hauptgeschäftsführer<br />
Der Aufschwung hat in diesem<br />
Jahr einen Gang herunter<br />
geschaltet. Speziell die Bauwirtschaft<br />
und der Handel<br />
blieben ohne rechten<br />
Schwung, die Invesititonsgüter-Nachfrage<br />
und<br />
der Export sind<br />
nach wie vor die<br />
Stützen des Aufschwungs.<br />
Auch im<br />
nächsten Jahr wird<br />
sich die positive<br />
Entwicklung -<br />
wenn auch nur verlangsamt<br />
- fortsetzen.<br />
2008 sehe ich<br />
als Bewährungsprobe<br />
für den Aufschwung.<br />
Die außenwirtschaftlichen Risiken<br />
könnten den wichtigen<br />
bliebe, denn privat versorgt sie<br />
ihren großen Garten und ihre<br />
Katzen, fährt gerne nach Italien<br />
und liest vor allem in jeder<br />
freien Minute. Dann pflegt sie<br />
noch ihre 84-jährige Mutter<br />
mit. Und fügt bescheiden an:<br />
„Ansonsten tue ich noch Gutes<br />
und rede nicht drüber...“<br />
Und dazu fällt ihr dann ihr Lieblingssatz<br />
ein, den einst der Ellwanger<br />
Künstler Karl-Heinz<br />
Knödler zu ihr sagte und den<br />
sie, ganz offensichtlich, bis heute<br />
beherzigt: „Vom Geben wird<br />
man nicht arm.“<br />
Fred Ohnewald<br />
Export zügeln. So sind die<br />
Auswirkungen der Krise an<br />
den Finanzmärkten ebenso<br />
wie die Ölpreisteuerung derzeit<br />
noch schwer abzuschätzen.<br />
Insgesamt ist die deutsche<br />
Wirtschaft in einer<br />
guten Verfassung.<br />
Nicht zuletzt die politischen<br />
Vorgaben<br />
aus Berlin werden<br />
darüber entscheiden,<br />
ob die Zuversicht<br />
in der Wirtschaft<br />
erhalten<br />
bleibt, wie sich<br />
Wachstum und Arbeitsmarkt<br />
über 2008 hinaus<br />
entwickeln. Reformkurs halten<br />
muss die Devise sein.
ERFOLGS GESCHICHTEN<br />
China ist ein Markt mit Risiken<br />
Die Firma Kirschner Maschinenbau<br />
GmbH, 1980 durch Roland<br />
Kirschner gegründet, verkaufte<br />
1999 die erste Maschine nach<br />
China. Jürgen Kirschner, der<br />
das Unternehmen seines Vaters<br />
weiterführt, macht dort acht<br />
Jahre später einen respektablen<br />
Umsatz.<br />
Die Kirschner Maschinenbau<br />
GmbH hat sich mit Spezial- und<br />
Sondermaschinen im Bereich<br />
Herstellung und Reparatur von<br />
Holz- und Stahlbearbeitungswerkzeugen<br />
weltweit einen<br />
Namen gemacht. Wer heute irgendwo<br />
auf dem Globus Hartmetall-<br />
beziehungsweise Diamant-<br />
und Cermet-bestückte<br />
Kreissägeblätter herstellen will,<br />
kommt an dem Unterschneidheimer<br />
Familienunternehmen<br />
kaum vorbei.<br />
1999 meldete erstmals ein chinesisches<br />
Unternehmen Interesse<br />
an. Eine Firma aus Xiamen<br />
kaufte über einen deutschen<br />
Vertreter von der Kirschner<br />
GmbH eine Lötmaschine für<br />
Kreissägeblätter. Besonders außergewöhnlich:<br />
Der Kunde<br />
wollte bereits damals eine vollautomatische<br />
Maschine, mit<br />
automatischer Be- und Entladung.<br />
„Das war eigenartig, in China<br />
spielten vor acht Jahren die<br />
Lohnkosten noch keine Rolle.<br />
Der Kunde wollte trotzdem<br />
eine hochtechnisierte Maschine,<br />
die Tag und Nacht durchlaufen<br />
kann,“ erinnert sich Jürgen<br />
Kirschner, der in der Folge<br />
erstmals in das „Land der Mitte“<br />
reiste.<br />
Dort sah er einfachste Hütten<br />
und Bretterhallen, in denen bereits<br />
moderne Maschinen stan-<br />
Kirschner Maschinenbau GmbH:<br />
Mit Sondermaschinen erfolgreich in Fernost<br />
den. Seitdem hat sich die Industrielandschaft<br />
in China völlig<br />
verändert und damit auch<br />
Kirschners Auslandsgeschäft.<br />
Jener erste chinesische Kunde<br />
hat bereits mehrere moderne<br />
Kirschner-Lötvollautomaten<br />
gekauft, andere Kunden sind<br />
hinzugekommen und produzieren<br />
heute in Peking, Guangzhou,<br />
Shanghai, Wuhan,<br />
Nanjing, Chengdu, und Shenzhen<br />
für den Weltmarkt, in modernen<br />
Fabrikhallen. Kirschner<br />
fliegt viermal im Jahr nach China,<br />
Tendenz steigend.<br />
In Goldgräberstimmung bricht<br />
der junge Unternehmer aber<br />
nicht aus, er ist sich der Risiken<br />
in diesem riesigen Markt durchaus<br />
bewusst. „Die Gefahr von<br />
Plagiaten ist ein echtes Problem,<br />
doch wer nur deshalb<br />
den chinesischen Markt meidet,<br />
hat keine Chancen davon zu<br />
profitieren.“<br />
Es zeigte sich schnell, dass bereits<br />
vorhandene Nachbauten<br />
den Anforderungen nicht gerecht<br />
werden, um die Qualität<br />
des Originals zu erreichen. Auf<br />
Qualität legen die Chinesen jedoch<br />
mittlerweile enormen<br />
Wert, weil nur über Präzision<br />
und Qualität Erfolge auf dem<br />
Weltmarkt zu erzielen sind.<br />
„Heute werben meine Kunden<br />
in China damit, dass sie mit<br />
deutschen Maschinen produzieren.<br />
Das bringt mir fast mehr<br />
Bestellungen ein, als wenn ich<br />
selbst dort werbe“.<br />
Natürlich ist auch Vorsicht im<br />
Zahlungsverkehr mit China geboten,<br />
der stets über gängige<br />
Banken abgesichert wird. Auch<br />
der administrative Aufwand<br />
mit Zöllen und Einfuhrbe-<br />
schränkungen ist beachtlich.<br />
Ein Servicepartner vor Ort hilft<br />
heute den chinesischen Kunden<br />
bei Problemen, die sich nicht<br />
online von Unterschneidheim<br />
aus beheben lassen. Ein chinesischer<br />
Vertriebspartner nimmt<br />
Bestellungen auf, koordiniert<br />
Werbung und Messeauftritte<br />
und begleitet den Chef zu den<br />
Kunden.<br />
„Gerade in China ist es von<br />
größter Bedeutung, die Umgangsformen<br />
zu beachten. Die<br />
<strong>Menschen</strong> sind sehr stolz und<br />
eigenwillig, es wird erwartet,<br />
dass der Chef persönlich<br />
Personal-<br />
Management Ihr Personal-Partner<br />
Flexibilität erleben<br />
Innovative System-Lösungen verhelfen<br />
Unternehmen aller Branchen kompetent<br />
und qualifiziert zu mehr Flexibilität, Effizienz<br />
und Freiraum für Kernaufgaben.<br />
Aktuell suchen wir zur unbefristeten<br />
Festeinstellung (m/w):<br />
Facharbeiter<br />
Metall & Elektro<br />
Seit 1984<br />
17x in Deutschland<br />
Eine junge Chinesin demonstriert am Stand der Kirschner Maschinenbau<br />
GmbH bei der internationalen Messe für Holzbearbeitungsmaschinen<br />
in Guangzhou 2007 die Bedienung eines Lötautomaten.<br />
(Foto: privat)<br />
Zertifiziert nach DIN EN ISO 9001:2000<br />
www.pluss.de<br />
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Personal Vermittlung<br />
On-Site-Management<br />
Outsourcing<br />
89518 Heidenheim<br />
Talhofstraße 12<br />
Tel.: 07321 / 345 66-0<br />
Heidenheim@pluss.de<br />
kommt und dass er sich auch<br />
Zeit nimmt.“ Kirschner hat<br />
enormen Respekt vor dem Wissensdrang<br />
der Chinesen und<br />
der unglaublichen Energie, mit<br />
der jeder dort seine Ziele anstrebt<br />
und Probleme beseitigt,<br />
die dem im Wege stehen.<br />
Doch er sieht auch Gefahren in<br />
der rasanten wirtschaftlichen<br />
Entwicklung. „In atemberaubendem<br />
Tempo wird überall<br />
die Produktion automatisiert,<br />
wegen der besseren Qualität<br />
und auch um Lohnkosten zu<br />
sparen. Momentan finden die<br />
zahllosen Wanderarbeiter im-<br />
MENSCHEN MACHER MÄRKTE I 24. November 2007<br />
mer wieder neue Jobs, so<br />
herrscht eine hohe Fluktuation<br />
vor“.<br />
Allerdings: Jürgen Kirschner<br />
hat die Chinesen als ausgesprochen<br />
ideenreich und sehr fleißig<br />
kennen gelernt. „Eines sollte<br />
man tunlichst vermeiden:<br />
Dieses Volk in seiner Gestal-<br />
Wie ist die Lage, wie wird sich die Konjunktur entwickeln? Wir<br />
haben Chefs und Entscheider der Wirtschaft in Ostwürttemberg<br />
gefragt. Hier die Antwort von<br />
Claus Albrecht<br />
Saturn Männer Modewelt<br />
Die Einschätzung zur Wirtschaftslage<br />
möchte ich insbesondere<br />
auf den Einzelhandel<br />
beziehen. Der private Konsum,<br />
der sich in den Einzelhandelsumsätzenwiderspiegelt,<br />
ist nach wir vor vom allgemeinenWirtschaftsaufschwung<br />
abgekoppelt. Die<br />
Umsätze bis<br />
Ende August lagen<br />
im Land BadenWürttemberg<br />
mit real 0.8<br />
Prozent im Minus,<br />
bundesweit<br />
hat der Handel<br />
sogar ein Minus<br />
von real 1,6 Prozenteingefahren<br />
- und das, obwohl<br />
der Handel die Mehrkosten<br />
durch die Erhöhung der<br />
Mehrwertsteuer zu zwei Dritteln<br />
getragen hat.<br />
Trotzdem sehe ich mit großem<br />
Optimismus in die Zukunft.<br />
15<br />
tungskraft zu unterschätzen.<br />
Wenn es irgendjemand zuzutrauen<br />
ist, den rasant wachsenden<br />
Markt und die damit zusammenhängendenAnforderungen<br />
in den Griff zu bekommen,<br />
dann wohl den Chinesen“.<br />
Gerhard Königer<br />
Die <strong>Menschen</strong> haben wieder<br />
Vertrauen gefasst. Sie vertrauen<br />
darauf, dass ihr Arbeitsplatz<br />
sicher ist, sie sehen,<br />
dass sich der Arbeitsmarkt<br />
entspannt und dass neue sozialversicherungs-pflichtigeBeschäftigungsverhältnisseentstehen.<br />
Sie vertrauen auch in<br />
das, was in Berlin<br />
entschieden wird.<br />
All dies ist ausschlaggebend,<br />
dass<br />
sich die Stimmung<br />
der Kunden allmählich<br />
dreht und der<br />
Wunsch entsteht,<br />
sich und anderen<br />
mal wieder etwas<br />
Schönes und Gutes<br />
zu gönnen. Ich erwarte<br />
deshalb auch ein deutlich<br />
verbessertes Weihnachtsgeschäft<br />
im Verglich zum Vorjahr.<br />
Dies ist wirtschaftlich<br />
aber auch dringend erforderlich<br />
für den gesamten Deutschen<br />
Einzelhandel.
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
Raum für<br />
Talente<br />
und<br />
Patente<br />
Die Experten sind sich einig:<br />
Forschung und Entwicklung<br />
(FuE) nimmt einen zunehmend<br />
bedeutenden Stellenwert<br />
in der deutschen Wirtschaft<br />
ein. Die Region Ostwürttemberg<br />
gilt im bundesweiten<br />
Vergleich als<br />
überdurchschnittlich, wenn<br />
es um Innovationen geht.<br />
Laut dem Stifterverband für<br />
die Deutsche Wirtschaft planen<br />
die Unternehmen in<br />
diesem Jahr 41,8 Milliarden<br />
Euro für Forschung und Entwicklung<br />
auszugeben. Gegenüber<br />
2005 ist das ein Anstieg<br />
um acht Prozent.<br />
Wirtschaft und auch Politiker<br />
sind sich der Bedeutung<br />
von Entwicklung und Forschung<br />
für ein rohstoffarmes<br />
Land wie Deutschland<br />
bewusst. Der Haushaltsentwurf<br />
der Bundesregierung<br />
für 2008 beziffert die Ausgaben<br />
für Forschung und<br />
Entwicklung auf mehr als<br />
neun Milliarden Euro, das<br />
sind 670 Millionen Euro<br />
mehr als im Vorjahr. Anlässlich<br />
einer Debatte im Deutschen<br />
Bundestag erklärte<br />
Katherina Reiche für die<br />
CDU/CSU: „Bis 2010 soll der<br />
FuE-Anteil am Bruttoinlandsprodukt<br />
(BIP) in der Europäischen<br />
Union auf drei<br />
Prozent wachsen. Mit dem<br />
Sechs-Milliarden-Euro-Programm<br />
leistet die Bundesregierung<br />
einen wesentlichen<br />
Beitrag zur Erreichung des<br />
Drei-Prozent-Ziels, das die<br />
europäischen Staats- und<br />
Regierungschefs vereinbart<br />
haben.“<br />
Was bedeutet diese Entwicklung<br />
für unsere Region?<br />
In Ostwürttemberg wird viel<br />
geforscht und viel entwickelt.<br />
Ob Werkzeugmaschinen,<br />
neuartige Messsysteme<br />
oder Automobilzubehör -<br />
hiesige Firmen wurden oft<br />
mit einzigartigen Entwicklungen<br />
zu Weltmarktführern<br />
in ihrem Marktsegment.<br />
Dazu passt das Selbstverständnis<br />
der Region Ostwürttemberg<br />
als „Raum für<br />
Talente und Patente“.<br />
Anne Theiss<br />
Forschung und<br />
Entwicklung<br />
Unter Forschung wird allgemein<br />
die methodische und systematische<br />
Suche nach neuen<br />
Erkenntnissen verstanden. Dabei<br />
werden Forschungsarten<br />
unterschieden, die Grundlagenforschung<br />
und die angewandte<br />
Forschung, bei der angewandten<br />
Forschung wird<br />
noch in Verfahrens- und Produktforschung<br />
unterteilt.<br />
Die Grundlagenforschung wird<br />
oft als die „reine Forschung“<br />
bezeichnet. Bei ihr steht das<br />
wissenschaftliche Verständnis<br />
der zugrunde liegenden Mechanismen<br />
im Vordergrund,<br />
nicht die Anwendung.<br />
Angewandte Forschung wird<br />
dagegen an (Fach)Hochschulen<br />
und in Unternehmen betrieben.<br />
Ziel ist es, ein technisches<br />
Problem mit Blick auf einen<br />
mittelfristigen Markterfolg zu<br />
lösen, etwa in der Werkstofftechnik.<br />
Auch an Hochschulen<br />
wie an der HTW Aalen werden<br />
spezielle Institute und Zentren<br />
für angewandte Forschung eingerichtet.<br />
Produktentwicklung meint den<br />
Prozess, den ein Produkt von<br />
der Idee bis zum verkaufsfähigen<br />
Erzeugnis nimmt. Die Produktentwicklung<br />
basiert in Unternehmen<br />
entweder auf allgemein<br />
bekannten Technologien<br />
oder nutzt spezielle Erkenntnisse<br />
aus einer intern vorgelagerten<br />
angewandten Forschung<br />
und Vorausentwicklung. an<br />
MENSCHEN MACHER MÄRKTE I 24. November 2007<br />
Schöne Ideen brauchen Unternehmen<br />
Eine Fülle von Produkten aus<br />
Ostwürttemberg sorgt in der<br />
Automobilindustrie für Aufsehen.<br />
Ein einzigartiges Blech für<br />
den Autobau wurde in Bopfingen<br />
erfunden und innovative<br />
Tanksysteme werden in Schwäbisch<br />
Gmünd entwickelt, zum<br />
Beispiel:<br />
Die Automobilzuliefererindustrie<br />
ist eine traditionsreiche<br />
und starke Branche in Ostwürttemberg.<br />
Global führend sind<br />
in diesem Bereich die Firmen<br />
ZF-Lenksysteme und Voestalpine<br />
Polynorm in Schwäbisch<br />
Gmünd. Aber auch die kleinen<br />
und mittelständischen Unternehmen<br />
prägen den Standort<br />
Ostwürttemberg und stehen<br />
mit einer großen Anzahl von<br />
Patenten für hohe Innovationskraft.<br />
Voestalpine Polynorm<br />
Grau,<br />
Schwäbisch Gmünd<br />
Einen neuen Werkstoff entwickelte<br />
das Unternehmen Polynorm<br />
Grau in Schwäbisch<br />
Gmünd in Zusammenarbeit mit<br />
seinem österreichischen Mutterkonzern<br />
voestalpine. „Das<br />
Knowhow liegt jedoch hier am<br />
Standort“, meint Karl Knezar,<br />
Sales Manager des Unternehmens.<br />
Das Besondere an dem<br />
Werkstoff ist die Härte und<br />
Leichtigkeit. Er wird vor allem<br />
beim Autobau verwendet und<br />
führt dort zu mehr Sicherheit.<br />
Außerdem ermöglicht er durch<br />
sein geringes Gewicht weniger<br />
Kraftstoffverbrauch.<br />
Die gesamte Innovation hat jedoch<br />
nicht nur mit dem Werkstoff<br />
zu tun, sondern mit einem<br />
gesamten Prozess. Für den speziellen<br />
Stahl musste auch eine<br />
neue Werkstofftechnologie<br />
entwickelt werden. „Spezielle<br />
Werkzeuge müssen dazu beitragen,<br />
dass höchste Maßgenauigkeit<br />
an dem bearbeitenden<br />
Stahl gewährleistet ist“,<br />
meint Knezar. „Der gesamte<br />
neuentwickelte Prozess ist so<br />
innovativ und gut, dass sogar<br />
die Automobilindustrie einen<br />
Wissenstransfer erbeten hat“,<br />
erklärt der Manager stolz.<br />
FuE-Etat : k. A.<br />
Kooperationen: Durch Mutterkonzern<br />
hauptsächlich mit Universitäten<br />
und Instituten in Österreich.<br />
Anzahl der Mitarbeiter : 19 bis<br />
25<br />
Fachrichtungen: vorwiegend<br />
Maschinenbau<br />
Weitere Infos : www.voestalpine.com<br />
Alfing Kessler,<br />
Aalen-Wasseralfingen<br />
Wichtig ist für uns, dass wir die<br />
schnellsten Maschinen bauen.<br />
Die vorletzte Innovation war<br />
der sogenannte Einspindler, er<br />
ist bis heute die schnellste und<br />
produktivste Maschine in diesem<br />
Bereich am Markt“, erklärt<br />
Entwicklungsleiter Carsten<br />
Krosta. Die darauffolgende<br />
Neuheit war der Mehrspindler:<br />
Eine bestimmte Pinolanordnung<br />
führt zu einer gänzlich<br />
neuartigen Maschine. „Ein<br />
zweiter Zweig bei Alfing Kessler<br />
Sondermaschinen beinhaltet<br />
das sogenannte cracken von<br />
Pleuel“, erklärt Dr. Stefan<br />
Hansch, Geschäftsführer von<br />
Alfing Kessler Sondermaschinen.<br />
Ein Pleuel ist das Verbindungsstück<br />
zwischen Kolben<br />
und Kurbelwelle. Das Unternehmen<br />
hat mit dem „cracken“<br />
eine spezielle Technologie mitentwickelt,<br />
die es ermöglicht,<br />
den Pleuel zu zersägen, ihn um<br />
die Kurbelwelle zu legen, um<br />
ihn dann wieder genau aufeinander<br />
zu setzen und fest zu<br />
schrauben – ohne irgendetwas<br />
wieder zu verschweißen. Später<br />
Forschung und Entwicklung / Unternehmen in der Region und ihre innovativen<br />
Produkte aus dem Bereich Mobilität und Automotive<br />
Zulieferer für die Autoindustrie ist ein Schwerpunkt der Wirtschaft in Ostwürttemberg - zum Beispiel ZF in Schwäbisch Gmünd.<br />
ist kaum noch etwas von dem<br />
Zersägen des Pleuel sichtbar.<br />
„Pleuel werden in ganz unterschiedlichen<br />
Größen entwickelt“,<br />
meint Stefan Hansch:<br />
Vom PKW-Motor über den<br />
LKW-Motor bis zum Schiffsmotor<br />
.<br />
FuE-Etat : 2 bis 3 Prozent vom<br />
Umsatz<br />
Kooperationen: HTW Aalen<br />
(Unterstützung einer Stiftungsprofessur)<br />
Anzahl der Mitarbeiter : 10<br />
Fachrichtungen : Maschinenbau,<br />
Fertigungstechnik, Elektroniker<br />
Patente : Alfing Kessler Sondermaschinen<br />
besitzt eine Vielzahl<br />
von Patenten. „Grob geschätzt<br />
melden wir pro Jahr zehn Patente<br />
an“, bestätigt Dr. Hansch.<br />
Weitere Infos : www.alfing.de<br />
Ricardo Prototechnik,<br />
Schwäbisch Gmünd<br />
Als Entwicklungsdienstleister<br />
dreht sich am Ricardo Standort<br />
in Schwäbisch Gmünd alles um<br />
„den Querschnitt im Automotive<br />
Bereich“, meint Peter Feulner,<br />
Leiter der Entwicklungs<br />
und Technologieabteilung bei<br />
Ricardo. Sir Harry Ricardo,<br />
Gründer des weltweit tätigen<br />
Unternehmens, entwickelte sogar<br />
die Idee der Weiterentwicklung<br />
von Technologie als<br />
Dienstleistung für die Automobilindustrie.<br />
„Der Ursprung dieses<br />
Unternehmens liegt in der<br />
Idee, aus Motoren Geschäft zu<br />
machen“, erklärt Feulner.<br />
Aktuell sorgt bei Ricardo in<br />
Schwäbisch Gmünd die Herstellung<br />
von Abgasanlagen für<br />
Aufsehen. Auf den Salzsee in<br />
den USA wurde mit den von Ricardo<br />
in Schwäbisch Gmünd<br />
entwickelten Abgassystemen<br />
sogar ein Weltrekord aufgestellt.<br />
„Wir machen uns heute<br />
selber Gedanken wohin die<br />
Entwicklungstrends gehen“, erklärt<br />
der Entwicklungsleiter<br />
den Erfolg.<br />
FuE-Etat : 600 000 Euro und Forschungsprojekte<br />
Kooperationen: Enge Kontakte<br />
zu TH in Aachen und zur Universität<br />
Karlsruhe, Vielzahl<br />
nicht formalisierter Verbindungen,<br />
u.a. mit Hochschule Esslingen<br />
und HTW Aalen<br />
Anzahl der Mitarbeiter : Insgesamt<br />
300 Mitarbeiter vor Ort,<br />
mehr oder weniger alle am Entwicklungsprozess<br />
beteiligt<br />
Fachrichtungen: Maschinenbau,<br />
Mechatronik, KfZ-Technik<br />
Weitere Infos : www.ricardo.com<br />
Erhard Automotive,<br />
Schwäbisch Gmünd<br />
Man muss was finden, was man<br />
besonders gut kann“, mit diesem<br />
Satz beschreibt Alexander<br />
Kögel, Geschäftsführer von ErhardAutomotive<br />
die überragenden<br />
Erfolge des Unternehmens<br />
und erwähnt dabei den<br />
Wandel der Produktherstellung:<br />
Früher wurden in der Firma<br />
Teekannen hergestellt,<br />
heute Tanksysteme. Speziell<br />
entwickelte Logistikkonzepte<br />
führen dazu, dass der Kunde<br />
immer zur richtigen Zeit beliefert<br />
wird und alles funktioniert<br />
volldigitalisiert.<br />
Modulare Tankkonzepte gehören<br />
zu den erfolgreichsten Produkten<br />
bei ErhardAutomotive:<br />
„Wie bei Lego ist bei uns die<br />
Zusammensetzung verschiedener<br />
Bauteile zu einem individuellen<br />
Tank möglich“, erklärt<br />
Alexander Kögel.<br />
Innovation ist für ihn der Antrieb<br />
für den Erfolg. So ist vor<br />
allem eine neuartige Art der<br />
Schweißtechnik eine bedeutende<br />
Erfolgskomponente. Für deren<br />
Weiterentwicklung wurde<br />
ein zweistelliger Millionenbetrag<br />
investiert.<br />
FuE-Etat : 3 Prozent vom Umsatz<br />
Kooperationen: Institute, Entwicklungshäuser,<br />
Hochschulen<br />
wie die HfG (Marketing), Konstruktionsbüros,<br />
AIF, FEM, Firmenkooperationen<br />
Anzahl der Mitarbeiter : k.A., da<br />
viele Überlappungen im Tätigkeitsbereich<br />
Fachrichtungen: Maschinenbau,<br />
Produktionstechnik, Konstrukteur,<br />
nicht nur studierte,<br />
sondern auch auf Meisterebene:<br />
Patente : 30 in den letzten fünf<br />
Jahren<br />
Preise : Finalist beim Großen<br />
Preis des Mittelstandes der Oskar-Patzelt<br />
Stiftung<br />
Weitere Infos : www.erhard-automotive.de<br />
Poroson GmbH,<br />
Lauchheim<br />
Neue Entwicklungen ergaben<br />
sich im Hause der HPI Produktentwicklung:<br />
Um effizienter<br />
seine eigens entwickelten Produkte<br />
vertreiben zu können,<br />
gründete der Bopfinger Forscher<br />
Hans A. Härle mit der Firma<br />
Kiener in Lauchheim ein<br />
neues Unternehmen: Poroson,<br />
benannt nach dem von Härle<br />
entwickelten Poroblech. Da<br />
Härle inzwischen über 100 Patente<br />
angemeldet hat, soll die<br />
HPI Produktentwicklung nur<br />
noch als Patentverwalter dienen.<br />
Fast alle in Deutschland produzierten<br />
Autos enthalten von<br />
Härle entwickelte Einzelteile.<br />
Neben dem neu entwickelten<br />
Poroblech gehören dazu auch<br />
der sogenannte Sintermetallrußfilter<br />
für PKW und LKW sowie<br />
der Krümmer-Katalysator.<br />
Firmen wie Audi und Daimler<br />
wiesen Härle daraufhin, dass er<br />
seine Produkte schnell in einem<br />
größeren Unternehmen vertreiben<br />
lassen soll. „Denn schöne<br />
Ideen brauchen Unternehmen<br />
zum liefern“, meint der<br />
Entwickler Härle.<br />
FuE-Etat : Neugründung<br />
Kooperationen: Direkte Zusammenarbeit<br />
mit Kunden<br />
Anzahl der Mitarbeiter : Arbeitet<br />
noch allein mit Mitarbeitern<br />
der Firma Kiener<br />
Patente : Härle hält rund 120<br />
nationale und internationale<br />
Patente<br />
Preise für Hans A. Härle: Innovationspreis<br />
für den Mittelstand<br />
der Volks- und Raiffeisenbanken,<br />
Dr.-Rudolf-Eberle-Preis<br />
des Landes Baden-Württemberg,<br />
Innovationspreis Ostwürttemberg,<br />
Preis für Talente<br />
und Patente<br />
Weitere Infos : www.haerleproduktentwicklung.de<br />
TRW Automotive ORS<br />
Gruppe, Alfdorf<br />
In Alfdorf unterhält TRWAutomotive<br />
die Entwicklungszentrale<br />
für die Tochterfirmen in ganz<br />
Europa. Im Jahr 2003 nahm<br />
TRW Automotive in Alfdorf,<br />
Entwickler und Hersteller von<br />
Sicherheitsgurt- und Airbagsystemen,<br />
eine hochmoderne<br />
Crash-Simulationsanlage und<br />
ein neues Entwicklungszentrum<br />
in Betrieb. Diese Anlage<br />
soll einen weiteren Schritt in<br />
Richtung passive Sicherheit leisten.<br />
Dabei wird moderne Technik<br />
in einer Vielzahl von Crasharten<br />
wie Frontal-, Heck- und<br />
Seitenaufprall zum Einsatz<br />
kommen, um sichere Komponenten<br />
für die Automobilindustrie<br />
herstellen zu können.<br />
FuE-Etat : 3,9 Prozent des Umsatzes<br />
Kooperationen: HTW Aalen,<br />
Universität Stuttgart, Hochschule<br />
Esslingen, EU-Projekte<br />
17<br />
mit weiteren Hochschulen und<br />
Instituten.<br />
Anzahl der Mitarbeiter : 600 im<br />
FuE-Bereich<br />
Fachrichtungen: Elektronik,<br />
Feinwerktechnik, Maschinenbau,<br />
Fahrzeugbau, Wirtschaftsingenieur,<br />
Informatik, Mechatronik.<br />
Viele Absolventen, Praktikanten<br />
und Diplomanten der<br />
HTW.<br />
Weitere Infos : www.trw.de<br />
ZF Lenksysteme,<br />
Schwäbisch Gmünd<br />
Wir nennen unseren Bereich<br />
nicht mehr FuE, sondern Vorausentwicklungbeziehungsweise<br />
Konstruktion und Entwicklung.<br />
Richtig geforscht<br />
wird unserer Meinung woanders.<br />
Wir dagegen entwerfen<br />
in Zusammenarbeit mit Kunden<br />
neue Konzepte. Man kann sich<br />
es auch so vorstellen: Ein Kunde<br />
kommt auf uns zu mit einer<br />
Idee und wir entwickeln daraus<br />
eine solch clevere Idee, die andere<br />
Wettbewerber aussticht“,<br />
erklärt Pressesprecher von ZF,<br />
Andreas Ziegele.<br />
Gerade wurde auf der IAA in<br />
Frankfurt eine der zahlreichen<br />
innovativen Konzepte von ZF<br />
vorgestellt: Die sogenannte<br />
„Serbolektrik“: Eine Lenkung,<br />
die nur Energie benötigt, wenn<br />
auch gelenkt wird. Es können<br />
dabei bis zu 0,2 bis 0,3 Liter<br />
Sprit pro 100 Kilometer eingespart<br />
werden. „Dies hört sich<br />
wenig an, wenn man das jedoch<br />
auf viele Fahrzeuge hochrechnet,<br />
kommt eine enorme<br />
Einsparung heraus.“ meint Ziegele.<br />
FuE-Etat : 3,7 Prozent des Umsatzes,<br />
Kooperationen: HTW Aalen,<br />
Doktoranden von der TH Aachen,<br />
Universitäten Stuttgart<br />
und Dortmund<br />
Anzahl der Mitarbeiter : ca. 720<br />
Fachrichtung der Mitarbeiter:<br />
Akustik-Ingenieure (Lenkung<br />
hat viel mit Geräuschentwicklung<br />
zu tun), Systemingenieure,<br />
Maschinenbau, Software-Ingenieure,<br />
Ingenieure aus der<br />
Prüftechnik etc. Ziegele: „Wir<br />
benötigen Ingenieure aus fast<br />
allen Fachrichtungen.“<br />
Patente : Im Jahr 2006 über 100<br />
Patente<br />
Weitere Infos :www.zf-lenksysteme.com
18 24. November 2007 I MENSCHEN MACHER MÄRKTE FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
Angewandte und Kreative Forschung<br />
Ob an neuen Bedienelementen<br />
für Cockpit-Anlagen, Analysetechniken<br />
für die Werbebranche,<br />
neuen Lernmethoden im<br />
Mathematikunterricht oder<br />
Elektrorotoren aus reinem Kupfer<br />
- an drei Hochschulen und<br />
einer Berufsakademie wird in<br />
Ostwürttemberg angewandte<br />
Forschung betrieben. Die Hochschule<br />
für Wirtschaft und Technik<br />
(HTW) in Aalen arbeitet mit<br />
einem eigenen Institut für Angewandte<br />
Forschung (IAF).<br />
Hochschule für Gestaltung<br />
(HfG),<br />
Schwäbisch Gmünd<br />
Mit einer Laufzeit von drei Jahren<br />
ist das Projekt „haptICS“,<br />
Haptical Interface Communications<br />
Systems eines der bedeutendsten<br />
Projekten an der HfG.<br />
Gefördert wird es vom Bundesministerium<br />
für Bildung und<br />
Forschung. Grundlagen und<br />
Technologien sollen für ein<br />
neues haptisches Kommunikations-<br />
und Interaktionssystem<br />
für Cockpit-Bedienelementen<br />
entwickelt und verifiziert werden.<br />
Ziel des Projektes ist es,<br />
eine konkrete Bediensituation<br />
zu konstruieren, um dann verschiedene<br />
Sinnesmodalitäten<br />
Ihr neuer Alfa 159 ti:<br />
JTDM 7 159,- 1)<br />
Leasingangebot 1) :<br />
Alfa 159 ti 1.9<br />
Kraftstoffverbrauch (l/100 km) nach<br />
RL 80/1268/EWG: innerorts 4,8;<br />
außerorts 8,1; kombiniert 6,0.<br />
CO 2 -Emission (g/km): kombiniert 159.<br />
Monatsrate 7 159,-<br />
Gesamtlaufzeit 36 Monate<br />
Gesamtfahrleistung 45.000 km<br />
Leasingsonder zahlung 9.900,-<br />
Hochschulen und die Berufsakademie in der Region und<br />
ihre vielfältigen Forschungsprojekte<br />
zu ergänzen.<br />
Gesamtetat : Forschung wird<br />
aus Drittmitteln finanziert. Projekt<br />
haptICS wird unterstützt<br />
von AiF, Arbeitsgemeinschaft<br />
industrieller Forschungsvereinigungen<br />
Kooperationen und Transfer:<br />
AiF, Firmenkooperationen mit<br />
Hartmann, Miele, Daimler<br />
Weitere Infos: www.hfg-gmuend.<br />
Hochschule für Technik<br />
und Wirtschaft (HTW),<br />
Aalen<br />
Als forschungsstärkste FachhochschuleBaden-Württembergs<br />
hat die HTW die richtige<br />
Position im Raum für Talente<br />
und Patente“, ist sich der Rektor<br />
der Hochschule Prof. Dr. Ekbert<br />
Hering sicher. Das bewährte<br />
Institut für Angewandte Forschung<br />
koordiniert die Forschungsvorhaben<br />
an der Hochschule.<br />
Die Einrichtung eines<br />
Zentrums für Angewandte Forschung<br />
ist ein weiterer Bedeutungszuwachs<br />
für die Forschung<br />
an der HTW.<br />
Ein bedeutendes Forschungsprojekt<br />
der letzten Jahre beinhaltete<br />
die Herstellung druck-<br />
gegossener Elektrorotoren aus<br />
reinem Kupfer. Das Neuartige<br />
daran: „Gegenüber den herkömmlichenAluminiumrotoren<br />
weisen diese Elektrorotoren<br />
einen wesentlich höheren<br />
Wirkungsgrad auf und tragen<br />
damit in Zukunft zur Energieeinsparung<br />
bei“, erklärt Professor<br />
für Werkstoff- und Gießereitechnik,<br />
Lothar Kallien.<br />
Weiter wird an der Hochschule<br />
an sogenannten ionischen Flüssigkeiten,<br />
organischen Salze,<br />
geforscht, die emissionsfrei<br />
sind und deshalb als besonders<br />
umweltfreundlich gelten. Aktuelle<br />
Forschungsprojekte in<br />
diesem Bereich lassen auf zahlreiche<br />
neuartige Technologien<br />
und Verfahren im Bereich der<br />
Oberflächenbehandlung schließen.<br />
Gesamtetat : Forschung wird<br />
aus Drittmitteln finanziert. Im<br />
Jahr 2006 hat die HTW Aalen<br />
die meisten Drittmittelgelder<br />
unter den baden-württembergischen<br />
(Fach)Hochschulen eingeworben.<br />
Bedeutende Projekte : Zahlreich.<br />
Als Forschungsschwerpunkte<br />
des IAF gelten Lasertechnik/Photonik,Produktionstechnik<br />
und Organische Chemie<br />
Kooperationen und Transfer:<br />
Mit dem Blickaufzeichnungssystem „Eye-Tracker“ der Berufsakademie Heidenheim wird sichtbar, wo die<br />
Betrachter des Bildes am meisten hinschauen. (Foto: BA)<br />
Steinbeis Zentren arbeiten direkt<br />
an der HTW,Firmenkooperationen,<br />
Stiftungsprofessuren<br />
Infos : www.htw-aalen.de<br />
Im Letten 8 · 73433 Aalen-Oberalfingen · Telefon 0 73 61. 7 20 07 · Telefax 0 73 61. 7 87 70<br />
www.autohaus-donofrio.de<br />
Telefon 0 73 61/5 94-2 00<br />
anzeigen@schwaebische-post.de<br />
www.schwaebische-post.de<br />
TÜV SÜD Service-Center Aalen<br />
Bahnhofstraße 119 · rweit<br />
TÜV SÜD Service-Center Aalen-Essingen<br />
Margarete-Steiff-Straße 7 · Telefon 07365 9616-0<br />
TÜV SÜD Service-Center Ellwangen<br />
Ludwig-Lutz-Straße 29 · Telefon 07961 53971<br />
TÜV SÜD Auto Service GmbH<br />
Telefon 07171 30804<br />
Pädagogische Hochschule,<br />
Schwäbisch Gmünd<br />
Das VEGIS-Projekt ist eines von<br />
zahlreichen Forschungsprojekten<br />
an der Pädagogischen<br />
Hochschule in Schwäbisch<br />
Gmünd. Es befasst sich mit der<br />
vernetzten Gesundheitsförderung<br />
an Schulen. Mit Schwerpunkt<br />
Ostwürttemberg sollen<br />
Schulen bei der Umsetzung von<br />
Einzelmaßnahmen und Projekten<br />
zur Gesundheitsförderung<br />
wissenschaftlich begleitet werden.<br />
Ein weiteres Projekt mit Namen<br />
„ScienceMath“ befasst sich mit<br />
der interdisziplinären Verknüpfung<br />
von Mathematik mit den<br />
Naturwissenschaften. Ein weiteres<br />
aktuelles Forschungsprojekt<br />
ist die Bearbeitung des „Eltern-Lehrer-Gesprächs“.<br />
Gesamtetat : Drittmittel und<br />
hochschulinterne Anschubfinanzierung<br />
von Projekten<br />
Bedeutende Projekte : VEGIS,<br />
Schule kompakt, das Eltern-<br />
Lehrer Gespräch, Integration<br />
durch Bildung, Beteiligung an<br />
dem von der EU-Kommission<br />
geförderten Projekt „Inter-<br />
GEO“<br />
Kooperationen und Transfer:<br />
Leibniz Institut für die Pädagogik<br />
der Naturwissenschaften<br />
(IPN) in Kiel, Universitätskooperationen<br />
in Finnland, Dänemark,<br />
Slowenien, Singapur u.a.,<br />
Schulkooperationen im gesamten<br />
Ostalbkreis und vereinzelt<br />
auch darüber hinaus.<br />
Infos :http://www.ph-gmuend.de<br />
Berufsakademie (BA),<br />
Heidenheim<br />
Das neue Konzept einer Dualen<br />
Hochschule sieht ab 2009 eine<br />
verstärkte Forschungstätigkeit<br />
der Berufsakademie vor. Doch<br />
schon jetzt gibt es bemerkenswerte<br />
Projekte. Eines hat mit<br />
dem Kauf eines sogenannten<br />
„Eye-Trackers“ begonnen.<br />
Dank diesem Blickaufzeichnungssystems<br />
können in Lehre<br />
und Forschung Werbemittel sowie<br />
Software und Webseiten<br />
auf ihre Gebrauchstauglichkeit<br />
analysiert werden. Bedeutend<br />
für die BA ist auch das von der<br />
EU geförderte „Profit goes Social“-Projekt.<br />
Gesamtetat : Forschung wird<br />
aus Drittmitteln finanziert, unter<br />
anderem durch Wirtschaft<br />
und Steinbeis-Institute<br />
Bedeutende Projekte : Eye-Tracker<br />
System, EU-Projekt „Profit<br />
goes Social“<br />
Kooperationen und Transfer:<br />
Steinbeis-Transferzentren, Cisco-Networking<br />
Academy, Kompetenzzentrum<br />
Electronic Commerce<br />
Schwaben (KECoS) und<br />
Transferzentrum für Personal<br />
und Unternehmensentwicklung<br />
(TPU).<br />
Infos : www.ba-heidenheim.de
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
Folgenreiche Forschung<br />
In Ostwürttemberg gibt es bedeutende<br />
Institute. So konnte<br />
das Institut für Augenoptik in<br />
Leinroden mit optischen Täuschungen<br />
die Forschungswelt<br />
beeindrucken. Ähnliches gelingt<br />
dem FEM-Institut in<br />
Schwäbisch Gmünd im Bereich<br />
der Edelmetalle und Metallchemie.<br />
Eigentlich sind Institute laut<br />
Definition Forschungsstätten,<br />
die Hochschulen und Industrie<br />
dabei unterstützen neue Erkenntnisse<br />
zu gewinnen. Bei<br />
dieser Definition bleibt unerwähnt,<br />
welch erstaunliche Entdeckungen<br />
die Institute selbst<br />
hervorbringen.<br />
Gerade in Ostwürttemberg<br />
wird deutlich wie unscheinbar<br />
Institute arbeiten können, obwohl<br />
deren Forschungsergebnisse<br />
weltweit Beachtung finden.<br />
Institut für Augenoptik<br />
(IfAA), Aalen<br />
In einer Scheune in Leinroden<br />
ist das Institut für Augenoptik<br />
untergebracht. Darin von Professor<br />
Lingelbach untersuchte<br />
optische Phänomene wurden<br />
weltweitebekannt: Experimente<br />
mit dem Herrmann-Gitter<br />
brachte den Institutsleiter auf<br />
das szintillierende Gitter. Was<br />
steckt dahinter?<br />
Die Kontrasttäuschung des<br />
Herrmann-Gitters wurde schon<br />
im 19. Jahrhundert entdeckt. Es<br />
handelt sich um ein aus Quadraten<br />
zusammengesetztes Gitter,<br />
in dem bei genauer Betrachtung<br />
Punkte in den Ecken<br />
Institute in Ostwürttemberg erforschen unbekannte Sphären und<br />
kooperieren mit Unternehmen und Hochschulen<br />
der Quadranten erscheinen.<br />
Lingelbach stieß mit zwei Kollegen<br />
auf ein neues Täuschungsmuster,<br />
in dem er das Herrmanngitter<br />
unscharf einstellte.<br />
Das Muster erregte in der Fachwelt<br />
erhebliches Aufsehen und<br />
erlangte durch eine weltweit<br />
versandte E-Mail mit originellem<br />
Text zur Präsidentschaftswahl<br />
in den USA im Jahr 2000<br />
allgemeine Berühmtheit: Bei<br />
dem neuen Täuschungsmuster<br />
erscheinen in den sofort sichtbaren<br />
weißen Punkten bei genauer<br />
Betrachtung schwarze<br />
Punkte, dies sollte die Unklarheiten<br />
bei der Stimmenauszählung<br />
in Florida beschreiben.<br />
Neben der Aufdeckung von optischen<br />
Täuschungen beschäftigt<br />
sich das Institut auch mit<br />
realen Problemlösungen. Bei<br />
dem aktuellen Forschungsprojekt<br />
„Sehen im Sport“ wird in<br />
Zusammenarbeit mit der Ruhr-<br />
Universität Bochum die Sehleistung<br />
von Spitzensportlern untersucht,<br />
um auf die Gefahr<br />
durch nicht optimal vorhandene<br />
Sehstärke aufmerksam zu<br />
machen.<br />
Unter anderem wurde vor kurzem<br />
die Sehkraft der deutschen<br />
Tisch-Tennis Nationalmannschaft<br />
untersucht.<br />
Ein weiteres Ziel von Professor<br />
Lingelbach ist eine Kategorisierung<br />
der Leistungen im Blindensport:<br />
„Dadurch soll bei<br />
Blinden-Sportwettbewerben<br />
eine faire Leistungsbeurteilung<br />
gewährleistet werden“, erklärt<br />
Professor Lingelbach das geplante<br />
Projekt.<br />
Kooperationen: Das Institut ist<br />
eine Filiale der Steinbeis-Stif-<br />
tung, Lehrstuhl für Sportmedizin<br />
und Sporternährung der<br />
Ruhr-Universität Bochum, Max-<br />
Planck Institut Tübingen, HTW<br />
Aalen<br />
Weitere Informationen:<br />
www.leinroden.de (mit vielen<br />
Möglichkeiten, selbst erstaunliche<br />
optische Täuschungen zu<br />
betrachten), www.sehen-imsport.de<br />
Forschungsinstitut für<br />
Edelmetalle und Metallchemie<br />
(FEM),<br />
Schwäbisch Gmünd<br />
Nach dem Motto „forschen,<br />
entwickeln, messen“ ist das Institut<br />
auf den Gebieten der Metallkunde<br />
und Oberflächentechnik<br />
in der Grundlagenforschung<br />
als auch in der anwendungsorientierte<br />
Forschung<br />
und Entwicklung tätig. Die Forschungsarbeiten<br />
erfolgen in direkter<br />
Zusammenarbeit mit der<br />
Industrie, speziell kleine und<br />
mittlere Unternehmen und im<br />
Rahmen öffentlich geförderter<br />
Vorhaben. Aktuell wird im Bereich<br />
der Metallkunde eine verbesserte<br />
Feingusstechnologie<br />
für den Silber-Schmuckguss<br />
entwickelt, im Bereich der Elektrochemie<br />
wird ein wartungsarmer<br />
Abluftkatalysator erforscht<br />
und im Bereich der Leichtmetall-<br />
und Oberflächentechnik<br />
entstehen neue Beschichtungskonzepte<br />
für kommerzielle<br />
Magnesiumlegierungen. Dazu<br />
ist das Institut ein akkreditiertes<br />
Prüflabor für ungefähr 200<br />
Test- und Prüfverfahren aus al-<br />
len Arbeitsgebieten.<br />
Kooperationen: AiF, EAST (European<br />
Academy of Surface<br />
Technology e.V) in Schwäbisch<br />
Gmünd, Arbeitsgemeinschaft<br />
wirtschaftsnaher Forschungsinstitute<br />
Baden-Württemberg,<br />
Europäische Forschungsgesellschaft<br />
dünne Schichten e.V.<br />
(EFDS), Edelmetallverband<br />
Schwäbisch Gmünd e.V., Z.O.G.<br />
Zentrum für Oberflächentechnik<br />
Schwäbisch Gmünd e.V. ,<br />
zahlreiche Universitäten und<br />
Hochschulen wie die FU Berlin<br />
und die HTW Aalen.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.fem-online.de<br />
Steinbeis-Institute<br />
Steinbeis Institute sind weltweit<br />
in vielen unterschiedlichen<br />
Fachgebieten im Wissens- und<br />
Technologietransfer tätig. Zum<br />
Steinbeis-Verbund gehören<br />
derzeit über 700 Steinbeis-Unternehmen<br />
sowie Kooperations-<br />
und Projektpartner in 50<br />
Ländern.<br />
Ziel der Steinbeis Stiftung, welche<br />
die Institute unterhält, ist<br />
die Umsetzung neuester Erkenntnisse<br />
und Ergebnisse aus<br />
Forschung und Entwicklung für<br />
die Unternehmen als eine Art<br />
Dienstleister. In Ostwürttemberg<br />
siedelten sich allein um<br />
die HTW in Aalen zehn spezialisierte<br />
Steinbeis Institute an. In<br />
Heidenheim arbeitet die Berufsakademie<br />
intensiv mit ihnen<br />
zusammen.<br />
Kooperationen: Steinbeis-Institute<br />
kooperieren mit den Hoch-<br />
MENSCHEN MACHER MÄRKTE I 24. November 2007<br />
Professor Lingelbach in seiner Scheune in Leinroden. (Foto: opo)<br />
schulen vor Ort, u.a. in der Region<br />
mit der HTW Aalen und<br />
der BA Heidenheim.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.steinbeis.de<br />
19
20 24. November 2007 I MENSCHEN MACHER MÄRKTE FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
Bedrohte Pflanzen, simulierte Ladung<br />
Ob traditionsreiche Unternehmen<br />
wie die Firma Hartmann in<br />
Heidenheim oder die neue Firma<br />
Neon Richter in Heubach: In<br />
der heutigen Zeit ist es wichtig<br />
in die Zukunft zu schauen und<br />
dafür Produkte zu entwickeln.<br />
Im Gesundheit und Life Science-Bereich<br />
sind die Firmen<br />
Hartmann in Heidenheim und<br />
Weleda in Schwäbisch Gmünd<br />
angesiedelt. Die Firmen Varta<br />
Microbattery und Inneo in Ellwangen<br />
stehen einzeln für ihre<br />
Produktbereiche – kleinste Batterien<br />
und neue Softwarelösungen<br />
– ebenso wie die Firma<br />
Neon Richter in Heubach mit ihren<br />
Lichtsystemen.<br />
Hartmann,<br />
Heidenheim<br />
Die erste wichtige Innovation<br />
bei Hartmann war die Entwicklung<br />
der Brunschen Verbandswatte,<br />
welche durch die Entfettung<br />
der Baumwolle saugfähig<br />
gemacht wurde. Heute stehen<br />
bei Forschung und Entwicklung<br />
der Firma folgende Bereiche im<br />
Mittelpunkt: Wundbehandlung,<br />
Inkontinenz und der Risikoschutz<br />
im OP.<br />
Ein aktuelles Beispiel aus dem<br />
Kernkompetenzfeld Wundbehandlung<br />
ist das sogenannte<br />
Hydrosorb Gel. Als Ergänzung<br />
zu hydroaktiven Wundauflagen<br />
wird dieses Gel mit einer<br />
Dosierspritze in die Wunde eingebracht.<br />
Das Innovative daran:<br />
Zwei gegenläufige Skalen<br />
ermöglichen es, millimetergenau<br />
die Menge des in die Wunde<br />
abgegebenen Gels sowie die<br />
in der Spritze verbleibende<br />
Restmenge zu bestimmen. Dadurch<br />
ist eine besondere wirtschaftliche<br />
Behandlung und<br />
eine genau Wunddokumentation<br />
möglich.<br />
FuE-Etat : Bewegt sich „im üblichen<br />
Rahmen“<br />
Kooperationen: Hochschule für<br />
Gestaltung in Schwäbisch<br />
Gmünd, keine weiteren Angaben<br />
Anzahl der Mitarbeite r: k.A.<br />
Fachrichtung der Mitarbeiter :<br />
k.A.<br />
Informationen: www.hartmann.de<br />
Neon Richter,<br />
Heubach<br />
Das Unternehmen beschäftigt<br />
sich mit der Entwicklung, Planung<br />
und Realisierung von<br />
Lichtkonzepten. „Unser Ziel ist<br />
es, knifflige, technische Lichtprodukte<br />
zu entwickeln. Wir<br />
denken uns gerne etwas Neues<br />
und Ausgefallenes aus“, erklärt<br />
Bernd Richter, Geschäftsführer<br />
Unternehmen in der Region entwickeln neue Lichtsysteme,<br />
kleinste Akkus, Verbandsmaterialien und mehr<br />
von Neon Richter.<br />
Farbtherapie und Farbsteuerung<br />
gehören zu den Spezialitäten<br />
der Firma. Es gibt schon<br />
lange verschiedene Bauformen<br />
von Lichtelementen, das Neue<br />
jedoch sei die Entwicklung einer<br />
Steuerung, so Richter. „Unser<br />
Anliegen ist die Steuerung<br />
von Lichtkonzepten zu vereinfachen“,<br />
erklärt er. Mit dem<br />
Multi-Dimmer ist es dem Unternehmen<br />
gelungen, eine einfache<br />
Steuerung zu entwickeln.<br />
Mit einer Fernbedienung können<br />
unterschiedliche Farben<br />
und Kontraste eingestellt werden.<br />
FuE-Etat : k.A.<br />
Kooperationen: Kontakte mit<br />
HTW Aalen<br />
Anzahl der Mitarbeiter : 2 bis 3<br />
Fachrichtungen der Mitarbeiter:<br />
Maschinenbau, Elektronik,<br />
Mechatronik, Handwerker<br />
Weitere Informationen:<br />
www.neon-shop.de<br />
Umicore,<br />
Schwäbisch Gmünd<br />
Als ehemalige Degussa-Niederlassung<br />
ist das Unternehmen<br />
Umicore weltweit bekannt. Es<br />
gehört zu den führenden Anbietern<br />
von galvanischen Edelmetall-Elektrolyten<br />
und Spezialverfahren<br />
für die Galvanotechnik.<br />
„Wir spezialisieren uns auf die<br />
Herstellung von Chemikalien“,<br />
meint Geschäftsführer des Unternehmens<br />
Thomas Engert.<br />
Eine Aufsehen erregende Innovation<br />
war die Entwicklung des<br />
Ersatzstoffes für Nickel mit Namen<br />
„Millaroy“. Er sorgte dafür,<br />
dass es beispielsweise nickelfreien<br />
Schmuck gibt. „Die<br />
Galvanotechnik ist eine Querschnittstechnologie:<br />
In so vielen<br />
Bereichen des Lebens stoßen<br />
Sie auf Galvanotechnik: In<br />
Handys, Schmuck und Autos ist<br />
diese Technik enthalten. 40<br />
Prozent ihrer Wertschöpfung<br />
erreicht sie im Automobilbereich“,<br />
erklärt Engert.<br />
FuE-Etat : 10 bis 15 Prozent des<br />
Umsatzes<br />
Kooperationen: Zentrum für<br />
Oberflächentechnik Schwäbisch<br />
Gmünd e.V. (Z.O.G.), Europäische<br />
Akademie für Oberflächentechnik<br />
(EAST), Forschungsinstitut<br />
für Edelmetalle<br />
und Metallchemie (FEM), HTW<br />
Aalen, Kooperationen mit allen<br />
Hochschulen und Universitäten,<br />
die mit Galvanotechnik zu<br />
tun haben.<br />
Anzahl der Mitarbeiter : 30<br />
Fachrichtungen der Mitarbeiter:<br />
Chemiker, Galvano-Ingenieure,<br />
Werkstoffkunde, Oberflächentechnik<br />
- Absolventen<br />
von HTW<br />
Patente : Über 70<br />
Preise : Innovationspreis Ostwürttemberg<br />
2002 und 2007<br />
Weitere Informationen:<br />
www.umicore.com<br />
WELEDA.<br />
Schwäbisch Gmünd<br />
Das Unternehmen widmet sich<br />
drei Hauptforschungsgebieten:<br />
Der Stabilisierung der Pflanzenqualität<br />
durch ausgewählte Anbaustrategien,<br />
Inkulturnahme<br />
bedrohter Pflanzen und nachhaltige<br />
Wildsammlung. Im<br />
hauseigenen Garten wird an<br />
Pflanzen und Anbaustrategien<br />
geforscht.<br />
Auch Grundlagenforschung<br />
spielt hierbei eine Rolle: Neue<br />
Heilpflanzen, die wiederum zu<br />
neuen Arzneimitteln führen,<br />
werden gezüchtet und untersucht.<br />
Auch die Bedingungen<br />
für eine Inkulturnahme von<br />
Pflanzen, die bisher in Wildsammlung<br />
geerntet wurden,<br />
werden erforscht. Damit wird<br />
zum Artenschutz beigetragen<br />
und gleichzeitig der Rohstoffbestand<br />
gesichert.<br />
Neben der Grundlagenforschung<br />
wird auch experimentelle<br />
Forschung angewandt.<br />
Hier wird insbesondere die im-<br />
Seit über 25 Jahren ist die Rolf Plümer GmbH als Personaldienstleister<br />
erfolgreich im süddeutschen Raum tätig.<br />
Unsere Kunden sind ortsansässige kleinere und mittlere Handwerks- und<br />
Industrieunternehmen aus verschiedensten Branchen.<br />
Wir bieten rund um den kompletten Bereich des<br />
Personals eine langfristige und flexible Partnerschaft.<br />
Der Schwerpunkt hierbei ist der bedarfsgerechte Einsatz<br />
unseres Leihpersonals als qualifizierte Fachkräfte.<br />
Für Rückfragen stehen Ihnen Frau Ulmer oder Herr Rogowski unter der<br />
Rufnummer (0 73 61) 9 63 40 gerne zur Verfügung.<br />
Sie können sich auch im Internet über uns informieren!<br />
www.rolf-pluemer.de<br />
Bernd Richter arbeitet mit seinen Mitarbeitern in seiner Werkstatt an neuen Lichtkonzepten. Meist werden<br />
sie aus verschiedenen Platinen zusammengesetzt und erzeugen unterschiedliche Konzepte. (Foto: ant)<br />
munologischen Wirkungen von<br />
Medikament Iscador bzw. der<br />
immunaktiven Inhaltsstoffe auf<br />
das Tumorgeschehen erforscht.<br />
Darüber hinaus werden einzelne<br />
Arzneimittel in verschiedenen<br />
Modellen auf ihre Wirksamkeit<br />
untersucht.<br />
Auch im Bereich der Körperpflege<br />
wird geforscht: Ziel ist<br />
die Entwicklung neuer Produkte<br />
und Produktlinien und die<br />
Erhöhung der Sicherheit von<br />
Körperpflegeprodukten sowie<br />
den Nachweis ihrer Wirksamkeit<br />
und Verträglichkeit.<br />
FuE-Etat : k.A.<br />
Kooperationen: Institute,<br />
Hochschulen, Universitäten<br />
Anzahl der Mitarbeiter : 100<br />
Fachrichtungen der Mitarbeiter:<br />
Analytik, klinische Forschung,<br />
kosmetische Entwicklung<br />
oder galenischen Entwicklung.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.weleda.de<br />
VARTA,<br />
Ellwangen<br />
Zu den innovativsten Produkten<br />
gehören bei der Firma Varta<br />
Microbattery die sogenannten<br />
Power one-Hörgeräte-Batterien.<br />
Sie wurden auf Grund<br />
ihrer praktischen Produktgestaltung<br />
und Handhabung mit<br />
dem Designpreis der Bundesrepublik<br />
Deutschland ausgezeichnet.<br />
So ermöglichen zum Beispiel<br />
extralange Aufkleber ein<br />
einfaches Herausnehmen aus<br />
der Verpackung.<br />
Auch die Varta Battery PoLiFlex<br />
erreichte eine herausragende<br />
Annerkennung durch den Innovationspreis<br />
der Deutschen<br />
Wirtschaft. Der auf Basis von<br />
polymeren Kunststoffen entwickelte<br />
flache Akku zeichnet sich<br />
durch sehr hohe Energiedichte<br />
und Formflexibilität aus. Als besonders<br />
innovativ wird bei diesem<br />
Akku die Verbindung von<br />
Qualität, Anwendungsdauer<br />
und Sicherheit betrachtet.<br />
FuE-Etat : k.A.<br />
Kooperationen: k.A.<br />
Preise : Designpreis der Bundesrepublik<br />
Deutschland und Innovationspreis<br />
der Deutschen<br />
Wirtschaft 2006<br />
Weitere Informationen:<br />
www.varta-microbattery.de<br />
Inneo,<br />
Ellwangen<br />
Das Unternehmen Inneo ist<br />
führender Anbieter für CAD/<br />
CAM, Informationstechnolo-<br />
gien und Projektmanagement.<br />
Die Veröffentlichung der Softwarelösung<br />
Startup TOOLS beispielsweise<br />
steigert die Produktivität<br />
und Effizienz bei der Arbeit<br />
mit 3D-CAD/CAM-Software.<br />
Mit dieser Lösung hat Inneo<br />
eine standardisierte Produktentwicklungsumgebung<br />
konzipiert, die das Arbeiten für<br />
den Konstrukteur erheblich<br />
einfacher macht: Prozesse können<br />
standardisiert und automatisiert<br />
werden, was die Gesamtkosten<br />
für die Produktentwicklung<br />
reduziert und Investitionssicherheit<br />
gewährleistet.<br />
Zusammen mit einer Hamburger<br />
Reederei hat das Unternehmen<br />
– ein weiteres Beispiel –<br />
ein System zur Simulation von<br />
Schiffsbeladungen entwickelt.<br />
Das digitale Modell optimiert<br />
das Stauen der Schiffsfracht,<br />
um Container und sensible Ladungen<br />
dichter und sicherer<br />
unterzubringen. Das 3D-CAD-<br />
Modell kann die Ladung virtuell<br />
genau platzieren und lässt<br />
die reale Aktion dann reibungslos<br />
vonstatten gehen.<br />
FuE-Etat : 15 Prozent des Umsatzes<br />
Anzahl der Mitarbeiter : 30 bis<br />
50<br />
Fachrichtungen der Mitarbeiter:<br />
Maschinenbau, Informatik,<br />
Fertigungstechnik, Technische<br />
Redaktion oder aber Wirtschaftlich<br />
orientierte Studiengänge<br />
wie z.B. Wirtschaftsingenieurwesen<br />
Weitere Informationen:<br />
www.inneo.de<br />
GLOSSAR CAD/CAM<br />
CAD steht für Computer Aided<br />
Design und bezeichnet<br />
eine Art „elektronisches Zeichenbrett“.<br />
Mit den aufwändigeren<br />
Programmen werden<br />
zunächst einmal dreidimensionale<br />
Volumenmodelle erstellt.<br />
Daraus können zweioder<br />
dreidimensionale Zeichnungen<br />
und sogar bewegte<br />
Visualisierungen der Objekte<br />
abgeleitet werden. CAD-Software<br />
kommt in allen Fachbereichen,<br />
in denen Konstruktionen<br />
entwickelt werden,<br />
zur Anwendung: zum Beispiel<br />
im Anlagenbau, Maschinenbau,<br />
Autobau. CAM steht für<br />
Computer Aided Manufacturing<br />
bedeutet „rechnerunterstützte<br />
Fertigung“. CAM bezieht<br />
sich dabei auf die direkte<br />
Steuerung von Produktionsanlagen<br />
sowie der unterstützende<br />
Transport- und Lagersysteme.<br />
CAM ist ein wesentlicher<br />
Bestandteil der<br />
computerintegrierten Produktion.
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
Von intelligenten Werkzeugen<br />
Innovationen aus der Region<br />
führen zu besseren und sicheren<br />
Produktionsverfahren. Maschinen<br />
und Werkzeuge werden<br />
durch neueste Technologien<br />
so ausgerüstet, dass sie<br />
Fehler selbst erkennen und<br />
melden können.<br />
Firmen aus diesem Bereich werden<br />
unter anderem durch den<br />
HTW-Studiengang Oberflächentechnik/Werkstoffkunde<br />
unterstützt. Eine Auswahl von<br />
innovativen Firmen beschreibt<br />
die aktuelle Situation in der Region.<br />
Aradex,<br />
Lorch<br />
Über 15 Jahre Innovation stecken<br />
in der von Aradex entwickelten<br />
Antriebstechnik Vectodrive.<br />
In der Drucktechnologie,<br />
im Werkzeugbereich oder bei<br />
der Entwicklung von Prüfständen<br />
für die Automobilindustrie:<br />
Die Antriebstechnik wurde<br />
kontinuierlich weiterentwickelt.<br />
FuE-Etat : ca. 7 Prozent des Umsatzes<br />
Kooperationen: Vor allem zeitlich<br />
begrenzte Kooperation für<br />
bestimmte Forschungsprojekte<br />
mit anderen Firmen.<br />
Anzahl der Mitarbeiter : 15,<br />
hängt jedoch auch von den jeweiligen<br />
Projekten ab<br />
Fachrichtungen: Physiker, Maschinenbau,<br />
Mechatronik, Informatik,<br />
Elektronik<br />
Patente : Mehr als zehn<br />
Preise : Rudolf Eberle Innovationspreis<br />
1993 und 1999 sowie<br />
Talente und Patente Ostwürttemberg<br />
2004<br />
Weitere Infos: www.aradex.com<br />
Fein GmbH,<br />
Bargau<br />
Als Erfinder des Elektrowerkzeugs<br />
bezeichnet sich Fein als<br />
Anwendungsspezialist. Das Unternehmen<br />
bietet als Entwicklungsdienstleister<br />
den Anwendern<br />
Unterstützung. Geschäftsführer<br />
des Unternehmens Richard<br />
E. Geitner erklärt: „Die<br />
Entwicklung unserer anspruchsvollen,<br />
zum Teil mit Mikroprozessoren<br />
gesteuerten<br />
Geräte erfordert fundierte<br />
Kompetenzen und langjährige<br />
Erfahrung im Bereich der Mechanik,<br />
Elektrotechnik und<br />
Elektronik sowie der Motorenentwicklung.“<br />
Patente : 10 bis 12 pro Jahr<br />
Preise : Für Fein Koffer den Red<br />
Unternehmen in der Region und ihre Forschung und Entwicklung<br />
im Maschinen- und Werkzeugbau<br />
Dot Award Produktdesign 2007<br />
Weitere Infos: www.fein.de<br />
Leitz GmbH & Co.,<br />
Oberkochen<br />
„Wir haben ein breites Feld an<br />
innovativen Produkten“, erklärt<br />
Entwicklungsleiter Andreas<br />
Kisselbach von der Leitz-<br />
Gruppe. Ein Beispiel für ein besonderes<br />
Erzeugnis ist ein neu<br />
entwickelter Beschlagbohrer:<br />
„Bisher mussten diese Bohrer<br />
aus vielen verschiedenen Einzelteilen<br />
aufwendig hergestellt<br />
werden. Wir haben mit unseren<br />
Firmen aus der Leitz-Gruppe<br />
ein Werkzeug, die dazugehörige<br />
Fertigungstechnik und in<br />
diesem Falle sogar entsprechende<br />
Maschinen entwickelt.<br />
Das neue Werkzeug besteht<br />
aus nur zwei Bestandteilen:<br />
Dem Bohrkopf und dem<br />
Schaft“, erklärt Kisselbach.<br />
Neben Werkzeugen für die<br />
Holzverarbeitung entwickelt<br />
Leitz auch Produkte „um die<br />
Werkzeuge herum“, so Kisselbach.<br />
Für eine spezielle Absaughaube,<br />
die dazu dient abgefallene<br />
Späne, welche bei<br />
dem Verarbeitungsprozess entstehen,<br />
aus den Werkzeugmaschinen<br />
zu entfernen, wurde<br />
vor kurzem ein Patent angemeldet.<br />
FuE-Etat : 5 Prozent des Umsatzes<br />
Kooperationen: HTW (Stiftungsprofessur),<br />
AIF (projektbegleitender<br />
Ausschuss), Frauenhofer-Institute<br />
Anzahl der Mitarbeiter : Weltweit<br />
über 20<br />
Fachrichtungen: Maschinenbau,<br />
Zerspanungsmechaniker,<br />
Schreinermeister, Anwendungstechniker,<br />
Holztechniker<br />
Patente : 15 in den letzten fünf<br />
Jahren<br />
Weitere Infos : www.leitz.com<br />
LMT,<br />
Oberkochen<br />
Die Firmengruppe LMT erwirtschaftet<br />
70 Prozent ihres Umsatzes<br />
mit Sonderwerkzeugen.<br />
Ein Produkt, welches in der<br />
Teilfirma Fette entwickelt wurde,<br />
gilt als besonders innovativ:<br />
Ein Werkzeug für die Erstellung<br />
für Gewinde. Es erkennt aktiv<br />
und drahtlos durch Bluetooth-<br />
Technologie, wenn es bei dem<br />
Produktionsvorgang zu einer<br />
Störung kommt. „Dadurch<br />
kann die Einfahrgeschwindigkeit<br />
erhöht werden und der Arbeiter,<br />
der oft an zehn Maschinen<br />
gleichzeitig arbeitet, erfährt<br />
sofort von der Störung“,<br />
In den idyllischen Hafen von Mutriku an der spanischen Atlantikküste baut Voith ein Gezeitenkraftwerk ein.<br />
meint der Leiter der Unternehmenskommunikation<br />
Dr. Jürgen<br />
Mengele.<br />
Kooperationen: HTW Aalen<br />
(Stiftungsprofessur)<br />
Fachrichtungen: Ingenieure,<br />
Physiker und Werkstoffkundler.<br />
Weitere Infos : www.lmttools.com<br />
Mössner KG,<br />
Eschach<br />
Die Firma Mössner entwickelt<br />
hochautomatisierte Gussnachbearbeitungsanlagen.<br />
In diesem<br />
Bereich wurde vor Kurzem<br />
mit einer ganz neuartigen Entkernmaschine<br />
für Gussteile ein<br />
Patent angemeldet.<br />
FuE-Etat: Variiert von Jahr zu<br />
Jahr, häufig gemeinsame Investitionen<br />
mit Kunden<br />
Kooperationen: Vor allem mit<br />
der HTW Aalen und Firmenkooperationen<br />
Anzahl der Mitarbeiter : 11<br />
Konstrukteure arbeiten speziell<br />
im FuE-Bereich, ansonsten Eingrenzung<br />
schwierig<br />
Weitere Infos : www.moessnerkg.de<br />
Renz GmbH & Co.,<br />
Heubach<br />
Das Unternehmen Renz in Heubach<br />
ist der weltweit führende<br />
Hersteller für alle Varianten<br />
von Loseblatt-Bindesystemen<br />
und einem umfangreichen Programm<br />
in der Laminiertechnik.<br />
Bis heute ist die Firma der einzige<br />
Anbieter von Maschinensystemen<br />
mit automatischen Formatumstellungen.<br />
Die zwei innovativsten Produkte,<br />
meint Geschäftsführer Peter<br />
Renz, sind derzeit eine modulare<br />
Baureihe für Papierstanzmaschinen<br />
und eine Drahtkammbindemaschine,<br />
die vom Block<br />
bis zum Kalender mit einer Umstellbarkeit<br />
innerhalb von fünf<br />
Minuten alles binden und stanzen<br />
kann.<br />
FuE-Etat : 8 Prozent des Umsatzes<br />
Kooperationen: Steinbeis-Institute<br />
Anzahl der Mitarbeiter : 8 bis 10<br />
Patente : Um die 10<br />
Weitere Infos : www.renz.co<br />
MENSCHEN MACHER MÄRKTE I 24. November 2007<br />
Voith AG,<br />
Heidenheim<br />
Das renommierte Unternehmen<br />
in Heidenheim setzt in verschiedenen<br />
Bereichen auf Innovationen:<br />
2006 wurde das Voith<br />
Paper Technology Center eröffnet,<br />
das modernste Papierforschungszentrum<br />
der Welt. Ein<br />
Jahr später geht aus diesem<br />
Konzernbereich das neue Unternehmen<br />
Voith Paper Environmental<br />
Solutions (VPES)<br />
hervor. Bei VPES werden künftig<br />
die Entwicklung und Vermarktung<br />
von innovativen Umwelttechnologien<br />
gebündelt.<br />
Im Fokus stehen dabei Konzepte,<br />
welche die wertvolle Ressource<br />
Wasser schonen und aus<br />
Produktionsreststoffen neue<br />
Wertstoffe schaffen. „Normalerweise<br />
kosten Umweltschutzmaßnahmen<br />
Geld. Wir entwickeln<br />
jedoch Technologien, die<br />
ökonomisch und ökologisch<br />
sinnvoll sind“, sagt Werner<br />
Geßler, Geschäftsführer der<br />
VPES.<br />
Auch bei Voith Hydro wurde<br />
ein neues Unternehmen gegründet:<br />
Ein Joint Venture für<br />
Gezeitenströmungstechnolo-<br />
21<br />
gie. In der südkoreanischen<br />
Provinz Wando vermarktet und<br />
produziert es Gezeitenströmungsturbinen.<br />
„Mit der Gründung<br />
dieses neuen Unternehmens<br />
machen wir einen konsequenten<br />
nächsten Schritt in unserer<br />
Strategie, Meeresenergien<br />
als weitere Form der erneuerbaren<br />
Energien aus Wasser<br />
nutzbar zu machen“, so Dr.<br />
Hubert Lienhard, Vorsitzender<br />
des Konzernbereichs Voith Siemens<br />
Hydro.<br />
Zusätzlich sorgt im Konzernbereich<br />
Voith Hydro der Bau eines<br />
ersten kommerziellen Wellenkraftwerks<br />
an der spanischen<br />
Atlantikküste für Aufsehen.<br />
Das neue Kraftwerk im nordspanischen<br />
Mutriku wird mit<br />
der so genannten Technologie<br />
der oszillierenden Wassersäule<br />
arbeiten.<br />
Planungen für ein solches<br />
Kraftwerk an der deutschen<br />
Nordseeküste liegen ebenfalls<br />
schon vor.<br />
FuE-Etat : 2005/2006 182 Millionen,<br />
4,9 Prozent vom Umsatz<br />
Anzahl der Mitarbeiter : k.A.<br />
Weitere Infos : www.voith.de
22 24. November 2007 I MENSCHEN MACHER MÄRKTE FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
Genauigkeit hat höchste Priorität<br />
Umrahmt von Institutionen<br />
wie der Hochschule für Technik<br />
und Wirtschaft in Aalen (HTW)<br />
und ihrem Studiengang Optoelektronik<br />
und Photonik, dem<br />
Forschungsinstitut für Edelmetalle<br />
und Metallchemie in<br />
Schwäbisch Gmünd, dem Institut<br />
für Augenoptik in Leinroden,<br />
dem Steinbeis Transferzentren<br />
und der Photonik-Initiative<br />
Ostwürttemberg forschen<br />
hiesige Firmen im Fachbereich<br />
Optik, Photonik und<br />
Messtechnik mit faszinierenden<br />
Ergebnissen. Eine Auswahl von<br />
Firmen macht die Innovationskraft<br />
deutlich.<br />
Accuracy for Machines,<br />
(AfM), Aalen<br />
Das Start-up Unternehmen im<br />
Aalener Technologiezentrum<br />
entwickelte eine Methode, um<br />
Maschinenfehler zu korrigieren.<br />
Bisher konnten bei allen<br />
Maschinen Fehler erkannt werden,<br />
außer bei Werkzeugmaschinen.<br />
Für diese entwickelte<br />
die Firma die „AfM-Methode“.<br />
Laut Geschäftsführer Christoph<br />
Gall, Absolvent der Aalener<br />
HTW, verwendet die Firma eine<br />
spezielle Lasermesstechnik um<br />
an Koordinatenmess- und<br />
Werkzeugmaschinen Ungenauigkeiten<br />
beim Vermessen oder<br />
Bearbeiten von Werkstücken<br />
zu ermitteln und rechnerisch zu<br />
korrigieren.<br />
FuE-Etat : Da Neugründung<br />
noch keine repräsentative Zahlen<br />
Kooperationen: bestehen<br />
Anzahl der Mitarbeiter : Zwei<br />
und externe MA mit Ingenieur-<br />
Unternehmen in der Region, ihre Forschung und Entwicklung im<br />
Bereich Optik, Photonik, Messtechnik<br />
Ausbildung.<br />
Fachrichtungen: Ingenieure,<br />
Software-Entwickler, Optoelektronik<br />
Patente : Mehrere Patentanmeldungen<br />
liegen zur Prüfung vor<br />
Weitere Informationen: Homepage<br />
noch nicht vorhanden, Informationen<br />
unter www.metrys-aalen.de<br />
hema electronic GmbH,<br />
Aalen<br />
In der Röntgenstraße in Aalen<br />
entsteht Zukunftstechnologie.<br />
Eine bedeutende Leistung ist<br />
die Entwicklung der industriellen<br />
Bildverarbeitung: Maschinen<br />
bekommen Augen. Eine<br />
von hema entwickelte Technologie<br />
verleiht ihnen künstliche<br />
Sehkraft. In Einzelschritten<br />
kann der Produktionsablauf<br />
dadurch dokumentiert werden,<br />
ohne abhängig vom <strong>Menschen</strong><br />
zu sein. Die Firma arbeitet auch<br />
an einer neuen digitalen Videoelektronik<br />
unter anderem für<br />
die Sicherheits- und Verkehrsüberwachung,<br />
an der Visualisierung<br />
von industriellen<br />
Schweißprozessen, an berührungsloser<br />
Energie- und Datenübertragung<br />
in intelligenten<br />
Werkzeugsystemen und an<br />
Hochleistungs-LED-Lichtsystemen.<br />
FuE-Etat : 750 000 Euro pro<br />
Jahr.<br />
Kooperationen mit IMS Chips<br />
Stuttgart und dem Fraunhofer<br />
Institut für Produktionstechnik<br />
und Automatisierung<br />
Anzahl der Mitarbeiter : 10<br />
Fachrichtungen: Elektrotechnik,<br />
Technische Informatik<br />
Weitere Infos : www.hema.de<br />
Metrys GmbH,<br />
Aalen<br />
Seit drei Monaten hat die Firma<br />
Metrys eine DKD-Akreditierungsurkunde.<br />
DKD steht für<br />
Deutscher Kalibrierdienst. Dieser<br />
Dienst ernennt Institute und<br />
Labore, die Kalibrierungen von<br />
Messgeräten und Maßverkörperungen<br />
durchführen dürfen.<br />
In der Firma Metrys bedeutet<br />
dies die Vermessung von Körper<br />
wie Flächen oder Kugeln.<br />
Theo Hageney, Geschäftsführer<br />
der Metrys GmbH, erklärt, dass<br />
mit seinen Maschinen hochgenaue<br />
Messungen möglich sind,<br />
welche zum Beispiel von Automobilfirmen<br />
benötigt werden:<br />
FuE-Etat : Da Neugründung<br />
noch keine repräsentativen<br />
Zahlen<br />
Fachrichtungen der Mitarbeiter<br />
: Ingenieure, u. a. für Feinwerktechnik,Software-Entwickler<br />
Patente : Anmeldung zum Gebrauchsmusterschutz<br />
Weitere Infos : www.metrys-aalen.de<br />
Carl Zeiss AG,<br />
Oberkochen<br />
„We make it visible“ mit diesem<br />
Slogan möchte die Carl<br />
Zeiss AG Forscher in aller Welt<br />
bei ihrer Arbeit unterstützen:<br />
Das Unternehmen Neon Richter in Heubach schlägt oft den Bogen zur für die Ostalb wichtigen Autobranche,<br />
wie hier bei der Licht-Ausstattung eines BMW-Standes auf der Automesse.<br />
Wissenschaft und Technologie<br />
soll die Möglichkeit gegeben<br />
werden, bisher Unsichtbares zu<br />
erkennen.<br />
Für diese Leistung wird im Hause<br />
Zeiss geforscht. „Wir haben<br />
deutlich mehr Ausgaben für<br />
Forschung und Entwicklung als<br />
andere Unternehmen, 14 Prozent<br />
des Jahresumsatzes werden<br />
dafür investiert. Noch dazu<br />
arbeiten 16 Prozent der Mitarbeiter<br />
von Zeiss im FuE-Bereich<br />
– ein vergleichsweise hoher<br />
Wert“, erklärt der Leiter der<br />
Unternehmenskommunikation,<br />
Mark Cyrus Vogel. Zusätzlich<br />
wird die Mitarbeit in 400<br />
wissenschaftlichen Netzwerken<br />
und mit externen Partnern, wie<br />
dem Fraunhofer Institut gefördert.<br />
Der Erfolg wird unter anderem<br />
durch die Zahl der Patente<br />
deutlich: Pro Arbeitstag<br />
werden durchschnittlich zwei<br />
Patente angemeldet.<br />
FuE-Etat : 14 Prozent des Umsatzes<br />
Kooperationen: Institute:<br />
Fraunhofer u. a., Universitäten:<br />
Heidelberg, Karlsruhe, Konstanz,<br />
Ulm, HTW Aalen u. a.,<br />
Firmenkooperationen<br />
Anzahl der Mitarbeiter : 16 Prozent<br />
der Mitarbeiter arbeiten<br />
im FuE-Bereich, insgesamt 200<br />
in der Forschungsabteilung<br />
Fachrichtungen: Physiker, Biowissenschaftler,<br />
Ingenieure mit<br />
Schwerpunkt Feinwerktechnik,<br />
Software, Mechatronik, Optoelektronik<br />
Patente : Pro Jahr über 400 Patente<br />
Preise : ZEISS verleiht einen Innovationspreis,<br />
bekommt jedoch<br />
auch selbst zahlreiche<br />
Auszeichnungen, wie zum Beispiel<br />
den Berthold Leibinger Innovationspreis,<br />
den Innovationspreis<br />
der Deutschen Wirtschaft<br />
2006 und den Dekadenpreis<br />
der Deutschen Wirtschaft.<br />
Weitere Infos : www.zeiss.de
ERFOLGS GESCHICHTEN<br />
Der beste Ritter kauft beim besten Schmied<br />
Geschäftsführer Martin Hägele<br />
ist vorsichtig: „Namen darf ich<br />
Ihnen nicht nennen.“ Nur so viel<br />
vielleicht: „Vier Teams, die sich<br />
in der Formel 1 auf dem Siegertreppchen<br />
abwechseln, sind unsere<br />
Kunden.“<br />
„Wir entwickeln und produzieren<br />
motorperiphere Komponenten<br />
für die führenden Automobilhersteller.“<br />
Hägele übersetzt<br />
für den Laien; „Das ist alles, was<br />
für den Bereich um den Motor<br />
eine Rolle spielt.“ Etwa ultraleichte<br />
Abgasanlagen, Kühlsysteme,<br />
Luftfilter, Ölversorger<br />
oder Ansaugsysteme.<br />
Die Firma MHG Fahrzeugtechnik<br />
ist ein echter „Hidden Champion“<br />
also jemand, der eine<br />
wichtige Rolle spielt, ohne dass<br />
dies in der Öffentlichkeit groß<br />
bekannt ist. MHG-High-Tech aus<br />
Heubach steckt in Formel-<br />
1-Rennwagen, in Autos, die um<br />
die Deutsche-Tourenwagen-<br />
Meisterschaft (DTM) kämpfen,<br />
in italienischen Nobelflitzern.<br />
Auch viele Entwicklungsabteilungen<br />
deutscher Premiumhersteller<br />
arbeiten mit den Spezialisten<br />
im Heubacher Gewerbegebiet<br />
Bachwiesen zusammen.<br />
Die Hälfte der Aufträge bezieht<br />
MHG aus dem Motorsport, die<br />
andere Hälfte ist Innovationsarbeit<br />
für die Premiumhersteller.<br />
Das Verhältnis zu den Top-Marken<br />
sei eines auf Augenhöhe,<br />
sei partnerschaftlich. Aus gutem<br />
Grund, wie Hägele erklärt: „Wir<br />
leisten Pionierarbeit.“ Arbeit,<br />
die die Automobilfirmen so<br />
Die Firma MHG Fahrzeugtechnik in Heubach fertigt Teile<br />
für die Formel 1 und für Flugzeuge wie den Airbus A 380<br />
nicht zu leisten in der Lage seien.<br />
Diese „kaufen unsere Kapazität<br />
auf Zeit“, entsprechend<br />
eng werde zusammengearbeitet.<br />
Denn die MHG Fahrzeugtechnik<br />
sei „weltweiter Marktführer“<br />
eines schmalen Segmentes.<br />
Erfolgreich sei die Firma nicht<br />
über den Preis ihrer Produkte.<br />
Sondern über die Innovationskraft<br />
der Mitarbeiter. Man müsse<br />
sich das vorstellen wie im Mittelalter.<br />
„Die besten Ritter sind<br />
immer zum besten Schmied gegangen“,<br />
erklärt Hägele, wie<br />
sich die Firma auf dem Weltmarkt<br />
behaupte. Und der beste<br />
Ritter habe nicht zuerst gefragt,<br />
was das beste Schwert kostet,<br />
sondern wann es fertig ist.<br />
An Aufträgen mangele es nicht.<br />
Hägele, der sich die Geschäftsführung<br />
mit seiner Frau Elke<br />
teilt, hat ein anderes Problem:<br />
„Wir haben oft Kapazitätsengpässe<br />
aufgrund fehlenden Personals“,<br />
sagt Elke Hägele. Auf<br />
dem Markt gebe es kaum Leute,<br />
die in der Lage sind, den Anforderungen<br />
der Heubacher High-<br />
Tech-Schmiede gerecht zu werden.<br />
Deswegen sei die Firma darauf<br />
angewiesen, diese selber<br />
auszubilden. „Wir müssen häufig<br />
mehr als zwei Jahre in einen<br />
Mitarbeiter investieren, bis dieser<br />
produktiv ist“, erklärt Martin<br />
Hägele. Dann aber seien diese<br />
„richtige Spitzenleute“.<br />
Die benötige die Firma auch,<br />
weil oft ein großer Druck herrsche.<br />
Etwa, wenn ein Fahrzeug<br />
beim Rennen am nächsten<br />
Sonntag nicht ausfallen darf.<br />
Und ein MHG-Mann habe „die<br />
letzte, die entscheidende<br />
Schweißnaht“ zu machen. Immens<br />
sei dieser Druck auf den<br />
Einzelnen. „Motivation ist auf<br />
dieser Ebene ein wichtiger<br />
Aspekt“, erklärt Hägele. Der<br />
weiß, dass ein Job bei „ihm“<br />
anspruchsvoll ist. Der aber auch<br />
eine Arbeit verspricht, „die<br />
Spaß macht“.<br />
„Wenn wir dann eingeladen<br />
sind zu einem Saisonfinale in<br />
Oberitalien“ dann sei dies etwas,<br />
„wo man mental etwas zurückbekommt<br />
für seine Arbeit“.<br />
Damit werbe er bei seinen<br />
mittlerweile 128 Mitarbeitern<br />
– die übrigens zu 95 Prozent<br />
aus der näheren Umgebung<br />
stammen.<br />
Ob er eine Krise im Motorsport<br />
wegen eventuell sinkender Zuschauerzahlen<br />
befürchtet? Motorsport,<br />
insbesondere etwa in<br />
der Formel 1 und in der DTM sei<br />
eine Art „Technologiewettbewerb“,<br />
dem sich die Firmen<br />
stellten. Entwicklungen aus der<br />
Formel 1 kämen wenige Jahre<br />
später der breiten Masse zu<br />
Gute. So werde momentan daran<br />
gearbeitet, dass Formel-<br />
1-Autos eine Energierückgewinnung,<br />
eine Art Hybridantrieb<br />
haben müssen.<br />
Aktiv ist MHG über die Tochterfirma<br />
Proseria auch im Kleinserienbereich.<br />
Diese Firma liefert<br />
Mini-Serien für „Technologieträger“<br />
wie den Bugatti Veyron<br />
Edel, würzig,<br />
frisch gezapft.<br />
von Volkswagen mit 1001 PS.<br />
Schwachsinn, so ein Auto zu<br />
bauen? Hägele sieht das anders.<br />
„Dort werden Dinge entwickelt<br />
und erprobt, die irgendwann<br />
später einmal im<br />
VW Golf sind.“<br />
Interessant ist ein weiterer Be-<br />
MENSCHEN MACHER MÄRKTE I 24. November 2007<br />
Elke und Martin Hägele teilen sich die Geschäftsführung der MHG Fahrzeugtechnik. Im Bild stehen sie im<br />
Firmenfoyer vor einem BMW-M5-Aggregat und einem älteren Motor aus der Formel 1. (Foto: Tom)<br />
reich dem sich Hägele widmet:<br />
„Wir haben mir einem französischen<br />
Partner eine Allianz zur<br />
Belieferung eines französischen<br />
Triebwerksherstellers aufgebaut.“<br />
Dabei geht es um Triebwerke<br />
für Airbus – auch den<br />
A380 – , für Boeing und für Fok-<br />
23<br />
ker. Die ersten langfristigen<br />
Lieferverträge seien „im Moment<br />
in der Fixierung“. Dazu<br />
werde Anfang nächstes Jahr<br />
eine MHG Aerospaceparts<br />
GmbH in Gründung gehen. Prototypen-Teile<br />
seien bereits freigegeben.<br />
Jürgen Steck