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Menschen Macher Märkte - Schwäbische Post

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2 24. November 2007 I MENSCHEN MACHER MÄRKTE ERFOLGSGESCHICHTEN<br />

EDITORIAL<br />

Talente,<br />

Patente,<br />

Erfolge<br />

Der Wirtschaft geht es gut,<br />

dem Land geht es gut. Auch<br />

im Raum für Talente und Patente,<br />

in Ostwürttemberg sind<br />

Stimmung und Zahlen der Unternehmen<br />

gut. In diesem<br />

Heft äußern sich einige Wirtschaftskapitäne<br />

zur konjunkturellenEntwicklung<br />

der<br />

nächsten<br />

Monate. Fast<br />

alle meinen:<br />

Die Konjunktur<br />

wird bleiben,<br />

wenn<br />

der Staat die<br />

Wirtschaft<br />

wirtschaften<br />

lässt und die Reformansätze<br />

nicht zurücknimmt.<br />

Raum für Talente und Patente<br />

- keine Rede des Landrates zur<br />

Struktur der Region vergeht,<br />

ohne dass dieser Begriff fällt.<br />

Wir haben einmal nachgeschaut,<br />

wie es mit Forschung<br />

und Entwicklung in Ostwürttemberg<br />

bestellt ist. Anne<br />

Theiss hat recherchiert und<br />

beispielhaft zusammengetragen,<br />

was und wo und mit welchem<br />

Erfolg hierzulande geforscht<br />

und entwickelt wird.<br />

Nicht nur in den großen Unternehmen,<br />

auch in den kleineren<br />

Firmen, im klassischen<br />

Mittelstand.<br />

<strong>Menschen</strong> – <strong>Macher</strong> – <strong>Märkte</strong><br />

2007 präsentiert eine Reihe<br />

von Unternehmen, die man<br />

unter dem Begriff „hidden<br />

champions“ unterbringen<br />

kann. Unternehmen, die in ihrem<br />

Marktsegment führend<br />

sind, die Einzigartiges zu bieten<br />

haben. Davon gibt es viele<br />

zwischen Heidenheim und Ellwangen,<br />

zwischen Lorch und<br />

Bopfingen. Wir haben einige<br />

besonders interessante Beispiele<br />

ausgewählt, Reportagen<br />

über Unternehmen und<br />

Männer und Frauen, die in ihren<br />

Unternehmen einen guten<br />

Job machen.<br />

Rainer Wiese<br />

IMPRESSUM<br />

Redaktion:<br />

Rainer Wiese, Anne Theiss<br />

Fotos:<br />

Eva Gaida, Oliver Giers, Peter<br />

Hageneder, Thomas Mayr,<br />

Walter Laible<br />

Anzeigen:<br />

Falko Pütz, Andrea Reinhardt,<br />

Franz Wenzl<br />

Layout:<br />

Marion Haberstroh,<br />

Fritz Wagner<br />

Herstellung und Druck:<br />

SDZ Druck und Medien<br />

Der Markt ist heute vielschichtiger<br />

Gerade mal acht Wochen ist es<br />

her, dass große Laser-Finger<br />

den Himmel über Ostwürttemberg<br />

erhellten: Die Lobo electronic<br />

GmbH feierte ihr 25-jähriges<br />

Bestehen. Im Gespräch mit<br />

„<strong>Menschen</strong> - <strong>Macher</strong> – <strong>Märkte</strong>“<br />

blickt Gründer und Geschäftsführer<br />

Lothar Bopp zurück auf<br />

ein Viertel Jahrhundert Firmengeschichte.<br />

Herr Bopp – Hand aufs Herz:<br />

Hätten Sie sich einst vor 25 Jahren<br />

träumen lassen, dass Lobo<br />

einmal Marktführer im Laserund<br />

Multimediabereich sein<br />

würde?<br />

Lothar Bopp: Nein, sicherlich<br />

nicht. Wenn man wie ich von<br />

Null startet, hat man zunächst<br />

anderes im Kopf. Dennoch hatte<br />

ich immer klare Ziele und<br />

Vorstellungen. Es war immer<br />

mein Bestreben, meinen Kunden<br />

das Beste auf dem Markt<br />

befindliche zu bieten. Dieser Linie<br />

ist Lobo bis heute ohne<br />

Kompromisse treu geblieben<br />

und das hat sich ausgezahlt.<br />

Gibt es so etwas wie ein Geheimrezept<br />

für den Erfolg?<br />

Ich habe in diesem Markt viele<br />

Unternehmen scheitern sehen,<br />

die auf einer anfänglichen<br />

Woge des Erfolgs rasch groß<br />

geworden sind, sich dann aber<br />

entweder übernommen haben<br />

oder ihrer Linie untreu geworden<br />

sind. Lobos Erfolg ist Ergebnis<br />

vieler kleiner Schritte,<br />

die aber konsequent gegangen<br />

worden sind. Daraus entwickelte<br />

sich ein gesundes und stetiges<br />

Wachstum. Getragen zudem<br />

von großem persönlichem<br />

Einsatz und Können unserer<br />

Mitarbeiter und von vielen<br />

Kunden, die uns oft über Jahrzehnte<br />

als Geschäftspartner die<br />

Treue halten. Und wie so oft<br />

war auch etwas Glück im Spiel<br />

und der Riecher dafür, zur richtigen<br />

Zeit die richtigen Produkte<br />

am Markt zu haben.<br />

Gibt es besonders eindrückliche<br />

Momente in Ihrer Laufbahn?<br />

„Lobo hatte das Glück, viele<br />

spannende und auch sehr fordernde<br />

Projekte in den verschiedensten<br />

Ländern umsetzen<br />

zu dürfen. Jeder Auftrag<br />

hat seinen eigenen Reiz und<br />

seine speziellen Herausforderungen.<br />

Es treibt natürlich das<br />

Adrenalin ins Blut, wenn man<br />

weiß, dass 3,4 Milliarden Zuschauer<br />

das Resultat der eigenen<br />

Arbeit am Fernsehen live<br />

verfolgen – so geschehen bei<br />

der Eröffnung der Asian Games<br />

Lobo lasert in vielen Ländern und<br />

perfektioniert die multimediale Lichtershow<br />

Lothar Bopp.<br />

in Doha im vergangenen Dezember.<br />

Aber auch Produktpräsentationen,<br />

wie etwa die Präsentation<br />

der GL-Klasse während<br />

Herrn Zetsches ersten öffentlichen<br />

Auftritts als CEO von<br />

Daimler-Chrysler und Mercedes-Benz<br />

sind anspruchsvoll<br />

und sehr spannend.<br />

Und ein persönliches Highlight?<br />

Besonders bewegt hat mich, als<br />

wir zum 40-jährigen Bestehen<br />

der DDR ein großes Lobo-Lasersystem<br />

im Palast der Republik<br />

installiert haben, das bei einem<br />

klassischen Konzert für Michail<br />

Gorbatschow zum ersten Mal<br />

eingesetzt wurde – und draußen<br />

skandierten die <strong>Menschen</strong><br />

„Wir sind das Volk“. Nach der<br />

Show sprach Gorbatschow die<br />

berühmten Worte „Wer zu spät<br />

kommt, den bestraft das Leben.“<br />

Geschichte hautnah, das<br />

ist einmalig.<br />

Wie hat sich der Markt aus Ihrer<br />

Sicht in den letzten 25 Jahren<br />

verändert?<br />

„Während man anfangs einfach<br />

nur mit einem überzeugenden<br />

Angebot präsent sein<br />

musste, um erfolgreich zu sein,<br />

ist der Markt heute vielschichtiger.<br />

Das Medium Laser ist nicht<br />

mehr neu. Man muss sich als<br />

Anbieter und den Laser als Medium<br />

immer wieder neu erfinden,<br />

neue technische und ästhetische<br />

Ausdrucksformen suchen,<br />

die dem Kunden auch einen<br />

echten Mehrwert bringen.<br />

Sicherlich ist auch der ungezügelte<br />

Kopierwahn – speziell aus<br />

Fernost – eine große Herausforderung.<br />

Es vergeht kaum eine<br />

Woche, in der nicht irgend ein<br />

bis dato unbekanntes Unternehmen<br />

große Teile unserer Internetpräsenzen,<br />

unsere Demo-<br />

Videos oder unseren Namen für<br />

eigene Zwecke missbraucht.<br />

Ebenso sind missglückte Versuche,<br />

die Technik zu kopieren<br />

oder die Verbreitung von Raubkopien<br />

von Shows über das Internet<br />

leider ein Thema.<br />

Internet – nützlich oder schädlich<br />

für die Branche?<br />

Auch an anderer Stelle hat das<br />

Internet seine Tücken: Es gibt<br />

heute tausende kleiner Laserunternehmen,<br />

deren tatsächliche<br />

Leistungsfähigkeit aufgrund<br />

der anonymen Präsentationsplattform<br />

Internet nur wenig<br />

transparent ist. Nur der persönliche<br />

Besuch beim potentiellen<br />

Lieferanten bringt hier die<br />

notwendige Klarheit. Zudem ist<br />

leider ein erschreckend großer<br />

Teil der Angebote auf dem Lasermarkt<br />

in hohem Maße unseriös.<br />

Das fängt mit frei erfundenen<br />

Produkt-Spezifikationen<br />

an, setzt sich mit dem Ignorieren<br />

oder dem bewussten Überschreiten<br />

von geltenden Sicherheitsregeln<br />

fort und endet mitunter<br />

mit dem Einsatz von Lasersystemen,<br />

die absolut gefährlich<br />

werden können. Letzteres<br />

trifft leider auch vereinzelt<br />

auf etablierte deutsche<br />

Wettbewerber zu.<br />

Wie geht Lobo mit diesem Thema<br />

um?<br />

Hier gilt es, mit nachprüfbaren,<br />

klaren Fakten beim Kunden immer<br />

wieder aufs Neue Überzeugungsarbeit<br />

zu leisten und so<br />

manche weit verbreitete Mär<br />

wieder auf den Boden der Tatsachen<br />

zurückzuholen. Wir er-<br />

greifen zum Beispiel Initiative<br />

mit einem kostenlosen Seminar,<br />

für Interessenten aus dem<br />

professionellen Veranstaltungsbereich,<br />

das den Teilnehmern<br />

helfen soll, sich anhand<br />

objektiv geltender Tatsachen<br />

souverän in diesem undurchsichtigen<br />

Markt zu bewegen.<br />

LOBO ist im Vergleich zum<br />

Wettbewerb eher im gehobenen<br />

Preis-Segment aktiv. Gab es<br />

nie Überlegungen, eine Low-<br />

Cost-Schiene aufzubauen?<br />

Spätestens seit der Schwemme<br />

von Billigprodukten aus China<br />

zeigt sich für uns sehr deutlich,<br />

dass wir damit richtig lagen, immer<br />

das Bestmögliche anzustreben,<br />

was zwangsläufig nicht<br />

immer das Billigste, jedoch im<br />

Endeffekt das Preiswerteste ist.<br />

Dennoch legen wir höchsten<br />

Wert auf eine transparente<br />

Preisgestaltung. Wer unser Angebot<br />

mit etablierten Produkten<br />

und Dienstleistungen etwa<br />

im Veranstaltungsbereich vergleicht,<br />

wird positiv überrascht<br />

sein, wie offen und fair wir auftreten.<br />

Was kostet denn eine Show?<br />

Natürlich gibt es immer wieder<br />

Interessenten, die meinen, dass<br />

man schon ab 3000 Euro eine<br />

‚bombastische Lasershow’ haben<br />

kann. Wer jedoch einfach<br />

einmal die durchschnittlichen<br />

Stundensätze eines Handwerkers<br />

zugrunde legt, darüber hinaus<br />

noch Transport, Abschrei-<br />

Sehe die wirtschaftliche Lage<br />

positiv - zumindest für das erste<br />

Halbjahr 2008. Die Weltwirtschaft<br />

zeigt sich<br />

trotz Ölpreis und<br />

Dollarschwäche erstaunlich<br />

stabil. Das<br />

starke Wachstum in<br />

Asien, mit den großenWachstumstreibern<br />

China und Indien,<br />

hält die Lokomotive<br />

noch immer<br />

unter Dampf.<br />

Dabei ist aus meiner<br />

Sicht der große Investitions-<br />

bung des Equipments und Versicherung<br />

in Betracht zieht,<br />

weiß recht schnell, was tatsächlich<br />

in einem solchen Budgetrahmen<br />

zu erwarten ist. Ganz<br />

abgesehen davon, dass noch<br />

rund tausend Euro allein für die<br />

sicherheitstechnische Abnahme<br />

der Strahlführung durch einen<br />

staatlich vereidigten Gutachter<br />

einzurechnen sind.<br />

Was kann man von LOBO in<br />

den nächsten 25 Jahren erwarten?<br />

Ich bin kein Orakel. Ich kann<br />

aber auf jeden Fall sagen, dass<br />

wir heute gut aufgestellt sind<br />

und uns für die Zukunft ebenfalls<br />

gut gerüstet sehen. 2007<br />

dürfte für uns ein neues Rekordjahr<br />

werden und für 2008<br />

wollen wir mit interessanten<br />

neuen Produkten aufwarten.<br />

Ich gehe davon aus, dass wir<br />

heute wie morgen versuchen<br />

werden, für unsere Kunden mit<br />

grundsoliden technischen Lösungen,<br />

individuellen Dienstleistungen<br />

und überzeugenden<br />

kreativen Ansätzen ein verlässlicher<br />

Partner mit einem guten<br />

Preis-Leistungsverhältnis zu<br />

sein.Wir streben zu jedem unserer<br />

Kunden eine langjährige<br />

Geschäftsbeziehung an. Deshalb<br />

müssen diese auch über<br />

Jahre darauf vertrauen können,<br />

dass man bei Lobo perfekt<br />

maßgeschneiderte Lösungen<br />

erhält, die in jeder Hinsicht<br />

auch im Vergleich zum Wettbewerb<br />

überzeugen.<br />

Anke-Schwörer-Haag<br />

Wie ist die Lage, wie wird sich die Konjunktur entwickeln? Wir<br />

haben Chefs und Entscheider der Wirtschaft in Ostwürttemberg<br />

gefragt. Hier die Antwort von<br />

Dr. Dieter Kress<br />

Mapal<br />

stau der letzten Jahre in<br />

Deutschland und Europa bereits<br />

deutlich abgebaut.<br />

Sorge im Inland<br />

macht mir die Tendenz<br />

in der großen<br />

Koalition, die Reformen<br />

der letzen<br />

beiden Jahre nicht<br />

konsequent fortzusetzen,<br />

sondern<br />

auf einigen Gebieten<br />

diese wichtigenEntwicklungen<br />

schon wieder<br />

infrage zu stellen.<br />

Wir sind für Sie da –<br />

fordern for der n Sie uns!<br />

Wirtschaftsförderung der<br />

Telefon 0 73 61 / 52-11 31<br />

Telefax 0 73 61 / 52-31 30<br />

E-Mail: wirtschaftsfoer derung@aalen.de


ERFOLGS GESCHICHTEN<br />

Wenn das Schicksal Regie führt<br />

Frauen in Führungspositionen<br />

sind in Deutschland nach wie<br />

vor unterrepräsentiert; nur wenige<br />

können sich in höchsten<br />

Positionen etablieren. Gunhild<br />

Veit ist genau das gelungen.<br />

Seit 1989 leitet die vierfache<br />

Mutter die Geschicke des Ellwanger<br />

Bauunternehmens<br />

Hans Fuchs. Und das mit großem<br />

Erfolg. 1998 wurde die<br />

heute 61-Jährige für ihre unternehmerischen<br />

Leistungen mit<br />

der Wirtschaftsmedaille des<br />

Landes Baden-Württemberg<br />

ausgezeichnet.<br />

Gunhild Veit ist ein echtes Unternehmerkind.<br />

1956 hoben<br />

ihre Eltern, Hans und Maria<br />

Fuchs, die Hans Fuchs Bauunternehmung<br />

GmbH&Co. aus<br />

der Taufe. Schon die Großeltern<br />

hattenein eigenes Baugeschäft<br />

in der Mittelhofstraße .<br />

„Für mich, für meine Familie<br />

war die eigene Firma immer<br />

wichtiger Lebensinhalt“, sagt<br />

Gunhild Veit. Logisch also, dass<br />

sie sich gleich nach der Schule<br />

für eine Ausbildung zur Bauzeichnerin<br />

entschied, schließlich<br />

wollte die junge Frau später<br />

in den elterlichen Betrieb<br />

einsteigen. Ein Studium des<br />

Bauingenieurwesens schloss<br />

sich an. „Das war vorgezeichnet,<br />

ich wurde so erzogen“,<br />

sagt Veit. Eine andere berufliche<br />

Karriere habe sie deshalb<br />

auch nie ernsthaft in Erwägung<br />

gezogen.<br />

Trotzdem sollte es zunächst anders<br />

kommen als geplant: Statt<br />

das Studium zu beenden, heiratet<br />

Gunhild 1970 ihren Mann<br />

Gerd Veit. Noch im gleichen<br />

Jahr steigt der Betriebswirt in<br />

die Firma der Schwiegereltern<br />

ein und übernimmt hier schnell<br />

Das Ellwanger Bauunternehmen Hans Fuchs ist seit Jahren fest in weiblicher Hand,<br />

eine Verpflichtung gegenüber der Belegschaft und der Familie<br />

Führungsaufgaben: „Er war<br />

von da an der strategische Kopf<br />

des Unternehmens“, erinnert<br />

sich Veit. Sie selbst kümmert<br />

sich in jener Zeit vornehmlich<br />

um die vier gemeinsamen Kinder<br />

– drei Töchter und einen<br />

Sohn – und hilft nur stundenweise<br />

im Büro des Unternehmens<br />

aus.<br />

1989 schlägt das Schicksal zu:<br />

Gerd Veit stirbt bei einem Arbeitsunfall.<br />

Die Eltern von Gunhild<br />

Veit haben sich zu dem<br />

Zeitpunkt schon lange aus der<br />

Geschäftsleitung zurückgezogen,<br />

der Traditionsbetrieb<br />

steht plötzlich ohne führenden<br />

Kopf da. „Der Tod meines Mannes<br />

hat damals sicherlich nicht<br />

nur unsere Familie schwer getroffen,<br />

sondern auch den gesamten<br />

Betrieb, die gesamte<br />

Belegschaft. Alle haben sich gefragt,<br />

wie es weitergehen soll.“<br />

Doch trotz aller Zweifel, Sorgen<br />

und familiären Verpflichtungen<br />

– den Betrieb mit seinen<br />

rund 200 Mitarbeitern aufzugeben,<br />

kam für Gunhild Veit<br />

damals nicht in Frage: „Ich fühlte<br />

mich sowohl meinen Eltern<br />

als auch der Belegschaft gegenüber<br />

verpflichtet, das Unternehmen<br />

weiterzuführen. Mir<br />

war aber auch klar, dass ich<br />

mich dazu richtig reinknien<br />

muss.“<br />

Dabei konnte Gunhild Veit von<br />

Beginn auf die volle Unterstützung<br />

ihrer Mitarbeiter bauen.<br />

Insbesondere auf die von Karl<br />

Merz, schon damals in der Geschäftsleitung<br />

für die operativen<br />

Geschäfte des Bauunternehmens<br />

verantwortlich und<br />

bis heute die große Stütze der<br />

Firma. Vorbehalte, dass nun<br />

eine Frau am Ruder der Baufir-<br />

Mutter und Tochter auf Erfolgskurs: Katja und Gunhild Veit leiten die<br />

Geschicke des Ellwanger Baunternehmens Hans Fuchs. (Foto: rim)<br />

ma sitzen sollte, seien zu keinem<br />

Zeitpunkt aufgekommen,<br />

sagt Veit: „Das war wirklich<br />

niemals ein Thema. Weder bei<br />

unseren Angestellten, noch bei<br />

unseren Geschäftspartnern.“<br />

Mit großem organisatorischem<br />

Aufwand schafft es Veit in den<br />

Folgejahren, Familie und Familienbetrieb<br />

unter einen Hut zu<br />

bekommen. Über zahlreiche<br />

Fortbildungen holt sich die Un-<br />

MENSCHEN MACHER MÄRKTE I 24. November 2007<br />

ternehmerin den aktuellen betriebswirtschaftlichen<br />

Schliff.<br />

Als „Exotin“ in der Baubranche<br />

habe sie sich nie gefühlt. Als<br />

Frau habe man es in dieser<br />

Branche vermutlich sogar etwas<br />

leichter als ein Mann, mutmaßt<br />

Veit: „Einem wird in Verhandlungen<br />

zumindest immer<br />

sehr höflich begegnet.“<br />

Über die aktuellen Diskussionen,<br />

ausgelöst durch Eva Hermann,<br />

die in ihren Büchern vehement<br />

die Rückkehr der Frauen<br />

an den Herd propagiert,<br />

kann Gunhild Veit nur müde lächeln.<br />

Für die 61-jährige Unternehmerin<br />

ist das offenkundig<br />

eine abstrakte Diskussion<br />

(„Mich beschäftigt dieses Thema<br />

nicht“). Für sie habe das Leben<br />

nun einmal einen anderen<br />

Weg vorgesehen. Und: „Meinen<br />

Kindern hat meine Berufstätigkeit<br />

sicherlich nicht geschadet.<br />

Im Gegenteil: Unsere<br />

Familie ist dadurch noch enger<br />

zusammengerückt.“<br />

Schaden hat auch das Unternehmen<br />

nicht genommen. Mit<br />

viel Geschick und unternehmerischer<br />

Weitsicht hat Gunhild<br />

Veit den Betrieb durch die letzten,<br />

bald zwei Jahrzehnte geführt.<br />

Unter ihrer Ägide wurde<br />

sogar expandiert. Die Entscheidung,<br />

nach der deutschen Wiedervereinigung<br />

eine Firmenniederlassung<br />

mit gleicher Struktur<br />

im thüringischen Altenburg-Windischleuba<br />

zu gründen,<br />

geht auf ihre Initiative zurück.<br />

Auch an der Produktpalette der<br />

Firma wurde kontinuierlich gefeilt.<br />

Heute zählt zum Leistungsspektrum<br />

des Unternehmens neben<br />

Hoch- und Tiefbaumaßnahmen<br />

3<br />

sowie der Erstellung von Betonfertigteilen,<br />

Transportbeton<br />

und Betonverbundsteinen,<br />

auch der Straßen- und Landschaftsbau,Projektmanagement<br />

oder schlüsselfertiges<br />

Bauen.<br />

Für ihre unternehmerischen Erfolge<br />

wurde Gunhild Veit 1998<br />

mit der Wirtschaftsmedaille des<br />

Landes Baden-Württemberg<br />

ausgezeichnet. Stolz zeigt sie<br />

heute die Urkunde, die damals<br />

von Wirtschaftsminister Walter<br />

Döring höchstpersönlich überreicht<br />

wurde. Wobei Veit sich<br />

diesen Erfolg - und da ist sie typisch<br />

Frau - nicht alleine auf die<br />

Fahnen schreiben mag. Nein,<br />

diese Auszeichnung hätte sich<br />

die gesamte Belegschaft gemeinsam<br />

verdient, betont sie<br />

immer wieder.<br />

Kinder rücken nach<br />

Sollte die 61-Jährige irgendwann<br />

in den wohlverdienten<br />

Ruhestand eintreten - eine Aussage<br />

macht sie dazu noch nicht<br />

- bleibt das Bauunternehmen<br />

übrigens weiter fest in weiblicher<br />

Hand: Tochter Katja, gelernte<br />

Bankerin, studierte Betriebswirtin<br />

und selbst Mutter<br />

einer Tochter, gehört schon<br />

jetzt der Hans Fuchs-Geschäftsleitung<br />

an. Seit 2002 kümmert<br />

sie sich um die Niederlassung in<br />

Altenburg, die seither eine positive<br />

Entwicklung genommen<br />

hat. Auch freut sich Gunhild<br />

Veit, dass ihr Sohn Jonny nach<br />

Abschluss seines Studiums zum<br />

Bauingenieur auch in die Firma<br />

eintreten wird. Damit wird die<br />

Tradition als Familienunternehmen<br />

fortgesetzt.<br />

Alexandra Rimkus


4 24. November 2007 I MENSCHEN MACHER MÄRKTE ERFOLGSGESCHICHTEN<br />

Klare Sprache auf der Ostalb<br />

Freundlich, sagt Jörg Hempel,<br />

sei er auf der Ostalb aufgenommen<br />

worden. Seit Juli ist er Geschäftsführer<br />

der AOK Ostwürttemberg,<br />

er wohnt in Aalen<br />

und arbeitet in Schwäbisch<br />

Gmünd. „Nicht nur Payer sein,<br />

sondern auch Player“, nicht nur<br />

bezahlen, sondern aktiv mitmischen,<br />

ist dabei seine Devise im<br />

Arbeitsalltag.<br />

„Wir verstehen uns gut“, sagt<br />

Hempel über das Verhältnis zu<br />

den Mitarbeitern, in Ostwürttemberg,<br />

insgesamt 430 an der<br />

Zahl. Er mag die „Klarheit der<br />

Sprache“: Lieber ein „klares<br />

Nein“ als ein „geschobenes Sowohl<br />

als auch“, beschreibt er<br />

seinen Führungsstil. Dabei müsse<br />

eine Entscheidung gut begründet<br />

werden, was im Management<br />

– und auch in der Politik<br />

– oft ein Defizit sei.<br />

Die 430 Mitarbeiter aus ganz<br />

Ostwürttemberg hat Hempel<br />

vor zwei Wochen nach Bargau<br />

eingeladen. Dabei ging es ihm<br />

um ein Gemeinschaftserlebnis,<br />

um ein Zusammengehörigkeitsgefühl<br />

und darum, den Sinn der<br />

AOK-Reorganisation zu erklären.<br />

Mit einem Sketch habe der<br />

Abend begonnen. Dessen Tenor<br />

in Bezug auf die Reorganisation:<br />

„Ob das wohl alles so<br />

durchdacht war“. Damit wurde<br />

dieser zum Auslöser einer Diskussion.<br />

Letztlich aber habe es<br />

ganz wenig kritische Stimmen<br />

gegeben.<br />

Neben der internen Arbeit hat<br />

Hempel in den vergangenen<br />

Monaten viele Kontakte nach<br />

außen geknüpft. Mit Landrä-<br />

Jörg Hempel ist aus Oberschwaben<br />

nach Aalen und Schwäbisch Gmünd gekommen<br />

Jörg Hempel, neue AOK-Chef der Ostalb, an seinem Schreibtisch in Schwäbisch Gmünd. Die privaten Möbel<br />

stehen in Aalen.<br />

ten, Oberbürgermeistern und<br />

Bürgermeistern hat er gesprochen,<br />

mit Vertretern der Kreisärzteschaft,<br />

der Krankenhäuser<br />

und größerer Firmen.<br />

Die Verantwortung für die Patienten<br />

sieht er dabei als etwas<br />

Verbindendes, wenn er über<br />

die Krankenhäuser redet. Das<br />

ist die eine Seite. Die andere:<br />

kritisch zu hinterfragen, in welche<br />

Geräte die Kliniken heute<br />

investieren, für Hempel aktiver<br />

„Verbraucherschutz“. Denn<br />

„wir sind nicht nur Kostenträger,<br />

sondern auch Gestalter<br />

von Gesundheitslandschaften“,<br />

sagt der AOK-Chef.<br />

Dies verdeutlicht er am Beispiel<br />

Rückenschmerzen. In einen sogenannten<br />

Integrationsvertrag<br />

würden Hausärzte, Orthopäden,<br />

Reha-Kliniken und Therapeuten<br />

eingebunden. Um des<br />

Übels Wurzel zu finden, werden<br />

diese nach und nach alle<br />

konsultiert, kein Patient jedoch<br />

solle an einer Stelle zu lange<br />

kleben. „Wir nennen das den<br />

Pattex-Effekt“, sagt Hempel.<br />

Verknüpft werde dies mit einem<br />

Präventionsangebot Rückenschule.<br />

Denn in 60 bis 70<br />

Prozent der Fälle sei eine Stärkung<br />

der Rückenmuskulatur<br />

nötig. Ziel dabei, sagt Hempel,<br />

ist eine bessere Versorgung der<br />

Patienten.<br />

Heute schon richtet der AOK-<br />

Chef den Blick auf das Jahr<br />

2009, wenn der Gesundheitsfonds<br />

eingeführt wird. „Dann<br />

wird nicht mehr der Preis, sondern<br />

das Produkt die große Rolle<br />

spielen“, sagt Hempel. Deshalb<br />

arbeite die AOK an einem<br />

Produktportfolio mit hoher<br />

Qualität. Dabei spiele der Service<br />

eine große Rolle.<br />

Hier spannt Hempel wieder den<br />

Bogen zur Reorganisation und<br />

dem Abend mit den 430 Mitarbeitern:<br />

Verwaltungsaufgaben<br />

bündeln und so Kapazitäten<br />

für den Service schaffen. Deshalb<br />

hält die AOK an 13 Kundencentern<br />

und sechs kleineren<br />

Beratungsstellen in Ostwürttemberg<br />

fest.<br />

Ein weiterer Ansatzpunkt für<br />

den 47-Jährigen, der aus Ravensburg<br />

nach Gmünd gekommen<br />

ist, sind die Gespräche mit<br />

großen Unternehmen: Deren<br />

Ziel ist, gemeinsam mit den Arbeitgebern<br />

Strategien zur Vorbeugung<br />

von Krankheiten und<br />

zum Genesungsprozess zu entwickeln.<br />

Dabei wird zunächst einmal das<br />

„Krankheitsbild des Unternehmens“<br />

ermittelt. Denn mit einem<br />

Marktanteil von 40 Prozent,<br />

etwa 150 000 Versicherten<br />

in Ostwürttemberg, kann<br />

die AOK hierbei oftmals auf<br />

hauseigene Daten zurückgreifen.<br />

Damit werden Schwachpunkte<br />

gesucht und analysiert.<br />

Im Gesundheitssystem sei es<br />

wichtig, mehr übereinander zu<br />

Glaubt man zunächst den vielen<br />

Prognosen zu Anfang des<br />

Jahres, so war die Stimmung<br />

durchweg positiv bis auf wenige<br />

Branchen.<br />

Gegen Ende des Jahres 2007<br />

jedoch sehe ich die Gesamtkonjunktur<br />

mit etwas anderen<br />

Augen.<br />

Zunächst ist sicherlich die Exportquote<br />

so hoch wie kaum<br />

zuvor. Die Binnennachfrage<br />

jedoch stagniert und politische<br />

„Hemmschuhe“ wie z.B.<br />

die Streichung der<br />

Eigenheimzulage<br />

haben dazu geführt,<br />

das ganze Branchen<br />

einen Auftragseinbruch<br />

erlitten haben.<br />

Besonders jedoch<br />

macht mir die<br />

wachsende Knappheit<br />

und Verteuerung<br />

unserer Ressourcen<br />

Angst. Dies<br />

sind Faktoren, welche sich einerseits<br />

sehr kurzfristig und<br />

ohne jegliche Vorankündigung<br />

ändern und andererseits<br />

immer dann die allgemeine<br />

Konjunkturentwicklung hemmen,<br />

wenn diese zu laufen<br />

scheint. Betrachtet man hier<br />

insbesondere die Energie und<br />

Rohölpreise, so sind dies für<br />

uns als Spedition Kostenerhöhungen,<br />

welche wir Anfang<br />

des Jahres so nicht erkennen<br />

und somit auch nicht kurzfristig<br />

an unsere Kunden weiterreichen<br />

konnten.<br />

wissen, sagt Hempel, der den<br />

„etwas barockeren“ Oberschwaben<br />

die Fähigkeit zuspricht,<br />

Dinge nicht so ernst zu<br />

nehmen. „Und trotzdem geht<br />

es gut“, sagt er. So hat er die<br />

Ostälbler noch nicht erlebt.<br />

Was er auf der Ostalb jedoch<br />

schon genießt, ist der „bemerkenswerte<br />

Amateur-Fußball“,<br />

insbesondere der VfR Aalen, im<br />

Gegensatz zum „Diaspora-Fußball<br />

in Oberschwaben“.<br />

Michael Länge<br />

Wie ist die Lage, wie wird sich die Konjunktur entwickeln? Wir<br />

haben Chefs und Entscheider der Wirtschaft in Ostwürttemberg<br />

gefragt. Hier die Antwort von<br />

Dr. Stefan Brucker<br />

Spedition Brucker<br />

Langfristig erwarte ich gerade<br />

durch die Knappheit der Ressourcen<br />

sowie durch zahlreiche<br />

neue bürokratische Regelungen<br />

und politische Entscheidungen,<br />

besonders in<br />

Bezug auf die Gesetzesharmonisierung<br />

innerhalb der<br />

EU, kaum eine Belebung des<br />

Binnenmarktes. Im Export<br />

werden wir die nächsten Jahre<br />

noch überdurchschnittliche<br />

Zuwachsraten verzeichnen<br />

können. Auch die sonst allgemein<br />

übliche<br />

Konjunkturbelebung<br />

im Herbst<br />

ist dieses Jahr<br />

erstmals nicht<br />

spürbar. Noch<br />

nie haben sich<br />

uns in dieser Zeit<br />

so viele Unternehmerangeboten<br />

und nach Arbeit<br />

gefragt.<br />

Auch unsere Kunden geben<br />

uns in großen Teilen diese<br />

Meinung wieder und manch<br />

einer fängt im November<br />

schon an den Urlaub der Mitarbeiter<br />

abzubauen.<br />

Als Optimist jedoch sehe ich<br />

dennoch genügend Chancen<br />

und Möglichkeiten um weiterhin<br />

in Deutschland Arbeitsplätze<br />

zu schaffen und weiterhin<br />

erfolgreich auch gegenüber<br />

dem europäischen<br />

Wettbewerb agieren zu können.“


ERFOLGS GESCHICHTEN<br />

Angekommen auf der Ostalb<br />

Frank Motte stammt aus Stuttgart. Er<br />

ist seit anderthalb Jahren in Aalen<br />

und hat die anspruchsvolle Aufgabe,<br />

mit der SHW CT das „Herzstück“ der<br />

Hüttenwerke zu einem eigenständigen<br />

Unternehmen umzubauen. Mit<br />

den Aalenern ist er inzwischen warm<br />

geworden, aber es hat eine ganze<br />

Weile gedauert.<br />

Frank Motte ist ein Schaffer, wie die<br />

Schwaben sagen würden. Zielstrebigkeit<br />

und Ehrgeiz bewies der in Stuttgart<br />

Aufgewachsene schon nach dem<br />

BWL-Studium in Hohenheim, Freiburg<br />

und St. Gallen. Er bewarb sich<br />

bei der drittgrößten amerikanischen<br />

Bank Manufacturer's Hanover Trust<br />

und hat in New York einen internen<br />

Finanzabschluss erworben.<br />

Gewohnt hat er mitten in Manhattan,<br />

Zeit die Stadt anzuschauen hatte er<br />

nicht. „Wir mussten jeden Montag<br />

eine Klausur schreiben“, erinnert sich<br />

Motte, „wenn man weniger als 75<br />

Prozent richtig hatte, musste man abreisen.“<br />

Da sei er an die Grenzen seiner<br />

Leistungsfähigkeit gegangen, in<br />

einer fremden Sprache ein ihm fachfremdes<br />

Gebiet zu lernen. Seine<br />

Freundin habe ihn in den acht Monaten<br />

zwei Wochen besucht, mehr sei<br />

nicht drin gewesen. Aber Motte hat<br />

sich durchgebissen, als einziger Deutscher<br />

wurde er der Zweitbeste im<br />

Jahrgang.<br />

Es war der Beginn einer vielfältigen<br />

Karriere. „Ich wollte immer Generalist<br />

bleiben“, sagt der 44-Jährige, „ein<br />

Banker muss auch verkaufen können.“<br />

Zwei Jahre war er in München,<br />

hat die damals neuen derivaten Finanzinstrumente<br />

angepriesen. Für<br />

sein damaliges Unternehmen musste<br />

er dann den Standort Stuttgart schließen.<br />

„Das lief so fair ab, dass der Niederlassungs-Direktor<br />

mir anschließend<br />

einen Job angeboten hat“, erzählt<br />

Motte stolz.<br />

Es folgten mehrere Stationen. Zuerst<br />

Leonberg, wo er die Blättchen & Partner<br />

AG über ein „Management–Buy-<br />

Out“ mit gekauft und nach oben geführt<br />

hat. Nach einem eher unerfreulichen<br />

Ausflug in die New Economy<br />

im Ruhrgebiet hat Frank Motte seine<br />

eigene Firma gegründet, „Motte Consult“.<br />

Im Jahr 2003 übernahm er<br />

schließlich das Stuttgarter Büro des Finanzinvestors<br />

„capiton“, die heute<br />

ein wichtiger Anteilseigner der SHW<br />

CT ist. Theo Waigel kam zur Büroeröffnung.<br />

Seit 2005 ist Frank Motte nun auf der<br />

Ostalb. „Ein Teil meiner Familie<br />

kommt aus Aalen“, erzählt er lachend,<br />

einem seiner Vorfahren habe<br />

die Schokoladenfabrik Gaupp gehört.<br />

Sonst hatte er keine Beziehungen zur<br />

Region. „Der Weg führt mich von<br />

New York über München nach Stuttgart<br />

und jetzt nach Aalen“, sagt Motte.<br />

Um in einem halbwegs urbanen<br />

Umfeld zu wohnen, ist er mitten in<br />

die Fußgängerzone gezogen.<br />

Doch es fiel schwer, Kontakt mit den<br />

Einheimischen zu bekommen. „Ich<br />

habe auch ein Zeitproblem“, räumt er<br />

angesichts von Arbeitszeiten von 7.30<br />

bis 20 Uhr und mehr ein. Aber es sei<br />

auch schwierig, in die gewachsenen<br />

Netzwerke einzudringen.<br />

Den Durchbruch brachte ein Besuch<br />

von OB Martin Gerlach und des damaligen<br />

Citymanagers Reinhard Skusa.<br />

„Ich habe ihnen gesagt: Ich fühle<br />

mich einsam hier“, berichtet Motte,<br />

„am nächsten Tag hat Reinhard Skusa<br />

angerufen und vorgeschlagen: Wir<br />

gehen zusammen weg, ich stelle Ih-<br />

Frank Motte mit der Kunstguss-Figur<br />

„Der Gießer“, ein Symbol der SHW CT.<br />

Frank Motte musste als Manager von SHW CT erst<br />

warm werden mit der ostälbischen Mentalität<br />

nen Leute vor.“ Mit dem Sportler Uli<br />

Rost lernte er zudem die Wälder um<br />

Aalen fürs Nordic Walking schätzen.<br />

Auch den Charakter der Ostälbler<br />

schätzt er inzwischen: „Im Rheinland<br />

ist man sofort mit jedem per du, aber<br />

es bleibt oberflächlich. Hier ist man<br />

tiefgründiger.“ Habe man das Vertrauen<br />

erst mal gewonnen, bleibe<br />

dieses sehr zuverlässig.<br />

Als Geschäftsführer muss Frank Motte<br />

das Herzstück des Traditionskonzern<br />

SHW für den internationalen Wettbewerb<br />

fithalten. „Wir müssen Qualität<br />

bieten, um mit unseren hohen Löhnen<br />

und Energiekosten mithalten zu<br />

können“, sagt er. Die SHW CT zu einem<br />

eigenständigen Unternehmen,<br />

mit eigenen Strukturen zu machen,<br />

das ist sein Job.<br />

Und den macht er zusammen mit Ulrich<br />

Severing erfolgreich. Der Umsatz<br />

der gesamten CT-Gruppe stieg von 50<br />

auf 140 Millionen, Gießereien in Heidenheim<br />

und Kiel wurden zugekauft.<br />

Zudem wurde kräftig investiert, etwa<br />

in eine neue Modell-Lagerhalle und<br />

eine neue Gießerei.<br />

Frank Motte setzt auf den Standort<br />

Ostalb. Um das zu unterstreichen, hat<br />

er auch Anteile an SHW CT gekauft.<br />

„Ich glaube an das Unternehmen“,<br />

sagt er. Und inzwischen weiß er nicht<br />

nur die schöne Landschaft, sondern<br />

auch die Ostälbler an sich sehr zu<br />

schätzen. Rafael Binkowski<br />

MENSCHEN MACHER MÄRKTE I 24. November 2007<br />

Frank Motte muss als Geschäftsführer von SHW Casting Technologies die SHW-Tradition<br />

erhalten und trotzdem das Unternehmen reformieren. (Fotos: Oliver Giers)<br />

5


6 24. November 2007 I MENSCHEN MACHER MÄRKTE ERFOLGSGESCHICHTEN<br />

Eine schwäbische Patentschmiede<br />

Im Waldhäuser Gewerbegebiet<br />

steht an der Geißbergstraße ein<br />

Gebäude, das nach außen eher<br />

unscheinbar wirkt. In dessen Inneren<br />

findet sich eine schwäbische<br />

Patentschmiede mit enormem<br />

Potenzial. Franz Weller<br />

hat mit seinem Unternehmen<br />

Weller und Herden sowie den<br />

Tochterfirmen Rowe und Recan<br />

in den vergangenen Jahren Innovatives<br />

geleistet. Nicht nur<br />

im Sportbereich.<br />

„Weller und Herden steht für<br />

den Sportstättenbau – auf hohem<br />

Niveau“, erklärt Franz<br />

Weller. Dass der reine Sportstättenbau<br />

dem rührigen<br />

Schwaben nicht gereicht hat,<br />

zeigt sich schnell, wenn er von<br />

den Erfindungen spricht, an denen<br />

er maßgeblich beteiligt<br />

war – und noch ist.<br />

Forschungsprojekte, Neuentwicklungen,<br />

Innovatives – gepaart<br />

mit viel Know-how hat<br />

sich Franz Weller auf die Fahnen<br />

geschrieben und die Tochterfirmen<br />

Rowe (Spezial-Bauteile)<br />

und Recan (Entwicklung)<br />

als Spezialfirmen auf dem<br />

Markt etabliert. „Mit Weller<br />

und Herden sind wir als Deluxe-Ausstatter<br />

von Stadien am<br />

Markt“, stellt Weller fest.<br />

Aus dieser Arbeit habe sich<br />

manch Neues ergeben. Die<br />

SpeedSperrO-Box beispielsweise<br />

ist ein System, mit dem sich<br />

ganze Bereiche schnell und einfach<br />

absperren und Personenströme<br />

gezielt leiten lassen.<br />

Dieses System könne nicht nur<br />

in Stadien mit minimalem Personalaufwand<br />

in kürzester Zeit<br />

aufgebaut werden, sondern<br />

auch bei Demonstrationen<br />

oder überall dort, wo Sicherheitsabstand<br />

gefordert sei.<br />

In einer Box, die einer Litfaßsäule<br />

ähnlich sehe, befinde sich<br />

ein auf einer Spindel aufgerollter<br />

Zaun. „Als Zaun eignen sich<br />

unterschiedliche Materialien“,<br />

erläutert Weller. In ungefährlichen<br />

Bereichen setze man ein<br />

Sportnetz ein und erhalte so<br />

zum Beispiel zwei Kleinspielfelder<br />

mit Ballfangnetz. In gefährlichen<br />

Situationen dagegen<br />

Franz Weller, Geschäftsführer von Weller & Herden sowie den Tochterunternehmen<br />

Rowe und Recan hat mit Erfindergeist eine Weltfirma<br />

in Waldhausen auf dem Härtsfeld etabliert.<br />

(Fotos: Oliver Giers / privat)<br />

Franz Weller hat auf dem Härtsfeld eine Weltfirma aufgebaut und<br />

liefert Sportgeräte und mehr in die ganze Welt<br />

könne man ein Stahlnetz oder<br />

Kettennetz einsetzen. Damit<br />

eigne sich die Box sogar für den<br />

militärischen Bereich.<br />

„Wir arbeiten eng mit dem<br />

Fraunhofer Institut zusammen“,<br />

sagt der 58-jährige Tüftler.<br />

So sei die SpeedSperr0-Box<br />

eine gemeinsame Entwicklung<br />

von „Recan“ und des Fraunhofer<br />

Instituts.<br />

Eine weitere fruchtbare Zusammenarbeit<br />

gebe es derzeit mit<br />

Würth-Solerg von der Unternehmensgruppe<br />

Würth elektronik.<br />

„Der Trend in puncto<br />

Fußball geht hin zu Kleinspielfeldern<br />

mit Kunstrasen, einer<br />

Bande, Toren und einem Fangzaun“,<br />

sagt Franz Weller.<br />

Doch viele Vereine könnten<br />

sich eine solche Investition<br />

nicht leisten. Deshalb setze er<br />

die Idee um, Sport und Solarenergie<br />

zu verbinden. „Wir<br />

bauen auf ein solches Kleinspielfeld<br />

ein Dach mit einer Fotovoltaikanlage“,<br />

erläutert er.<br />

Mit der Stromeinspeisung<br />

könnten die Vereine den Löwenanteil,<br />

unter Umständen<br />

sogar die gesamten Baukosten<br />

wieder einfahren.<br />

„Unsere Philosophie lautet hier<br />

– wenn kleine Vereine eine<br />

solch moderne Anlage wollen,<br />

sollen sie diese auch verwirklichen<br />

können“, sagt Weller, der<br />

immer im Gespräch „mit der<br />

Basis“ ist, auf der Suche nach<br />

Problemlösungen. Deshalb<br />

sieht das Konzept hier auch vor,<br />

die Banden schnell ein- und<br />

ausbauen zu können, damit aus<br />

dem überdachten Spielfeld<br />

eine vom Wetter unabhängige<br />

Veranstaltungshalle werden<br />

kann, nicht nur für Vereinsfeste.<br />

Und im Sommer könne im<br />

Freien gespielt werden – denn<br />

die Fenster lassen sich hydraulisch<br />

beseitigen.<br />

Die SpeedSperrO-Box, von Recan entwickelt und bei Weller & Herden gebaut, ist ein System, mit dem sich<br />

verschiedene Bereiche schnell und einfach absperren lassen. Bei Bedarf können damit Personenströme gelenkt<br />

werden – nicht nur bei Sportveranstaltungen, sondern auch bei Demonstrationen.<br />

Doch nicht nur im Kleinen plane<br />

er das Hallensystem mit Fotovoltaik.<br />

„Wir haben eine Anfrage<br />

von Ajax Amsterdam und<br />

aus China“, erklärt der „Hans<br />

Dampf“, der einst in einer Garage<br />

mit seinem Unternehmen<br />

begonnen hat.<br />

Während die Mehrzweckhalle<br />

marktreif sei, arbeite er und<br />

sein Team aus „hochmotivierten<br />

Spezialisten“ gerade an einer<br />

weiteren Erfindung: ein<br />

System, mit dem in Sportstadien<br />

die Zeit- und Weitenmessung<br />

zentral erfolgen könne.<br />

„Wir arbeiten auf Hochtouren,<br />

denn wir wollen bei der Leichtathlethik-WM<br />

2009 im Berliner<br />

Olympiastadion die Erfindung<br />

einsetzen“, hebt Franz Weller<br />

hervor.<br />

Bislang werden bei Leichtathletik-Wettkämpfen<br />

die Zeiten<br />

und die Weiten an den ver-<br />

schiedenen Stationen per Laser<br />

erfasst, abgelesen und einzeln<br />

an eine Zentrale übermittelt.<br />

Jetzt sollen die Ergebnisse per<br />

Funk direkt einen Zentralrechner<br />

erreichen. Auf dem Gelände<br />

seien diverse Referenzpunkte<br />

verteilt. Über Erfassungstafeln<br />

werde dann beispielsweise<br />

beim Speerwurf die Weite ermittelt.<br />

Künftig seien mit dieser<br />

Erfindung weniger <strong>Menschen</strong><br />

nötig, die den Ablauf des Wettkampfs<br />

stören können. „Bevor<br />

dies zum Einsatz kommt, testen<br />

wir das alles noch vorher hier in<br />

der Region“, sagt der gelernte<br />

Kaufmann und Techniker, der<br />

die Firma Weller und Herden<br />

1989 gegründet hat.<br />

Auch im Behinderten-Sport hat<br />

Franz Weller mit seinen Entwicklungen<br />

für Verbesserungen<br />

gesorgt. So sind bereits besondere<br />

Plattformen für Roll-<br />

stuhlfechter realisiert, ebenso<br />

Entwicklungen für den Basketball<br />

und Sitzvolleyball. Aber<br />

auch die Absprungbalken für<br />

den Weitsprung hat Weller revolutioniert.<br />

„Die sind heute<br />

nicht mehr aus Holz, sondern<br />

aus einem aus Kunststoffgranulat,<br />

auch so eine Erfindung von<br />

uns“, erklärt er.<br />

Und die Zukunft immer fest im<br />

Blick arbeitet er an einem weiteren<br />

Projekt: Nachdem das<br />

Rapsöl als Treibstoff an Bedeutung<br />

gewinnt, ist er dabei, ein<br />

Gerät zu entwickeln, das erkennt,<br />

welche Qualität das<br />

Rapsöl besitzt. „Wir bleiben immer<br />

am Ball“, nimmt er ein Bild<br />

aus dem Sport auf. Und häufig<br />

hatte der Geschäftsführer auch<br />

die Nase vorn, wie die zahlreichen<br />

Patente, die das Unternehmen<br />

besitzt beweisen.<br />

Ulrike Schneider


ERFOLGS GESCHICHTEN<br />

Hidden Champion mit großer Tradition<br />

Weltweiter wirtschaftlicher Erfolg<br />

beruht nicht auf einer Zauberformel.<br />

Hidden Champions<br />

sind keine Wunderunternehmen.<br />

Erfolgsautor Hermann Simon<br />

hat die RUD-Gruppe in seinem<br />

neuesten Bestseller zum<br />

Hidden Champion des 21. Jahrhunderts<br />

gekürt.<br />

Die RUD-Gruppe war als weltweit<br />

agierendes und erfolgreiches<br />

Familienunternehmen bereits<br />

von zehn Jahren „amtierender“<br />

Hidden Champion. Die<br />

Geschäftsführung bewertet die<br />

neuerliche Titulierung als Erfolg.<br />

RUD wende durchaus alte Tugenden<br />

an, stets verbunden mit<br />

einem gesunden Mix aus bodenständigem<strong>Menschen</strong>verstand<br />

und modernen, professionellenManagement-Methoden,<br />

sagt Geschäftsführer<br />

Hansjörg Rieger. „Strategische<br />

Fragen wie: Was sind die technologischen<br />

Konzepte von<br />

morgen? Was können wir Neues<br />

schaffen? Wie können wir<br />

weiterhin am schnellsten, am<br />

effizientesten und effektivsten<br />

auf Veränderungen reagieren?<br />

Stellen wir uns als innovativer<br />

Pionier in der Rundstahlkettenbranche<br />

kontinuierlich?“<br />

Die langfristige Partnerschaft<br />

mit den Kunden, deren Zufriedenheit<br />

und Vertrauen in das<br />

Aalener Unternehmen stehen<br />

im Mittelpunkt des Handelns.<br />

„Wir bürgen für kundenorientierte,<br />

innovative Technik sowie<br />

höchste durchgängige<br />

Qualität und Sicherheit“, fügt<br />

Hansjörg Rieger hinzu.<br />

RUD hat in den vergangenen<br />

zehn Jahren nicht nur die Produktionsstandorte<br />

auf aktuell<br />

weltweit fünf erhöht, sondern<br />

auch die eigenen vertriebsfokussierten<br />

Töchter erheblich<br />

ausgebaut. Die Zahl der weltweiten<br />

Mitarbeiter stieg auf<br />

über 1100.<br />

Das Unternehmen widmet sich<br />

nicht nur den spektakulären<br />

Durchbruchinnovationen, son-<br />

Die RUD-Gruppe pflegt die Unternehmenskultur und ist<br />

in der globalisierten Welt erfolgreich angekommen<br />

dern führt auch kleine Innovationen<br />

stufenweise ein. „Innovation<br />

ist bei RUD Chefsache.<br />

Das Top-Management ist sehr<br />

oft aktiver Impulsgeber für und<br />

Durchsetzer von Innovationen“,<br />

definiert Öffentlichkeitsarbeiterin<br />

Marina Grupp. Oft<br />

seien für den Innovationserfolg<br />

Köpfe und Qualität wichtiger<br />

als Budgets. Alle Kunden seien<br />

eine wesentliche Ideenquelle<br />

und würden in den Innovationsprozess<br />

eingebunden.<br />

Marktanteil, fortschrittliche<br />

Technologien, effektives und<br />

effizientes Customer Relationship<br />

Management – das sind<br />

wesentliche Parameter für die<br />

Marktführerschaft, die RUD als<br />

einer der ältesten und renommiertesten<br />

Kettenhersteller auf<br />

dem Globus seit jeher inne hat.<br />

„Unser Top-Management legt<br />

sehr hohen Wert auf direkte,<br />

regelmäßige Kundenkontakte<br />

und praktiziert diese im Alltag.<br />

Dieses Verhalten bringt positive<br />

Effekte sowohl für die eigene<br />

Information als auch für die<br />

Motivation unserer Mitarbeiter“,<br />

erklärt Marina Grupp.<br />

Ein intensives Schulungs- und<br />

Trainingsprogramm für das gesamte<br />

RUD-Team sowie die<br />

Mitarbeiter der Kunden und<br />

Partner im „Center for Chain<br />

Knowledge“ sorgt dafür, dass<br />

das exzellente Produkt-Knowhow<br />

und qualitative Kompetenz<br />

vorhanden sind. Zur Bewältigung<br />

von Herausforderungen<br />

zieht RUD entsprechend<br />

breite und leistungsstarke<br />

Expertenteams zusammen,<br />

die in einer flachen Hierarchie<br />

Die Geschäftsführung der RUD Gruppe hat einige der neuen Auszubildenden<br />

begrüßt.<br />

und vertrauensvollen Kultur als<br />

flexibles Team die besten Lösungen<br />

erarbeiten.<br />

Globalisierung ist für RUD ein<br />

wesentlicher, zweiter Wachstumstreiber.<br />

Die Globalisierung<br />

der RUD Gruppe hat mehrere<br />

Generationen gedauert und<br />

eine große Ausdauer erfordert.<br />

„Klar, zwischenzeitliche Rückschläge<br />

waren die Regel, eine<br />

Mit der neuesten Innovation von RUD arbeiten die Kunden des Kettenherstellers bereits: Ketten und Haken<br />

der Güteklasse 12, unter dem Namen ICE auf dem Markt. (Fotos: RUD)<br />

erhebliche Frustrationstoleranz<br />

war notwendig. Nach China<br />

wird auch Indien zunehmend<br />

zur Pflichtübung, dort haben<br />

wir erst kürzlich unsere neue<br />

Tochter RUD India Chain PVT<br />

Ltd. gegründet und fest etabliert“,<br />

erzählt Jörg S. Rieger.<br />

Die Internationalisierung wird<br />

als Lernprozess verstanden.<br />

„Wir verstehen uns als Unternehmen,<br />

das die Grenzen der<br />

nationalen <strong>Märkte</strong> überwunden<br />

hat und sich als Weltbürger<br />

identifiziert“, sagt er. Für RUD<br />

gibt es maximal sechs wirklich<br />

relevante Konkurrenten.<br />

Wertschöpfungs- und Fertigungstiefe<br />

haben sich in der<br />

RUD Gruppe über die letzten<br />

Jahre vermindert. Die Präferenz<br />

fürs Selbermachen basiere<br />

nicht auf einer Ideologie, sondern<br />

auf wirtschaftlich vernünftigen<br />

Anpassungen, erklärt<br />

die RUD-Geschäftsführung.<br />

„In unseren Kernkompetenzen<br />

Umformung, Schweißen,<br />

Wärmebehandlung und<br />

Oberflächentechnik bevorzugen<br />

wir nach wie vor hohe Fertigungstiefen<br />

und vermeiden<br />

Outsourcing. Der Grund hierfür<br />

liegt hauptsächlich in den angebotenen<br />

Technologien, die<br />

nur intern gemanagt werden<br />

können“, sagt Hansjörg Rieger.<br />

Die Mitarbeitertreue in der<br />

RUD-Gruppe ist Benchmark in<br />

der Branche. Die Fluktuationsrate<br />

liegt unter zwei Prozent –<br />

Durchschnitt deutsche Wirtschaft<br />

sieben Prozent. Firmentreue,<br />

Qualifikation, Motivation<br />

und Flexibilität der Mitarbeiter<br />

werden in der gesamten<br />

RUD-Gruppe als ausgesprochene<br />

Stärken gesehen. „Eine<br />

niedrige Fluktuation ist strategisch<br />

noch wichtiger als ein<br />

niedriger Krankenstand, denn<br />

dies reduziert unsere Kosten<br />

für Neueinstellungen und<br />

macht Investitionen in Aus- und<br />

Weiterbildung rentabel“, sagt<br />

Rieger.<br />

Multifunktionale Einsetzbarkeit<br />

und Rotation in den Funk-<br />

MENSCHEN MACHER MÄRKTE I 24. November 2007<br />

tionen sind in der RUD Gruppe<br />

relativ verbreitet. Aus dieser<br />

Flexibilität ergibt sich die hohe<br />

Leistungsfähigkeit bei gleichzeitig<br />

relativ geringen Kosten.<br />

„Die Gewinnung hoch qualifizierter<br />

Mitarbeiter ist für RUD<br />

eine große Herausforderung,<br />

der wir uns erfolgreich stellen“,<br />

erklärt Rieger. Sascha Kurz<br />

7<br />

Meilensteine der Marktführerschaft<br />

� 1953 RUD erster Kettenhersteller,<br />

der den H1 Prüfstempel<br />

für hochfeste Güteketten erhält.<br />

� 1972 amtliche Zulassung zur<br />

Herstellung von Rundstahlketten.<br />

� 1992 kam Zertifizierung des<br />

Qualitätssicherungssystems<br />

nach DIN/ISO 9001 als erstes<br />

Unternehmen der Branche hinzu.<br />

� 1994 Als erster Zulassung für<br />

die VIP Sondergüte. 2001 Erster<br />

Kettenhersteller, der mit integriertem<br />

Qualitäts- und Umweltmanagementsystem<br />

nach<br />

ISO 9001/14001 zertifiziert wurde.<br />

� 2006 Zulassung für Anschlagketten<br />

in Güteklasse 10 nach<br />

PAS 1061 und Einzelteile für<br />

Anschlagketten in Güteklasse<br />

10.<br />

� 2007 Zulassung für ICE Sondergüte<br />

Güteklasse 12<br />

Hermann Simon:<br />

Hidden Champions<br />

des 21. Jahrhunderts<br />

Der Bonner Unternehmensberater<br />

und frühere Marketing-<br />

Professor Hermann Simon hat<br />

seine Idee der Darstellung von<br />

unbekannten Marktführern<br />

fortgeschrieben. Er beschreibt,<br />

wie sich die „Hidden Champions<br />

des 21. Jahrhunderts“ weiterentwickelt<br />

haben.<br />

Hermann Simon versucht den<br />

Geheimnissen des Erfolgs der<br />

Hidden Champions auf den<br />

Grund zu gehen.<br />

Das Buch sollte nicht als simplizistische<br />

Erfolgsformel interpretiert<br />

werden. Wenn auch<br />

der Erfolg der von Simon beschriebenen<br />

Unternehmen erklärbar<br />

ist und keiner Zauberformel<br />

entspringt, lassen sich<br />

die Erfolgsstorys nicht eins zu<br />

eins aufs eigene Unternehmen<br />

anwenden.<br />

Dennoch: In China reißt man<br />

sich um das Werk. Gerade ist es<br />

dort in der dritten Auflage erschienen.<br />

Hidden Champions haben oft<br />

eine Abneigung gegenüber<br />

strategischen Allianzen. Sie<br />

wollen Probleme alleine lösen.<br />

Wer Hermann Simons Buch<br />

liest, bekommt ein Gespür dafür,<br />

wie der (erfolgreiche) deutsche<br />

Mittelstand tickt. sk


8 24. November 2007 I MENSCHEN MACHER MÄRKTE ERFOLGSGESCHICHTEN<br />

Herrschaftliches für die Welt<br />

Was haben das Schloss Bellevue<br />

in Berlin, das Schloss in Ludwigsburg,<br />

das Casino Baden-<br />

Baden und einige Königshäuser<br />

in Nahost gemeinsam? Sie alle<br />

schmücken sich mit Leuchtern<br />

aus der Gmünder Manufaktur<br />

Reinhold Palme und Söhne. Die<br />

gibt es schon seit 1724.<br />

„Eine echte Marktnische“, weiß<br />

Inhaber Gerhard Palme, der das<br />

Geschäft heute zusammen mit<br />

seiner Schwester Roswitha Palme<br />

und Bruder Christian führt.<br />

Billigproduzenten aus Fernost<br />

können nicht mithalten. Weil<br />

sie die Qualität und Originalität<br />

nicht liefern können. Bei Palme<br />

sieht ein historischer Leuchter<br />

aus wie aus früheren Jahrhunderten.<br />

„Das beginnt schon bei<br />

der Wahl der Glassorten“, so<br />

Gerhard Palme. In früheren<br />

Jahrhunderten gab es nicht immer<br />

das hochglänzende Material,<br />

das er bei Bedarf auch verarbeitet.<br />

Wenn er „Birnl“,<br />

„Koppen“ und „Pendel“, wie<br />

einige der gläsernen Einzelteile<br />

heißen, zusammenfügt, passt<br />

es zur Epoche. Auch zur heutigen<br />

Zeit.<br />

Ende der 80er Jahre, kurz vor<br />

dem Fall der Mauer, wurde der<br />

Leuchten Manufaktur Reinhold Palme und Söhne –<br />

Tradition in der exklusiven Marktnische seit 1724<br />

Amtssitz des Bundespräsidenten<br />

von Grund auf erneuert. Da<br />

war so mancher Leuchter mit<br />

einem Durchmesser von zwei<br />

Metern und drei Metern Höhe<br />

unterwegs in die Bundeshauptstadt.<br />

„Man kann sich heute<br />

nicht mehr vorstellen“, so Palme,<br />

„wie das damals an der<br />

DDR-Grenze war.“ Lange Wartezeiten<br />

und endlose Erklärungen<br />

waren nötig, um die<br />

Glanzsstücke zum Zielort zu<br />

bringen. Für Palme sind solche<br />

Aufträge auch exzellente Ausstellungsstücke.<br />

So spricht sich<br />

die Kompetenz des Gmünder<br />

Betriebes, der bald 300 Jahre<br />

alt wird, weiter. In den Schlössern<br />

des Landes Baden-Württemberg<br />

und auch in Bayern ist<br />

Palme fast zuhause. „Bei kleineren<br />

Aufträgen verzichtet der<br />

Staat dann auf eine Ausschreibung<br />

und meldet sich direkt bei<br />

uns“, so Roswitha Palme.<br />

Fast immer sind mit einem Auftrag<br />

Vor-Ort-Termine verbunden.<br />

Eher selten kommen die<br />

Auftraggeber direkt in die Sebaldstraße<br />

nach Schwäbisch<br />

Gmünd. Obwohl sich auch das<br />

lohnen würde. Was dort an Decken<br />

und Wänden hängt, stün-<br />

Gerhard Palme fertigt fast alle Teile für die Kronleuchter im eigenen<br />

Werk.<br />

Aalen, November 2007 - Die<br />

Wirtschaft boomt. Arbeitsmarktforscher<br />

gehen davon aus, dass<br />

sich der Beschäftigungstrend in<br />

den kommenden Monaten weiter<br />

positiv entwickelt. Allerdings<br />

kommt die positive Entwicklung<br />

auf dem Arbeitsmarkt nicht allen<br />

zugute. Während sich die<br />

Unternehmen vor allem um gut<br />

ausgebildete Arbeitnehmer reißen,<br />

bleiben Geringqualifizierte im<br />

Wettlauf um einen Job auf der<br />

Strecke. <strong>Menschen</strong>, die auf dem<br />

herkömmlichen Bildungsweg weniger<br />

Chancen auf ein berufliches<br />

Weiterkommen haben, bietet<br />

Zeitarbeit interessante Perspektiven.<br />

Deutschlands führender<br />

Personaldienstleister Randstad<br />

setzt dabei auf eine modulare<br />

Qualifizierung, um <strong>Menschen</strong><br />

ohne eine abgeschlossene<br />

Berufsausbildung fit für den<br />

Arbeitsmarkt zu machen. „Wir<br />

begleiten unsere Mitarbeiter auf<br />

dem Weg zu einem von der IHK<br />

zertifizierten Abschluss. Durch<br />

wechselnde Kundeneinsätze erhalten<br />

sie vielfältige Erfahrung und<br />

erwerben Fachwissen“, sagt<br />

Torsten Hartmann, Niederlassungsleiter<br />

bei Randstad in Aalen.<br />

Gemeinsam mit dem Deutschen<br />

Industrie- und Handelskammertag<br />

(DIHK), der regionalen Industrieund<br />

Handelskammer (IHK) Koblenz<br />

sowie dem Bundesinstitut für<br />

de jedem Schloss<br />

gut an. Herrschaftlicher<br />

Glanz in bürgerlicher<br />

Umgebung.<br />

Einen Schritt weiter<br />

steht der Besucher<br />

in den<br />

Werkstätten. Da<br />

wird alles produziert.<br />

Vom Messingteil<br />

über Aufhängevorrichtungen<br />

bis zum stilgerechtenSchalter.<br />

Viel Erfahrung<br />

gehört<br />

dazu, aus tausenden<br />

kleiner Glassteine<br />

glänzende<br />

Leuchter zu produzieren.<br />

Oder<br />

historische Kostbarkeitenentsprechend<br />

zu renovieren.<br />

„Da<br />

gibt es immer<br />

noch viel zu tun“,<br />

so Palme. Schließlich<br />

sind viele der<br />

ersten elektrischen<br />

Leuchter inzwischen 100<br />

Jahre alt. Höchste Zeit, sie auf<br />

den Stand der Technik zu brin-<br />

So glänzt es im Schloss Bellevue<br />

und anderswo.<br />

Lichtzauber für die großen Häuser der Welt: Kronleuchter in allen Variationen kommen aus der Firma Palme in Schwäbisch<br />

Gmünd. (Fotos: Tom)<br />

gen. Bei Palme verlassen sie mit<br />

dem VDE-Zeichen das Haus.<br />

Der kleine Betrieb war nicht immer<br />

mitten in Schwäbisch<br />

Gmünd. Er stammt aus Haida in<br />

Böhmen, einem bekannten<br />

Glas-Ort. „Fast jedes Haus hatte<br />

dort irgendwie mit Glas zu<br />

tun“, so die Nachfahren. Nach<br />

dem Krieg kam man wie viele<br />

andere aus der Glas-Branche<br />

nach Gmünd. Von den vielen<br />

Unternehmen aus dem Raum<br />

Gablonz, die in Gmünd vor allem<br />

Glasperlen und Glasschmuck<br />

produzierten, sind<br />

kaum noch welche übrig. Palme<br />

ist mit den Leuchtern nach<br />

wie vor am Markt. „Vielleicht<br />

Mit Qualifizierung zum Traumjob<br />

„Lernen im Job“ – Kompetenzerwerb in der Zeitarbeit<br />

Berufsbildung (BIBB) hat Randstad<br />

das Qualifizierungsprogramm<br />

„Lernen im Job – Kompetenzerwerb<br />

in der Zeitarbeit“ etabliert.<br />

Gering Qualifizierte erhalten dabei<br />

die Möglichkeit, während ihrer<br />

Einsätze bei Kundenunternehmen<br />

verschiedene Module zu durchlaufen<br />

und einen zertifizierten<br />

Abschluss der IHK zu erlangen.<br />

Ähnlich einem Baukastensystem<br />

orientieren sich die verschiedenen<br />

Aufgaben an den Tätigkeiten der<br />

Kundeneinsätze und den<br />

Rahmenlehrplänen bestehender<br />

Berufsausbildungen. Hat ein<br />

Mitarbeiter ein Qualifizierungsmodul<br />

erfolgreich abgeschlossen,<br />

erhält er einen Vermerk in seinem<br />

persönlichen Qualifizierungspass.<br />

Am Ende der Maßnahme erfolgen<br />

eine mündliche und eine schriftliche<br />

Prüfung bei der IHK. Das<br />

Projekt umfasst drei Berufsfelder:<br />

den/die Lagerassistent/in und<br />

den/die Produktionsassistent/in im<br />

gewerblichen Bereich sowie<br />

den/die Büroassistent/in im kaufmännischen<br />

Bereich. Eine branchenweite<br />

Ausdehnung wird in<br />

Zusammenarbeit mit den<br />

Verbänden der Zeitarbeitsbranche<br />

und unter Einbeziehung der<br />

Bundesvereinigung der Deutschen<br />

Arbeitgeberverbände angestrebt.<br />

Dass Zeitarbeit voll im Trend liegt,<br />

zeigen die aktuellen Zahlen der<br />

Bundesagentur für Arbeit.<br />

Demnach waren Ende Juni des vergangenen<br />

Jahres über eine halbe<br />

Million Arbeitnehmer bei Zeitarbeitsunternehmen<br />

im Einsatz.<br />

Allein Marktführer Randstad<br />

beschäftigte im Jahr 2006 rund<br />

44.000 Mitarbeiter. Knapp 200<br />

Mitarbeiter sind derzeit in der<br />

Aalener Niederlassung unter<br />

Vertrag, die täglich bei zahlreichen<br />

Unternehmen in der Region in den<br />

unterschiedlichsten Bereichen tätig<br />

sind. „Wir unterstützen Arbeitssuchende<br />

und <strong>Menschen</strong>, die ihre derzeitige<br />

berufliche Situation verbessern<br />

möchten, den passenden Arbeitsplatz<br />

zu finden“, sagt Hartmann.<br />

Aktuell hat Randstad in der Region<br />

Aalen rund 35 offene Stellen im<br />

kaufmännischen und im gewerblichen<br />

Bereich zu besetzen. Die<br />

Randstad Vertriebsdisponenten sind<br />

dabei nicht nur für die Vermittlung<br />

in Kundenunternehmen zuständig,<br />

sondern beraten die<br />

Bewerber auch in Karrierefragen.<br />

auch in der nächsten Generation“,<br />

so hofft der Inhaber.<br />

Schlösser und anspruchsvolle<br />

Privatleute wollen auch in Zukunft<br />

bedient sein.<br />

Kuno Staudenmaier<br />

Roswitha Palme mit einem Prachtstück, das nicht nur in Herrschaftshäusern<br />

beliebt ist.<br />

Weitere Informationen gibt<br />

es im Internet unter<br />

www.randstad.de oder in<br />

Anzeige<br />

der Niederlassung Aalen,<br />

Löwenstraße 10,<br />

Telefon 0 73 61 - 9 67 30.


ERFOLGS GESCHICHTEN<br />

Der Chief Officer<br />

Seit der Übernahme der Ellwanger<br />

Varta Microbattery durch den österreichischen<br />

Investor Global Equity<br />

Partners (GEP) hat sich manches geändert<br />

in dem Betrieb. Nicht alles ging<br />

ganz geräuschlos vor sich, doch die<br />

derzeitige Entwicklung scheint den<br />

neuen Bossen Recht zu geben. Neu im<br />

Geschäftsführer-Duo vor Ort ist Herbert<br />

Schein.<br />

Die Österreicher haben viel vor mit<br />

der Varta. Kommendes Jahr will man<br />

damit sogar an die Börse gehen; die<br />

Varta Microbattery wurde zu diesem<br />

Behuf mit dem schweizerischen Luftfahrtzulieferer<br />

Alu Menziken und<br />

dem österreichischen Spezialmaschinenhersteller<br />

MNI in den neugegründeten<br />

„Montana Tech Components“-Mischkonzern<br />

eingebracht.<br />

An der Spitze des Ellwanger Betriebs<br />

hat sich auch einiges getan. Der bisherige<br />

kaufmännische Geschäftsführer<br />

der Varta Microbattery, Siegfried<br />

Scheeler, wurde vom neuen Besitzer<br />

in dieser Position übernommen (Bereiche<br />

Finanzwesen und EDV), neu<br />

am Varta-Olymp, wenngleich nicht<br />

neu in der Firma, ist dagegen Herbert<br />

Schein.<br />

Er stieg zum „Chief Operation Officer“<br />

auf, nachdem der frühere Geschäftsführer<br />

Dejan Ilic von den neuen<br />

Eigentümern entfernt worden<br />

war.<br />

Der 41-Jährige gebürtige Nördlinger<br />

Herbert Schein hat die Varta sozusagen<br />

im Blut; seit 16 Jahren arbeitet er<br />

Wie ist die Lage, wie wird sich die<br />

Konjunktur entwickeln? Wir haben<br />

Chefs und Entscheider der<br />

Wirtschaft in Ostwürttemberg gefragt.<br />

Hier die Antwort von<br />

Johannes Werner<br />

Vorstandssprecher der Kreissparkasse<br />

Ostalb<br />

Der Aufschwung in Deutschland ist<br />

robust. Ein Wirtschaftswachstum<br />

von voraussichtlich über 2 Prozent<br />

auch im Jahr 2008 ist ein sehr positives<br />

Zeichen, besonders im Vergleich<br />

zu den sehr bescheidenen Werten<br />

am Anfang des neuen Jahrtausends,<br />

also<br />

in den Jahren<br />

2001 bis<br />

2004.<br />

Gleichzeitig<br />

hält sich die<br />

Inflationsrate<br />

immer<br />

noch in vertretbaren<br />

Grenzen.<br />

Besonders<br />

erfreulich ist<br />

die innerhalb<br />

von gerade einmal zwei Jahren<br />

um 1,5 Millionen auf derzeit rd.<br />

3,5 Millionen gesunkene Arbeitslosenzahl.<br />

Das hat einen immensen<br />

Kaufkraftzuwachs der Bevölkerung<br />

und dadurch eine deutliche Stärkung<br />

der Binnenwirtschaft zur Folge.<br />

Gleichzeitig entlasten die gestiegenen<br />

Steuer- und Beitragszahlungen<br />

die gesetzlichen Sozialversicherungen<br />

wie auch den Staatshaushalt.<br />

Konjunkturbelastend<br />

wirkt jedoch die anhaltende Dollarschwäche,<br />

die negative Auswirkungen<br />

für die Exportwirtschaft in<br />

den Dollarraum hat. Allerdings wickelt<br />

die deutsche Volkswirtschaft<br />

seit Jahren beträchtliche Exportumsätze<br />

auf Eurobasis ab.<br />

Auch die stetig steigenden Rohstoffpreise,<br />

allen voran für das Rohöl,<br />

wirken konjunkturdämpfend<br />

und werden derzeit nur durch die<br />

Stärke des Euro etwas abgemildert.<br />

In der aktuellen, konjunkturellen<br />

Situation ist es daher auch wichtig,<br />

dass es nicht zu überzogenen Tarifabschlüssen<br />

kommt, die die internationale<br />

Wettbewerbsfähigkeit<br />

der deutschen Wirtschaft und damit<br />

auch die Konjunktur nachhaltig<br />

beeinträchtigen können.<br />

Der neue Geschäftsführer ist ein<br />

bewährter Varta-Mann<br />

in dem Ellwanger Unternehmen, begann<br />

im Alter von 25 Jahren als Ingenieur<br />

im Bereich Qualitätssicherung<br />

und Applikation und arbeitete sich<br />

über verschiedene Positionen hoch;<br />

so war er zum Beispiel auch Produktmanager<br />

für die USA und Europa und<br />

ab 2002 verantwortlich für die Hörgerätebatterien.<br />

Jetzt hat die GEP seine Leistungen gewürdigt,<br />

indem sie ihn ganz nach<br />

oben hob.<br />

Als „Chief Operation Officer“ ist Herbert<br />

Schein Geschäftsführer für die<br />

Bereiche Forschung und Entwicklung,<br />

Produktion, die Supply-Chain, Engi-<br />

neering, Produktmanagement und<br />

Marketing.<br />

Der Familienvater – seine beiden<br />

Töchter sind fünf und sieben Jahre alt<br />

– fühlt sich im Raum Ellwangen und<br />

seiner Rieser Heimat pudelwohl;<br />

Wohnort ist das nordöstlich von<br />

Nördlingen gelegene Munningen. Er<br />

liebt die Landschaft und die Mentalität<br />

der <strong>Menschen</strong>, wie er sagt und ist<br />

froh, eine solche Position wie die jetzt<br />

erreichte in seiner Heimat ausfüllen<br />

zu können.<br />

Wermutstropfen: Die Fülle seiner<br />

Aufgaben lässt ihm nur wenig Zeit für<br />

seine Hobbys; Herbert Schein ist begeisterter<br />

Skifahrer.<br />

MENSCHEN MACHER MÄRKTE I 24. November 2007<br />

Herbert Schein ist neuer „Chief Operation Officer“ der Varta Microbattery.<br />

(Foto: Franz Rathgeb)<br />

9


10 24. November 2007 I MENSCHEN MACHER MÄRKTE ERFOLGSGESCHICHTEN<br />

Familienbetrieb mit internationalem Engagement<br />

Die Anfänge liegen in der Metallbearbeitung.<br />

Mittlerweile<br />

ist das Familienunternehmen<br />

Lipp in Tannhausen zum global<br />

player in Sachen Bioenergie-<br />

Anlagen geworden.<br />

Die kleine Maschine wickelt 85<br />

Prozent des Umsatzes ab. Im<br />

Sinne des Wortes: Die Maschine<br />

besteht aus Rollen, Umlenkern,<br />

Zahnrädern und zehn Elektromotoren<br />

und wickelt aus 50<br />

Zentimeter breiten Metallrollen<br />

runde Hüllen unterschiedlichen<br />

Durchmessers. Durch einen<br />

geschickten Falz wird eine<br />

hohe Stabilität der selbsttragenden<br />

Türme und Becken aus<br />

höchstens fünf Millimeter dicken<br />

Stahlwänden erreicht.<br />

Mit 50 Leuten macht Lipp bald<br />

zwölf Millionen Euro Jahresumsatz.<br />

Gut die Hälfte der Mitarbeiter<br />

ist Woche für Woche auf<br />

Montage: Auf dem Lastwagen,<br />

Lipp System in Tannhausen<br />

Anlagenbau, Umwelttechnik, erneuerbare Bioenergie<br />

mit dem sie am frühen Montagmorgen<br />

aufbrechen, ist immer<br />

eine Wickelmaschine, sind für<br />

das Objekt genau berechnete<br />

Materialien vom Walzblech bis<br />

zur Unterlegscheibe.<br />

Zwei bis vier Männer pro Bautrupp<br />

lassen daraus meist auf<br />

Bauernhöfen unterschiedlich<br />

große Behälter für Grünschnitt<br />

oder Gülle, für Getreide oder<br />

allerlei biologische Gemische<br />

entstehen.<br />

Dabei sind die Wickelmaschinen<br />

auf kreisrunden Montagegerüsten<br />

fixiert, spulen das Metallband<br />

ab, verfalzen die vertikalen<br />

Lagen miteinander und<br />

schieben Runde für Runde den<br />

Turm in die Höhe. Gegebenenfalls<br />

wird auf die ersten Wandzirkel<br />

ein Dach gebaut, schließlich<br />

das ganze Gebäude in ein<br />

Betonfundament verankert.<br />

Die Silos dienen zumeist der La-<br />

Das Silo ist mit dem Dach Runde für Runde hochgeschoben worden,<br />

jetzt wird die Außenhaut wärmeisoliert und verblendet.<br />

In Nordrhein-Westfalen, in Niedersachsen entstehen gerade viele Anlagen wie diese mit der Lipp-Technologie. Wichtiger internationaler<br />

Partner ist seit Jahren China, wo Lipp in zwei Joint ventures engagiert ist.<br />

gerung von biologischen Stoffen,<br />

die so behandelt werden,<br />

dass einerseits Gas entsteht, aus<br />

dem Energie gewonnen wird.<br />

Die Biomasse wird dadurch andererseits<br />

zu einer geruchsarmen<br />

Substanz, die als guter<br />

Dünger oder Pflanzerde verwendet<br />

werden kann. Das zurückbleibende<br />

Wasser kann für<br />

die Bewässerung von Feld und<br />

Flur genutzt werden. Das Unternehmen<br />

Lipp liefert nicht<br />

nur die Silohülle, sondern ganze<br />

Biogas-Anlagen als Komplettlösungen.<br />

Wer mit einer solchen Anlage<br />

Strom macht, kann diesen für<br />

gutes Geld in das allgemeine<br />

Stromnetz einspeisen. In der<br />

Regel fällt auch Prozesswärme<br />

an, die auf dem Hof genutzt<br />

werden kann. Oder die Biomasse-Anlage<br />

wird von vorn herein<br />

mit einem Blockheizkraftwerk,<br />

für Fernwärme- und Stromerzeugung<br />

also konzipiert. Solche<br />

zum Teil sehr großen Anlagen<br />

entstehen als Gemeinschaftsprojekte<br />

immer öfter.<br />

Mehrere Landwirte tun sich zusammen<br />

und betreiben ein fast<br />

schon industrielles Werk, bei<br />

dem aus Gülle und nachwachsenden<br />

Rohstoffen nach einer<br />

von Lipp errechneten Rezeptur<br />

ein Brei gemixt und verwertet<br />

wird. In Japan ist gerade eine<br />

große Anlage für den biologischen<br />

Hausmüll von 60.000<br />

<strong>Menschen</strong> in Betrieb gegangen,<br />

die größte Biogasanlage<br />

Japans.<br />

In China arbeiten Joint-Ventu-<br />

re-Unternehmen mit der Lipp-<br />

Technologie, Lipp Tannhausen<br />

ist jeweils beteiligt. Die Anfänge<br />

des Unternehmens waren in<br />

Stillau.<br />

In der Flaschnerei entwickelte<br />

Xaver Lipp, Vater des heutigen<br />

Alleingeschäftsführers Roland<br />

Lipp, allerlei pfiffige Lösungen<br />

mit Blech. Den Lipp-Boden zum<br />

Beispiel, eine schlaue Platte, die<br />

mit zwei Gummihammerschlägen<br />

am Ende einer Dachrinne<br />

zu befestigen waren und teures<br />

Löten ersparte.<br />

Ein Renner, sagt Roland Lipp,<br />

solange das zwanzigjährige Patent<br />

reichte. Dann musste etwas<br />

anderes her., Xaver Lipp erfand<br />

den Silowickler, die Idee<br />

wurde verfeinert, patentiert<br />

und weiterentwickelt. In den<br />

vergangenen Monaten ist dem<br />

Unternehmer ein neuer Entwicklungsschritt<br />

gelungen.<br />

Statt teure Edelstahlbleche zu<br />

verarbeiten, kleben die Lipps in<br />

Tannhausen aus einem einfachen<br />

verzinkten Stahlblech und<br />

einem dünnen Edelstahlblech<br />

ein Sandwich zusammen, welchen<br />

Werkstoff sie Verinox<br />

nennen.<br />

So werden Kosten und Ressourcen<br />

gespart, die umweltfreundliche<br />

Biomasse-Technologie<br />

wird billig und all das dank einer<br />

der Idee aus dem Land der<br />

Talente und Patente genug für<br />

einen ehrenwerten dritten<br />

Platz beim diesjährigen Technologie-Oscar<br />

des Landes, dem<br />

Eberle-Preis.<br />

Rainer Wiese


ERFOLGS GESCHICHTEN<br />

Fast jedes Stück ein Unikat<br />

Ideenschmiede. Tüftlerwerkstatt.<br />

Garagenfirma. Auch<br />

wenn es „auratec“ nun schon<br />

seit elf Jahren gibt und die „Garage“<br />

so recht eigentlich keine<br />

war - all diese, in der Wirtschaft<br />

positiv gemeinten Bezeichnungen,<br />

passen zu dem in Wasseralfingen<br />

ansässigen Unternehmen.<br />

Dessen Team arbeitet inzwischen<br />

für Kunden weltweit<br />

und produziert trotzdem fast<br />

nur Unikate.<br />

Wenn Sonden durchs Weltall<br />

fliegen - wer prüft eigentlich,<br />

ob die Solarzellen, die sie versorgen,<br />

bis ans Ziel durchhalten?<br />

Wenn Spülmaschinen jahrelang<br />

Dienst tun - wer prüft,<br />

ob Pumpen, Heizungen oder<br />

Ventile die Dauerbelastung<br />

überleben? Wenn Autos hunderttausende<br />

Kilometer unterwegs<br />

sind - wer prüft, ob die<br />

Belastbarkeit der Filteranlagen<br />

diesen Ansprüchen genügt?<br />

Auf diese und viele ähnliche<br />

Frage gibt es eine Antwort: individuell<br />

gefertigte Prüfstände<br />

der Firma „auratec“ - hergestellt<br />

für die jeweilige Forschungsabteilung<br />

des Auftraggebers,<br />

als Einzelstücke angefertigt<br />

in enger Zusammenarbeit<br />

mit dem Kunden.<br />

„Wir analysieren Wünsche, Anforderungen<br />

und Ist-Zustand<br />

und bieten dann eine möglichst<br />

optimale System-Lösung an“,<br />

erzählt Vera Kurz, die 1985 als<br />

Vorläufer von „auratec“ zunächst<br />

ein Ingenieurbüro gegründet<br />

hat und nun seit 1996<br />

das Unternehmen zusammen<br />

mit Jürgen Trinkle als GmbH für<br />

Automations- und Rationalisierungstechnik<br />

im Bereich Prüfstandsbau<br />

und Messtechnik<br />

führt. „Schon im Firmennamen<br />

sollte zum Ausdruck kommen,<br />

„auratec“ in Wasseralfingen produziert<br />

Prüfstände für Forschungsabteilungen<br />

dass wir als Ingenieurteam<br />

nicht festgelegt<br />

sind auf<br />

einen bestimmtenBereich,<br />

sondern<br />

Systeme entwickelnwollen,<br />

die bis ins<br />

kleinste Detail<br />

in das Gesamtkonzept<br />

des<br />

Kunden passen“,<br />

erinnert<br />

sich Vera Kurz<br />

zurück.<br />

Vorher, ab<br />

1975, hatte<br />

die ehemalige<br />

Rosenheimerin<br />

ihr Elektronik-Studium<br />

an der<br />

Fachhochschule<br />

Aalen begonnen<br />

- als<br />

zweite Studentin<br />

in diesemFachbereich<br />

überhaupt. Den Praktikumsplatz<br />

musste ihr damals<br />

noch die Hochschule besorgen,<br />

denn einer Frau traute man<br />

technische Erfahrung gar nicht<br />

zu, schmunzelt Vera Kurz<br />

. Nach dem erfolgreichen Studienabschluss<br />

hatte sie Führungserfahrung<br />

in der Elektroabteilung<br />

eines Pressenherstellers<br />

gesammelt. Dort hat sie von<br />

1982 bis 84 gearbeitet und war<br />

schnell in eine verantwortliche<br />

Rolle hineingewachsen. Dann<br />

kamen die drei Söhne. Und weil<br />

sie in dieser familiären Situation<br />

keinen geeigneten Arbeitsplatz<br />

fand, hat sich Vera Kurz<br />

einfach selbstständig gemacht.<br />

Als Programmiererin. Parallel<br />

Intensive Diskussionen der Experten sind nötig, wenn für den Kunden maßgeschneiderte<br />

Unikate entstehen (v.l.) Vera Kurz, Jürgen Trinkle und Kurt Beck. (Foto: Eva Gaida)<br />

dazu lehrte sie an der Fachhochschule.<br />

14 Jahre lang. Als<br />

1995 ihr jüngster Sohn in die<br />

Schule kam, war das auch der<br />

Startschuss für „auratec“. „Ich<br />

habe an der Fachhochschule einen<br />

geeigneten Partner gesucht,<br />

einen, der sein aktuelles<br />

technisches Wissen ins Unternehmen<br />

einbringen konnte“,<br />

erzählt Kurz.<br />

Die Idee ist aufgegangen: Inzwischen<br />

hat das Wasseralfinger<br />

Unternehmen zehn Beschäftigte<br />

- Elektroniker und Informatiker,<br />

die Prüfstände herstellen<br />

inklusive der dazu notwenigen<br />

Messtechnik und Software.<br />

„Intelligent und bedarfsorientiert“,<br />

beschreibt Vera<br />

Kurz. „Selbst in der Testphase<br />

können noch Optimierungen<br />

eingearbeitet werden.“ „auratec“<br />

installiert seine Produkte<br />

dann vor Ort, testet die Technik,<br />

schult die Mitarbeiter des<br />

Kunden und wartet die Prüfstände.<br />

„Die meisten unserer Prüfstände<br />

sind Unikate“, erzählt Vera<br />

Kurz - manche Entwicklungen<br />

dauerten Jahre, andere nur einige<br />

Wochen. Die Auslastung<br />

sei gut. „Zufriedenheit“ ist der<br />

Unternehmerin das Wichtigste<br />

- bei der Kundschaft, bei den<br />

Mitarbeitern und auch, was sie<br />

selbst betrifft.<br />

Sie liebt die Vielfalt der Aufgaben,<br />

denen sich „auratec“<br />

MENSCHEN MACHER MÄRKTE I 24. November 2007<br />

Wie ist die Lage, wie wird sich die Konjunktur entwickeln? Wir<br />

haben Chefs und Entscheider der Wirtschaft in Ostwürttemberg<br />

gefragt. Hier die Antwort von<br />

Dr. Dieter Brucklacher<br />

Leitz Oberkochen<br />

Der baden-württembergische<br />

Maschinen- und Anlagenbau<br />

präsentiert sich derzeit in einer<br />

sehr guten Verfassung.<br />

Wir sind im fünften Wachstumsjahr<br />

in Folge. Das ist die<br />

längste Wachstumsphase seit<br />

40 Jahren. Seit<br />

2002 haben die<br />

Unternehmen<br />

des baden-württembergischen<br />

Maschinen- und<br />

Anlagenbaus ihren<br />

Umsatz um<br />

über 40 Prozent<br />

gesteigert. Da im<br />

bisherigen Jahresverlauf<br />

die<br />

Auftragseingänge<br />

nochmals um<br />

real 18 Prozent gestiegen<br />

sind, ist auch für 2008 ein<br />

deutliches Wachstum vorgezeichnet.<br />

Diese positive Entwicklung<br />

hat sich auch schon<br />

auf der Beschäftigungsseite<br />

kräftig niedergeschlagen. Seit<br />

Anfang letzten Jahres haben<br />

wir über 15.000 qualifizierte<br />

Arbeitsplätze aufgebaut, was<br />

stellt, sie tüftelt gerne mit ihrem<br />

Team an individuellen Lösungen,<br />

genießt die Herausforderung,<br />

die jede einzelne Anlage<br />

mit sich bringt. Ganz gleich,<br />

ob diese die Belastbarkeit von<br />

Solarzellen prüft, die vom Auftraggeber<br />

dann in der Raumfahrttechnik<br />

eingesetzt werden.<br />

Oder die Funktionsfähigkeit<br />

von Sprühsystemen für<br />

Spülmaschinen.<br />

Oder die Haltbarkeit von Filtern<br />

in Automotoren. Speziell<br />

für diese Aufgabe hat auratec<br />

zum Beispiel einen mobilen<br />

11<br />

angesichts des leer gefegten<br />

Arbeitsmarktes eine große<br />

Leistung der Betriebe ist.<br />

Rund 60 Prozent des Beschäftigungsaufbaus<br />

in der badenwürttembergischen<br />

Industrie<br />

entfällt derzeit allein auf den<br />

Maschinen- und Anlagenbau.<br />

Dennoch<br />

können wir nicht<br />

ganz sorgenfrei in<br />

die Zukunft schauen.<br />

Die enorme Aufwertung<br />

des Euros gegenüber<br />

dem Dollar<br />

wird zunehmend zu<br />

einer Hypothek für<br />

unsere preisliche<br />

Wettbewerbsfähigkeit.<br />

Hinzu kommen<br />

die Auswirkungen<br />

der Hypotheken-Krise und die<br />

sich abzeichnende konjunkturelle<br />

Abschwächung in den<br />

USA.<br />

Dennoch sind wir für 2008 optimistisch,<br />

weil unsere Unternehmen<br />

die Produkte und<br />

technischen Problemlösungen<br />

anbieten können, die<br />

weltweit gefragt sind.<br />

Prüfstand entwickelt, den der<br />

Auftraggeber an unterschiedlichen<br />

Straßen platzieren kann<br />

und dessen Daten dann per<br />

Fernübertragung in der Entwicklungsabteilungausgewertet<br />

werden können. Früher<br />

mussten dafür Autos hunderttausende<br />

Kilometer durch die<br />

Gegend gefahren werden, beschreibt<br />

Vera Kurz stolz auch<br />

die positiven Auswirkungen<br />

dieser auratec-Entwicklung für<br />

den Umweltschutz<br />

Anke-Schwörer-Haag


12 24. November 2007 I MENSCHEN MACHER MÄRKTE ERFOLGSGESCHICHTEN<br />

Remstal-Technik bewegt Arabiens Herrscher<br />

Wenn im Baltikum ein Staatspräsident<br />

zu Grabe getragen<br />

wird, wenn der Emir von Abu<br />

Dhabi zum Einkaufen fährt –<br />

dann ist handwerkliches Können<br />

aus dem Remstal gefragt.<br />

Die Firma Binz stellt in Lorch<br />

vor allem Leichenwagen und<br />

extralange Limousinen her und<br />

ist damit in fast allen Gegenden<br />

der Welt vertreten.<br />

Gerhard Kurr kennt sich mit<br />

dem Sterben so gut aus, er<br />

könnte Bestattungsunternehmer<br />

sein: Er kennt die Lebenserwartung<br />

in Russland, weiß<br />

dass Deutschland eines der wenigen<br />

Länder in Europa ist, in<br />

dem die Särge Füße haben, er<br />

erzählt, dass auf den weitläufigen<br />

Friedhöfen in den USA und<br />

teilweise in Großbritannien die<br />

Trauernden mit dem Auto zum<br />

Grab fahren.<br />

Aber Kurr ist nicht im Bestattungsgewerbe<br />

tätig, sondern<br />

im Karosseriebau: Er ist Geschäftsführer<br />

des Stammwerks<br />

von Binz in Lorch, das im wesentlichenSonderanfertigungen<br />

von Limousinen herstellt.<br />

Dabei geht es nicht um Standard-Luxuskarossen.<br />

Auch<br />

wenn außergewöhnlich begüterte<br />

Autofahrer eine um<br />

knapp 75 Zentimeter verlängerteMercedes-Stretch-Limousine<br />

bestellen, wird die zwar in<br />

Lorch hergestellt, bleibt aber<br />

ein Mercedes. Erst wenn der<br />

Kunde besondere Maße oder<br />

Ausrüstungen wünscht, „wird<br />

es ein Binz“, erklärt Gerhard<br />

Kurr.<br />

Die Arbeitsgänge, die Kurr<br />

beim Gang durch die Werkhallen<br />

schildert, hören sich einfach<br />

an: Die meist von Daimler-Benz<br />

angelieferten Autos werden<br />

auseinandergesägt, Zwischenstücke<br />

eingebaut, dann wird<br />

die ebenfalls ergänzte „Außenhaut“<br />

wieder aufgesetzt. Da<br />

unterscheidet sich die Produktion<br />

einer verlängerten Limousine<br />

nicht wesentlich von der eines<br />

Leichenwagens. Im Innenleben<br />

allerdings schon: Der Li-<br />

Die Firma Binz in Lorch verwirklicht automobile Sonderwünsche<br />

von der Stretch-Limousine bis zum Leichenwagen<br />

mousinen-Kunde kann sich Zugaben<br />

wie beleuchtete Kosmetikspiegel<br />

oder einen im Fahrzeughimmel<br />

integrierten Bildschirm<br />

mit Infrarot-Kopfhörern<br />

wünschen.<br />

Den Standort Lorch findet der<br />

Geschäftsführer schon wegen<br />

der Nähe zur Daimler-Zentrale<br />

gut. Und gerade bei Leichenwagen<br />

sei das Gütesiegel<br />

„made in Germany“ ein Verkaufsargument.<br />

Zurück zu den Stretch-Limousinen:<br />

Nach Italien gehen viele<br />

dieser in Lorch produzierten<br />

Luxuskarossen, aber „wir beliefern<br />

auch alle Herrscher der<br />

arabischen Halbinsel“, beschreibt<br />

Gerhard Kurr die<br />

Kundschaft. Der Emir von Abu<br />

Dhabi habe jüngst wieder fünf<br />

Stück bestellt. Die Lorcher bauten<br />

aber auch die Autos für die<br />

Leibwächter des russischen Präsidenten<br />

Putin. Bei einem<br />

Staatsbesuch in Moskau habe<br />

der jordanische König diese<br />

Fahrzeuge gesehen, offenbar<br />

Gefallen daran gefunden – und<br />

bestellt.<br />

Lange Jahre galt die Hauptarbeit<br />

in den Hallen an der Maier-<br />

Zum Begräbnis des estnischen Staatspräsidenten Lennart Meri in der<br />

Hauptstadt Tallinn stellte Binz einen Leichenwagen zur Verfügung.<br />

hofstraße der Produktion von<br />

Krankenwagen. Diesen Produktionszweig<br />

hat inzwischen das<br />

Zweigwerk in Ilmenau übernommen;Spezialanfertigungen<br />

entstehen aber immer<br />

noch an der Rems. „Wir können<br />

Ihnen ein komplettes rollendes<br />

Hospital bauen“, bietet der Geschäftsführer<br />

an. Für den libyschen<br />

Revolutionsführer<br />

Gaddhafi habe die Firma das<br />

schon getan.<br />

Auch Polizei- und Militärfahrzeuge<br />

gehören zum Angebot<br />

des 1936 von Michael Binz gegründeten<br />

Unternehmens.<br />

aber das Geschäft in diesen<br />

Sparten ist, so Kurr, „eher unstet“.<br />

Auch der Bau der extralangen<br />

Limousinen ist etwas<br />

vom Auf und Ab der internationalen<br />

Politik abhängig: „Bei<br />

weltpolitischen Schwankungen<br />

sind die Araber mit Bestellun-<br />

Ganz lange Autos: Die Lorcher Firma Binz baut Stretch-Limousinen für viele Reiche und Herrscher. Geschäftsführer Gerhard Kurr (im Bild) schätzt<br />

den Standort im Remstal. (Fotos: Laible (2)/Binz)<br />

gen eher zurückhaltend“.<br />

Als Wachstumssparte erweist<br />

sich dagegen der Bau von Leichenwagen,<br />

in den Binz nach<br />

einer Auszeit 2004 wieder eingestiegen<br />

ist. In manchen Ländern,<br />

zum Beispiel Großbritannien,<br />

sei das Unternehmen damit<br />

schon Marktführer. Oft bestellen<br />

die dortigen Bestatter<br />

gleich im Doppel: einen viertürigen<br />

Leichenwagen mit Plätzen<br />

für die Sargträger und eine<br />

sechstürige Limousine, in der<br />

Trauernde Platz finden.<br />

Für Russland hat Binz nun ein<br />

neues Modell auf den Markt<br />

gebracht: ein Leichenwagen<br />

mit viel Platz für trauernde Angehörige,<br />

da in diesem Land<br />

viele <strong>Menschen</strong> kein eigenes<br />

Auto haben, um zum Friedhof<br />

zu gelangen. Solche Kenntnisse<br />

gewinnen die Binz-Konstrukteure<br />

von den Vertriebspartnern<br />

vor Ort. In vielen Ländern<br />

der Erde werden die Lorcher Erzeugnisse<br />

zum Beispiel über die<br />

Mercedes-Niederlassungen ver-<br />

trieben.<br />

Mit hörbarem Stolz erzählt<br />

Gerhard Kurr über den Anruf<br />

der estnischen Botschaft im vergangenen<br />

Jahr: Nachdem der<br />

estnische Staatspräsident Lennart<br />

Meri im März 2006 gestorben<br />

war, fragten die Diplomaten<br />

an, ob Binz ein Fahrzeug<br />

für das Staatsbegräbnis zur<br />

Verfügung stellen würde. „Das<br />

war eine Ehre für uns“, erinnert<br />

sich Kurr. Der Wagen wurde in<br />

solcher Eile hergerichtet, dass<br />

es nicht einmal für die normale<br />

Zulassung reichte. Nur durch<br />

Eingreifen des Auswärtigen<br />

Amtes und der estnischen Botschaft<br />

wurden die Grenzübertritte<br />

möglich, das gesamte Baltikum<br />

durchquerte der Wagen<br />

in Vollgas mit Polizeieskorte<br />

und Blaulicht. Nun möchte Binz<br />

mit seinen Leichenwagen auch<br />

im Baltikum Fuß fassen. Auch<br />

aus Hongkong kam schon eine<br />

Bestellung für ein Bestattungsfahrzeug<br />

– per Internet.<br />

Die Preise für solche Fahrzeuge<br />

Zersägt, Zwischenstück eingesetzt, zusammenmontiert: Was sich<br />

einfach anhört, erfordert hohes handwerkliches Können.<br />

gehen über die Kosten der gängigen<br />

Kompaktklasse weit hinaus:<br />

80 000 bis 110 000 Euro<br />

kostet eine Stretch-Limousine,<br />

Bestattungs- und Krankenwagen<br />

liegen in der gleichen<br />

Preisklasse.<br />

Bei Binz in Lorch wird es wohl<br />

kaum je eine Massenfertigung<br />

geben. Etwa 700 Limousinen<br />

pro Jahr baut Binz als Merce-<br />

Waren und Dienstleistungen<br />

deutscher Unternehmen sind<br />

begehrt, wie schon lange<br />

nicht mehr. Mit einem guten<br />

Auftragspolster startet die<br />

Wirtschaft in das<br />

Jahr 2008, auch<br />

wenn die Geschäftserwartungen<br />

einiger Unternehmen<br />

nicht<br />

mehr ganz so optimistisch<br />

sind<br />

wie im Sommer.<br />

Für mich sind die<br />

derzeitigen wirtschaftlichen<br />

Bremsspuren<br />

aber nicht das<br />

Ende des Aufschwungs.<br />

Insgesamt steht die<br />

Investitionskonjunktur auch<br />

im Jahr 2008 weiterhin auf einem<br />

breiten Fundament. Allerdings<br />

will der Konjunkturfunke<br />

nicht in entsprechendem<br />

Maß auf den privaten<br />

Konsum überspringen. Auch<br />

des, hinzu kommen ungefähr<br />

50 Krankenwagen auf Basis der<br />

E-Klasse, 30 Sonderanfertigungen<br />

mit ganz besonderen Wünschen,<br />

150 extralange Limousinen<br />

und etwa eben so viele Bestattungsfahrzeuge.<br />

Bei rund 80 Beschäftigten verzeichne<br />

das Werk einen Umsatz<br />

von 25 Millionen Euro.<br />

Wolfgang Fischer<br />

Wie ist die Lage, wie wird sich die Konjunktur entwickeln? Wir<br />

haben Chefs und Entscheider der Wirtschaft in Ostwürttemberg<br />

gefragt. Hier die Antwort von<br />

Helmut Althammer<br />

IHK-Präsident<br />

die erfreulichen Beschäftigungszuwächse<br />

haben das<br />

Bild im Handel nicht merklich<br />

verbessert. Trotz hoher Preisstabilität<br />

wirkt sich die gefühlte<br />

Inflation im Lebensmittel-<br />

und<br />

Energiebereich<br />

hemmend auf die<br />

Konsumnachfrage<br />

aus.<br />

Als Bumerang<br />

könnte sich zudem<br />

mindestens mittelfristig<br />

ein Zurückfahren<br />

der eingeleiteten<br />

Reformen aus<br />

der Agenda 2010<br />

erweisen. Dennoch,<br />

die Konjunktur<br />

zeigt eine überraschend starke<br />

Widerstandskraft gegen<br />

den starken Euro und den hohen<br />

Ölpreis. Dank der Nachfrage<br />

nach „Made in Germany“,<br />

werden wir 2008 ein<br />

Wachstum von zwei Prozent<br />

erreichen.


ERFOLGS GESCHICHTEN<br />

Die rechte und die linke Hand<br />

Ihre Stimme kratzt, doch Ingeborg<br />

Brenner wäre vermutlich nicht sie<br />

selbst, wenn sie den Interviewtermin<br />

wegen ihrer Erkältung nicht eingehalten<br />

hätte. Schließlich ist auch dessen<br />

Verlauf irgendwie eine Frage der<br />

Organisation. Die ist nicht nur eine<br />

von Ingeborg Brenners Leidenschaften,<br />

sondern auch ihre Profession. Bei<br />

der Südwestmetall-Bezirksgruppe<br />

Ostwürttemberg ist die Aalenerin für<br />

den Bereich Organisation und Verwaltung<br />

zuständig.<br />

„Die habe ich alle miterlebt.“ Ingeborg<br />

Brenner hält in der linken Hand<br />

die Bügel ihrer Lesebrille - „mein Markenzeichen“-,<br />

während sie sich umdreht<br />

und mit der anderen Hand auf<br />

die Fotogalerie hinter sich weist. Imposant-seriös<br />

sehen die fünf Herren in<br />

Schwarz-Weiß aus, alle waren Vorsitzende<br />

der Bezirksgruppe Ostwürttemberg<br />

des Verbandes der Metallund<br />

Elektroindustrie Baden-Württemberg<br />

e.V. Seit rund 40 Jahren arbeitet<br />

Ingeborg Brenner für den Verband<br />

und in all den Jahren nahm sie<br />

stets ihr Herz mit ins Büro: „Ich möchte<br />

sagen, ich habe das hier mit aufgebaut“,<br />

sagt sie.<br />

Und als sie erzählt, wie sie am Wachsen<br />

der Bezirksgruppe mitgewirkt<br />

hat, klingt das eher bescheiden. Doch<br />

übertriebene Zurückhaltung gehört<br />

eigentlich nicht zu Ingeborg Brenners<br />

hervorstechenden Eigenschaften.<br />

Eher schon ein gesundes Selbstbewusstsein.<br />

Das zeigt schon die Geschichte,<br />

wie sie ihre Stelle beim Arbeitgeberverband<br />

bekam: „Es wurde<br />

eine etwa 40-jährige Dame als erste<br />

Kraft gesucht“, erinnert sich die gelernte<br />

Industriekauffrau an die Stellenanzeige.<br />

Doch das hielt die damals<br />

20-Jährige nicht davon ab, sich zu bewerben.<br />

„Es war vielleicht auch meine<br />

jugendliche Unbekümmertheit, aber<br />

ein Stückweit ist das sicher auch meine<br />

Mentalität“, gibt Ingeborg Brenner<br />

unumwunden zu. „Ich war einfach<br />

von mir überzeugt und das ist ja<br />

kein Schaden“, sagt sie, uns zeigt dabei<br />

ein breites Lächeln.<br />

Doch es war wohl nicht nur das selbstbewusste<br />

Auftreten, welches Ingeborg<br />

Brenner den Job verschaffte.<br />

Ihre Ausbildung war fundiert. Nach<br />

einer Lehre bei Pelo-Pilz hatte sie bereits<br />

zwei Jahre bei der Baustahlgewebe<br />

GmbH als Sekretärin des Betriebsleiters<br />

gearbeitet. Dann setzte<br />

der damalige Chef des Verbandes der<br />

Metallindustriellen, Dr. Günter Hildebrandt,<br />

auf sie. Ein wunderbarer<br />

Mentor sei der gewesen, meint Ingeborg<br />

Brenner. Er habe ihr die Möglichkeit<br />

gegeben, sich nach ihrem Potenzial<br />

zu entwickeln.<br />

Anderen die Möglichkeit geben, die<br />

eigenen Fähigkeiten umzusetzen, das<br />

ist für Ingeborg Brenner eine Schlüsselqualifikation,<br />

die ein Chef haben<br />

sollte und die auch jeder ihrer Vorgesetzten<br />

mitgebracht habe. „Es nutzt<br />

ja nichts, wenn der Chef eine gute<br />

Kraft hat, diese aber ihre Stärken<br />

nicht entfalten kann“, stellt sie sachlich<br />

fest. Sie selbst hatte die Gelegenheit<br />

dazu, bildete sich im betriebswirtschaftlichen<br />

und arbeitsrechtlichen<br />

Bereich weiter.<br />

Jetzt ist sie, wie sie lachend sagt, „die<br />

rechte und die linke Hand des Chefs“,<br />

der heute Jörn P. Makko heißt. Organisation,<br />

Verwaltung, Finanzen und<br />

die Büroleitung gehören zu ihren<br />

Kernaufgaben.<br />

Wie sie das praktisch umsetzt, zeigt<br />

sich schon beim Gespräch: Jede Menge<br />

Informationsmaterial über Südwestmetall<br />

hat sie mitgebracht, ein<br />

paar kurze Gesprächsnotizen sind<br />

chronologisch bereits handschriftlich<br />

notiert, jede Frage wird konzentriert<br />

und präzise beantwortet. „Ich arbeite<br />

meinem Chef entscheidungsreif zu“,<br />

erklärt Ingeborg Brenner ihre Arbeitsweise.<br />

Auch die tägliche Lektüre<br />

überregionaler Zeitungen hat sie sich<br />

zur Aufgabe gemacht, um über die<br />

aktuelle Lage stets informiert zu sein.<br />

Daneben ist sie Ausbilderin für kaufmännische<br />

Berufe und Mitglied im<br />

Prüfungsausschuss der IHK. Als sei das<br />

nicht genug Arbeit, hat sie sich selbst<br />

noch eine neue Aufgabe gestellt. Als<br />

bei Südwestmetall der Umbau in der<br />

Gartenstraße fertig war, entsprachen<br />

die weißen Wände der Räume nicht<br />

ihrem ästhetischen Empfinden. Als<br />

Kunstliebhaberin, die mit ihren<br />

Freundinnen auf der Suche nach interessanten<br />

Ausstellungen schon viele<br />

Städte bereist hat, organisiert sie seitdem<br />

regelmäßig Kunstausstellungen.<br />

Ingeborg Brenner ist bei der Südwestmetall die Frau<br />

für Organisation und Verwaltung<br />

Mit zügigem Schritt führt sie Besucher<br />

durch die Räume, zeigt die<br />

Kunstwerke der momentanen Ausstellung<br />

des Heidenheimer Bildhauers<br />

Franklin Pühn, die sich hervorragend<br />

in die sachliche und doch warme Atmosphäre<br />

des Gesamten einfügen.<br />

Zeit für ihre eigene Entwicklung und<br />

ihr Berufsleben hat sich Ingeborg<br />

Brenner immer genommen, auch als<br />

Mutter von zwei Kindern. „Ich habe<br />

nie aufgehört zu arbeiten und meine<br />

mittlerweile erwachsenen Töchter sagen<br />

heute, dass das auch zu ihrer<br />

Selbstständigkeit beigetragen hat“,<br />

sagt sie, und das klingt zufrieden. Geholfen,<br />

ihre Aufgabe als berufstätige<br />

Mutter zu bewältigen, hat ihr auch<br />

ihr Mann, der selbstständig tätig war,<br />

und eine Haushaltshilfe. Heute sind<br />

die Töchter aus dem Haus und Inge-<br />

borg Brenner spannt aus, wenn es die<br />

Zeit zulässt. Tennis, Skifahren, Bergwandern<br />

und neuerdings auch Klavierspielen<br />

gehören zu ihren liebsten<br />

Beschäftigungen. Als Jugendliche hat<br />

sie das Instrument gelernt, später<br />

dann gab sie das Spielen auf. Doch<br />

der Wunsch in ihr, wieder zu musizieren,<br />

blieb. An Weihnachten vor zwei<br />

Jahren stand dann plötzlich ein Klavier<br />

vor der Tür: „Letztes Jahr konnte<br />

ich nur ein paar Weihnachtslieder<br />

vortragen, aber dieses Jahr wird es<br />

schon besser“, meint sie zuversichtlich.<br />

Bleibt bei einem so ausgefüllten<br />

Leben noch Platz für Träume, beruflich<br />

oder privat. Ingeborg Brenner<br />

überlegt, wenn auch nur ganz kurz:<br />

„Ich schau, was kommt. Es muss sich<br />

etwas bewegen, lautet meine Devise.“<br />

Dagmar Oltersdorf<br />

MENSCHEN MACHER MÄRKTE I 24. November 2007<br />

Ingeborg Brenner Foto: Eva Gaida<br />

13


14 24. November 2007 I MENSCHEN MACHER MÄRKTE ERFOLGSGESCHICHTEN<br />

Guter Geist und Abfangjäger<br />

Was in allen Chefetagen dieser<br />

Welt gilt, ist auch in Stadtverwaltungen<br />

offenbar ehernes<br />

Gesetz: Die Chefsekretärin hält<br />

die Fäden in der Hand. Ihre Bosse<br />

tun gut daran, dies stets im<br />

Hinterkopf zu behalten, denn<br />

ohne das Vorzimmer geht quasi<br />

nichts. Brigitte Osti ist der rundum<br />

positive Beleg für diese<br />

These. Sie ist guter Geist und<br />

wenn nötig auch mal Zerberus<br />

von bislang vier Ellwanger<br />

Oberbürgermeistern.<br />

„Die Bezeichnung ,Abfangjäger'<br />

habe ich auch schon gehört“,<br />

lacht Brigitte Osti im Gespräch<br />

mit unserer Zeitung,<br />

denn sie ist es auch, die sorgfältig<br />

filtert und kanalisiert, wer<br />

wann die Tür zum Oberbürgermeisterzimmer<br />

durchschreitet.<br />

Guter Geist stimmt aber auf<br />

alle Fälle, denn für viele – Verwaltungsangestellte<br />

wie auch<br />

Bürger – ist sie die erste Anlaufstelle,<br />

wenn Fragen zu beantworten<br />

sind und Probleme gelöst<br />

werden müssen. Und das<br />

bereits seit 1991...<br />

Brigitte Osti stammt aus Dinkelsbühl,<br />

und dort hat sie auch<br />

ihre beruflichen Anfänge in der<br />

Zulassungsstelle gemacht. Als<br />

ihr Mann 1972 zur Bundeswehr<br />

nach Ellwangen ging, suchte<br />

und fand sie auch hier Arbeit,<br />

zunächst bei einer Firma, dann<br />

1979 im Hauptamt des Rathauses,<br />

bevor sie im Januar '91 ins<br />

Vorzimmer des OB kam. Zunächst<br />

hatte sie vertretungsweise<br />

noch für Oberbürgermeister<br />

Karl Wöhr gearbeitet,<br />

dann als echte Chefsekretärin<br />

für Wöhrs Nachfolger Stefan<br />

Schultes, Hans-Helmut Dieterich<br />

und jetzt Karl Hilsenbek.<br />

Qualität hält sich eben.<br />

Dabei war es Brigitte Ostis Pech<br />

in ihrer Jugend, was für das Ell-<br />

Chefsekreterin des Oberbürgermeisters:Brigitte Osti<br />

sitzt im Vorzimmer des Ellwanger OBs Karl Hilsenbek<br />

Brigitte Osti hält die Fäden in der Hand. (Foto: Ohnewald)<br />

wanger Rathaus zum Glücksfall<br />

wurde: Dass man ihr nämlich<br />

von ihrem damaligen Traumjob<br />

als Innenarchitektin abgeraten<br />

hat; ihr fehle es an „räumlichem<br />

Sehen“, hieß es. So ging<br />

Osti dann in die Verwaltung,<br />

und heute hat sie bewiesen,<br />

dass es ihr an Durchblick, ob<br />

räumlich oder nicht, wahrlich<br />

nicht fehlt.<br />

Und als Traumjob bezeichnet<br />

sie heute ohnehin das, was sie<br />

jetzt tut: Sekretärin des Oberbürgermeisters.<br />

Der Kontakt<br />

mit vielen (meist netten) <strong>Menschen</strong>,<br />

das Mittendrinsein im<br />

Trubel einer Stadtverwaltung,<br />

helfende Hand in (fast) allen<br />

Fällen sein zu können: das<br />

möchte sie keinesfalls mehr<br />

missen.<br />

Was tut eine Chefsekretärin<br />

den lieben langen Tag? Sämtliche<br />

<strong>Post</strong> an die Verwaltungsspitze<br />

geht über ihren Schreibtisch,<br />

das Telefon schellt im<br />

Dauerbetrieb, sie arrangiert die<br />

Termine des Chefs, bereitet Sitzungen<br />

und Besprechungen<br />

Kessler + Co ist ein dynamisch wachsendes, exportorientiertes<br />

Unternehmen. Als führender Hersteller<br />

von Achsen und Antriebskomponenten liefern wir<br />

aus einem Baukastensystem flexible Lösungen für<br />

Sonderfahrzeuge und Baumaschinen für weltweit<br />

tätige Kunden in Europa, Asien und Amerika.<br />

Derzeit beschäftigen wir 480 Mitarbeiter. Unser<br />

Jahresumsatz beträgt 240 Millionen Euro.<br />

vor, und sogar für den Einkauf<br />

der Geschenke für Jubilare und<br />

das Schreiben von Glückwunschkarten<br />

ist sie zuständig.<br />

Darüber hinaus ist Brigitte Osti<br />

aber vor allem auch erste Anlaufstelle<br />

für Rat suchende,<br />

vielleicht auch mal schimpfende<br />

Bürger. Und dann „entschärft“<br />

sie auch mal einen vielleicht<br />

wütenden <strong>Menschen</strong>, der<br />

am liebsten direkt beim OB den<br />

Kropf leeren möchte, auch<br />

wenn der womöglich die völlig<br />

falsche Adresse ist. „Zuhören<br />

und Verständnis zeigen“ ist Ostis<br />

Rezept, nicht nur in solchen<br />

Fällen. Dann die Leute weiterleiten<br />

an die richtige Adresse –<br />

falls sie das Problemchen nicht<br />

gleich selbst lösen kann.<br />

Schwierig werde es indessen<br />

stets, wenn sie die Auskunft geben<br />

muss, der OB sei „gerade<br />

nicht da“. „Das glauben viele<br />

einfach nicht“, berichtet sie,<br />

obwohl der gute Mann tatsächlich<br />

dauernd auf Achse ist.<br />

„Die Bürger sind fordernder<br />

geworden“, sinniert sie dann,<br />

der Auftritt ist oft rigoroser als<br />

früher. Wandel der Zeiten.<br />

So ein Tag kann sich ziehen.<br />

Wie ihre Arbeitszeit denn aussieht,<br />

möchten wir wissen. „Na,<br />

entsprechend“, lacht sie wieder,<br />

„jedenfalls über Verdi...“<br />

Samstags und sonntags ist sie<br />

jedenfalls seltener als früher<br />

dienstlich unterwegs; einer der<br />

früheren OBs nahm sie da mehr<br />

in Beschlag, da läutete schon<br />

auch mal nachts um Zehn das<br />

Telefon, wenn ihm gerade etwas<br />

einfiel. Oder man drückte<br />

ihr ein mit einer Rede besprochenes<br />

Tonband in die Hand:<br />

„Ich gehe schon mal 'runter.<br />

Schreiben Sie das mal solange<br />

ab.“<br />

Hexen sollte man können.<br />

Das ist besser geworden. Sehr<br />

lobende Worte findet sie da gerade<br />

für den aktuellen Oberbürgermeister<br />

Hilsenbek. „Der<br />

bereitet alles super vor“. Trotzdem<br />

ist man nie vor Überraschungen<br />

sicher, und das antwortet<br />

Brigitte Osti auch auf<br />

die Frage, was wirklich unangenehm<br />

an ihrem Beruf sein könne:<br />

Wenn der Terminkalender morgens<br />

picobello steht und dann<br />

überraschend ein Ereignis eintritt,<br />

das alles über den Haufen<br />

wirft. Kein Wunder: Jeder Termin<br />

betrifft meist mehrere Personen,<br />

da lässt sich nichts einfach<br />

umstellen.<br />

Aber es gibt auch viel Schönes,<br />

und auch ein paar nette Anekdoten<br />

natürlich. Etwa von OB<br />

Karl Wöhr, der den Finger in<br />

ihre Schreibmaschine steckte,<br />

auf einen vermeintlichen Tippfehler<br />

zeigte und schmerzhaft<br />

den elektrisch beschwingten<br />

Typenhebel drauf bekam. Er<br />

hat wohl auch gerne seine Redemanuskripte<br />

in Streifen ge-<br />

schnitten und in neuer Sinnfolge<br />

wieder zusammengeklebt.<br />

Und nach vielem Schneiden<br />

und Kleben dann befunden:<br />

„Ach, geben Sie mir doch wieder<br />

die Urfassung.“ Doch die<br />

hatte er ja restlos zersäbelt...<br />

Woher also nehmen?<br />

Und dann ihr schönster Tippfehler,<br />

der so auch überall zu<br />

lesen stand: Aus Kreisbrandmeister<br />

Englerth hatte sie einen<br />

Kreisbraumeister gemacht...<br />

„Ich werde mal ein Buch schreiben“,<br />

meint sie dazu schelmisch.<br />

Falls ihr dazu die Zeit<br />

Wie ist die Lage, wie wird sich die Konjunktur entwickeln? Wir<br />

haben Chefs und Entscheider der Wirtschaft in Ostwürttemberg<br />

gefragt. Hier die Antwort von<br />

Klaus Moser<br />

IHK-Hauptgeschäftsführer<br />

Der Aufschwung hat in diesem<br />

Jahr einen Gang herunter<br />

geschaltet. Speziell die Bauwirtschaft<br />

und der Handel<br />

blieben ohne rechten<br />

Schwung, die Invesititonsgüter-Nachfrage<br />

und<br />

der Export sind<br />

nach wie vor die<br />

Stützen des Aufschwungs.<br />

Auch im<br />

nächsten Jahr wird<br />

sich die positive<br />

Entwicklung -<br />

wenn auch nur verlangsamt<br />

- fortsetzen.<br />

2008 sehe ich<br />

als Bewährungsprobe<br />

für den Aufschwung.<br />

Die außenwirtschaftlichen Risiken<br />

könnten den wichtigen<br />

bliebe, denn privat versorgt sie<br />

ihren großen Garten und ihre<br />

Katzen, fährt gerne nach Italien<br />

und liest vor allem in jeder<br />

freien Minute. Dann pflegt sie<br />

noch ihre 84-jährige Mutter<br />

mit. Und fügt bescheiden an:<br />

„Ansonsten tue ich noch Gutes<br />

und rede nicht drüber...“<br />

Und dazu fällt ihr dann ihr Lieblingssatz<br />

ein, den einst der Ellwanger<br />

Künstler Karl-Heinz<br />

Knödler zu ihr sagte und den<br />

sie, ganz offensichtlich, bis heute<br />

beherzigt: „Vom Geben wird<br />

man nicht arm.“<br />

Fred Ohnewald<br />

Export zügeln. So sind die<br />

Auswirkungen der Krise an<br />

den Finanzmärkten ebenso<br />

wie die Ölpreisteuerung derzeit<br />

noch schwer abzuschätzen.<br />

Insgesamt ist die deutsche<br />

Wirtschaft in einer<br />

guten Verfassung.<br />

Nicht zuletzt die politischen<br />

Vorgaben<br />

aus Berlin werden<br />

darüber entscheiden,<br />

ob die Zuversicht<br />

in der Wirtschaft<br />

erhalten<br />

bleibt, wie sich<br />

Wachstum und Arbeitsmarkt<br />

über 2008 hinaus<br />

entwickeln. Reformkurs halten<br />

muss die Devise sein.


ERFOLGS GESCHICHTEN<br />

China ist ein Markt mit Risiken<br />

Die Firma Kirschner Maschinenbau<br />

GmbH, 1980 durch Roland<br />

Kirschner gegründet, verkaufte<br />

1999 die erste Maschine nach<br />

China. Jürgen Kirschner, der<br />

das Unternehmen seines Vaters<br />

weiterführt, macht dort acht<br />

Jahre später einen respektablen<br />

Umsatz.<br />

Die Kirschner Maschinenbau<br />

GmbH hat sich mit Spezial- und<br />

Sondermaschinen im Bereich<br />

Herstellung und Reparatur von<br />

Holz- und Stahlbearbeitungswerkzeugen<br />

weltweit einen<br />

Namen gemacht. Wer heute irgendwo<br />

auf dem Globus Hartmetall-<br />

beziehungsweise Diamant-<br />

und Cermet-bestückte<br />

Kreissägeblätter herstellen will,<br />

kommt an dem Unterschneidheimer<br />

Familienunternehmen<br />

kaum vorbei.<br />

1999 meldete erstmals ein chinesisches<br />

Unternehmen Interesse<br />

an. Eine Firma aus Xiamen<br />

kaufte über einen deutschen<br />

Vertreter von der Kirschner<br />

GmbH eine Lötmaschine für<br />

Kreissägeblätter. Besonders außergewöhnlich:<br />

Der Kunde<br />

wollte bereits damals eine vollautomatische<br />

Maschine, mit<br />

automatischer Be- und Entladung.<br />

„Das war eigenartig, in China<br />

spielten vor acht Jahren die<br />

Lohnkosten noch keine Rolle.<br />

Der Kunde wollte trotzdem<br />

eine hochtechnisierte Maschine,<br />

die Tag und Nacht durchlaufen<br />

kann,“ erinnert sich Jürgen<br />

Kirschner, der in der Folge<br />

erstmals in das „Land der Mitte“<br />

reiste.<br />

Dort sah er einfachste Hütten<br />

und Bretterhallen, in denen bereits<br />

moderne Maschinen stan-<br />

Kirschner Maschinenbau GmbH:<br />

Mit Sondermaschinen erfolgreich in Fernost<br />

den. Seitdem hat sich die Industrielandschaft<br />

in China völlig<br />

verändert und damit auch<br />

Kirschners Auslandsgeschäft.<br />

Jener erste chinesische Kunde<br />

hat bereits mehrere moderne<br />

Kirschner-Lötvollautomaten<br />

gekauft, andere Kunden sind<br />

hinzugekommen und produzieren<br />

heute in Peking, Guangzhou,<br />

Shanghai, Wuhan,<br />

Nanjing, Chengdu, und Shenzhen<br />

für den Weltmarkt, in modernen<br />

Fabrikhallen. Kirschner<br />

fliegt viermal im Jahr nach China,<br />

Tendenz steigend.<br />

In Goldgräberstimmung bricht<br />

der junge Unternehmer aber<br />

nicht aus, er ist sich der Risiken<br />

in diesem riesigen Markt durchaus<br />

bewusst. „Die Gefahr von<br />

Plagiaten ist ein echtes Problem,<br />

doch wer nur deshalb<br />

den chinesischen Markt meidet,<br />

hat keine Chancen davon zu<br />

profitieren.“<br />

Es zeigte sich schnell, dass bereits<br />

vorhandene Nachbauten<br />

den Anforderungen nicht gerecht<br />

werden, um die Qualität<br />

des Originals zu erreichen. Auf<br />

Qualität legen die Chinesen jedoch<br />

mittlerweile enormen<br />

Wert, weil nur über Präzision<br />

und Qualität Erfolge auf dem<br />

Weltmarkt zu erzielen sind.<br />

„Heute werben meine Kunden<br />

in China damit, dass sie mit<br />

deutschen Maschinen produzieren.<br />

Das bringt mir fast mehr<br />

Bestellungen ein, als wenn ich<br />

selbst dort werbe“.<br />

Natürlich ist auch Vorsicht im<br />

Zahlungsverkehr mit China geboten,<br />

der stets über gängige<br />

Banken abgesichert wird. Auch<br />

der administrative Aufwand<br />

mit Zöllen und Einfuhrbe-<br />

schränkungen ist beachtlich.<br />

Ein Servicepartner vor Ort hilft<br />

heute den chinesischen Kunden<br />

bei Problemen, die sich nicht<br />

online von Unterschneidheim<br />

aus beheben lassen. Ein chinesischer<br />

Vertriebspartner nimmt<br />

Bestellungen auf, koordiniert<br />

Werbung und Messeauftritte<br />

und begleitet den Chef zu den<br />

Kunden.<br />

„Gerade in China ist es von<br />

größter Bedeutung, die Umgangsformen<br />

zu beachten. Die<br />

<strong>Menschen</strong> sind sehr stolz und<br />

eigenwillig, es wird erwartet,<br />

dass der Chef persönlich<br />

Personal-<br />

Management Ihr Personal-Partner<br />

Flexibilität erleben<br />

Innovative System-Lösungen verhelfen<br />

Unternehmen aller Branchen kompetent<br />

und qualifiziert zu mehr Flexibilität, Effizienz<br />

und Freiraum für Kernaufgaben.<br />

Aktuell suchen wir zur unbefristeten<br />

Festeinstellung (m/w):<br />

Facharbeiter<br />

Metall & Elektro<br />

Seit 1984<br />

17x in Deutschland<br />

Eine junge Chinesin demonstriert am Stand der Kirschner Maschinenbau<br />

GmbH bei der internationalen Messe für Holzbearbeitungsmaschinen<br />

in Guangzhou 2007 die Bedienung eines Lötautomaten.<br />

(Foto: privat)<br />

Zertifiziert nach DIN EN ISO 9001:2000<br />

www.pluss.de<br />

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Tel.: 07321 / 345 66-0<br />

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kommt und dass er sich auch<br />

Zeit nimmt.“ Kirschner hat<br />

enormen Respekt vor dem Wissensdrang<br />

der Chinesen und<br />

der unglaublichen Energie, mit<br />

der jeder dort seine Ziele anstrebt<br />

und Probleme beseitigt,<br />

die dem im Wege stehen.<br />

Doch er sieht auch Gefahren in<br />

der rasanten wirtschaftlichen<br />

Entwicklung. „In atemberaubendem<br />

Tempo wird überall<br />

die Produktion automatisiert,<br />

wegen der besseren Qualität<br />

und auch um Lohnkosten zu<br />

sparen. Momentan finden die<br />

zahllosen Wanderarbeiter im-<br />

MENSCHEN MACHER MÄRKTE I 24. November 2007<br />

mer wieder neue Jobs, so<br />

herrscht eine hohe Fluktuation<br />

vor“.<br />

Allerdings: Jürgen Kirschner<br />

hat die Chinesen als ausgesprochen<br />

ideenreich und sehr fleißig<br />

kennen gelernt. „Eines sollte<br />

man tunlichst vermeiden:<br />

Dieses Volk in seiner Gestal-<br />

Wie ist die Lage, wie wird sich die Konjunktur entwickeln? Wir<br />

haben Chefs und Entscheider der Wirtschaft in Ostwürttemberg<br />

gefragt. Hier die Antwort von<br />

Claus Albrecht<br />

Saturn Männer Modewelt<br />

Die Einschätzung zur Wirtschaftslage<br />

möchte ich insbesondere<br />

auf den Einzelhandel<br />

beziehen. Der private Konsum,<br />

der sich in den Einzelhandelsumsätzenwiderspiegelt,<br />

ist nach wir vor vom allgemeinenWirtschaftsaufschwung<br />

abgekoppelt. Die<br />

Umsätze bis<br />

Ende August lagen<br />

im Land BadenWürttemberg<br />

mit real 0.8<br />

Prozent im Minus,<br />

bundesweit<br />

hat der Handel<br />

sogar ein Minus<br />

von real 1,6 Prozenteingefahren<br />

- und das, obwohl<br />

der Handel die Mehrkosten<br />

durch die Erhöhung der<br />

Mehrwertsteuer zu zwei Dritteln<br />

getragen hat.<br />

Trotzdem sehe ich mit großem<br />

Optimismus in die Zukunft.<br />

15<br />

tungskraft zu unterschätzen.<br />

Wenn es irgendjemand zuzutrauen<br />

ist, den rasant wachsenden<br />

Markt und die damit zusammenhängendenAnforderungen<br />

in den Griff zu bekommen,<br />

dann wohl den Chinesen“.<br />

Gerhard Königer<br />

Die <strong>Menschen</strong> haben wieder<br />

Vertrauen gefasst. Sie vertrauen<br />

darauf, dass ihr Arbeitsplatz<br />

sicher ist, sie sehen,<br />

dass sich der Arbeitsmarkt<br />

entspannt und dass neue sozialversicherungs-pflichtigeBeschäftigungsverhältnisseentstehen.<br />

Sie vertrauen auch in<br />

das, was in Berlin<br />

entschieden wird.<br />

All dies ist ausschlaggebend,<br />

dass<br />

sich die Stimmung<br />

der Kunden allmählich<br />

dreht und der<br />

Wunsch entsteht,<br />

sich und anderen<br />

mal wieder etwas<br />

Schönes und Gutes<br />

zu gönnen. Ich erwarte<br />

deshalb auch ein deutlich<br />

verbessertes Weihnachtsgeschäft<br />

im Verglich zum Vorjahr.<br />

Dies ist wirtschaftlich<br />

aber auch dringend erforderlich<br />

für den gesamten Deutschen<br />

Einzelhandel.


FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />

Raum für<br />

Talente<br />

und<br />

Patente<br />

Die Experten sind sich einig:<br />

Forschung und Entwicklung<br />

(FuE) nimmt einen zunehmend<br />

bedeutenden Stellenwert<br />

in der deutschen Wirtschaft<br />

ein. Die Region Ostwürttemberg<br />

gilt im bundesweiten<br />

Vergleich als<br />

überdurchschnittlich, wenn<br />

es um Innovationen geht.<br />

Laut dem Stifterverband für<br />

die Deutsche Wirtschaft planen<br />

die Unternehmen in<br />

diesem Jahr 41,8 Milliarden<br />

Euro für Forschung und Entwicklung<br />

auszugeben. Gegenüber<br />

2005 ist das ein Anstieg<br />

um acht Prozent.<br />

Wirtschaft und auch Politiker<br />

sind sich der Bedeutung<br />

von Entwicklung und Forschung<br />

für ein rohstoffarmes<br />

Land wie Deutschland<br />

bewusst. Der Haushaltsentwurf<br />

der Bundesregierung<br />

für 2008 beziffert die Ausgaben<br />

für Forschung und<br />

Entwicklung auf mehr als<br />

neun Milliarden Euro, das<br />

sind 670 Millionen Euro<br />

mehr als im Vorjahr. Anlässlich<br />

einer Debatte im Deutschen<br />

Bundestag erklärte<br />

Katherina Reiche für die<br />

CDU/CSU: „Bis 2010 soll der<br />

FuE-Anteil am Bruttoinlandsprodukt<br />

(BIP) in der Europäischen<br />

Union auf drei<br />

Prozent wachsen. Mit dem<br />

Sechs-Milliarden-Euro-Programm<br />

leistet die Bundesregierung<br />

einen wesentlichen<br />

Beitrag zur Erreichung des<br />

Drei-Prozent-Ziels, das die<br />

europäischen Staats- und<br />

Regierungschefs vereinbart<br />

haben.“<br />

Was bedeutet diese Entwicklung<br />

für unsere Region?<br />

In Ostwürttemberg wird viel<br />

geforscht und viel entwickelt.<br />

Ob Werkzeugmaschinen,<br />

neuartige Messsysteme<br />

oder Automobilzubehör -<br />

hiesige Firmen wurden oft<br />

mit einzigartigen Entwicklungen<br />

zu Weltmarktführern<br />

in ihrem Marktsegment.<br />

Dazu passt das Selbstverständnis<br />

der Region Ostwürttemberg<br />

als „Raum für<br />

Talente und Patente“.<br />

Anne Theiss<br />

Forschung und<br />

Entwicklung<br />

Unter Forschung wird allgemein<br />

die methodische und systematische<br />

Suche nach neuen<br />

Erkenntnissen verstanden. Dabei<br />

werden Forschungsarten<br />

unterschieden, die Grundlagenforschung<br />

und die angewandte<br />

Forschung, bei der angewandten<br />

Forschung wird<br />

noch in Verfahrens- und Produktforschung<br />

unterteilt.<br />

Die Grundlagenforschung wird<br />

oft als die „reine Forschung“<br />

bezeichnet. Bei ihr steht das<br />

wissenschaftliche Verständnis<br />

der zugrunde liegenden Mechanismen<br />

im Vordergrund,<br />

nicht die Anwendung.<br />

Angewandte Forschung wird<br />

dagegen an (Fach)Hochschulen<br />

und in Unternehmen betrieben.<br />

Ziel ist es, ein technisches<br />

Problem mit Blick auf einen<br />

mittelfristigen Markterfolg zu<br />

lösen, etwa in der Werkstofftechnik.<br />

Auch an Hochschulen<br />

wie an der HTW Aalen werden<br />

spezielle Institute und Zentren<br />

für angewandte Forschung eingerichtet.<br />

Produktentwicklung meint den<br />

Prozess, den ein Produkt von<br />

der Idee bis zum verkaufsfähigen<br />

Erzeugnis nimmt. Die Produktentwicklung<br />

basiert in Unternehmen<br />

entweder auf allgemein<br />

bekannten Technologien<br />

oder nutzt spezielle Erkenntnisse<br />

aus einer intern vorgelagerten<br />

angewandten Forschung<br />

und Vorausentwicklung. an<br />

MENSCHEN MACHER MÄRKTE I 24. November 2007<br />

Schöne Ideen brauchen Unternehmen<br />

Eine Fülle von Produkten aus<br />

Ostwürttemberg sorgt in der<br />

Automobilindustrie für Aufsehen.<br />

Ein einzigartiges Blech für<br />

den Autobau wurde in Bopfingen<br />

erfunden und innovative<br />

Tanksysteme werden in Schwäbisch<br />

Gmünd entwickelt, zum<br />

Beispiel:<br />

Die Automobilzuliefererindustrie<br />

ist eine traditionsreiche<br />

und starke Branche in Ostwürttemberg.<br />

Global führend sind<br />

in diesem Bereich die Firmen<br />

ZF-Lenksysteme und Voestalpine<br />

Polynorm in Schwäbisch<br />

Gmünd. Aber auch die kleinen<br />

und mittelständischen Unternehmen<br />

prägen den Standort<br />

Ostwürttemberg und stehen<br />

mit einer großen Anzahl von<br />

Patenten für hohe Innovationskraft.<br />

Voestalpine Polynorm<br />

Grau,<br />

Schwäbisch Gmünd<br />

Einen neuen Werkstoff entwickelte<br />

das Unternehmen Polynorm<br />

Grau in Schwäbisch<br />

Gmünd in Zusammenarbeit mit<br />

seinem österreichischen Mutterkonzern<br />

voestalpine. „Das<br />

Knowhow liegt jedoch hier am<br />

Standort“, meint Karl Knezar,<br />

Sales Manager des Unternehmens.<br />

Das Besondere an dem<br />

Werkstoff ist die Härte und<br />

Leichtigkeit. Er wird vor allem<br />

beim Autobau verwendet und<br />

führt dort zu mehr Sicherheit.<br />

Außerdem ermöglicht er durch<br />

sein geringes Gewicht weniger<br />

Kraftstoffverbrauch.<br />

Die gesamte Innovation hat jedoch<br />

nicht nur mit dem Werkstoff<br />

zu tun, sondern mit einem<br />

gesamten Prozess. Für den speziellen<br />

Stahl musste auch eine<br />

neue Werkstofftechnologie<br />

entwickelt werden. „Spezielle<br />

Werkzeuge müssen dazu beitragen,<br />

dass höchste Maßgenauigkeit<br />

an dem bearbeitenden<br />

Stahl gewährleistet ist“,<br />

meint Knezar. „Der gesamte<br />

neuentwickelte Prozess ist so<br />

innovativ und gut, dass sogar<br />

die Automobilindustrie einen<br />

Wissenstransfer erbeten hat“,<br />

erklärt der Manager stolz.<br />

FuE-Etat : k. A.<br />

Kooperationen: Durch Mutterkonzern<br />

hauptsächlich mit Universitäten<br />

und Instituten in Österreich.<br />

Anzahl der Mitarbeiter : 19 bis<br />

25<br />

Fachrichtungen: vorwiegend<br />

Maschinenbau<br />

Weitere Infos : www.voestalpine.com<br />

Alfing Kessler,<br />

Aalen-Wasseralfingen<br />

Wichtig ist für uns, dass wir die<br />

schnellsten Maschinen bauen.<br />

Die vorletzte Innovation war<br />

der sogenannte Einspindler, er<br />

ist bis heute die schnellste und<br />

produktivste Maschine in diesem<br />

Bereich am Markt“, erklärt<br />

Entwicklungsleiter Carsten<br />

Krosta. Die darauffolgende<br />

Neuheit war der Mehrspindler:<br />

Eine bestimmte Pinolanordnung<br />

führt zu einer gänzlich<br />

neuartigen Maschine. „Ein<br />

zweiter Zweig bei Alfing Kessler<br />

Sondermaschinen beinhaltet<br />

das sogenannte cracken von<br />

Pleuel“, erklärt Dr. Stefan<br />

Hansch, Geschäftsführer von<br />

Alfing Kessler Sondermaschinen.<br />

Ein Pleuel ist das Verbindungsstück<br />

zwischen Kolben<br />

und Kurbelwelle. Das Unternehmen<br />

hat mit dem „cracken“<br />

eine spezielle Technologie mitentwickelt,<br />

die es ermöglicht,<br />

den Pleuel zu zersägen, ihn um<br />

die Kurbelwelle zu legen, um<br />

ihn dann wieder genau aufeinander<br />

zu setzen und fest zu<br />

schrauben – ohne irgendetwas<br />

wieder zu verschweißen. Später<br />

Forschung und Entwicklung / Unternehmen in der Region und ihre innovativen<br />

Produkte aus dem Bereich Mobilität und Automotive<br />

Zulieferer für die Autoindustrie ist ein Schwerpunkt der Wirtschaft in Ostwürttemberg - zum Beispiel ZF in Schwäbisch Gmünd.<br />

ist kaum noch etwas von dem<br />

Zersägen des Pleuel sichtbar.<br />

„Pleuel werden in ganz unterschiedlichen<br />

Größen entwickelt“,<br />

meint Stefan Hansch:<br />

Vom PKW-Motor über den<br />

LKW-Motor bis zum Schiffsmotor<br />

.<br />

FuE-Etat : 2 bis 3 Prozent vom<br />

Umsatz<br />

Kooperationen: HTW Aalen<br />

(Unterstützung einer Stiftungsprofessur)<br />

Anzahl der Mitarbeiter : 10<br />

Fachrichtungen : Maschinenbau,<br />

Fertigungstechnik, Elektroniker<br />

Patente : Alfing Kessler Sondermaschinen<br />

besitzt eine Vielzahl<br />

von Patenten. „Grob geschätzt<br />

melden wir pro Jahr zehn Patente<br />

an“, bestätigt Dr. Hansch.<br />

Weitere Infos : www.alfing.de<br />

Ricardo Prototechnik,<br />

Schwäbisch Gmünd<br />

Als Entwicklungsdienstleister<br />

dreht sich am Ricardo Standort<br />

in Schwäbisch Gmünd alles um<br />

„den Querschnitt im Automotive<br />

Bereich“, meint Peter Feulner,<br />

Leiter der Entwicklungs<br />

und Technologieabteilung bei<br />

Ricardo. Sir Harry Ricardo,<br />

Gründer des weltweit tätigen<br />

Unternehmens, entwickelte sogar<br />

die Idee der Weiterentwicklung<br />

von Technologie als<br />

Dienstleistung für die Automobilindustrie.<br />

„Der Ursprung dieses<br />

Unternehmens liegt in der<br />

Idee, aus Motoren Geschäft zu<br />

machen“, erklärt Feulner.<br />

Aktuell sorgt bei Ricardo in<br />

Schwäbisch Gmünd die Herstellung<br />

von Abgasanlagen für<br />

Aufsehen. Auf den Salzsee in<br />

den USA wurde mit den von Ricardo<br />

in Schwäbisch Gmünd<br />

entwickelten Abgassystemen<br />

sogar ein Weltrekord aufgestellt.<br />

„Wir machen uns heute<br />

selber Gedanken wohin die<br />

Entwicklungstrends gehen“, erklärt<br />

der Entwicklungsleiter<br />

den Erfolg.<br />

FuE-Etat : 600 000 Euro und Forschungsprojekte<br />

Kooperationen: Enge Kontakte<br />

zu TH in Aachen und zur Universität<br />

Karlsruhe, Vielzahl<br />

nicht formalisierter Verbindungen,<br />

u.a. mit Hochschule Esslingen<br />

und HTW Aalen<br />

Anzahl der Mitarbeiter : Insgesamt<br />

300 Mitarbeiter vor Ort,<br />

mehr oder weniger alle am Entwicklungsprozess<br />

beteiligt<br />

Fachrichtungen: Maschinenbau,<br />

Mechatronik, KfZ-Technik<br />

Weitere Infos : www.ricardo.com<br />

Erhard Automotive,<br />

Schwäbisch Gmünd<br />

Man muss was finden, was man<br />

besonders gut kann“, mit diesem<br />

Satz beschreibt Alexander<br />

Kögel, Geschäftsführer von ErhardAutomotive<br />

die überragenden<br />

Erfolge des Unternehmens<br />

und erwähnt dabei den<br />

Wandel der Produktherstellung:<br />

Früher wurden in der Firma<br />

Teekannen hergestellt,<br />

heute Tanksysteme. Speziell<br />

entwickelte Logistikkonzepte<br />

führen dazu, dass der Kunde<br />

immer zur richtigen Zeit beliefert<br />

wird und alles funktioniert<br />

volldigitalisiert.<br />

Modulare Tankkonzepte gehören<br />

zu den erfolgreichsten Produkten<br />

bei ErhardAutomotive:<br />

„Wie bei Lego ist bei uns die<br />

Zusammensetzung verschiedener<br />

Bauteile zu einem individuellen<br />

Tank möglich“, erklärt<br />

Alexander Kögel.<br />

Innovation ist für ihn der Antrieb<br />

für den Erfolg. So ist vor<br />

allem eine neuartige Art der<br />

Schweißtechnik eine bedeutende<br />

Erfolgskomponente. Für deren<br />

Weiterentwicklung wurde<br />

ein zweistelliger Millionenbetrag<br />

investiert.<br />

FuE-Etat : 3 Prozent vom Umsatz<br />

Kooperationen: Institute, Entwicklungshäuser,<br />

Hochschulen<br />

wie die HfG (Marketing), Konstruktionsbüros,<br />

AIF, FEM, Firmenkooperationen<br />

Anzahl der Mitarbeiter : k.A., da<br />

viele Überlappungen im Tätigkeitsbereich<br />

Fachrichtungen: Maschinenbau,<br />

Produktionstechnik, Konstrukteur,<br />

nicht nur studierte,<br />

sondern auch auf Meisterebene:<br />

Patente : 30 in den letzten fünf<br />

Jahren<br />

Preise : Finalist beim Großen<br />

Preis des Mittelstandes der Oskar-Patzelt<br />

Stiftung<br />

Weitere Infos : www.erhard-automotive.de<br />

Poroson GmbH,<br />

Lauchheim<br />

Neue Entwicklungen ergaben<br />

sich im Hause der HPI Produktentwicklung:<br />

Um effizienter<br />

seine eigens entwickelten Produkte<br />

vertreiben zu können,<br />

gründete der Bopfinger Forscher<br />

Hans A. Härle mit der Firma<br />

Kiener in Lauchheim ein<br />

neues Unternehmen: Poroson,<br />

benannt nach dem von Härle<br />

entwickelten Poroblech. Da<br />

Härle inzwischen über 100 Patente<br />

angemeldet hat, soll die<br />

HPI Produktentwicklung nur<br />

noch als Patentverwalter dienen.<br />

Fast alle in Deutschland produzierten<br />

Autos enthalten von<br />

Härle entwickelte Einzelteile.<br />

Neben dem neu entwickelten<br />

Poroblech gehören dazu auch<br />

der sogenannte Sintermetallrußfilter<br />

für PKW und LKW sowie<br />

der Krümmer-Katalysator.<br />

Firmen wie Audi und Daimler<br />

wiesen Härle daraufhin, dass er<br />

seine Produkte schnell in einem<br />

größeren Unternehmen vertreiben<br />

lassen soll. „Denn schöne<br />

Ideen brauchen Unternehmen<br />

zum liefern“, meint der<br />

Entwickler Härle.<br />

FuE-Etat : Neugründung<br />

Kooperationen: Direkte Zusammenarbeit<br />

mit Kunden<br />

Anzahl der Mitarbeiter : Arbeitet<br />

noch allein mit Mitarbeitern<br />

der Firma Kiener<br />

Patente : Härle hält rund 120<br />

nationale und internationale<br />

Patente<br />

Preise für Hans A. Härle: Innovationspreis<br />

für den Mittelstand<br />

der Volks- und Raiffeisenbanken,<br />

Dr.-Rudolf-Eberle-Preis<br />

des Landes Baden-Württemberg,<br />

Innovationspreis Ostwürttemberg,<br />

Preis für Talente<br />

und Patente<br />

Weitere Infos : www.haerleproduktentwicklung.de<br />

TRW Automotive ORS<br />

Gruppe, Alfdorf<br />

In Alfdorf unterhält TRWAutomotive<br />

die Entwicklungszentrale<br />

für die Tochterfirmen in ganz<br />

Europa. Im Jahr 2003 nahm<br />

TRW Automotive in Alfdorf,<br />

Entwickler und Hersteller von<br />

Sicherheitsgurt- und Airbagsystemen,<br />

eine hochmoderne<br />

Crash-Simulationsanlage und<br />

ein neues Entwicklungszentrum<br />

in Betrieb. Diese Anlage<br />

soll einen weiteren Schritt in<br />

Richtung passive Sicherheit leisten.<br />

Dabei wird moderne Technik<br />

in einer Vielzahl von Crasharten<br />

wie Frontal-, Heck- und<br />

Seitenaufprall zum Einsatz<br />

kommen, um sichere Komponenten<br />

für die Automobilindustrie<br />

herstellen zu können.<br />

FuE-Etat : 3,9 Prozent des Umsatzes<br />

Kooperationen: HTW Aalen,<br />

Universität Stuttgart, Hochschule<br />

Esslingen, EU-Projekte<br />

17<br />

mit weiteren Hochschulen und<br />

Instituten.<br />

Anzahl der Mitarbeiter : 600 im<br />

FuE-Bereich<br />

Fachrichtungen: Elektronik,<br />

Feinwerktechnik, Maschinenbau,<br />

Fahrzeugbau, Wirtschaftsingenieur,<br />

Informatik, Mechatronik.<br />

Viele Absolventen, Praktikanten<br />

und Diplomanten der<br />

HTW.<br />

Weitere Infos : www.trw.de<br />

ZF Lenksysteme,<br />

Schwäbisch Gmünd<br />

Wir nennen unseren Bereich<br />

nicht mehr FuE, sondern Vorausentwicklungbeziehungsweise<br />

Konstruktion und Entwicklung.<br />

Richtig geforscht<br />

wird unserer Meinung woanders.<br />

Wir dagegen entwerfen<br />

in Zusammenarbeit mit Kunden<br />

neue Konzepte. Man kann sich<br />

es auch so vorstellen: Ein Kunde<br />

kommt auf uns zu mit einer<br />

Idee und wir entwickeln daraus<br />

eine solch clevere Idee, die andere<br />

Wettbewerber aussticht“,<br />

erklärt Pressesprecher von ZF,<br />

Andreas Ziegele.<br />

Gerade wurde auf der IAA in<br />

Frankfurt eine der zahlreichen<br />

innovativen Konzepte von ZF<br />

vorgestellt: Die sogenannte<br />

„Serbolektrik“: Eine Lenkung,<br />

die nur Energie benötigt, wenn<br />

auch gelenkt wird. Es können<br />

dabei bis zu 0,2 bis 0,3 Liter<br />

Sprit pro 100 Kilometer eingespart<br />

werden. „Dies hört sich<br />

wenig an, wenn man das jedoch<br />

auf viele Fahrzeuge hochrechnet,<br />

kommt eine enorme<br />

Einsparung heraus.“ meint Ziegele.<br />

FuE-Etat : 3,7 Prozent des Umsatzes,<br />

Kooperationen: HTW Aalen,<br />

Doktoranden von der TH Aachen,<br />

Universitäten Stuttgart<br />

und Dortmund<br />

Anzahl der Mitarbeiter : ca. 720<br />

Fachrichtung der Mitarbeiter:<br />

Akustik-Ingenieure (Lenkung<br />

hat viel mit Geräuschentwicklung<br />

zu tun), Systemingenieure,<br />

Maschinenbau, Software-Ingenieure,<br />

Ingenieure aus der<br />

Prüftechnik etc. Ziegele: „Wir<br />

benötigen Ingenieure aus fast<br />

allen Fachrichtungen.“<br />

Patente : Im Jahr 2006 über 100<br />

Patente<br />

Weitere Infos :www.zf-lenksysteme.com


18 24. November 2007 I MENSCHEN MACHER MÄRKTE FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />

Angewandte und Kreative Forschung<br />

Ob an neuen Bedienelementen<br />

für Cockpit-Anlagen, Analysetechniken<br />

für die Werbebranche,<br />

neuen Lernmethoden im<br />

Mathematikunterricht oder<br />

Elektrorotoren aus reinem Kupfer<br />

- an drei Hochschulen und<br />

einer Berufsakademie wird in<br />

Ostwürttemberg angewandte<br />

Forschung betrieben. Die Hochschule<br />

für Wirtschaft und Technik<br />

(HTW) in Aalen arbeitet mit<br />

einem eigenen Institut für Angewandte<br />

Forschung (IAF).<br />

Hochschule für Gestaltung<br />

(HfG),<br />

Schwäbisch Gmünd<br />

Mit einer Laufzeit von drei Jahren<br />

ist das Projekt „haptICS“,<br />

Haptical Interface Communications<br />

Systems eines der bedeutendsten<br />

Projekten an der HfG.<br />

Gefördert wird es vom Bundesministerium<br />

für Bildung und<br />

Forschung. Grundlagen und<br />

Technologien sollen für ein<br />

neues haptisches Kommunikations-<br />

und Interaktionssystem<br />

für Cockpit-Bedienelementen<br />

entwickelt und verifiziert werden.<br />

Ziel des Projektes ist es,<br />

eine konkrete Bediensituation<br />

zu konstruieren, um dann verschiedene<br />

Sinnesmodalitäten<br />

Ihr neuer Alfa 159 ti:<br />

JTDM 7 159,- 1)<br />

Leasingangebot 1) :<br />

Alfa 159 ti 1.9<br />

Kraftstoffverbrauch (l/100 km) nach<br />

RL 80/1268/EWG: innerorts 4,8;<br />

außerorts 8,1; kombiniert 6,0.<br />

CO 2 -Emission (g/km): kombiniert 159.<br />

Monatsrate 7 159,-<br />

Gesamtlaufzeit 36 Monate<br />

Gesamtfahrleistung 45.000 km<br />

Leasingsonder zahlung 9.900,-<br />

Hochschulen und die Berufsakademie in der Region und<br />

ihre vielfältigen Forschungsprojekte<br />

zu ergänzen.<br />

Gesamtetat : Forschung wird<br />

aus Drittmitteln finanziert. Projekt<br />

haptICS wird unterstützt<br />

von AiF, Arbeitsgemeinschaft<br />

industrieller Forschungsvereinigungen<br />

Kooperationen und Transfer:<br />

AiF, Firmenkooperationen mit<br />

Hartmann, Miele, Daimler<br />

Weitere Infos: www.hfg-gmuend.<br />

Hochschule für Technik<br />

und Wirtschaft (HTW),<br />

Aalen<br />

Als forschungsstärkste FachhochschuleBaden-Württembergs<br />

hat die HTW die richtige<br />

Position im Raum für Talente<br />

und Patente“, ist sich der Rektor<br />

der Hochschule Prof. Dr. Ekbert<br />

Hering sicher. Das bewährte<br />

Institut für Angewandte Forschung<br />

koordiniert die Forschungsvorhaben<br />

an der Hochschule.<br />

Die Einrichtung eines<br />

Zentrums für Angewandte Forschung<br />

ist ein weiterer Bedeutungszuwachs<br />

für die Forschung<br />

an der HTW.<br />

Ein bedeutendes Forschungsprojekt<br />

der letzten Jahre beinhaltete<br />

die Herstellung druck-<br />

gegossener Elektrorotoren aus<br />

reinem Kupfer. Das Neuartige<br />

daran: „Gegenüber den herkömmlichenAluminiumrotoren<br />

weisen diese Elektrorotoren<br />

einen wesentlich höheren<br />

Wirkungsgrad auf und tragen<br />

damit in Zukunft zur Energieeinsparung<br />

bei“, erklärt Professor<br />

für Werkstoff- und Gießereitechnik,<br />

Lothar Kallien.<br />

Weiter wird an der Hochschule<br />

an sogenannten ionischen Flüssigkeiten,<br />

organischen Salze,<br />

geforscht, die emissionsfrei<br />

sind und deshalb als besonders<br />

umweltfreundlich gelten. Aktuelle<br />

Forschungsprojekte in<br />

diesem Bereich lassen auf zahlreiche<br />

neuartige Technologien<br />

und Verfahren im Bereich der<br />

Oberflächenbehandlung schließen.<br />

Gesamtetat : Forschung wird<br />

aus Drittmitteln finanziert. Im<br />

Jahr 2006 hat die HTW Aalen<br />

die meisten Drittmittelgelder<br />

unter den baden-württembergischen<br />

(Fach)Hochschulen eingeworben.<br />

Bedeutende Projekte : Zahlreich.<br />

Als Forschungsschwerpunkte<br />

des IAF gelten Lasertechnik/Photonik,Produktionstechnik<br />

und Organische Chemie<br />

Kooperationen und Transfer:<br />

Mit dem Blickaufzeichnungssystem „Eye-Tracker“ der Berufsakademie Heidenheim wird sichtbar, wo die<br />

Betrachter des Bildes am meisten hinschauen. (Foto: BA)<br />

Steinbeis Zentren arbeiten direkt<br />

an der HTW,Firmenkooperationen,<br />

Stiftungsprofessuren<br />

Infos : www.htw-aalen.de<br />

Im Letten 8 · 73433 Aalen-Oberalfingen · Telefon 0 73 61. 7 20 07 · Telefax 0 73 61. 7 87 70<br />

www.autohaus-donofrio.de<br />

Telefon 0 73 61/5 94-2 00<br />

anzeigen@schwaebische-post.de<br />

www.schwaebische-post.de<br />

TÜV SÜD Service-Center Aalen<br />

Bahnhofstraße 119 · rweit<br />

TÜV SÜD Service-Center Aalen-Essingen<br />

Margarete-Steiff-Straße 7 · Telefon 07365 9616-0<br />

TÜV SÜD Service-Center Ellwangen<br />

Ludwig-Lutz-Straße 29 · Telefon 07961 53971<br />

TÜV SÜD Auto Service GmbH<br />

Telefon 07171 30804<br />

Pädagogische Hochschule,<br />

Schwäbisch Gmünd<br />

Das VEGIS-Projekt ist eines von<br />

zahlreichen Forschungsprojekten<br />

an der Pädagogischen<br />

Hochschule in Schwäbisch<br />

Gmünd. Es befasst sich mit der<br />

vernetzten Gesundheitsförderung<br />

an Schulen. Mit Schwerpunkt<br />

Ostwürttemberg sollen<br />

Schulen bei der Umsetzung von<br />

Einzelmaßnahmen und Projekten<br />

zur Gesundheitsförderung<br />

wissenschaftlich begleitet werden.<br />

Ein weiteres Projekt mit Namen<br />

„ScienceMath“ befasst sich mit<br />

der interdisziplinären Verknüpfung<br />

von Mathematik mit den<br />

Naturwissenschaften. Ein weiteres<br />

aktuelles Forschungsprojekt<br />

ist die Bearbeitung des „Eltern-Lehrer-Gesprächs“.<br />

Gesamtetat : Drittmittel und<br />

hochschulinterne Anschubfinanzierung<br />

von Projekten<br />

Bedeutende Projekte : VEGIS,<br />

Schule kompakt, das Eltern-<br />

Lehrer Gespräch, Integration<br />

durch Bildung, Beteiligung an<br />

dem von der EU-Kommission<br />

geförderten Projekt „Inter-<br />

GEO“<br />

Kooperationen und Transfer:<br />

Leibniz Institut für die Pädagogik<br />

der Naturwissenschaften<br />

(IPN) in Kiel, Universitätskooperationen<br />

in Finnland, Dänemark,<br />

Slowenien, Singapur u.a.,<br />

Schulkooperationen im gesamten<br />

Ostalbkreis und vereinzelt<br />

auch darüber hinaus.<br />

Infos :http://www.ph-gmuend.de<br />

Berufsakademie (BA),<br />

Heidenheim<br />

Das neue Konzept einer Dualen<br />

Hochschule sieht ab 2009 eine<br />

verstärkte Forschungstätigkeit<br />

der Berufsakademie vor. Doch<br />

schon jetzt gibt es bemerkenswerte<br />

Projekte. Eines hat mit<br />

dem Kauf eines sogenannten<br />

„Eye-Trackers“ begonnen.<br />

Dank diesem Blickaufzeichnungssystems<br />

können in Lehre<br />

und Forschung Werbemittel sowie<br />

Software und Webseiten<br />

auf ihre Gebrauchstauglichkeit<br />

analysiert werden. Bedeutend<br />

für die BA ist auch das von der<br />

EU geförderte „Profit goes Social“-Projekt.<br />

Gesamtetat : Forschung wird<br />

aus Drittmitteln finanziert, unter<br />

anderem durch Wirtschaft<br />

und Steinbeis-Institute<br />

Bedeutende Projekte : Eye-Tracker<br />

System, EU-Projekt „Profit<br />

goes Social“<br />

Kooperationen und Transfer:<br />

Steinbeis-Transferzentren, Cisco-Networking<br />

Academy, Kompetenzzentrum<br />

Electronic Commerce<br />

Schwaben (KECoS) und<br />

Transferzentrum für Personal<br />

und Unternehmensentwicklung<br />

(TPU).<br />

Infos : www.ba-heidenheim.de


FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />

Folgenreiche Forschung<br />

In Ostwürttemberg gibt es bedeutende<br />

Institute. So konnte<br />

das Institut für Augenoptik in<br />

Leinroden mit optischen Täuschungen<br />

die Forschungswelt<br />

beeindrucken. Ähnliches gelingt<br />

dem FEM-Institut in<br />

Schwäbisch Gmünd im Bereich<br />

der Edelmetalle und Metallchemie.<br />

Eigentlich sind Institute laut<br />

Definition Forschungsstätten,<br />

die Hochschulen und Industrie<br />

dabei unterstützen neue Erkenntnisse<br />

zu gewinnen. Bei<br />

dieser Definition bleibt unerwähnt,<br />

welch erstaunliche Entdeckungen<br />

die Institute selbst<br />

hervorbringen.<br />

Gerade in Ostwürttemberg<br />

wird deutlich wie unscheinbar<br />

Institute arbeiten können, obwohl<br />

deren Forschungsergebnisse<br />

weltweit Beachtung finden.<br />

Institut für Augenoptik<br />

(IfAA), Aalen<br />

In einer Scheune in Leinroden<br />

ist das Institut für Augenoptik<br />

untergebracht. Darin von Professor<br />

Lingelbach untersuchte<br />

optische Phänomene wurden<br />

weltweitebekannt: Experimente<br />

mit dem Herrmann-Gitter<br />

brachte den Institutsleiter auf<br />

das szintillierende Gitter. Was<br />

steckt dahinter?<br />

Die Kontrasttäuschung des<br />

Herrmann-Gitters wurde schon<br />

im 19. Jahrhundert entdeckt. Es<br />

handelt sich um ein aus Quadraten<br />

zusammengesetztes Gitter,<br />

in dem bei genauer Betrachtung<br />

Punkte in den Ecken<br />

Institute in Ostwürttemberg erforschen unbekannte Sphären und<br />

kooperieren mit Unternehmen und Hochschulen<br />

der Quadranten erscheinen.<br />

Lingelbach stieß mit zwei Kollegen<br />

auf ein neues Täuschungsmuster,<br />

in dem er das Herrmanngitter<br />

unscharf einstellte.<br />

Das Muster erregte in der Fachwelt<br />

erhebliches Aufsehen und<br />

erlangte durch eine weltweit<br />

versandte E-Mail mit originellem<br />

Text zur Präsidentschaftswahl<br />

in den USA im Jahr 2000<br />

allgemeine Berühmtheit: Bei<br />

dem neuen Täuschungsmuster<br />

erscheinen in den sofort sichtbaren<br />

weißen Punkten bei genauer<br />

Betrachtung schwarze<br />

Punkte, dies sollte die Unklarheiten<br />

bei der Stimmenauszählung<br />

in Florida beschreiben.<br />

Neben der Aufdeckung von optischen<br />

Täuschungen beschäftigt<br />

sich das Institut auch mit<br />

realen Problemlösungen. Bei<br />

dem aktuellen Forschungsprojekt<br />

„Sehen im Sport“ wird in<br />

Zusammenarbeit mit der Ruhr-<br />

Universität Bochum die Sehleistung<br />

von Spitzensportlern untersucht,<br />

um auf die Gefahr<br />

durch nicht optimal vorhandene<br />

Sehstärke aufmerksam zu<br />

machen.<br />

Unter anderem wurde vor kurzem<br />

die Sehkraft der deutschen<br />

Tisch-Tennis Nationalmannschaft<br />

untersucht.<br />

Ein weiteres Ziel von Professor<br />

Lingelbach ist eine Kategorisierung<br />

der Leistungen im Blindensport:<br />

„Dadurch soll bei<br />

Blinden-Sportwettbewerben<br />

eine faire Leistungsbeurteilung<br />

gewährleistet werden“, erklärt<br />

Professor Lingelbach das geplante<br />

Projekt.<br />

Kooperationen: Das Institut ist<br />

eine Filiale der Steinbeis-Stif-<br />

tung, Lehrstuhl für Sportmedizin<br />

und Sporternährung der<br />

Ruhr-Universität Bochum, Max-<br />

Planck Institut Tübingen, HTW<br />

Aalen<br />

Weitere Informationen:<br />

www.leinroden.de (mit vielen<br />

Möglichkeiten, selbst erstaunliche<br />

optische Täuschungen zu<br />

betrachten), www.sehen-imsport.de<br />

Forschungsinstitut für<br />

Edelmetalle und Metallchemie<br />

(FEM),<br />

Schwäbisch Gmünd<br />

Nach dem Motto „forschen,<br />

entwickeln, messen“ ist das Institut<br />

auf den Gebieten der Metallkunde<br />

und Oberflächentechnik<br />

in der Grundlagenforschung<br />

als auch in der anwendungsorientierte<br />

Forschung<br />

und Entwicklung tätig. Die Forschungsarbeiten<br />

erfolgen in direkter<br />

Zusammenarbeit mit der<br />

Industrie, speziell kleine und<br />

mittlere Unternehmen und im<br />

Rahmen öffentlich geförderter<br />

Vorhaben. Aktuell wird im Bereich<br />

der Metallkunde eine verbesserte<br />

Feingusstechnologie<br />

für den Silber-Schmuckguss<br />

entwickelt, im Bereich der Elektrochemie<br />

wird ein wartungsarmer<br />

Abluftkatalysator erforscht<br />

und im Bereich der Leichtmetall-<br />

und Oberflächentechnik<br />

entstehen neue Beschichtungskonzepte<br />

für kommerzielle<br />

Magnesiumlegierungen. Dazu<br />

ist das Institut ein akkreditiertes<br />

Prüflabor für ungefähr 200<br />

Test- und Prüfverfahren aus al-<br />

len Arbeitsgebieten.<br />

Kooperationen: AiF, EAST (European<br />

Academy of Surface<br />

Technology e.V) in Schwäbisch<br />

Gmünd, Arbeitsgemeinschaft<br />

wirtschaftsnaher Forschungsinstitute<br />

Baden-Württemberg,<br />

Europäische Forschungsgesellschaft<br />

dünne Schichten e.V.<br />

(EFDS), Edelmetallverband<br />

Schwäbisch Gmünd e.V., Z.O.G.<br />

Zentrum für Oberflächentechnik<br />

Schwäbisch Gmünd e.V. ,<br />

zahlreiche Universitäten und<br />

Hochschulen wie die FU Berlin<br />

und die HTW Aalen.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.fem-online.de<br />

Steinbeis-Institute<br />

Steinbeis Institute sind weltweit<br />

in vielen unterschiedlichen<br />

Fachgebieten im Wissens- und<br />

Technologietransfer tätig. Zum<br />

Steinbeis-Verbund gehören<br />

derzeit über 700 Steinbeis-Unternehmen<br />

sowie Kooperations-<br />

und Projektpartner in 50<br />

Ländern.<br />

Ziel der Steinbeis Stiftung, welche<br />

die Institute unterhält, ist<br />

die Umsetzung neuester Erkenntnisse<br />

und Ergebnisse aus<br />

Forschung und Entwicklung für<br />

die Unternehmen als eine Art<br />

Dienstleister. In Ostwürttemberg<br />

siedelten sich allein um<br />

die HTW in Aalen zehn spezialisierte<br />

Steinbeis Institute an. In<br />

Heidenheim arbeitet die Berufsakademie<br />

intensiv mit ihnen<br />

zusammen.<br />

Kooperationen: Steinbeis-Institute<br />

kooperieren mit den Hoch-<br />

MENSCHEN MACHER MÄRKTE I 24. November 2007<br />

Professor Lingelbach in seiner Scheune in Leinroden. (Foto: opo)<br />

schulen vor Ort, u.a. in der Region<br />

mit der HTW Aalen und<br />

der BA Heidenheim.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.steinbeis.de<br />

19


20 24. November 2007 I MENSCHEN MACHER MÄRKTE FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />

Bedrohte Pflanzen, simulierte Ladung<br />

Ob traditionsreiche Unternehmen<br />

wie die Firma Hartmann in<br />

Heidenheim oder die neue Firma<br />

Neon Richter in Heubach: In<br />

der heutigen Zeit ist es wichtig<br />

in die Zukunft zu schauen und<br />

dafür Produkte zu entwickeln.<br />

Im Gesundheit und Life Science-Bereich<br />

sind die Firmen<br />

Hartmann in Heidenheim und<br />

Weleda in Schwäbisch Gmünd<br />

angesiedelt. Die Firmen Varta<br />

Microbattery und Inneo in Ellwangen<br />

stehen einzeln für ihre<br />

Produktbereiche – kleinste Batterien<br />

und neue Softwarelösungen<br />

– ebenso wie die Firma<br />

Neon Richter in Heubach mit ihren<br />

Lichtsystemen.<br />

Hartmann,<br />

Heidenheim<br />

Die erste wichtige Innovation<br />

bei Hartmann war die Entwicklung<br />

der Brunschen Verbandswatte,<br />

welche durch die Entfettung<br />

der Baumwolle saugfähig<br />

gemacht wurde. Heute stehen<br />

bei Forschung und Entwicklung<br />

der Firma folgende Bereiche im<br />

Mittelpunkt: Wundbehandlung,<br />

Inkontinenz und der Risikoschutz<br />

im OP.<br />

Ein aktuelles Beispiel aus dem<br />

Kernkompetenzfeld Wundbehandlung<br />

ist das sogenannte<br />

Hydrosorb Gel. Als Ergänzung<br />

zu hydroaktiven Wundauflagen<br />

wird dieses Gel mit einer<br />

Dosierspritze in die Wunde eingebracht.<br />

Das Innovative daran:<br />

Zwei gegenläufige Skalen<br />

ermöglichen es, millimetergenau<br />

die Menge des in die Wunde<br />

abgegebenen Gels sowie die<br />

in der Spritze verbleibende<br />

Restmenge zu bestimmen. Dadurch<br />

ist eine besondere wirtschaftliche<br />

Behandlung und<br />

eine genau Wunddokumentation<br />

möglich.<br />

FuE-Etat : Bewegt sich „im üblichen<br />

Rahmen“<br />

Kooperationen: Hochschule für<br />

Gestaltung in Schwäbisch<br />

Gmünd, keine weiteren Angaben<br />

Anzahl der Mitarbeite r: k.A.<br />

Fachrichtung der Mitarbeiter :<br />

k.A.<br />

Informationen: www.hartmann.de<br />

Neon Richter,<br />

Heubach<br />

Das Unternehmen beschäftigt<br />

sich mit der Entwicklung, Planung<br />

und Realisierung von<br />

Lichtkonzepten. „Unser Ziel ist<br />

es, knifflige, technische Lichtprodukte<br />

zu entwickeln. Wir<br />

denken uns gerne etwas Neues<br />

und Ausgefallenes aus“, erklärt<br />

Bernd Richter, Geschäftsführer<br />

Unternehmen in der Region entwickeln neue Lichtsysteme,<br />

kleinste Akkus, Verbandsmaterialien und mehr<br />

von Neon Richter.<br />

Farbtherapie und Farbsteuerung<br />

gehören zu den Spezialitäten<br />

der Firma. Es gibt schon<br />

lange verschiedene Bauformen<br />

von Lichtelementen, das Neue<br />

jedoch sei die Entwicklung einer<br />

Steuerung, so Richter. „Unser<br />

Anliegen ist die Steuerung<br />

von Lichtkonzepten zu vereinfachen“,<br />

erklärt er. Mit dem<br />

Multi-Dimmer ist es dem Unternehmen<br />

gelungen, eine einfache<br />

Steuerung zu entwickeln.<br />

Mit einer Fernbedienung können<br />

unterschiedliche Farben<br />

und Kontraste eingestellt werden.<br />

FuE-Etat : k.A.<br />

Kooperationen: Kontakte mit<br />

HTW Aalen<br />

Anzahl der Mitarbeiter : 2 bis 3<br />

Fachrichtungen der Mitarbeiter:<br />

Maschinenbau, Elektronik,<br />

Mechatronik, Handwerker<br />

Weitere Informationen:<br />

www.neon-shop.de<br />

Umicore,<br />

Schwäbisch Gmünd<br />

Als ehemalige Degussa-Niederlassung<br />

ist das Unternehmen<br />

Umicore weltweit bekannt. Es<br />

gehört zu den führenden Anbietern<br />

von galvanischen Edelmetall-Elektrolyten<br />

und Spezialverfahren<br />

für die Galvanotechnik.<br />

„Wir spezialisieren uns auf die<br />

Herstellung von Chemikalien“,<br />

meint Geschäftsführer des Unternehmens<br />

Thomas Engert.<br />

Eine Aufsehen erregende Innovation<br />

war die Entwicklung des<br />

Ersatzstoffes für Nickel mit Namen<br />

„Millaroy“. Er sorgte dafür,<br />

dass es beispielsweise nickelfreien<br />

Schmuck gibt. „Die<br />

Galvanotechnik ist eine Querschnittstechnologie:<br />

In so vielen<br />

Bereichen des Lebens stoßen<br />

Sie auf Galvanotechnik: In<br />

Handys, Schmuck und Autos ist<br />

diese Technik enthalten. 40<br />

Prozent ihrer Wertschöpfung<br />

erreicht sie im Automobilbereich“,<br />

erklärt Engert.<br />

FuE-Etat : 10 bis 15 Prozent des<br />

Umsatzes<br />

Kooperationen: Zentrum für<br />

Oberflächentechnik Schwäbisch<br />

Gmünd e.V. (Z.O.G.), Europäische<br />

Akademie für Oberflächentechnik<br />

(EAST), Forschungsinstitut<br />

für Edelmetalle<br />

und Metallchemie (FEM), HTW<br />

Aalen, Kooperationen mit allen<br />

Hochschulen und Universitäten,<br />

die mit Galvanotechnik zu<br />

tun haben.<br />

Anzahl der Mitarbeiter : 30<br />

Fachrichtungen der Mitarbeiter:<br />

Chemiker, Galvano-Ingenieure,<br />

Werkstoffkunde, Oberflächentechnik<br />

- Absolventen<br />

von HTW<br />

Patente : Über 70<br />

Preise : Innovationspreis Ostwürttemberg<br />

2002 und 2007<br />

Weitere Informationen:<br />

www.umicore.com<br />

WELEDA.<br />

Schwäbisch Gmünd<br />

Das Unternehmen widmet sich<br />

drei Hauptforschungsgebieten:<br />

Der Stabilisierung der Pflanzenqualität<br />

durch ausgewählte Anbaustrategien,<br />

Inkulturnahme<br />

bedrohter Pflanzen und nachhaltige<br />

Wildsammlung. Im<br />

hauseigenen Garten wird an<br />

Pflanzen und Anbaustrategien<br />

geforscht.<br />

Auch Grundlagenforschung<br />

spielt hierbei eine Rolle: Neue<br />

Heilpflanzen, die wiederum zu<br />

neuen Arzneimitteln führen,<br />

werden gezüchtet und untersucht.<br />

Auch die Bedingungen<br />

für eine Inkulturnahme von<br />

Pflanzen, die bisher in Wildsammlung<br />

geerntet wurden,<br />

werden erforscht. Damit wird<br />

zum Artenschutz beigetragen<br />

und gleichzeitig der Rohstoffbestand<br />

gesichert.<br />

Neben der Grundlagenforschung<br />

wird auch experimentelle<br />

Forschung angewandt.<br />

Hier wird insbesondere die im-<br />

Seit über 25 Jahren ist die Rolf Plümer GmbH als Personaldienstleister<br />

erfolgreich im süddeutschen Raum tätig.<br />

Unsere Kunden sind ortsansässige kleinere und mittlere Handwerks- und<br />

Industrieunternehmen aus verschiedensten Branchen.<br />

Wir bieten rund um den kompletten Bereich des<br />

Personals eine langfristige und flexible Partnerschaft.<br />

Der Schwerpunkt hierbei ist der bedarfsgerechte Einsatz<br />

unseres Leihpersonals als qualifizierte Fachkräfte.<br />

Für Rückfragen stehen Ihnen Frau Ulmer oder Herr Rogowski unter der<br />

Rufnummer (0 73 61) 9 63 40 gerne zur Verfügung.<br />

Sie können sich auch im Internet über uns informieren!<br />

www.rolf-pluemer.de<br />

Bernd Richter arbeitet mit seinen Mitarbeitern in seiner Werkstatt an neuen Lichtkonzepten. Meist werden<br />

sie aus verschiedenen Platinen zusammengesetzt und erzeugen unterschiedliche Konzepte. (Foto: ant)<br />

munologischen Wirkungen von<br />

Medikament Iscador bzw. der<br />

immunaktiven Inhaltsstoffe auf<br />

das Tumorgeschehen erforscht.<br />

Darüber hinaus werden einzelne<br />

Arzneimittel in verschiedenen<br />

Modellen auf ihre Wirksamkeit<br />

untersucht.<br />

Auch im Bereich der Körperpflege<br />

wird geforscht: Ziel ist<br />

die Entwicklung neuer Produkte<br />

und Produktlinien und die<br />

Erhöhung der Sicherheit von<br />

Körperpflegeprodukten sowie<br />

den Nachweis ihrer Wirksamkeit<br />

und Verträglichkeit.<br />

FuE-Etat : k.A.<br />

Kooperationen: Institute,<br />

Hochschulen, Universitäten<br />

Anzahl der Mitarbeiter : 100<br />

Fachrichtungen der Mitarbeiter:<br />

Analytik, klinische Forschung,<br />

kosmetische Entwicklung<br />

oder galenischen Entwicklung.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.weleda.de<br />

VARTA,<br />

Ellwangen<br />

Zu den innovativsten Produkten<br />

gehören bei der Firma Varta<br />

Microbattery die sogenannten<br />

Power one-Hörgeräte-Batterien.<br />

Sie wurden auf Grund<br />

ihrer praktischen Produktgestaltung<br />

und Handhabung mit<br />

dem Designpreis der Bundesrepublik<br />

Deutschland ausgezeichnet.<br />

So ermöglichen zum Beispiel<br />

extralange Aufkleber ein<br />

einfaches Herausnehmen aus<br />

der Verpackung.<br />

Auch die Varta Battery PoLiFlex<br />

erreichte eine herausragende<br />

Annerkennung durch den Innovationspreis<br />

der Deutschen<br />

Wirtschaft. Der auf Basis von<br />

polymeren Kunststoffen entwickelte<br />

flache Akku zeichnet sich<br />

durch sehr hohe Energiedichte<br />

und Formflexibilität aus. Als besonders<br />

innovativ wird bei diesem<br />

Akku die Verbindung von<br />

Qualität, Anwendungsdauer<br />

und Sicherheit betrachtet.<br />

FuE-Etat : k.A.<br />

Kooperationen: k.A.<br />

Preise : Designpreis der Bundesrepublik<br />

Deutschland und Innovationspreis<br />

der Deutschen<br />

Wirtschaft 2006<br />

Weitere Informationen:<br />

www.varta-microbattery.de<br />

Inneo,<br />

Ellwangen<br />

Das Unternehmen Inneo ist<br />

führender Anbieter für CAD/<br />

CAM, Informationstechnolo-<br />

gien und Projektmanagement.<br />

Die Veröffentlichung der Softwarelösung<br />

Startup TOOLS beispielsweise<br />

steigert die Produktivität<br />

und Effizienz bei der Arbeit<br />

mit 3D-CAD/CAM-Software.<br />

Mit dieser Lösung hat Inneo<br />

eine standardisierte Produktentwicklungsumgebung<br />

konzipiert, die das Arbeiten für<br />

den Konstrukteur erheblich<br />

einfacher macht: Prozesse können<br />

standardisiert und automatisiert<br />

werden, was die Gesamtkosten<br />

für die Produktentwicklung<br />

reduziert und Investitionssicherheit<br />

gewährleistet.<br />

Zusammen mit einer Hamburger<br />

Reederei hat das Unternehmen<br />

– ein weiteres Beispiel –<br />

ein System zur Simulation von<br />

Schiffsbeladungen entwickelt.<br />

Das digitale Modell optimiert<br />

das Stauen der Schiffsfracht,<br />

um Container und sensible Ladungen<br />

dichter und sicherer<br />

unterzubringen. Das 3D-CAD-<br />

Modell kann die Ladung virtuell<br />

genau platzieren und lässt<br />

die reale Aktion dann reibungslos<br />

vonstatten gehen.<br />

FuE-Etat : 15 Prozent des Umsatzes<br />

Anzahl der Mitarbeiter : 30 bis<br />

50<br />

Fachrichtungen der Mitarbeiter:<br />

Maschinenbau, Informatik,<br />

Fertigungstechnik, Technische<br />

Redaktion oder aber Wirtschaftlich<br />

orientierte Studiengänge<br />

wie z.B. Wirtschaftsingenieurwesen<br />

Weitere Informationen:<br />

www.inneo.de<br />

GLOSSAR CAD/CAM<br />

CAD steht für Computer Aided<br />

Design und bezeichnet<br />

eine Art „elektronisches Zeichenbrett“.<br />

Mit den aufwändigeren<br />

Programmen werden<br />

zunächst einmal dreidimensionale<br />

Volumenmodelle erstellt.<br />

Daraus können zweioder<br />

dreidimensionale Zeichnungen<br />

und sogar bewegte<br />

Visualisierungen der Objekte<br />

abgeleitet werden. CAD-Software<br />

kommt in allen Fachbereichen,<br />

in denen Konstruktionen<br />

entwickelt werden,<br />

zur Anwendung: zum Beispiel<br />

im Anlagenbau, Maschinenbau,<br />

Autobau. CAM steht für<br />

Computer Aided Manufacturing<br />

bedeutet „rechnerunterstützte<br />

Fertigung“. CAM bezieht<br />

sich dabei auf die direkte<br />

Steuerung von Produktionsanlagen<br />

sowie der unterstützende<br />

Transport- und Lagersysteme.<br />

CAM ist ein wesentlicher<br />

Bestandteil der<br />

computerintegrierten Produktion.


FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />

Von intelligenten Werkzeugen<br />

Innovationen aus der Region<br />

führen zu besseren und sicheren<br />

Produktionsverfahren. Maschinen<br />

und Werkzeuge werden<br />

durch neueste Technologien<br />

so ausgerüstet, dass sie<br />

Fehler selbst erkennen und<br />

melden können.<br />

Firmen aus diesem Bereich werden<br />

unter anderem durch den<br />

HTW-Studiengang Oberflächentechnik/Werkstoffkunde<br />

unterstützt. Eine Auswahl von<br />

innovativen Firmen beschreibt<br />

die aktuelle Situation in der Region.<br />

Aradex,<br />

Lorch<br />

Über 15 Jahre Innovation stecken<br />

in der von Aradex entwickelten<br />

Antriebstechnik Vectodrive.<br />

In der Drucktechnologie,<br />

im Werkzeugbereich oder bei<br />

der Entwicklung von Prüfständen<br />

für die Automobilindustrie:<br />

Die Antriebstechnik wurde<br />

kontinuierlich weiterentwickelt.<br />

FuE-Etat : ca. 7 Prozent des Umsatzes<br />

Kooperationen: Vor allem zeitlich<br />

begrenzte Kooperation für<br />

bestimmte Forschungsprojekte<br />

mit anderen Firmen.<br />

Anzahl der Mitarbeiter : 15,<br />

hängt jedoch auch von den jeweiligen<br />

Projekten ab<br />

Fachrichtungen: Physiker, Maschinenbau,<br />

Mechatronik, Informatik,<br />

Elektronik<br />

Patente : Mehr als zehn<br />

Preise : Rudolf Eberle Innovationspreis<br />

1993 und 1999 sowie<br />

Talente und Patente Ostwürttemberg<br />

2004<br />

Weitere Infos: www.aradex.com<br />

Fein GmbH,<br />

Bargau<br />

Als Erfinder des Elektrowerkzeugs<br />

bezeichnet sich Fein als<br />

Anwendungsspezialist. Das Unternehmen<br />

bietet als Entwicklungsdienstleister<br />

den Anwendern<br />

Unterstützung. Geschäftsführer<br />

des Unternehmens Richard<br />

E. Geitner erklärt: „Die<br />

Entwicklung unserer anspruchsvollen,<br />

zum Teil mit Mikroprozessoren<br />

gesteuerten<br />

Geräte erfordert fundierte<br />

Kompetenzen und langjährige<br />

Erfahrung im Bereich der Mechanik,<br />

Elektrotechnik und<br />

Elektronik sowie der Motorenentwicklung.“<br />

Patente : 10 bis 12 pro Jahr<br />

Preise : Für Fein Koffer den Red<br />

Unternehmen in der Region und ihre Forschung und Entwicklung<br />

im Maschinen- und Werkzeugbau<br />

Dot Award Produktdesign 2007<br />

Weitere Infos: www.fein.de<br />

Leitz GmbH & Co.,<br />

Oberkochen<br />

„Wir haben ein breites Feld an<br />

innovativen Produkten“, erklärt<br />

Entwicklungsleiter Andreas<br />

Kisselbach von der Leitz-<br />

Gruppe. Ein Beispiel für ein besonderes<br />

Erzeugnis ist ein neu<br />

entwickelter Beschlagbohrer:<br />

„Bisher mussten diese Bohrer<br />

aus vielen verschiedenen Einzelteilen<br />

aufwendig hergestellt<br />

werden. Wir haben mit unseren<br />

Firmen aus der Leitz-Gruppe<br />

ein Werkzeug, die dazugehörige<br />

Fertigungstechnik und in<br />

diesem Falle sogar entsprechende<br />

Maschinen entwickelt.<br />

Das neue Werkzeug besteht<br />

aus nur zwei Bestandteilen:<br />

Dem Bohrkopf und dem<br />

Schaft“, erklärt Kisselbach.<br />

Neben Werkzeugen für die<br />

Holzverarbeitung entwickelt<br />

Leitz auch Produkte „um die<br />

Werkzeuge herum“, so Kisselbach.<br />

Für eine spezielle Absaughaube,<br />

die dazu dient abgefallene<br />

Späne, welche bei<br />

dem Verarbeitungsprozess entstehen,<br />

aus den Werkzeugmaschinen<br />

zu entfernen, wurde<br />

vor kurzem ein Patent angemeldet.<br />

FuE-Etat : 5 Prozent des Umsatzes<br />

Kooperationen: HTW (Stiftungsprofessur),<br />

AIF (projektbegleitender<br />

Ausschuss), Frauenhofer-Institute<br />

Anzahl der Mitarbeiter : Weltweit<br />

über 20<br />

Fachrichtungen: Maschinenbau,<br />

Zerspanungsmechaniker,<br />

Schreinermeister, Anwendungstechniker,<br />

Holztechniker<br />

Patente : 15 in den letzten fünf<br />

Jahren<br />

Weitere Infos : www.leitz.com<br />

LMT,<br />

Oberkochen<br />

Die Firmengruppe LMT erwirtschaftet<br />

70 Prozent ihres Umsatzes<br />

mit Sonderwerkzeugen.<br />

Ein Produkt, welches in der<br />

Teilfirma Fette entwickelt wurde,<br />

gilt als besonders innovativ:<br />

Ein Werkzeug für die Erstellung<br />

für Gewinde. Es erkennt aktiv<br />

und drahtlos durch Bluetooth-<br />

Technologie, wenn es bei dem<br />

Produktionsvorgang zu einer<br />

Störung kommt. „Dadurch<br />

kann die Einfahrgeschwindigkeit<br />

erhöht werden und der Arbeiter,<br />

der oft an zehn Maschinen<br />

gleichzeitig arbeitet, erfährt<br />

sofort von der Störung“,<br />

In den idyllischen Hafen von Mutriku an der spanischen Atlantikküste baut Voith ein Gezeitenkraftwerk ein.<br />

meint der Leiter der Unternehmenskommunikation<br />

Dr. Jürgen<br />

Mengele.<br />

Kooperationen: HTW Aalen<br />

(Stiftungsprofessur)<br />

Fachrichtungen: Ingenieure,<br />

Physiker und Werkstoffkundler.<br />

Weitere Infos : www.lmttools.com<br />

Mössner KG,<br />

Eschach<br />

Die Firma Mössner entwickelt<br />

hochautomatisierte Gussnachbearbeitungsanlagen.<br />

In diesem<br />

Bereich wurde vor Kurzem<br />

mit einer ganz neuartigen Entkernmaschine<br />

für Gussteile ein<br />

Patent angemeldet.<br />

FuE-Etat: Variiert von Jahr zu<br />

Jahr, häufig gemeinsame Investitionen<br />

mit Kunden<br />

Kooperationen: Vor allem mit<br />

der HTW Aalen und Firmenkooperationen<br />

Anzahl der Mitarbeiter : 11<br />

Konstrukteure arbeiten speziell<br />

im FuE-Bereich, ansonsten Eingrenzung<br />

schwierig<br />

Weitere Infos : www.moessnerkg.de<br />

Renz GmbH & Co.,<br />

Heubach<br />

Das Unternehmen Renz in Heubach<br />

ist der weltweit führende<br />

Hersteller für alle Varianten<br />

von Loseblatt-Bindesystemen<br />

und einem umfangreichen Programm<br />

in der Laminiertechnik.<br />

Bis heute ist die Firma der einzige<br />

Anbieter von Maschinensystemen<br />

mit automatischen Formatumstellungen.<br />

Die zwei innovativsten Produkte,<br />

meint Geschäftsführer Peter<br />

Renz, sind derzeit eine modulare<br />

Baureihe für Papierstanzmaschinen<br />

und eine Drahtkammbindemaschine,<br />

die vom Block<br />

bis zum Kalender mit einer Umstellbarkeit<br />

innerhalb von fünf<br />

Minuten alles binden und stanzen<br />

kann.<br />

FuE-Etat : 8 Prozent des Umsatzes<br />

Kooperationen: Steinbeis-Institute<br />

Anzahl der Mitarbeiter : 8 bis 10<br />

Patente : Um die 10<br />

Weitere Infos : www.renz.co<br />

MENSCHEN MACHER MÄRKTE I 24. November 2007<br />

Voith AG,<br />

Heidenheim<br />

Das renommierte Unternehmen<br />

in Heidenheim setzt in verschiedenen<br />

Bereichen auf Innovationen:<br />

2006 wurde das Voith<br />

Paper Technology Center eröffnet,<br />

das modernste Papierforschungszentrum<br />

der Welt. Ein<br />

Jahr später geht aus diesem<br />

Konzernbereich das neue Unternehmen<br />

Voith Paper Environmental<br />

Solutions (VPES)<br />

hervor. Bei VPES werden künftig<br />

die Entwicklung und Vermarktung<br />

von innovativen Umwelttechnologien<br />

gebündelt.<br />

Im Fokus stehen dabei Konzepte,<br />

welche die wertvolle Ressource<br />

Wasser schonen und aus<br />

Produktionsreststoffen neue<br />

Wertstoffe schaffen. „Normalerweise<br />

kosten Umweltschutzmaßnahmen<br />

Geld. Wir entwickeln<br />

jedoch Technologien, die<br />

ökonomisch und ökologisch<br />

sinnvoll sind“, sagt Werner<br />

Geßler, Geschäftsführer der<br />

VPES.<br />

Auch bei Voith Hydro wurde<br />

ein neues Unternehmen gegründet:<br />

Ein Joint Venture für<br />

Gezeitenströmungstechnolo-<br />

21<br />

gie. In der südkoreanischen<br />

Provinz Wando vermarktet und<br />

produziert es Gezeitenströmungsturbinen.<br />

„Mit der Gründung<br />

dieses neuen Unternehmens<br />

machen wir einen konsequenten<br />

nächsten Schritt in unserer<br />

Strategie, Meeresenergien<br />

als weitere Form der erneuerbaren<br />

Energien aus Wasser<br />

nutzbar zu machen“, so Dr.<br />

Hubert Lienhard, Vorsitzender<br />

des Konzernbereichs Voith Siemens<br />

Hydro.<br />

Zusätzlich sorgt im Konzernbereich<br />

Voith Hydro der Bau eines<br />

ersten kommerziellen Wellenkraftwerks<br />

an der spanischen<br />

Atlantikküste für Aufsehen.<br />

Das neue Kraftwerk im nordspanischen<br />

Mutriku wird mit<br />

der so genannten Technologie<br />

der oszillierenden Wassersäule<br />

arbeiten.<br />

Planungen für ein solches<br />

Kraftwerk an der deutschen<br />

Nordseeküste liegen ebenfalls<br />

schon vor.<br />

FuE-Etat : 2005/2006 182 Millionen,<br />

4,9 Prozent vom Umsatz<br />

Anzahl der Mitarbeiter : k.A.<br />

Weitere Infos : www.voith.de


22 24. November 2007 I MENSCHEN MACHER MÄRKTE FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />

Genauigkeit hat höchste Priorität<br />

Umrahmt von Institutionen<br />

wie der Hochschule für Technik<br />

und Wirtschaft in Aalen (HTW)<br />

und ihrem Studiengang Optoelektronik<br />

und Photonik, dem<br />

Forschungsinstitut für Edelmetalle<br />

und Metallchemie in<br />

Schwäbisch Gmünd, dem Institut<br />

für Augenoptik in Leinroden,<br />

dem Steinbeis Transferzentren<br />

und der Photonik-Initiative<br />

Ostwürttemberg forschen<br />

hiesige Firmen im Fachbereich<br />

Optik, Photonik und<br />

Messtechnik mit faszinierenden<br />

Ergebnissen. Eine Auswahl von<br />

Firmen macht die Innovationskraft<br />

deutlich.<br />

Accuracy for Machines,<br />

(AfM), Aalen<br />

Das Start-up Unternehmen im<br />

Aalener Technologiezentrum<br />

entwickelte eine Methode, um<br />

Maschinenfehler zu korrigieren.<br />

Bisher konnten bei allen<br />

Maschinen Fehler erkannt werden,<br />

außer bei Werkzeugmaschinen.<br />

Für diese entwickelte<br />

die Firma die „AfM-Methode“.<br />

Laut Geschäftsführer Christoph<br />

Gall, Absolvent der Aalener<br />

HTW, verwendet die Firma eine<br />

spezielle Lasermesstechnik um<br />

an Koordinatenmess- und<br />

Werkzeugmaschinen Ungenauigkeiten<br />

beim Vermessen oder<br />

Bearbeiten von Werkstücken<br />

zu ermitteln und rechnerisch zu<br />

korrigieren.<br />

FuE-Etat : Da Neugründung<br />

noch keine repräsentative Zahlen<br />

Kooperationen: bestehen<br />

Anzahl der Mitarbeiter : Zwei<br />

und externe MA mit Ingenieur-<br />

Unternehmen in der Region, ihre Forschung und Entwicklung im<br />

Bereich Optik, Photonik, Messtechnik<br />

Ausbildung.<br />

Fachrichtungen: Ingenieure,<br />

Software-Entwickler, Optoelektronik<br />

Patente : Mehrere Patentanmeldungen<br />

liegen zur Prüfung vor<br />

Weitere Informationen: Homepage<br />

noch nicht vorhanden, Informationen<br />

unter www.metrys-aalen.de<br />

hema electronic GmbH,<br />

Aalen<br />

In der Röntgenstraße in Aalen<br />

entsteht Zukunftstechnologie.<br />

Eine bedeutende Leistung ist<br />

die Entwicklung der industriellen<br />

Bildverarbeitung: Maschinen<br />

bekommen Augen. Eine<br />

von hema entwickelte Technologie<br />

verleiht ihnen künstliche<br />

Sehkraft. In Einzelschritten<br />

kann der Produktionsablauf<br />

dadurch dokumentiert werden,<br />

ohne abhängig vom <strong>Menschen</strong><br />

zu sein. Die Firma arbeitet auch<br />

an einer neuen digitalen Videoelektronik<br />

unter anderem für<br />

die Sicherheits- und Verkehrsüberwachung,<br />

an der Visualisierung<br />

von industriellen<br />

Schweißprozessen, an berührungsloser<br />

Energie- und Datenübertragung<br />

in intelligenten<br />

Werkzeugsystemen und an<br />

Hochleistungs-LED-Lichtsystemen.<br />

FuE-Etat : 750 000 Euro pro<br />

Jahr.<br />

Kooperationen mit IMS Chips<br />

Stuttgart und dem Fraunhofer<br />

Institut für Produktionstechnik<br />

und Automatisierung<br />

Anzahl der Mitarbeiter : 10<br />

Fachrichtungen: Elektrotechnik,<br />

Technische Informatik<br />

Weitere Infos : www.hema.de<br />

Metrys GmbH,<br />

Aalen<br />

Seit drei Monaten hat die Firma<br />

Metrys eine DKD-Akreditierungsurkunde.<br />

DKD steht für<br />

Deutscher Kalibrierdienst. Dieser<br />

Dienst ernennt Institute und<br />

Labore, die Kalibrierungen von<br />

Messgeräten und Maßverkörperungen<br />

durchführen dürfen.<br />

In der Firma Metrys bedeutet<br />

dies die Vermessung von Körper<br />

wie Flächen oder Kugeln.<br />

Theo Hageney, Geschäftsführer<br />

der Metrys GmbH, erklärt, dass<br />

mit seinen Maschinen hochgenaue<br />

Messungen möglich sind,<br />

welche zum Beispiel von Automobilfirmen<br />

benötigt werden:<br />

FuE-Etat : Da Neugründung<br />

noch keine repräsentativen<br />

Zahlen<br />

Fachrichtungen der Mitarbeiter<br />

: Ingenieure, u. a. für Feinwerktechnik,Software-Entwickler<br />

Patente : Anmeldung zum Gebrauchsmusterschutz<br />

Weitere Infos : www.metrys-aalen.de<br />

Carl Zeiss AG,<br />

Oberkochen<br />

„We make it visible“ mit diesem<br />

Slogan möchte die Carl<br />

Zeiss AG Forscher in aller Welt<br />

bei ihrer Arbeit unterstützen:<br />

Das Unternehmen Neon Richter in Heubach schlägt oft den Bogen zur für die Ostalb wichtigen Autobranche,<br />

wie hier bei der Licht-Ausstattung eines BMW-Standes auf der Automesse.<br />

Wissenschaft und Technologie<br />

soll die Möglichkeit gegeben<br />

werden, bisher Unsichtbares zu<br />

erkennen.<br />

Für diese Leistung wird im Hause<br />

Zeiss geforscht. „Wir haben<br />

deutlich mehr Ausgaben für<br />

Forschung und Entwicklung als<br />

andere Unternehmen, 14 Prozent<br />

des Jahresumsatzes werden<br />

dafür investiert. Noch dazu<br />

arbeiten 16 Prozent der Mitarbeiter<br />

von Zeiss im FuE-Bereich<br />

– ein vergleichsweise hoher<br />

Wert“, erklärt der Leiter der<br />

Unternehmenskommunikation,<br />

Mark Cyrus Vogel. Zusätzlich<br />

wird die Mitarbeit in 400<br />

wissenschaftlichen Netzwerken<br />

und mit externen Partnern, wie<br />

dem Fraunhofer Institut gefördert.<br />

Der Erfolg wird unter anderem<br />

durch die Zahl der Patente<br />

deutlich: Pro Arbeitstag<br />

werden durchschnittlich zwei<br />

Patente angemeldet.<br />

FuE-Etat : 14 Prozent des Umsatzes<br />

Kooperationen: Institute:<br />

Fraunhofer u. a., Universitäten:<br />

Heidelberg, Karlsruhe, Konstanz,<br />

Ulm, HTW Aalen u. a.,<br />

Firmenkooperationen<br />

Anzahl der Mitarbeiter : 16 Prozent<br />

der Mitarbeiter arbeiten<br />

im FuE-Bereich, insgesamt 200<br />

in der Forschungsabteilung<br />

Fachrichtungen: Physiker, Biowissenschaftler,<br />

Ingenieure mit<br />

Schwerpunkt Feinwerktechnik,<br />

Software, Mechatronik, Optoelektronik<br />

Patente : Pro Jahr über 400 Patente<br />

Preise : ZEISS verleiht einen Innovationspreis,<br />

bekommt jedoch<br />

auch selbst zahlreiche<br />

Auszeichnungen, wie zum Beispiel<br />

den Berthold Leibinger Innovationspreis,<br />

den Innovationspreis<br />

der Deutschen Wirtschaft<br />

2006 und den Dekadenpreis<br />

der Deutschen Wirtschaft.<br />

Weitere Infos : www.zeiss.de


ERFOLGS GESCHICHTEN<br />

Der beste Ritter kauft beim besten Schmied<br />

Geschäftsführer Martin Hägele<br />

ist vorsichtig: „Namen darf ich<br />

Ihnen nicht nennen.“ Nur so viel<br />

vielleicht: „Vier Teams, die sich<br />

in der Formel 1 auf dem Siegertreppchen<br />

abwechseln, sind unsere<br />

Kunden.“<br />

„Wir entwickeln und produzieren<br />

motorperiphere Komponenten<br />

für die führenden Automobilhersteller.“<br />

Hägele übersetzt<br />

für den Laien; „Das ist alles, was<br />

für den Bereich um den Motor<br />

eine Rolle spielt.“ Etwa ultraleichte<br />

Abgasanlagen, Kühlsysteme,<br />

Luftfilter, Ölversorger<br />

oder Ansaugsysteme.<br />

Die Firma MHG Fahrzeugtechnik<br />

ist ein echter „Hidden Champion“<br />

also jemand, der eine<br />

wichtige Rolle spielt, ohne dass<br />

dies in der Öffentlichkeit groß<br />

bekannt ist. MHG-High-Tech aus<br />

Heubach steckt in Formel-<br />

1-Rennwagen, in Autos, die um<br />

die Deutsche-Tourenwagen-<br />

Meisterschaft (DTM) kämpfen,<br />

in italienischen Nobelflitzern.<br />

Auch viele Entwicklungsabteilungen<br />

deutscher Premiumhersteller<br />

arbeiten mit den Spezialisten<br />

im Heubacher Gewerbegebiet<br />

Bachwiesen zusammen.<br />

Die Hälfte der Aufträge bezieht<br />

MHG aus dem Motorsport, die<br />

andere Hälfte ist Innovationsarbeit<br />

für die Premiumhersteller.<br />

Das Verhältnis zu den Top-Marken<br />

sei eines auf Augenhöhe,<br />

sei partnerschaftlich. Aus gutem<br />

Grund, wie Hägele erklärt: „Wir<br />

leisten Pionierarbeit.“ Arbeit,<br />

die die Automobilfirmen so<br />

Die Firma MHG Fahrzeugtechnik in Heubach fertigt Teile<br />

für die Formel 1 und für Flugzeuge wie den Airbus A 380<br />

nicht zu leisten in der Lage seien.<br />

Diese „kaufen unsere Kapazität<br />

auf Zeit“, entsprechend<br />

eng werde zusammengearbeitet.<br />

Denn die MHG Fahrzeugtechnik<br />

sei „weltweiter Marktführer“<br />

eines schmalen Segmentes.<br />

Erfolgreich sei die Firma nicht<br />

über den Preis ihrer Produkte.<br />

Sondern über die Innovationskraft<br />

der Mitarbeiter. Man müsse<br />

sich das vorstellen wie im Mittelalter.<br />

„Die besten Ritter sind<br />

immer zum besten Schmied gegangen“,<br />

erklärt Hägele, wie<br />

sich die Firma auf dem Weltmarkt<br />

behaupte. Und der beste<br />

Ritter habe nicht zuerst gefragt,<br />

was das beste Schwert kostet,<br />

sondern wann es fertig ist.<br />

An Aufträgen mangele es nicht.<br />

Hägele, der sich die Geschäftsführung<br />

mit seiner Frau Elke<br />

teilt, hat ein anderes Problem:<br />

„Wir haben oft Kapazitätsengpässe<br />

aufgrund fehlenden Personals“,<br />

sagt Elke Hägele. Auf<br />

dem Markt gebe es kaum Leute,<br />

die in der Lage sind, den Anforderungen<br />

der Heubacher High-<br />

Tech-Schmiede gerecht zu werden.<br />

Deswegen sei die Firma darauf<br />

angewiesen, diese selber<br />

auszubilden. „Wir müssen häufig<br />

mehr als zwei Jahre in einen<br />

Mitarbeiter investieren, bis dieser<br />

produktiv ist“, erklärt Martin<br />

Hägele. Dann aber seien diese<br />

„richtige Spitzenleute“.<br />

Die benötige die Firma auch,<br />

weil oft ein großer Druck herrsche.<br />

Etwa, wenn ein Fahrzeug<br />

beim Rennen am nächsten<br />

Sonntag nicht ausfallen darf.<br />

Und ein MHG-Mann habe „die<br />

letzte, die entscheidende<br />

Schweißnaht“ zu machen. Immens<br />

sei dieser Druck auf den<br />

Einzelnen. „Motivation ist auf<br />

dieser Ebene ein wichtiger<br />

Aspekt“, erklärt Hägele. Der<br />

weiß, dass ein Job bei „ihm“<br />

anspruchsvoll ist. Der aber auch<br />

eine Arbeit verspricht, „die<br />

Spaß macht“.<br />

„Wenn wir dann eingeladen<br />

sind zu einem Saisonfinale in<br />

Oberitalien“ dann sei dies etwas,<br />

„wo man mental etwas zurückbekommt<br />

für seine Arbeit“.<br />

Damit werbe er bei seinen<br />

mittlerweile 128 Mitarbeitern<br />

– die übrigens zu 95 Prozent<br />

aus der näheren Umgebung<br />

stammen.<br />

Ob er eine Krise im Motorsport<br />

wegen eventuell sinkender Zuschauerzahlen<br />

befürchtet? Motorsport,<br />

insbesondere etwa in<br />

der Formel 1 und in der DTM sei<br />

eine Art „Technologiewettbewerb“,<br />

dem sich die Firmen<br />

stellten. Entwicklungen aus der<br />

Formel 1 kämen wenige Jahre<br />

später der breiten Masse zu<br />

Gute. So werde momentan daran<br />

gearbeitet, dass Formel-<br />

1-Autos eine Energierückgewinnung,<br />

eine Art Hybridantrieb<br />

haben müssen.<br />

Aktiv ist MHG über die Tochterfirma<br />

Proseria auch im Kleinserienbereich.<br />

Diese Firma liefert<br />

Mini-Serien für „Technologieträger“<br />

wie den Bugatti Veyron<br />

Edel, würzig,<br />

frisch gezapft.<br />

von Volkswagen mit 1001 PS.<br />

Schwachsinn, so ein Auto zu<br />

bauen? Hägele sieht das anders.<br />

„Dort werden Dinge entwickelt<br />

und erprobt, die irgendwann<br />

später einmal im<br />

VW Golf sind.“<br />

Interessant ist ein weiterer Be-<br />

MENSCHEN MACHER MÄRKTE I 24. November 2007<br />

Elke und Martin Hägele teilen sich die Geschäftsführung der MHG Fahrzeugtechnik. Im Bild stehen sie im<br />

Firmenfoyer vor einem BMW-M5-Aggregat und einem älteren Motor aus der Formel 1. (Foto: Tom)<br />

reich dem sich Hägele widmet:<br />

„Wir haben mir einem französischen<br />

Partner eine Allianz zur<br />

Belieferung eines französischen<br />

Triebwerksherstellers aufgebaut.“<br />

Dabei geht es um Triebwerke<br />

für Airbus – auch den<br />

A380 – , für Boeing und für Fok-<br />

23<br />

ker. Die ersten langfristigen<br />

Lieferverträge seien „im Moment<br />

in der Fixierung“. Dazu<br />

werde Anfang nächstes Jahr<br />

eine MHG Aerospaceparts<br />

GmbH in Gründung gehen. Prototypen-Teile<br />

seien bereits freigegeben.<br />

Jürgen Steck

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