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Menschen Macher Märkte - Schwäbische Post

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6 24. November 2007 I MENSCHEN MACHER MÄRKTE ERFOLGSGESCHICHTEN<br />

Eine schwäbische Patentschmiede<br />

Im Waldhäuser Gewerbegebiet<br />

steht an der Geißbergstraße ein<br />

Gebäude, das nach außen eher<br />

unscheinbar wirkt. In dessen Inneren<br />

findet sich eine schwäbische<br />

Patentschmiede mit enormem<br />

Potenzial. Franz Weller<br />

hat mit seinem Unternehmen<br />

Weller und Herden sowie den<br />

Tochterfirmen Rowe und Recan<br />

in den vergangenen Jahren Innovatives<br />

geleistet. Nicht nur<br />

im Sportbereich.<br />

„Weller und Herden steht für<br />

den Sportstättenbau – auf hohem<br />

Niveau“, erklärt Franz<br />

Weller. Dass der reine Sportstättenbau<br />

dem rührigen<br />

Schwaben nicht gereicht hat,<br />

zeigt sich schnell, wenn er von<br />

den Erfindungen spricht, an denen<br />

er maßgeblich beteiligt<br />

war – und noch ist.<br />

Forschungsprojekte, Neuentwicklungen,<br />

Innovatives – gepaart<br />

mit viel Know-how hat<br />

sich Franz Weller auf die Fahnen<br />

geschrieben und die Tochterfirmen<br />

Rowe (Spezial-Bauteile)<br />

und Recan (Entwicklung)<br />

als Spezialfirmen auf dem<br />

Markt etabliert. „Mit Weller<br />

und Herden sind wir als Deluxe-Ausstatter<br />

von Stadien am<br />

Markt“, stellt Weller fest.<br />

Aus dieser Arbeit habe sich<br />

manch Neues ergeben. Die<br />

SpeedSperrO-Box beispielsweise<br />

ist ein System, mit dem sich<br />

ganze Bereiche schnell und einfach<br />

absperren und Personenströme<br />

gezielt leiten lassen.<br />

Dieses System könne nicht nur<br />

in Stadien mit minimalem Personalaufwand<br />

in kürzester Zeit<br />

aufgebaut werden, sondern<br />

auch bei Demonstrationen<br />

oder überall dort, wo Sicherheitsabstand<br />

gefordert sei.<br />

In einer Box, die einer Litfaßsäule<br />

ähnlich sehe, befinde sich<br />

ein auf einer Spindel aufgerollter<br />

Zaun. „Als Zaun eignen sich<br />

unterschiedliche Materialien“,<br />

erläutert Weller. In ungefährlichen<br />

Bereichen setze man ein<br />

Sportnetz ein und erhalte so<br />

zum Beispiel zwei Kleinspielfelder<br />

mit Ballfangnetz. In gefährlichen<br />

Situationen dagegen<br />

Franz Weller, Geschäftsführer von Weller & Herden sowie den Tochterunternehmen<br />

Rowe und Recan hat mit Erfindergeist eine Weltfirma<br />

in Waldhausen auf dem Härtsfeld etabliert.<br />

(Fotos: Oliver Giers / privat)<br />

Franz Weller hat auf dem Härtsfeld eine Weltfirma aufgebaut und<br />

liefert Sportgeräte und mehr in die ganze Welt<br />

könne man ein Stahlnetz oder<br />

Kettennetz einsetzen. Damit<br />

eigne sich die Box sogar für den<br />

militärischen Bereich.<br />

„Wir arbeiten eng mit dem<br />

Fraunhofer Institut zusammen“,<br />

sagt der 58-jährige Tüftler.<br />

So sei die SpeedSperr0-Box<br />

eine gemeinsame Entwicklung<br />

von „Recan“ und des Fraunhofer<br />

Instituts.<br />

Eine weitere fruchtbare Zusammenarbeit<br />

gebe es derzeit mit<br />

Würth-Solerg von der Unternehmensgruppe<br />

Würth elektronik.<br />

„Der Trend in puncto<br />

Fußball geht hin zu Kleinspielfeldern<br />

mit Kunstrasen, einer<br />

Bande, Toren und einem Fangzaun“,<br />

sagt Franz Weller.<br />

Doch viele Vereine könnten<br />

sich eine solche Investition<br />

nicht leisten. Deshalb setze er<br />

die Idee um, Sport und Solarenergie<br />

zu verbinden. „Wir<br />

bauen auf ein solches Kleinspielfeld<br />

ein Dach mit einer Fotovoltaikanlage“,<br />

erläutert er.<br />

Mit der Stromeinspeisung<br />

könnten die Vereine den Löwenanteil,<br />

unter Umständen<br />

sogar die gesamten Baukosten<br />

wieder einfahren.<br />

„Unsere Philosophie lautet hier<br />

– wenn kleine Vereine eine<br />

solch moderne Anlage wollen,<br />

sollen sie diese auch verwirklichen<br />

können“, sagt Weller, der<br />

immer im Gespräch „mit der<br />

Basis“ ist, auf der Suche nach<br />

Problemlösungen. Deshalb<br />

sieht das Konzept hier auch vor,<br />

die Banden schnell ein- und<br />

ausbauen zu können, damit aus<br />

dem überdachten Spielfeld<br />

eine vom Wetter unabhängige<br />

Veranstaltungshalle werden<br />

kann, nicht nur für Vereinsfeste.<br />

Und im Sommer könne im<br />

Freien gespielt werden – denn<br />

die Fenster lassen sich hydraulisch<br />

beseitigen.<br />

Die SpeedSperrO-Box, von Recan entwickelt und bei Weller & Herden gebaut, ist ein System, mit dem sich<br />

verschiedene Bereiche schnell und einfach absperren lassen. Bei Bedarf können damit Personenströme gelenkt<br />

werden – nicht nur bei Sportveranstaltungen, sondern auch bei Demonstrationen.<br />

Doch nicht nur im Kleinen plane<br />

er das Hallensystem mit Fotovoltaik.<br />

„Wir haben eine Anfrage<br />

von Ajax Amsterdam und<br />

aus China“, erklärt der „Hans<br />

Dampf“, der einst in einer Garage<br />

mit seinem Unternehmen<br />

begonnen hat.<br />

Während die Mehrzweckhalle<br />

marktreif sei, arbeite er und<br />

sein Team aus „hochmotivierten<br />

Spezialisten“ gerade an einer<br />

weiteren Erfindung: ein<br />

System, mit dem in Sportstadien<br />

die Zeit- und Weitenmessung<br />

zentral erfolgen könne.<br />

„Wir arbeiten auf Hochtouren,<br />

denn wir wollen bei der Leichtathlethik-WM<br />

2009 im Berliner<br />

Olympiastadion die Erfindung<br />

einsetzen“, hebt Franz Weller<br />

hervor.<br />

Bislang werden bei Leichtathletik-Wettkämpfen<br />

die Zeiten<br />

und die Weiten an den ver-<br />

schiedenen Stationen per Laser<br />

erfasst, abgelesen und einzeln<br />

an eine Zentrale übermittelt.<br />

Jetzt sollen die Ergebnisse per<br />

Funk direkt einen Zentralrechner<br />

erreichen. Auf dem Gelände<br />

seien diverse Referenzpunkte<br />

verteilt. Über Erfassungstafeln<br />

werde dann beispielsweise<br />

beim Speerwurf die Weite ermittelt.<br />

Künftig seien mit dieser<br />

Erfindung weniger <strong>Menschen</strong><br />

nötig, die den Ablauf des Wettkampfs<br />

stören können. „Bevor<br />

dies zum Einsatz kommt, testen<br />

wir das alles noch vorher hier in<br />

der Region“, sagt der gelernte<br />

Kaufmann und Techniker, der<br />

die Firma Weller und Herden<br />

1989 gegründet hat.<br />

Auch im Behinderten-Sport hat<br />

Franz Weller mit seinen Entwicklungen<br />

für Verbesserungen<br />

gesorgt. So sind bereits besondere<br />

Plattformen für Roll-<br />

stuhlfechter realisiert, ebenso<br />

Entwicklungen für den Basketball<br />

und Sitzvolleyball. Aber<br />

auch die Absprungbalken für<br />

den Weitsprung hat Weller revolutioniert.<br />

„Die sind heute<br />

nicht mehr aus Holz, sondern<br />

aus einem aus Kunststoffgranulat,<br />

auch so eine Erfindung von<br />

uns“, erklärt er.<br />

Und die Zukunft immer fest im<br />

Blick arbeitet er an einem weiteren<br />

Projekt: Nachdem das<br />

Rapsöl als Treibstoff an Bedeutung<br />

gewinnt, ist er dabei, ein<br />

Gerät zu entwickeln, das erkennt,<br />

welche Qualität das<br />

Rapsöl besitzt. „Wir bleiben immer<br />

am Ball“, nimmt er ein Bild<br />

aus dem Sport auf. Und häufig<br />

hatte der Geschäftsführer auch<br />

die Nase vorn, wie die zahlreichen<br />

Patente, die das Unternehmen<br />

besitzt beweisen.<br />

Ulrike Schneider

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