24.10.2012 Aufrufe

Menschen Macher Märkte - Schwäbische Post

Menschen Macher Märkte - Schwäbische Post

Menschen Macher Märkte - Schwäbische Post

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

ERFOLGS GESCHICHTEN<br />

Die rechte und die linke Hand<br />

Ihre Stimme kratzt, doch Ingeborg<br />

Brenner wäre vermutlich nicht sie<br />

selbst, wenn sie den Interviewtermin<br />

wegen ihrer Erkältung nicht eingehalten<br />

hätte. Schließlich ist auch dessen<br />

Verlauf irgendwie eine Frage der<br />

Organisation. Die ist nicht nur eine<br />

von Ingeborg Brenners Leidenschaften,<br />

sondern auch ihre Profession. Bei<br />

der Südwestmetall-Bezirksgruppe<br />

Ostwürttemberg ist die Aalenerin für<br />

den Bereich Organisation und Verwaltung<br />

zuständig.<br />

„Die habe ich alle miterlebt.“ Ingeborg<br />

Brenner hält in der linken Hand<br />

die Bügel ihrer Lesebrille - „mein Markenzeichen“-,<br />

während sie sich umdreht<br />

und mit der anderen Hand auf<br />

die Fotogalerie hinter sich weist. Imposant-seriös<br />

sehen die fünf Herren in<br />

Schwarz-Weiß aus, alle waren Vorsitzende<br />

der Bezirksgruppe Ostwürttemberg<br />

des Verbandes der Metallund<br />

Elektroindustrie Baden-Württemberg<br />

e.V. Seit rund 40 Jahren arbeitet<br />

Ingeborg Brenner für den Verband<br />

und in all den Jahren nahm sie<br />

stets ihr Herz mit ins Büro: „Ich möchte<br />

sagen, ich habe das hier mit aufgebaut“,<br />

sagt sie.<br />

Und als sie erzählt, wie sie am Wachsen<br />

der Bezirksgruppe mitgewirkt<br />

hat, klingt das eher bescheiden. Doch<br />

übertriebene Zurückhaltung gehört<br />

eigentlich nicht zu Ingeborg Brenners<br />

hervorstechenden Eigenschaften.<br />

Eher schon ein gesundes Selbstbewusstsein.<br />

Das zeigt schon die Geschichte,<br />

wie sie ihre Stelle beim Arbeitgeberverband<br />

bekam: „Es wurde<br />

eine etwa 40-jährige Dame als erste<br />

Kraft gesucht“, erinnert sich die gelernte<br />

Industriekauffrau an die Stellenanzeige.<br />

Doch das hielt die damals<br />

20-Jährige nicht davon ab, sich zu bewerben.<br />

„Es war vielleicht auch meine<br />

jugendliche Unbekümmertheit, aber<br />

ein Stückweit ist das sicher auch meine<br />

Mentalität“, gibt Ingeborg Brenner<br />

unumwunden zu. „Ich war einfach<br />

von mir überzeugt und das ist ja<br />

kein Schaden“, sagt sie, uns zeigt dabei<br />

ein breites Lächeln.<br />

Doch es war wohl nicht nur das selbstbewusste<br />

Auftreten, welches Ingeborg<br />

Brenner den Job verschaffte.<br />

Ihre Ausbildung war fundiert. Nach<br />

einer Lehre bei Pelo-Pilz hatte sie bereits<br />

zwei Jahre bei der Baustahlgewebe<br />

GmbH als Sekretärin des Betriebsleiters<br />

gearbeitet. Dann setzte<br />

der damalige Chef des Verbandes der<br />

Metallindustriellen, Dr. Günter Hildebrandt,<br />

auf sie. Ein wunderbarer<br />

Mentor sei der gewesen, meint Ingeborg<br />

Brenner. Er habe ihr die Möglichkeit<br />

gegeben, sich nach ihrem Potenzial<br />

zu entwickeln.<br />

Anderen die Möglichkeit geben, die<br />

eigenen Fähigkeiten umzusetzen, das<br />

ist für Ingeborg Brenner eine Schlüsselqualifikation,<br />

die ein Chef haben<br />

sollte und die auch jeder ihrer Vorgesetzten<br />

mitgebracht habe. „Es nutzt<br />

ja nichts, wenn der Chef eine gute<br />

Kraft hat, diese aber ihre Stärken<br />

nicht entfalten kann“, stellt sie sachlich<br />

fest. Sie selbst hatte die Gelegenheit<br />

dazu, bildete sich im betriebswirtschaftlichen<br />

und arbeitsrechtlichen<br />

Bereich weiter.<br />

Jetzt ist sie, wie sie lachend sagt, „die<br />

rechte und die linke Hand des Chefs“,<br />

der heute Jörn P. Makko heißt. Organisation,<br />

Verwaltung, Finanzen und<br />

die Büroleitung gehören zu ihren<br />

Kernaufgaben.<br />

Wie sie das praktisch umsetzt, zeigt<br />

sich schon beim Gespräch: Jede Menge<br />

Informationsmaterial über Südwestmetall<br />

hat sie mitgebracht, ein<br />

paar kurze Gesprächsnotizen sind<br />

chronologisch bereits handschriftlich<br />

notiert, jede Frage wird konzentriert<br />

und präzise beantwortet. „Ich arbeite<br />

meinem Chef entscheidungsreif zu“,<br />

erklärt Ingeborg Brenner ihre Arbeitsweise.<br />

Auch die tägliche Lektüre<br />

überregionaler Zeitungen hat sie sich<br />

zur Aufgabe gemacht, um über die<br />

aktuelle Lage stets informiert zu sein.<br />

Daneben ist sie Ausbilderin für kaufmännische<br />

Berufe und Mitglied im<br />

Prüfungsausschuss der IHK. Als sei das<br />

nicht genug Arbeit, hat sie sich selbst<br />

noch eine neue Aufgabe gestellt. Als<br />

bei Südwestmetall der Umbau in der<br />

Gartenstraße fertig war, entsprachen<br />

die weißen Wände der Räume nicht<br />

ihrem ästhetischen Empfinden. Als<br />

Kunstliebhaberin, die mit ihren<br />

Freundinnen auf der Suche nach interessanten<br />

Ausstellungen schon viele<br />

Städte bereist hat, organisiert sie seitdem<br />

regelmäßig Kunstausstellungen.<br />

Ingeborg Brenner ist bei der Südwestmetall die Frau<br />

für Organisation und Verwaltung<br />

Mit zügigem Schritt führt sie Besucher<br />

durch die Räume, zeigt die<br />

Kunstwerke der momentanen Ausstellung<br />

des Heidenheimer Bildhauers<br />

Franklin Pühn, die sich hervorragend<br />

in die sachliche und doch warme Atmosphäre<br />

des Gesamten einfügen.<br />

Zeit für ihre eigene Entwicklung und<br />

ihr Berufsleben hat sich Ingeborg<br />

Brenner immer genommen, auch als<br />

Mutter von zwei Kindern. „Ich habe<br />

nie aufgehört zu arbeiten und meine<br />

mittlerweile erwachsenen Töchter sagen<br />

heute, dass das auch zu ihrer<br />

Selbstständigkeit beigetragen hat“,<br />

sagt sie, und das klingt zufrieden. Geholfen,<br />

ihre Aufgabe als berufstätige<br />

Mutter zu bewältigen, hat ihr auch<br />

ihr Mann, der selbstständig tätig war,<br />

und eine Haushaltshilfe. Heute sind<br />

die Töchter aus dem Haus und Inge-<br />

borg Brenner spannt aus, wenn es die<br />

Zeit zulässt. Tennis, Skifahren, Bergwandern<br />

und neuerdings auch Klavierspielen<br />

gehören zu ihren liebsten<br />

Beschäftigungen. Als Jugendliche hat<br />

sie das Instrument gelernt, später<br />

dann gab sie das Spielen auf. Doch<br />

der Wunsch in ihr, wieder zu musizieren,<br />

blieb. An Weihnachten vor zwei<br />

Jahren stand dann plötzlich ein Klavier<br />

vor der Tür: „Letztes Jahr konnte<br />

ich nur ein paar Weihnachtslieder<br />

vortragen, aber dieses Jahr wird es<br />

schon besser“, meint sie zuversichtlich.<br />

Bleibt bei einem so ausgefüllten<br />

Leben noch Platz für Träume, beruflich<br />

oder privat. Ingeborg Brenner<br />

überlegt, wenn auch nur ganz kurz:<br />

„Ich schau, was kommt. Es muss sich<br />

etwas bewegen, lautet meine Devise.“<br />

Dagmar Oltersdorf<br />

MENSCHEN MACHER MÄRKTE I 24. November 2007<br />

Ingeborg Brenner Foto: Eva Gaida<br />

13

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!