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Mordbefehl und Todesmarsch. Das Hamelner Zuchthaus in den ...

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über <strong>den</strong> <strong>Todesmarsch</strong> Hameln - Holzen“. Er stammt von dem Holländer Schort<strong>in</strong>ghuis, der<br />

<strong>in</strong> <strong>den</strong> achtziger Jahren nach e<strong>in</strong>mal an die Stätten des <strong>Todesmarsch</strong>es zurückgekehrt ist. 51<br />

D.H. Schort<strong>in</strong>ghuis (1938) <strong>und</strong> se<strong>in</strong> Buch „Met de dood voor ogen“, Bedum 2000<br />

Aus dem Bericht ist leider wenig über <strong>den</strong> Autor selbst zu entnehmen. Schort<strong>in</strong>ghuis erwähnt,<br />

daß er <strong>in</strong>sgesamt fünf Jahre von Deutschen gefangen genommen war <strong>und</strong> seit dem 2.<br />

November 1944 im <strong>Zuchthaus</strong> Hameln sitzt. Er schildert immer wieder se<strong>in</strong>e Angst davor,<br />

noch kurz vor Kriegsende von Hameln nach Wolfenbüttel geschafft zu wer<strong>den</strong>. 52 Er weiß, daß<br />

<strong>in</strong> Wolfenbüttel Nacht- <strong>und</strong> Nebelhäftl<strong>in</strong>ge h<strong>in</strong>gerichtet wer<strong>den</strong>. Vermutlich gehört<br />

Schort<strong>in</strong>ghuis selbst dieser Gruppe an.<br />

Zum Aufbruch schreibt er:<br />

„Schon bald heißt es ‘Fertig machen’. Zuerst wird noch gegessen. Jeder bekommt zwei dünne<br />

Schnitten Brot. Zwei Schnitten Brot... es kommt die Frage auf, ob dies die Marschverpflegung<br />

ist.<br />

Der Zug, der sich damals bildete, ist wohl der komischste gewesen, der sich jemals auf<br />

deutschen Wegen gezeigt hat. Vierh<strong>und</strong>ert Knastbrüder mit ihren Decken als Cape über der<br />

Schulter. Darunter als ständiger Buckel die Essenspfanne. <strong>Das</strong> Schuhwerk variierte von<br />

hölzernen Sandalen mit Riemchen über <strong>den</strong> Füßen bis zu guten ledernen Schuhen, die auf die<br />

e<strong>in</strong>e oder andere Art von <strong>den</strong> rout<strong>in</strong>iertesten Kerlen organisiert wor<strong>den</strong> waren.<br />

Viele Worte für e<strong>in</strong>e Nebensächlichkeit: Doch Schuhwerk ist wichtig fürs Überleben. Es lag<br />

e<strong>in</strong> langer Marsch vor uns, <strong>und</strong> unter <strong>den</strong> Umstän<strong>den</strong>, <strong>in</strong> <strong>den</strong>en wir uns befan<strong>den</strong>, hängt e<strong>in</strong><br />

Menschenleben von kle<strong>in</strong>en D<strong>in</strong>gen ab.<br />

51 Abgedruckt <strong>in</strong> Zwangsarbeit Bd. 1; Schort<strong>in</strong>huis hat damals Fritz Koenig aus Bisperode, der als kle<strong>in</strong>er Junge<br />

selbst Zeuge des Marsches wurde, das Manuskript übergeben. Schort<strong>in</strong>ghuis lebt heute als alter Mann <strong>in</strong><br />

Broekhuizen, Niederlande.<br />

52 Schort<strong>in</strong>ghuis, S. 198f.<br />

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