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Mordbefehl und Todesmarsch. Das Hamelner Zuchthaus in den ...

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Zeitzeugenberichte <strong>und</strong> Akten bestätigen <strong>den</strong> Bericht von Schort<strong>in</strong>ghuis bis <strong>in</strong> die<br />

E<strong>in</strong>zelheiten h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>.<br />

Der Marsch führt über e<strong>in</strong>e Strecke von etwa 45 Kilometer am Westhang des Ith entlang <strong>in</strong><br />

das Außenlager „Hecht“ des <strong>Zuchthaus</strong>es Hameln bei Holzen (Eschershausen).<br />

Er verläuft vom <strong>Zuchthaus</strong> Hameln östlich nach Afferde. Etwa fünf Kilometer östlich von<br />

Afferde verläßt er die Reichsstraße <strong>und</strong> führt über Nebenstraßen am Westhang des Ith<br />

entlang. Der Zug berührt dabei die Dörfer Bisperode, Haus Harderode, Harderode, Bremke,<br />

Dohnsen, Halle, Dielmissen, Lüerdissen, Scharfol<strong>den</strong>dorf. Von Scharfol<strong>den</strong>dorf geht es nach<br />

Holzen. Von dort geht es bergauf, - noch fünf Kilometer zum Lager „Hecht“.<br />

Die Teilnehmer des Marsches s<strong>in</strong>d Ausländer aus verschie<strong>den</strong>en Nationen, aber auch<br />

Deutsche.<br />

<strong>Das</strong> Datum des Marsches - der 5. April - ist durch mehrere Zeugnisse gesichert. Entschei<strong>den</strong>d<br />

ist der H<strong>in</strong>weis bei Schort<strong>in</strong>ghuis <strong>und</strong> Bielefeld, daß am frühen Morgen vor dem Abmarsch<br />

die <strong>Hamelner</strong> Brücken gesprengt wur<strong>den</strong>. Nur manche haben die endlose Strecke an e<strong>in</strong>em<br />

Tag geschafft. Zu ihnen gehört Schort<strong>in</strong>ghuis. In Dielmissen sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong> Teil der<br />

Marschteilnehmer übernachtet zu haben, um dann am nächsten Tag zum Lager „Hecht“<br />

weiterzugehen. 63<br />

Es ist auch heute, über 50 Jahre nach dem Geschehen, immer noch möglich, <strong>in</strong> <strong>den</strong> genannten<br />

Dörfern Zeugen für <strong>den</strong> Marsch zu f<strong>in</strong><strong>den</strong>. E<strong>in</strong> Mann aus Afferde, bis heute wohnhaft an der<br />

Hildesheimer Straße, hat <strong>den</strong> Zug gesehen. Die meisten, so sagt er, konnten kaum gehen,<br />

richtige Skelette. Vorne g<strong>in</strong>gen zwei Mann Wachmannschaften, sonst als Bewachung junge<br />

Kerle, „wohl Wehrmacht“.<br />

E<strong>in</strong>e Frau aus Harderode hat drei Ausländer mit etwas Brot versorgt. Die Männer, die unter<br />

ihren Decken hervorschauten <strong>und</strong> die sie neben ihrem Haus niedergehockt vorfand, seien<br />

schrecklich schwach gewesen. Sie berichtet von ihrer Sorge, ob die ausgehungerten Mägen<br />

das Brot vertragen wohl könnten. <strong>Das</strong> fremd kl<strong>in</strong>gende „Danke“ hat sie bis heue im Ohr, viel<br />

mehr aber noch das schreckliche Schlurfen der mü<strong>den</strong> Füße über die Straße.<br />

Aus diesen bei<strong>den</strong> Häusern <strong>in</strong> Halle (l<strong>in</strong>ks) <strong>und</strong> Hunzen (rechts) erhielten die Häftl<strong>in</strong>ge Hilfe.<br />

(Fotos: Gelderblom)<br />

63 Damit können sich auch unterschiedliche Datierungen des Marsches (4., 5. oder 6. April) erklären).<br />

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