Mordbefehl und Todesmarsch. Das Hamelner Zuchthaus in den ...

Der Prozeß gegen Lauterbacher
Ein Problem harrt noch der Klärung. Wer hat den Befehl zur Ermordung der Häftlinge erteilt,
Kreisleiter Krämer oder Gauleiter Lauterbacher?
Lauterbacher bei dem Prozess in Hannover
(Quelle: Historisches Museum Hannover)
Zunächst zur Person Lauterbachers. Lauterbacher macht eine erstaunliche Karriere. Am 24. 5.
1909 in Reutte, Tirol, geboren als Sohn eines Tierarztes besucht er die Volksschule und das
Realgymnasium und geht anschließend bei einem Drogisten in Kufstein in die Lehre.
1927 tritt er in Braunschweig - damals ein Bollwerk des Nationalsozialismus - in Hitlerjugend
und NSDAP ein. 1933 wird er Gaujugendführer in Köln, wo er seine Frau kennenlernt.
Reichsjugendführer Baldur von Schirach ernennt ihn 1935 zu seinem Stellvertreter. Seit 1936
ist Lauterbacher deutscher Staatsangehöriger und Abgeordneter des Reichstags. 1940 - im
Alter von 31 Jahren - macht Hitler ihn zum Gauleiter von Südhannover und Braunschweig. Er
soll Hitlers Lieblings-Gauleiter gewesen sein. 1941 übernimmt er neben dem höchsten
Parteiamt, in dem er allein Hitler verantwortlich ist, zusätzlich das Amt des Oberpräsidenten
der Provinz Hannover und bekleidet damit auch das höchste Verwaltungsamt in der Provinz
Hannover. 85 Nach ein paar Wochen entlässt er den Oberbürgermeister, den
Polizeipräsidenten, den Regierungspräsidenten und viele andere. Als
Reichsverteidigungskommissar erhält der 33jährige Lauterbacher 1942 außerordentliche
Vollmachten für die zivile Reichsverteidigung. Er war damit „bis Kriegsende zweifellos der
mächtigste Mann im Gau Süd-Hannover-Braunschweig“. 86
Aus Hannover flieht er im April 1945 in den Harz. Am 29. Mai 1945 wird er durch die
Alliierten gefangen genommen.
Dr. Diels, von 1936 bis 1942 Regierungspräsident in Hannover 87 , sagt im Prozeß über
Lauterbacher:
85 Buchholz, S. 83.
86 Buchholz, S. 90.
87 Diels war Regierungspräsident in Hannover von 1936 - 1942, nominell SS-Standartenführer und in der
Frühzeit des NS-Regimes verantwortlich für den Aufbau der Gestapo in Preußen; Diels war als
Regierungspräsident auch an der „Aktion Lauterbacher“ beteiligt. Er hat die „Aktion“ damals nicht abgelehnt,
sondern nur versucht, sie in der Verantwortung der Partei zu legen; Buchholz, S. 43. Später hat er aber seinen
Einfluß genutzt, Menschen vor der Verfolgung zu schützen (PRO, Wo 309/103; 19. 12. 47) und ist bereit zur
Zusammenarbeit mit den Ermittlungsbehörden.
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