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Mordbefehl und Todesmarsch. Das Hamelner Zuchthaus in den ...

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Aus <strong>den</strong> Zeugenaussagen, <strong>den</strong> Vernehmungen Krämers <strong>und</strong> <strong>den</strong> Prozessakten wird das<br />

folgende Bild über die Ereignisse, die zum <strong>Todesmarsch</strong> führten, deutlich.<br />

30. März, Karfreitag<br />

Die US-Panzer stehen bei Paderborn.<br />

31. März, Ostersonnabend<br />

In der Nacht zum Sonnabend wird Krämer von Lauterbacher als kommissarischer Kreisleiter<br />

für Hameln e<strong>in</strong>gesetzt. Krämer gibt an, er habe dabei von Lauterbacher auf mündlichem<br />

Wege die folgen<strong>den</strong> Befehle erhalten:<br />

Errichtung von Panzersperren <strong>und</strong> Besetzung der Panzersperren mit Volkssturm<br />

Kontrolle der Wehrmacht wegen Sprengung der Weserbrücken<br />

Ke<strong>in</strong>e Übergabe der Stadt: „Wer die weiße Fahne hißt, ist des Todes.“<br />

Befehl an die politischen Leiter, sich überrollen zu lassen <strong>und</strong> als Wehrwolf zu<br />

kämpfen.<br />

Aufforderung, alle Schwerverbrecher des <strong>Zuchthaus</strong>es zu evakuieren, die leichteren<br />

Fälle jedoch freizugeben. Unter allen Umstän<strong>den</strong> sei zu verh<strong>in</strong>dern, daß die<br />

Schwerverbrecher <strong>in</strong> Freiheit kämen; e<strong>in</strong>e Wiederholung von 1918 - e<strong>in</strong>en<br />

kommunistischen Aufstand - dürfe es auf ke<strong>in</strong>en Fall geben.<br />

Hameln wird daraufh<strong>in</strong> von Krämer zur Festung erklärt <strong>und</strong> <strong>in</strong> Verteidigungszustand versetzt.<br />

Am selben Tage erhält der Leiter des <strong>Zuchthaus</strong>es Stöhr von se<strong>in</strong>em vorgesetzten<br />

Generalstaatsanwalt <strong>in</strong> Celle <strong>den</strong> Befehl zur Evakuierung der Häftl<strong>in</strong>ge aus der bedrohten<br />

Stadt. Stöhr bemüht sich daraufh<strong>in</strong> bei allen möglichen Stellen um Lastwagen. Er ruft auch<br />

<strong>den</strong> neuen Kreisleiter an. Krämer verspricht, für Lastwagen zu sorgen; er unterstützt die<br />

Evakuierung.<br />

2. April, Ostermontag<br />

Krämer teilt Stöhr telefonisch mit, daß es aus Mangel an Lastwagen ke<strong>in</strong>en Transport geben<br />

kann. Die Gefangenen müssen bleiben. Er kündigt an, daß er e<strong>in</strong>e Besprechung mit<br />

Lauterbacher haben wird, bei der auch das Schicksal der Häftl<strong>in</strong>ge e<strong>in</strong>e Rolle spielen soll.<br />

3. April, Dienstag<br />

Es gibt an diesem Tag e<strong>in</strong>en schweren Luftangriff auf <strong>den</strong> Bahnhof mit 29 Toten.<br />

Lauterbacher, der sich auf e<strong>in</strong>er Inspektionsreise längs der Weserfront von Hannoversch<br />

Mün<strong>den</strong> her kommend <strong>in</strong> Hameln aufhält, erneuert se<strong>in</strong>en Befehl, äußersten Widerstand zu<br />

leisten. Der <strong>Hamelner</strong> NSDAP-Kreispropagandaleiter Brodhage ist Zeuge, wie Lauterbacher<br />

Krämer die Liquidierung aller Gefangenen befiehlt, die e<strong>in</strong>e Gefahr für die Öffentlichkeit<br />

darstellen. Krämer wird von Lauterbacher zum Verteidigungskommissar ernannt, dem nun<br />

neben der Zivilverwaltung auch das <strong>Zuchthaus</strong> untersteht, das bisher <strong>in</strong> die Kompetenz des<br />

Generalstaatsanwalts <strong>in</strong> Celle fiel.<br />

Um 11 Uhr geht der <strong>Zuchthaus</strong><strong>in</strong>spektor Rother im Auftrag von Stöhr zu Krämer. Was soll<br />

nun aus <strong>den</strong> Gefangenen wer<strong>den</strong>? Krämer teilt ihm mit, daß die gefährlichen <strong>und</strong><br />

ausländischen Gefangenen umgebracht wer<strong>den</strong> müssen. Es dürfe ke<strong>in</strong>en kommunistischen<br />

Aufstand wie 1918 geben. Die leichten „Fälle“ dürfe Stöhr entlassen. Krämer erwartet e<strong>in</strong>e<br />

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