rund um Alsdorf! Fahrrad-Rallye - Alsdorfer Stadtmagazin
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Neben der emotionalen Bedeutung,<br />
die Gegenstände haben, ist ihm auch<br />
das Wertschätzen von Dingen wichtig,<br />
was der heutigen Wegwerfgesellschaft<br />
fehle, bedauert er.<br />
Ursprünglich aus finanziellen Gründen<br />
habe er angefangen, nicht mehr<br />
Benötigtes »auszuschlachten«. Eine<br />
ausgediente benötigte <strong>Fahrrad</strong>lampe<br />
wird von ihm erst dann weggeworfen,<br />
wenn er das Birnchen herausgeschraubt<br />
hat. Vielleicht wird so eines<br />
bald mal benötigt…<br />
Und dass Dieses oder Jenes, was<br />
eigentlich weggeworfen werden soll,<br />
später bestimmt mal benötigt werden<br />
wird, ob von ihm oder jemand anders<br />
– diese Erfahrung hat er oft gemacht.<br />
Selbst Ersatzteile, die es im Handel<br />
nicht mehr gibt, sind unter Umständen<br />
bei ihm zu finden. Und er gibt sie<br />
gerne her, wenn sie gebraucht werden.<br />
Denn wie gesagt, ihm geht es<br />
nicht <strong>um</strong> das Haben, das Besitzen,<br />
sondern <strong>um</strong> das noch Verwenden<br />
können.<br />
In der heutigen Zeit sei es nicht nur<br />
einfacher, sondern oft auch billiger,<br />
neu zu kaufen statt etwas reparieren<br />
zu lassen. Es sei eine Generationenfrage.<br />
Für ihn, Jahrgang 1956, ist<br />
nicht das Modern-Sein wichtig, son-<br />
»Es geht mir<br />
nicht <strong>um</strong><br />
Besitz –<br />
es geht <strong>um</strong><br />
Wert«<br />
dern das Funktionieren, und aus seiner<br />
Generation hätten viele noch diese<br />
Haltung, sei seine Erfahrung. Jüngere<br />
Menschen dagegen würden selten<br />
noch etwas reparieren wollen.<br />
Heutzutage müsse alles schnell er -<br />
setzt werden, meint er. Er kennt das<br />
noch anders. Man hatte wenig Geld<br />
zur Verfügung früher, musste sparen,<br />
<strong>um</strong> sich etwas Bestimmtes leisten zu<br />
können – einen »Wertgegenstand«<br />
im wahrsten Sinn des Wortes.<br />
Im Bekanntenkreis ist der Fundus von<br />
Horst Kreitz bekannt, hat sich auch<br />
schon darüber hinaus her<strong>um</strong>gesprochen.<br />
Er erzählt mir, dass ihn kürzlich<br />
jemand angerufen hat, der Karnevals -<br />
orden benötigt. Natürlich hat Horst<br />
Kreitz auch die in seiner Sammlung,<br />
war er doch selber karnevalistisch<br />
aktiv und ist auch hier gern behilflich.<br />
Was dem einen nutzlos erscheint, ist<br />
vielleicht genau das, was jemand<br />
anders dringend benötigt…<br />
Und Horst Kreitz freut sich, wenn<br />
etwas aus seiner Sammlung wieder<br />
verwendet werden kann. Er gibt gern,<br />
hilft gern – das ist offensichtlich.<br />
Für mich, die sich wünscht, wie Herr<br />
Kreitz nicht mehr suchen zu müssen,<br />
ist die Frage: Wie verwahre und organisiere<br />
ich?<br />
Nicht nur seiner Frau zuliebe setzt<br />
sich Herr Kreitz Grenzen bezüglich<br />
seiner Sammlung. Das heißt: Es muss<br />
auch weggeworfen werden – selbst<br />
auf die Gefahr hin, dass genau das<br />
neulich Entsorgte heute benötigt<br />
wird. Gut, also nicht nur ich mache<br />
diese Erfahrung, tröstlich.<br />
Um wie Herr Kreitz systematisch verwahren<br />
zu können, sollte man oder<br />
frau erst mal einiges zusammen kommen<br />
lassen an Gesammeltem. Ist die<br />
Kiste voll, geht es <strong>um</strong> das Sortieren.<br />
Was ist da und wieviel davon? Dementsprechend<br />
wird aufgeteilt und in<br />
entsprechenden Behältnissen untergebracht.<br />
Natürlich detailliert<br />
beschriftet. Alle 3 Jahre dann sortiert<br />
Herr Kreitz aus, was seiner Meinung<br />
nach voraussichtlich nicht mehr benötigt<br />
wird, etwa Kabel mit veralteten<br />
Anschlüssen. Auch wenn es später<br />
doch hätte gebraucht werden können<br />
– auch Wegwerfen ist wichtig, damit<br />
alles übersichtlich bleibt. Denn was<br />
nützt es – und so geht es mir oft: Ich<br />
weiss, dass ich es habe – aber wo?<br />
Juni/Juli/August 61<br />
Das überzeugt mich. Und ich für meinen<br />
Teil nehme viele Anregungen mit<br />
aus dem Gespräch mit Herrn Kreitz.<br />
Dabei weiß ich jetzt: Benötige ich mal<br />
etwas ganz Besonderes, was im Handel<br />
nicht erhältlich ist – dann frage<br />
ich bei Herrn Kreitz nach. Der freut<br />
sich, wenn eines seiner Stücke wieder<br />
eine Verwendung findet. Denn er will<br />
ja nicht sammeln, sondern ihm geht<br />
es <strong>um</strong> das ver»Wert«en.<br />
ALSDORFER STADTMAGAZIN 3/2013