Verhalten, Einstellungen und Unfallerfahrungen von ... - BfU

gaben den «Zeitaufwand» als Grund an. Daneben
gibt es auch noch diverse Angaben «spezieller
Gründe» (z. B. keine Lust, die Prüfung für die
nächste Stufe des Motorradausweises zu machen,
schlechtes Wetter usw.).
Die zentralen Bedingungen für das Weiterfahren
(«Nicht-Aussteigen»)
Mit einer multiplen logistischen Regressionsanalyse
wurde festgestellt, welchen Einfluss eine Reihe von
unabhängigen Variablen hat, bezüglich derer sich
die Aussteiger von denjenigen unterscheiden, die
weiterhin Motorrad fahren. Dies ist deshalb
notwendig, weil es viele signifikante Zusammen-
hänge gibt. Mit der logistischen Regression können
die wichtigsten Prädiktoren identifiziert werden.
Die abhängige (vorherzusagende) Variable wurde
aus der ersten Frage des Fragebogens 2007
«Fahren Sie immer noch Motorrad?» abgeleitet.
Gemäss der Darstellung signifikanter Unterschiede
wurden die folgenden unabhängigen Variablen in
die Analyse miteinbezogen: Geschlecht, Ausbil-
dung, Einkommen, Motorraderfahrung, Selbsturteil
bezüglich Geschicklichkeit, Ausweiskategorie, Hub-
raum, freiwilliger Kursbesuch, Identifikationsskala,
Motivationsskala, Sicherheitsskala. Die Variable
«Alter», die ebenfalls einen Zusammenhang mit
dem Weiterfahren aufweist, wurde weggelassen,
da sie sehr stark mit der Variablen «Motorrad-
erfahrung» korreliert (Vermeidung der Multi-
kollinearität).
Für die Berechnung der multiplen logistischen
Regressionsanalyse wurden die unabhängigen
Variablen kategorisiert: Bei den intervallskalierten
Variablen wurden drei bis vier Gruppen gebildet.
Die Kategorisierung hat den Vorteil, dass keine
Annahmen über die Linearität von Zusam-
menhängen getroffen werden müssen.
Von insgesamt 597 Fällen konnten 71 aufgrund
fehlender Werte in mindestens einer der 11 Vari-
ablen nicht berücksichtigt werden. 6 von 11 Vari-
ablen haben einen signifikanten Einfluss darauf, ob
weiter Motorrad gefahren wird. Die signifikanten
Prädiktoren für das Weiterfahren sind (s. Tabelle 9):
Geringere Schulbildung als Gymnasium:
Personen mit geringerer Schulbildung als Gym-
nasium haben ein 50 % grössere Wahrschein-
lichkeit, heute immer noch Motorrad zu fahren,
als Personen mit einer gymnasialen oder höhe-
ren Schulbildung.
Längere Dauer der Motorraderfahrung: Je
länger jemand Motorrad gefahren ist, umso
grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass er es
auch fortsetzt. Dabei zeigt sich eine sogenannte
Dosis-Wirkung-Beziehung (je grösser die Erfah-
rung, umso grösser die Wahrscheinlichkeit,
dabei zu bleiben). Signifikant ist dieses Resultat
allerdings erst bei Personen, die mehr als 25
Jahre gefahren sind.
Höhere Motorradausweiskategorie: Wer einen
Führerausweis der Kategorie «A» besitzt, hat
eine um 137 % höhere Wahrscheinlichkeit,
weiterhin Motorrad zu fahren als jemand, der
«nur» die Ausweiskategorie «A1» hat.
Positive Einschätzung der eigenen Fahrgeschick-
lichkeit: Eine positive Einschätzung der eigenen
Fahrgeschicklichkeit verdoppelt die Wahr-
scheinlichkeit, das Motorradfahren nicht auf-
zugeben.
Einkommen über 7000 Franken pro Monat:
Höheres Einkommen steigert die Wahrschein-
lichkeit, weiterhin Motorrad zu fahren, um
57 %.
Emotionale Fahrmotive: Wer vor allem aus emo-
tionalen Motiven Motorrad fährt, hat eine mehr
52 Ergebnisse bfu-Report Nr. 59