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Ausgabe 1/2012 - Gewerkschaft Öffentlicher Dienst

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eportage<br />

30<br />

PflegePersonal am limit<br />

Nicht zufällig entstand der Begriff „Burn-out-<br />

Syndrom“ im Alten- und Krankenpflegebereich.<br />

Der körperlich und seelisch anstrengende<br />

Beruf gibt durch schöne Momente viel<br />

Kraft, verlangt aber auch viel. So viel, dass<br />

sich jahrzehntelange Arbeit auf die Gesundheit<br />

schlägt. Für Johann Hable steht deshalb<br />

fest, dass ein Auslaufen der Langzeitversichertenregelung<br />

auf jeden Fall verhindert<br />

werden muss. Weiters ist eine Ausbildungsreform,<br />

die mit einer Akademisierung einhergeht,<br />

ein absolutes Muss für den Vorsitzenden<br />

der Bundesvertretung Landesanstalten<br />

und Betriebe in der GÖD. Mehr finanzielle<br />

Mittel aus dem aufgestockten Pflegetopf für<br />

eine Aufsto ckung der Pflegeteams sind notwendig,<br />

um die Bediensteten vom Tropf der<br />

Dauerbelastung zu erlösen, so Hable.<br />

„Den Bewohnern wird ein Leben im geschützten Bereich<br />

ermöglicht, sie wohnen und arbeiten hier“, bringt Hable<br />

die Aufgabe der Einrichtung auf den Punkt. Dazu gehören<br />

pflegerische, therapeutische, psychologische und medizinische<br />

Maßnahmen, die zum Einsatz kommen.<br />

Das Alter der Betroffenen ist unterschiedlich. „Wir sind<br />

kein Alten- und Pflegeheim, sondern eine Langzeiteinrichtung<br />

für den psychosozialen Bereich. Daneben haben<br />

wir Spezialeinrichtungen für langzeitbeamtete Patienten<br />

sowie Wachkoma- und Chorea-Huntington-Patienten“,<br />

erklärt Hable, der seit 1985 das Haus leitet. Unterstützt<br />

wird er von „sehr engagierten Kolleginnen und Kollegen“,<br />

betont der Direktor. Neben dem Schloss Haus gibt es in<br />

Oberösterreich übrigens weitere drei Landeseinrichtungen:<br />

Schloss Gschwendt, Christkindl bei Steyr und Cumberland<br />

in Gmunden.<br />

So eigenständig wie möglich<br />

Eine der engagierten Kolleginnen näht, eine Tür weiter,<br />

in der Textilwerkstätte, gerade einen Knopf an. Aus alten<br />

Kleidern und Teppichen werden neue Stoffe gewebt, aus<br />

denen zum Beispiel Taschen entstehen. Nach der Männer-<br />

Partie beim Holzverarbeiten wird schnell klar, dass die Textilproduktion<br />

im Schloss Haus fest in weiblicher Hand ist.<br />

Es wird aufgetrennt, gewickelt, gehäkelt und gestrickt, was<br />

das Zeug hält. Die schwierigeren Arbeitsschritte übernehmen<br />

die Betreuerinnen. Sind die Stücke fertig, werden sie<br />

im hauseigenen Geschäft verkauft, wo vor allem Angehörige<br />

und Leute aus der Nachbarschaft kleine, schöne<br />

Dinge erstehen können. Wären wir nur vor Weihnachten<br />

hier gewesen! „Im Vordergrund stehen die Bewohner, nicht<br />

das Produkt“, stellt Sabine Kainz klar. Wichtig ist vor allem<br />

die sinnvolle Beschäftigung der BewohnerInnen. Über das<br />

kleine Arbeitsgeld, das die Damen und Herren mit ihrer<br />

Tätigkeit verdienen, können sie frei verfügen.<br />

Jene, die über eine gewisse Mobilität und Eigenständigkeit<br />

verfügen, leben in familiär geführten Wohngruppen.<br />

Jutta zeigt uns ihr Zimmer: Zur Dekoration hat sie selbst<br />

Bilder gemalt, an der Wand hängen Fotos – sich erinnern<br />

ist eine gute Übung. Ihr Pfleger Johann Gratz ist mit seinen<br />

KollegInnen für 18 BewohnerInnen zuständig, hinzu<br />

kommen zwei Kurzzeitpflegeplätze. „Ich habe das Gefühl,<br />

ich mache was Gutes“, antwortet Gratz auf die Frage, was<br />

ihm an dem Beruf gefalle. Die Dokumentation seiner Tätigkeit,<br />

die leidige Büroarbeit, nehme allerdings viel Zeit in<br />

Anspruch. Jedes „WG-Mitglied“ lebt in einem Ein- oder<br />

Zweibettzimmer, zusätzlich gibt es ein gemeinsames<br />

Wohnzimmer, um die Kommunikation in der Gruppe zu<br />

fördern. Wer will und kann, hilft beim Kochen mit, beim<br />

Wäschewaschen oder bei der Reinigung – alles auf den<br />

ersten Blick Kleinigkeiten, aber wichtige Schritte zu mehr<br />

Selbstständigkeit. Drei bis vier PflegerInnen sind den ganzen<br />

Tag über pro Gruppe im Einsatz.<br />

In guten Händen<br />

In den letzten Jahren hat sich das Landespflege- und<br />

Betreuungszentrum Schloss Haus zusätzlich spezialisiert:<br />

Wachkoma-, Langzeitbeatmungs- und Chorea-Huntington-<br />

PatientInnen werden auf eigenen Stationen versorgt. Mit<br />

dem Brückenschlag zwischen Sozialem und Gesundheit<br />

wurde eine Besonderheit im Rechtsstatus geschaffen: Für<br />

psychisch-soziale Erkrankungen ist der Bereich Soziales<br />

zuständig, bei medizinischen Abteilungen wie der Langzeitbeatmung<br />

kommt das Gesundheitsressort zum Zug.<br />

Diplomkrankenschwester Gerlinde Mirsch, unter anderem<br />

für Öffentlichkeitsarbeit zuständig, begleitet uns zur Station<br />

„Langzeitbeatmung“, die in einem Containergebäude vor<br />

dem Schloss untergebracht ist. Ins Auge fällt das Kinderzimmer<br />

am Ende des Flurs. Die jüngste beatmete Patientin wird<br />

diesen Februar neun Jahre alt. Zweimal die Woche besucht<br />

sie, von einem Therapeuten begleitet, die Sonderschule in<br />

Gallneukirchen – ein Highlight im Leben der Volksschülerin,<br />

die seit zwei Jahren auf der Station lebt. Eine Fotowand<br />

am Gang zeigt Bilder vom lächelnden Mädchen auf einem<br />

Pferd, Pfleger samt Beatmungsgerät stehen daneben. Ein<br />

schönes Beispiel dafür, wie sehr sich die MitarbeiterInnen<br />

dieses Hauses in ihrem Beruf engagieren – um das Beste<br />

aus ihren und für ihre Klienten rauszuholen.

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