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Einleitung 15<br />

sentlieh von solchen, wie sie z.B. von Lutz Niethammer, Dorothee Wierling<br />

oder Karen Hagemann verwendet wurden.16 Diese mündlichen Quellen sind<br />

meistens keine lebensgeschichtlichen Interviews, sondern mehr oder weni­<br />

ger Erzählungen, die durch Fragen zu bestimmten Vorfällen im lokalen<br />

Kontext oder zu bestimmten Details angeregt wurden. Sie haben einen er­<br />

fahrungsgeschichtlichen Charakter, repräsentieren damit individuelle<br />

Aspekte in der Untersuchung und deuten mentale Strukturen an, die nicht<br />

unberücksichtigt bleiben sollten, da sie wertvolle Ergänzungen zu Resulta­<br />

ten, die aus Angaben in Akten oder Statistiken gewonnen werden bzw. sich<br />

aus der Narrativität schriftlicher Quellen ergeben, liefern können. 17<br />

Die schriftlichen Quellen sind überwiegend Eingaben, Verfügungen und<br />

Verwaltungskorrespondenzen. Sie sind überliefert, weil bestimmte Vorfälle<br />

aktenkundig wurden, weil die Obrigkeit einschreiten mußte, weil es etwas zu<br />

genehmigen oder - seltener - zu verteilen gab. Damit sind in gewisser Weise<br />

immer schon besondere Fälle dokumentiert, und sie wurden fast immer von<br />

Männern aufgeschrieben: denjenigen, die als Polizeibehörde dafür zuständig<br />

waren oder einen Posten in der städtischen Verwaltung bekleideten, dem<br />

Bürgermeister oder Vertretern der königlichen Regierung in Düsseldorf.<br />

Anliegen von Frauen sind darin fast immer nur vermittelt vorgebracht, sie<br />

kommen direkt kaum selbst zu Wort. Auch deshalb erweist es sich als vor­<br />

teilhaft, Zeitzeugenerinnerungen einzubeziehen, die zwar aufgrund des<br />

menschlichen Erinnerungsvermögens in vieler Hinsicht defizitär sein<br />

16 Vgl. Hagemann, Frauenalltag und Männerpolitik; Wierling, Mädchen für alles; L<br />

Niethammer, Fragen, Antworten, Fragen. Methodische Erfahrungen und Erwägun­<br />

gen :rur Oral HistOI}', in: L. NiethammerlA. v. Plato (Hrsg.), "Wir kriegen jetzt an­<br />

dere Zeiten." Auf der Suche nach der Erfahrung des Volkes in nachfaschistischen<br />

Ländern, BerlinlBoon 1985, S. 392-445.<br />

17 Vgl. dazu: P. Schöttler, Mentalitäten, Ideologien, Diskurse. Zur sozialgeschichtlichen<br />

Thematisierung der "dritten Ebene", in: A. Lüdtke (Hrsg.), Alltagsgeschichte. Zur<br />

Rekonstruktion historischer Erfahrungen und Lebensweisen, Frankfurt am Main -<br />

New Yorlc 1989, S. 85·136. Der mentalitätshistorische Ansatz ist eng mit der franzö<br />

sischen Annales·Schule verlcnüpfL Auf die Probleme, die damit verllunden sind, ins­<br />

besondere auch den Vorwurf der Unbestimmtheit, kann hier nicht näher eingegangen<br />

werden.

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