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Soziale Struktur 27<br />

Als exemplarisch für das Zentrum Ratingens im Jahr 1910 stelle ich die<br />

Straßen "Am Marlet" und "Oberstraße"vor. Der Marktplatz mit einer Viel­<br />

zahl von Geschäften und der großen Kirche St. Peter und Paul war seit alters<br />

her der Mittelpunkt der Stadt. Aus jeder Himmelsrichtung führte eine Straße<br />

dorthin, so aus dem Osten die Oberstraße, die damals eine Hauptverkehrs­<br />

straße und auch die Hauptgeschäftsstraße war. Hier befanden sich zahlreiche<br />

Lokale, die Geschäftsstellen von Zeitungen, und auch der Wochenmarkt<br />

wurde auf diesem Platz abgehalten. Das Rathaus, eine katholische Volks­<br />

schule im ehemaligen Minoritenkloster und weitere geschichtsträchtige Ge­<br />

bäude lagen dort. Betrachtet man die berufliche Zusammensetzung der Ein­<br />

wohnerschaft "Am Markt", so läßt sich eine beachtliche Anzahl gehobener<br />

Berufe konstatieren, z.B. Apotheker, Pfarrer, Lehrer. Zahlreiche Kaufleute<br />

und Handwerker waren vertreten, z.B. Friseure, Bäckermeister, Schuhma­<br />

chermeister, Sattler. Die Anwohner verfügten offensichtlich über eine statt­<br />

liche Anzahl von Hauspersonal, da Dienstmädchen, Köchinnen, Lehrmäd­<br />

chen und Putzfrauen aufgeführt sind, die zur damaligen Zeit <strong>bei</strong> den<br />

"Herrschaften" in Kost und Logis standen. Im Gegensatz zu dem Ratinger<br />

Adreßbuch von 1902 sind 1912 einige wenige Fabrikar<strong>bei</strong>ter und Tagelöh­<br />

ner aufgeführt. Über die Höhe der Einkünfte können keinerlei Angaben ge­<br />

macht werden, da in den Gemeindesteuerbüchem lediglich die Jahresein­<br />

kommen bis 900,- M verzeichnet wurden, also die Einkommen der nach<br />

dem kommunalen Drei-Klassen-Wahlrecht nicht Wahlberechtigten. Weitere<br />

Steuerunterlagen, die Aufschluß bieten könnten, sind nicht mehr vorhanden.<br />

Aus der nur sporadischen Eintragung von Mieten in den Gemeindesteuerbü­<br />

chern ist zu ersehen, daß die meisten der Einwohner "Am Markt" auch die<br />

Eigentümer der Häuser gewesen sein werden. Offensichtlich wurden obere<br />

Geschosse der Häuser, in denen sich kleine Wohnungen befanden, vermie­<br />

tet. Aus den angegebenen Mieten ergibt sich für die Nicht-Eigentümer eine<br />

Jahresdurchschnittsmiete von 274, 60 M.36<br />

Eine vergleichbare berufliche Zusammensetzung ist für die "Oberstraße<br />

festzustellen. Die durchschnittliche Jahresmiete, bezogen auf die vereinzel­<br />

ten Angaben in den Steuerbüchern, betrug hier im Jahr 1912 227,75 M. Hier<br />

36 Vgl. StA Rtg., Gerneindesteuerbiicher für das Jahr 1912, "Am MaIkt".

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