Patientenübergriffe - Psychische Folgen für Mitarbeiter Theorie ...
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Posttraumatische Belastungsstörung und Gewalt gegen <strong>Mitarbeiter</strong> im Gesundheitswesen: Eine Literaturübersicht<br />
einem Übergriff befasst haben. Noch einmal schwieriger stellt sich die<br />
Datenlage in Deutschland dar. Ohnehin spielt arbeitsplatzbezogene Gewalt<br />
hierzulande nur eine sehr kleine Rolle in Politik und Wissenschaft<br />
(Bundesanstalt <strong>für</strong> Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 2002; Schatte<br />
1999). Über die psychischen <strong>Folgen</strong> von arbeitsplatzbezogener Gewalt<br />
ist ebenfalls relativ wenig geforscht worden, und das Gesundheitswesen<br />
ist nahezu vollständig außen vor geblieben.<br />
Die nachfolgend berichtete Studie will diesem Umstand zumindest ansatzweise<br />
abhelfen. Die Untersuchung beschreibt das Ausmaß psychischer<br />
Belastungen und ihrer Zusammenhänge nach Übergriffen durch Patienten<br />
oder Bewohner in Gesundheits-Einrichtungen in Nordrhein-Westfalen. 1<br />
Schwerpunkt der Untersuchung war die Analyse sog. posttraumatischer<br />
Belastungsreaktionen. Bei der Planung der Studie waren die Auftraggeber<br />
und die Verfasser davon ausgegangen, dass <strong>Patientenübergriffe</strong> ähnliche<br />
psychische <strong>Folgen</strong> haben können wie Gewalterfahrungen außerhalb<br />
des Gesundheitswesens, etwa bei Opfern krimineller Handlungen. Hier<br />
sind posttraumatische Belastungsreaktionen im Allgemeinen und posttraumatische<br />
Belastungsstörungen (PTBS) im Besonderen als mögliche<br />
Auswirkungen mittlerweile generell anerkannt.<br />
Die PTBS ist eine noch recht junge diagnostische Kategorie, sie existiert<br />
formal weniger als 30 Jahre. Darüber hinaus ist die PTBS eine höchst<br />
umstrittene Diagnose. Um sowohl der nach wie vor nicht weit genug<br />
bekannten Diagnose als auch den damit zusammenhängenden Diskussion<br />
gerecht werden zu können, erfolgt anschließend ein kurzer Überblick<br />
über wesentliche Daten, Befunde und Streitpunkte hinsichtlich der PTBS.<br />
Trotz der noch relativ jungen Diagnose existiert eine heutzutage nicht<br />
mehr überschaubare Forschungsliteratur zu sämtlichen Aspekten dieses<br />
Störungsbildes, von der Psychologie über die Neurobiologie bis hin zur<br />
Epidemiologie. Die Literaturauswahl kann und will der Fülle nicht gerecht<br />
werden. Im Wesentlichen werden Resultate von Übersichten, systema-<br />
1 Zur Erleichterung der Lesbarkeit ist im <strong>Folgen</strong>den von ›<strong>Patientenübergriffe</strong>n‹ die Rede, auch wenn<br />
nicht alle Personen, die an den Übergriffen beteiligt waren, Patienten im sozialversicherungsrechtlichen<br />
Sinne waren. Auch Bewohner von Einrichtungen der Behindertenhilfe oder Altenheimen<br />
werden hier verkürzt als ›Patienten‹ benannt. Die Branche wird allgemein als Gesundheitswesen<br />
beschrieben, wenngleich etwa Behinderteneinrichtungen nicht im engeren Sinne dazu gehören.