Patientenübergriffe - Psychische Folgen für Mitarbeiter Theorie ...
Patientenübergriffe - Psychische Folgen für Mitarbeiter Theorie ...
Patientenübergriffe - Psychische Folgen für Mitarbeiter Theorie ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Unterstützung und Nachsorge nach <strong>Patientenübergriffe</strong>n: Grundsätze der Sekundärprävention<br />
Hilfe nach dem Ereignis sowie die Vermittlung der zu erwartenden psychischen<br />
Phänomene. Hinzu kam das Prinzip der möglichst einfachen<br />
und pragmatischen Unterstützung.<br />
Weitere Erfahrungen wurden in den letzten Jahrzehnten bei anderen<br />
Berufsgruppen gemacht. Systematische Nachsorge ist etwa im Katastrophenschutz<br />
in allen westlichen Staaten anzutreffen. Dies gilt sowohl <strong>für</strong><br />
die aktive Nachsorge durch die Angehörigen des Katastrophenschutzes <strong>für</strong><br />
betroffene Personen aus der Zivilbevölkerung als auch <strong>für</strong> die <strong>Mitarbeiter</strong><br />
selbst. Andere Hochrisikogruppen, in denen psychische <strong>Folgen</strong> belastender<br />
beruflicher Situationen bearbeitet werden, sind Polizisten, Feuerwehrpersonal,<br />
Rettungssanitäter sowie Führer von Lokomotiven und anderen<br />
Nahverkehrszügen, die bekanntlich ein relativ großes Risiko des Erlebens<br />
von Suiziden haben. Viele dieser Berufsgruppen habe auch Kontakt zu<br />
Notfallseelsorgern, also speziell weitergebildeten Theologen.<br />
Bei der Nachsorge nach belastenden Stressereignissen sind verschiedene<br />
Phasen zu unterscheiden, in denen auch unterschiedliche Interventionen<br />
erfolgen sollten (Litz und Gray 2004). Erfahrungsgemäß können (aber<br />
müssen nicht!) sich vier Phasen entwickeln:<br />
die Schockphase (bis 48 Stunden nach dem Ereignis),<br />
die Akutphase (bis ca. vier Wochen nach dem Ereignis),<br />
die PTBS-Phase (ca. vier Wochen bis mehrere Monate),<br />
die chronische PTBS (nach mehreren Monaten bis mehrere Jahre).<br />
Für die Unterstützung und Nachsorge durch die Einrichtungen, in denen<br />
das Ereignis passierte, sind in erster Linie die Schock- und die Akutphase<br />
relevant. Diese ersten Phasen werden im Wesentlichen vom Ereignis bestimmt.<br />
Bei einer weiter anhaltenden psychischen Belastung ist dagegen<br />
psychotherapeutische Hilfe durch Spezialisten notwendig. Sollten sich<br />
nach der Akutphase weiterhin Symptome und Probleme bemerkbar machen,<br />
so hat dies in erster Linie mit der Verarbeitung und Bewältigung des<br />
Erlebten zu tun und weniger mit dem Übergriff selbst (Shalev 2006).<br />
Es gehört zu den zentralen Aufgaben der Nachsorge, den Verlauf der<br />
psychischen Belastung zu beobachten, zu begleiten und zur richtigen<br />
Zeit dann auf die notwendige psychotherapeutische Hilfe zu verweisen<br />
und diese ggf. auch mit anzubahnen.<br />
87