Patientenübergriffe - Psychische Folgen für Mitarbeiter Theorie ...
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Posttraumatische Belastungsstörungen: Symptome, Epidemiologie und Verlauf<br />
Während ältere Diagnosemanuale das traumatisierende Ereignis als eines<br />
definierten, das außerhalb der üblichen menschlichen Erfahrung liegen<br />
sollte (z. B. Naturkatastrophen, Gewalterleben oder direkte Kriegserfahrungen),<br />
wurden in den neueren Versionen auch mehr oder weniger alltägliche<br />
Erlebnisse mit einbezogen, die unter Umständen traumatisierend<br />
wirken können, beispielsweise die schon angesprochenen Verkehrsunfälle<br />
oder Geburten. Entscheidend ist dabei neben dem relativ unscharf definierten<br />
Ereignis das subjektive Erleben der Traumatisierung, eine nicht<br />
unumstrittene konzeptuelle Veränderung. Nach Ansicht vieler Experten<br />
ist die unscharfe Ereignisdefinition jedoch dadurch zu begründen, dass<br />
auf diese Weise die entscheidende definitorische Schwelle der PTBS geschaffen<br />
wurde. Um eine ausreichend hohe Spezifität zu erreichen und<br />
um niemanden auszuschließen, der möglicherweise eine PTBS hat, sei<br />
dieses Vorgehen gerechtfertigt (Weathers und Keane 2007).<br />
Diese Erweiterung des Konzepts hatte, wie kaum anders zu erwarten war,<br />
eine erhebliche Ausweitung von Betroffenen und des Ausmaßes der PTBS<br />
zur Folge (Breslau 2002). Wurde in früheren bevölkerungsbezogenen<br />
Surveys bei 40 bis 60 Prozent der Bevölkerung angenommen, sie hätten<br />
ein potenziell traumatisierendes Ereignis erlebt, so stieg diese Rate auf<br />
90 Prozent. Wie verschiedene Literaturübersichten gezeigt haben, sind<br />
in der Bevölkerung weitaus mehr Männer von derartigen Ereignissen<br />
betroffen als Frauen (Breslau 2002; Seedat und Stein 2001). Dies gilt im<br />
Übrigen auch <strong>für</strong> deutsche Daten. In einer populationsbezogenen Studie<br />
bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen unter 25 Jahren zeigte sich,<br />
dass 26 Prozent der befragten Männer, aber nur 17 Prozent der Frauen<br />
ein traumatisierendes Ereignis erlebt hatten (Perkonigg et al. 2000).<br />
Hintergrund dieser Forschungsergebnisse ist die Tatsache, dass Männer<br />
weitaus häufiger als Frauen in gewalttätige Auseinandersetzungen verwickelt<br />
sind, dass sie ›riskantere‹ Berufe wie bei der Polizei, Feuerwehr<br />
oder Armee häufiger bekleiden und dass sie grundsätzlich eher riskante<br />
Lebensweisen (z. B. körperliche Gewalt oder schnelles Autofahren) an<br />
den Tag legen.<br />
Nur ein kleiner Teil der von einem traumatisierenden Ereignis betroffenen<br />
Personen entwickelt dann im Verlauf eine PTBS aus. Unter den etwas einge-<br />
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