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Hohenheimer Working Papers Wirtscha s- & Unternehmensethik

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ergibt sich aus Benthams moralischer Aussage „the greatest happiness of the<br />

greatest number that is the measure of right and wrong“ 66 .<br />

Die ethische Rechtfertigung für diesen Ansatz ergibt sich wie folgt: In einer fairen<br />

Lotterie mit je einem Los pro Teilnehmer über die Lebensumstände, in die er hinein-<br />

geboren wird, kennen die Teilnehmer lediglich den Wert der Lotterie, also den ag-<br />

gregierten Gesamtnutzen, sowie den daraus und aus der Anzahl der Teilnehmer ab-<br />

geleiteten erwarteten Durchschnittsnutzen. Folglich ist die Steigerung des erwarte-<br />

ten Nutzens nur über eine Steigerung des aggregierten Gesamtnutzens möglich. 67<br />

Gemäß dem „purely moral principle that, in making basic moral judgements, we<br />

must give the same priori weight to the interest of all members of the society“ 68 , ist<br />

„in complete ignorance of what his own relative position (and the position of those<br />

near to this heart)“ 69 die Steigerung des Gesamtnutzen die einzige Möglichkeit, dass<br />

eine gerechte Verteilung der Güter erzielt wird. 70<br />

Kritisch gesehen wird das Miteinbeziehen von Verteilungswirkungen und der damit<br />

verbundene emotionale Nutzen in die Präferenzfunktion 71 sowie das Aufsummieren<br />

eines auf subjektiven, nicht messbaren Präferenzen basierenden und somit nicht<br />

objektiv zu bewertenden Nutzens. 72 Ein weiterer Kritikpunkt am Utilitarismus ist,<br />

dass der Nutzen eines Individuums mit den Nutzeneinbußen anderer Individuen ver-<br />

rechnet wird und diesen in der Summe letztlich aufwiegt. Dies hat zur Folge, dass<br />

sich der Nutzen durch die Lust am Leid des anderen und somit das Unmoralische<br />

als moralisch rechtfertigen lässt. 73 Dieser Umstand spiegelt sich insbesondere in der<br />

Kritik wider, dass im Utilitarismus alles miteinander verrechnet werden kann, was<br />

mit der Menschenwürde unvereinbar ist. 74 Ebenfalls kritisiert wird, dass Menschen<br />

mit einer geringen Lebensqualität ihre Präferenzen anpassen und folglich ein identi-<br />

sches Nutzenniveau als besser gestellte Menschen erreichen, obwohl es ihnen ob-<br />

jektiv schlechter geht. 75<br />

Allen Kritikpunkten und insbesondere dem letzten Kritikpunkt ist jedoch entgegen zu<br />

halten, dass der Utilitarismus eine ökonomische Grundlage für soziale Umverteilun-<br />

gen von Starken zu Schwachen liefert, wenn dies den Gesamtnutzen steigert. 76 Mo-<br />

66 Bentham (1992), S. 229.<br />

67 Vgl. Harsanyi (1978), S. 223-228.<br />

68 Harsanyi (1976), S. 10.<br />

69 Harsanyi (1953), S. 434f.<br />

70 Vgl. Ebenda, S. 435.<br />

71 Ausführliche Diskussion in Kapitel 2.3.3.<br />

72 Vgl. Heinrichs (2006), S. 33f, 38.<br />

73 Vgl. Suchanek (2007), S. 18.<br />

74 Vgl. Ebenda, S. 171.<br />

75 Vgl. Heinrichs (2006), S. 36.<br />

76 Vgl. Noll (2002), S .19.<br />

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