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Volltext - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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manchen Deutschen, die sich ihnen gegenüber feindselig verhalten hätten. Gleichzeitig<br />

betonten sie jedoch, dass sie voller Überzeugung seien, dass solche Menschen nicht die<br />

Mehrheit der Deutschen repräsentierten. Herr Ar. und Herr As. führten das schlechte<br />

Benehmen mancher Deutschen auf allgemeine Eigenschaften der Menschen zurück.<br />

Auch im Iran gebe es Menschen, die einem nicht sympathisch seien und mit denen man<br />

nichts zu tun haben wolle. So Herr Ar..<br />

Sowohl Herr H. als auch Herr As. berichteten in diesem Zusammenhang davon, dass sie<br />

sich in ihren Interaktionen mit Deutschen sogar immer wieder bewusst gemacht hätten,<br />

dass es auch in Deutschland unterschiedliche Menschen gebe. Sie hätten nicht<br />

zugelassen, dass ihre Probleme mit manchen Deutschen, die sich ihnen gegenüber sogar<br />

feindlich verhalten hätten, dazu führten, ihren Optimismus zu verlieren. Sie hätten auch<br />

immer versucht, die Dinge aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Herr H.<br />

meinte darüber hinaus, dass ihn die Deutschen, die früher mit ihm in einem Pfarramt<br />

gearbeitet hätten, bereichert hätten. Ihm seien in jenem Pfarramt die Augen für eine<br />

andere Sichtweise geöffnet worden. Des weiteren bekomme er auch von seinen jetzigen<br />

deutschen Arbeitskollegen Motivation und Anerkennung. Diese Menschen vermittelten<br />

ihm das Gefühl, dass sie sich über ihn als Arbeitskollege freuten. Nicht zuletzt auch<br />

deshalb, weil er versuche, bei seinen Mitmenschen durch Humor Freude zu verbreiten<br />

und seinen Arbeitskollegen mit seiner positiven Art Mut zu machen, ihre schwere<br />

Knochenarbeit trotzdem durchzustehen.<br />

Herr As. brachte seine guten Erfahrungen mit den Deutschen auch damit in Verbindung,<br />

dass er überwiegend mit politisch motivierten deutschen Lehrern, Intellektuellen und<br />

älteren Menschen der 68er zu tun gehabt habe. Darüber hinaus habe er sich in einer<br />

iranischen Gemeinschaft bewegt, die sich aus politisch Gleichgesinnten<br />

zusammensetzte. Die iranische Gemeinschaft habe ihm Halt gegeben und ihm<br />

ermöglicht, seine anfänglichen Sehnsüchte und seine hin und wieder auftretenden<br />

Fremdheitsgefühle zu verdrängen bzw. zu überwinden.<br />

Selbst Herr J., der während des gesamten Interviews auf die auf dem Sozial- und<br />

Arbeitsamt herrschende Bürokratie und auf die Respektlosigkeit deutscher Beamten<br />

Flüchtlingen gegenüber hingewiesen hatte, versuchte differenzierte Aussagen zu seinem<br />

Gesamteindruck von den Deutschen zu treffen. So führte er aus, dass er unter Isolation,<br />

Fremdheitsgefühlen und einem Fortbestehen seiner anfänglichen Existenzangst leide.<br />

Dies führe er jedoch darauf zurück, dass er auf Grund seines Aufenthaltes in einem<br />

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