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Volltext - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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Frau M.s deutlich kritische Äußerungen beziehen sich eher auf die bundesrepublikanische<br />

Migrationspolitik. Auch sie kritisiert die deutsche Migrations- und Integrationspolitik aufs<br />

Schärfste. An einer Stelle führt sie auf, dass die europäischen Länder wie Deutschland<br />

selbst zu den Ursachen beitragen, welche die Menschen veranlassen, ihr Land zu verlassen.<br />

So macht sie Industrienationen und ihre „miserable Weltpolitik“ (657) für das „Elend des<br />

Rests der Welt“ (660), und für (Bürger-)Kriege verantwortlich. Vor allem die europäischen<br />

und nordamerikanischen Staaten fordert sie auf, „die Praxis ihrer politischen Handlungen“<br />

zu überdenken (652) und „den Menschen aus der Unterdrückung und Würdelosigkeit zu<br />

helfen“ (653–654). Hier möchte sich Frau M. auch selbst mitteilen. Schließlich war sie ja<br />

auch selbst von der „miserablen Weltpolitik“ betroffen. Ihr Appell für ein „gut<br />

durchdachtes, gut organisiertes Migrationsprogramm“ (666-667) ist also in gewisser<br />

Weise auch ihre eigene Forderung und ihr eigener Wunsch.<br />

Frau M.s vielfache Migrationsalltags-Beschreibungen belegen, dass auf der Basis von<br />

Beständigkeit, regelmäßigem Kontakt, gegenseitiger Toleranz und gemeinsamen Interessen<br />

durchaus gute zwischenmenschliche Beziehungen und Freundschaften zwischen Deutschen<br />

und Migranten möglich ist.<br />

Ein logischer Zusammenhang zwischen ihrer Einbindung in einem stabilen soziokulturellen<br />

Gefüge von Menschen deutscher und iranischer Herkunft und ihrem positiven Gesamtbild<br />

von der deutschen Mehrheitsgemeinschaft wird in vielen Aussagen zu Deutschland<br />

ersichtlich. So erklärt sich z.B. auch ihre problemlose Wohnungssuche. Auch, wenn es aus<br />

ihrer Antwort auf meine Frage nicht explizit hervorgeht, ist es schwer anzunehmen, dass sie<br />

auch dabei von ihrer insgesamt positiven Einstellung zu ihrer Lebenssituation in<br />

Deutschland profitierte:<br />

„Das war sehr einfach. Ich weiß es nicht. Vielleicht haben wir Glück gehabt. Auf jeden<br />

Fall, es gab einen Deutschen, der seine Wohnung vermieten wollte. Wir waren zu dritt<br />

und es war gar kein Problem. Er hat uns akzeptiert und übergab uns seine Wohnung.”<br />

(329-331).<br />

Was die berufliche Integration Frau M.s anbelangt, hat sie sich in der deutschen<br />

Leistungsgesellschaft voll integriert und deren innere Logik aufgenommen. Auch in diesem<br />

Kontext kann von einer gelungenen Integration Frau M.s gesprochen werden. So hat sie<br />

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