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Volltext - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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fand keinen Anschluss und keine Kontakte zur deutschen „Normalbevölkerung“. Sie blieb<br />

ihr fremd, da nur kurze Begegnungen mit der Bevölkerung stattfanden. Sie kannte nur<br />

Polizisten und Beamte des Ausländeramtes, des Einwohnermeldeamtes und ähnliche, von<br />

und bei denen sie „keinen guten Eindruck” und kein „gutes Gefühl” hatte.<br />

Hier ist jedoch zu erwähnen, dass sie - wie die Mehrheit der in dieser Untersuchung<br />

befragten iranischen Migranten - ihre damalige Lage sehr differenziert und<br />

mehrperspektivisch erläutert. So erklärt sie dieses Empfinden in mehreren Passagen ihres<br />

Interviews damit, dass ihre soziale Isoliertheit eher damit zusammenhing, dass sie über<br />

keine Sprachkenntnisse verfügte und sie sich deswegen nicht traute, zu Deutschen Kontakte<br />

zu knüpfen. An einer anderen Stelle begründet sie die (allgemeine) Isolation in Deutschland<br />

z.B. damit, dass der technische Fortschritt in modernen Gesellschaften<br />

zwischenmenschliche Kontakte verhindert. Darüber hinaus ist sie stets bemüht zu zeigen,<br />

dass ihr bewusst ist, dass es einen Unterschied zwischen den Verhaltensweisen der Beamten<br />

und den der „Normalbevölkerung” gibt:<br />

„Die zwischenmenschlichen Begegnungen der Beamten mit uns im Bezug auf<br />

Erledigung der Formalitäten, wie zum Beispiel unsere Verteilung bzw. Verweisung als<br />

Flüchtlinge in die Berliner Flüchtlingslager und ihre Verhaltensweisen uns und übrigen<br />

Ausländern gegenüber, war meiner Ansicht nach sehr hart. Vielleicht waren nicht alle<br />

so.” (45-49).<br />

„Auf jeden Fall war das kein guter Eindruck, kein gutes Gefühl in dieser Beziehung,<br />

weil wir auch die Sprache nicht kannten.“ (43-44).<br />

„Im großen und ganzen waren unsere Eindrücke eher negativ, da wir eben mehr mit<br />

den Behörden zu tun hatten. Man muss sich Berlin so vorstellen: wir fuhren mit der U-<br />

Bahn hierhin und dahin. Also hatten wir mit einer Maschine, mit einem Gerät zu tun. Du<br />

gehst in den Supermarkt, kaufst du ein, guckst du auf dein Geld, zahlst und gehst.<br />

Kontakte zu den Menschen hast du ja nicht. Und wir wollten nicht irgendwelche<br />

Kontakte haben, vielleicht auch deswegen, weil wir die Sprache nicht kannten. Was<br />

hätten wir denn sagen können? Wie hätten wir uns denn mitgeteilt, eingebracht? Wir<br />

haben höchstens ab und zu mal nach einer Adresse gefragt.“ (50-57).<br />

In diesem Kontext weist sie sogar an einer anderen Stelle auf ihre „eigenen Ängste“ und<br />

Unsicherheiten hin:<br />

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