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Volltext - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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2.9 Theoretische Vorüberlegungen zum Integrationsverständnis<br />

Ungeachtet aller Unterschiedlichkeiten in den gesellschaftlichen Konversationen<br />

konvergieren die Debatten, die auch unter dem Titel Neo-Assimilationimus 105 geführt<br />

werden, in einem zentralen Punkt, nämlich in der Kritik des bislang vorherrschenden<br />

Paradigma des Multikulturalismus mit seiner zentralen Referenz auf Toleranz und<br />

Differenz. Der Vorwurf lautet, dass der Fokus auf der Konzeptualisierung von<br />

Gruppenbeziehungen liegt und die Frage nach den gesellschaftlichen<br />

Integrationsverhältnissen nicht differenziert genug gestellt werde. Es wird befürchtet,<br />

das zugunsten einer Differenz- und Identitätspolitik Tugenden der Zivilgesellschaft<br />

verloren gehen. Aus diesem Grund wird seit einigen Jahren dem in der internationalen<br />

Migrationforschung lange in Misskredit gestandenen Eingliederungsmodell der<br />

Assimilation 106 , wieder Beachtung geschenkt. 107<br />

Die bundesrepublikanische Integrationsforschung, sieht den Integrationsprozess als<br />

Assimilation des Migranten an und untersucht Faktoren und Migrationsaspekte, die<br />

diesen Prozess zu ihren Gunsten beeinflussen. Sie bereichert sich in ihrer<br />

Betrachtungsweise an der Forschungsrichtung, die Prozesse und Ursachen der<br />

gesellschaftlichen Ausgrenzung analysiert. Es wird übersehen, dass nicht alle<br />

Immigrantengruppen die gleichen Startvoraussetzungen und institutionellen<br />

Rahmenbedingungen haben. Während z.B. den Aussiedlern relativ gute strukturelle<br />

Chancen zur Integration eingeräumt werden, begegnet man Asylbewerber mit<br />

restriktiven Gesetzen und Abschreckungsmaßnahmen. Dazu kommt, dass sie<br />

überwiegend mit Abschiebung rechnen müssen. Es gibt nur ein marginaler Teil von<br />

Integrationsforschung, der darauf hinweist, dass der Integrationsprozess von Migranten<br />

ein Konflikt darstellt, der tief in der aufnehmenden Gesellschaft verankert ist. 108<br />

Angehöriger einer Minderheit zu sein bedeutet nach Heckmann zwar die Zugehörigkeit<br />

zur Gesellschaft, jedoch nicht die gleichberechtigte Teilhabe daran. 109 Heckmann<br />

beschreibt die soziale Lage unter Berufung auf die Ansätze von Park als einen Zustand,<br />

105<br />

Neo bedeutet neu, frisch, zart, jung. Neo-Assimilation meint also die Wiederkehr und<br />

weiterentwickelte bzw. neu aufgelebte Form des Assimilationskonzeptes (Vgl. Duden 2001: 668). Die<br />

Assimilation war bereits 1980 die Antwort, um der Marginalisierung der Zuwanderer entgegen zu wirken<br />

(Vgl. Nieke 2006: 44).<br />

106<br />

siehe dazu Gliederungspunkt 2.8.1.3<br />

107<br />

Vgl. Amos 2006: 71<br />

108<br />

Seifert 2000<br />

109<br />

Vgl. Heckmann, 1981, zitiert in Seifert 2000, S. 57<br />

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