Volltext - TOBIAS-lib - Universität Tübingen
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<strong>Tübingen</strong>.» Dann sagt er: «ursprünglich?», dann sage ich: «Was meinen Sie damit?», und<br />
so weiter, und so fort. Ich versuche ein bisschen zu spielen mit seinen Fragen, so dass er zu<br />
sich kommt. Manchmal bin ich über mein eigenes Verhalten verärgert, weil ich dann denke,<br />
dass der Arme es vielleicht gar nicht so meint, wie ich denke. Aber, das verletzt dich halt,<br />
weil du es dir seit eh und jäh anhören musst. Ich sag’: «nein ich möchte hier bleiben, weil<br />
ich eben keinen Grund habe zurückzugehen. Ich zahle meine Steuern genau so wie die<br />
anderen. Fast seitdem ich hier bin. Ich habe auch einen Sohn hier. Das heißt, dass ich sehr<br />
viele Gründe habe, hier zu bleiben.»<br />
Heutzutage kann ich also anders damit umgehen. Damals hatte ich eine defensive Haltung.<br />
Ich sagte: «nein, ich bin deswegen hierher gekommen und gehe ich zurück.» Aber jetzt,<br />
nein. Ich sage: «Ich..., wenn ich es will, bleibe ich auch. Vielleicht möchte ich im tiefen<br />
Herzen zurückgehen, aber vielleicht möchte ich auch hier bleiben.»<br />
Das heißt, äh...., weil mein Leben einen anderen Lauf genommen hat. Aber ein komisches<br />
Gefühl ist immer da. Ich habe meine Freunde, ich habe meine Nachbarn, ich habe meine<br />
Beziehungen, mit den Deutschen, mit den Ausländern. Dennoch gibt es immer ein<br />
unbeschreibliches Gefühl in mir. Ich könnte mir genau so gut vorstellen, wo anderes zu<br />
leben, wenn ich kein Problem mit der dortigen Sprache hätte. Das heißt, es würde mir nicht<br />
so sehr ausmachen. Und ich kann niemals sagen, dass Deutschland meine zweite Heimat<br />
ist. Okay! Das ist mein zu Hause, wo ich jeder Zeit hinkommen kann. Ich habe es auch sehr<br />
gemütlich hier. Ich habe viel mehr Möglichkeiten hier. Mir wurde sehr viel geholfen, aber<br />
Heimat, ne..., ich denke Heimat ist irgendwo, wo du dich sehr sehr wohl fühlst. Dieses<br />
Gefühl hatte ich auch in meinem eigenen Land nicht. Ich denke gar nicht, dass ich es dort<br />
besser habe als hier. Mir würde es bestimmt schlechter gehen als hier. Hier habe ich es<br />
besser. Aber... uhm... ich weiß nicht, was Heimat ist. Ich denke, Heimat ist vielleicht dort,<br />
wo dir auch die Umgebung, die Menschen, die dort leben, das Gefühl vermitteln, dass das<br />
hier deine Heimat ist. Ne...? Äh...das Problem äh... der Integration ist meiner Meinung nach<br />
eine Sache von zwei Pollen, von zwei Kräfte. Ich hatte keine spezifischen Probleme hier in<br />
Deutschland, habe keine. Aber dieses Gefühl habe ich mir selbst in mir wachsen lassen.<br />
Niemand hat es mir gegeben, dass ich willkommen bin. Mir ist es nicht gegeben worden.<br />
Ich habe versucht, es mit meinem Leben, mit dem Studium, mit der Arbeit und ähnlichem<br />
in mir aufwachsen zu lassen.<br />
Heimat...weiß nicht, für mich ist die Heimat... Vielleicht ist dieses Gefühl in mir gestorben.<br />
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