München - Warburg Institute
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V<br />
Vorwort.<br />
Die bei grossen und bedeutenden Sammlungen aufgekommene Übung, das Vorwort durch einen bekannten<br />
Fach- oder Museumsmann schreiben zu lassen, wurde bei den Sammlungen Marx und Sieck nicht<br />
eingehalten. Der Verfasser des Kataloges unternimmt es, auch das Vorwort zu schreiben, einmal, weil er<br />
diesen Sammlungen keine Empfehlung mitzugeben braucht, zum andern, well er hier nur Dinge sagen will,<br />
die aus verschiedenen Gründen Im Text nicht Platz finden können.<br />
Die Sammlung antiker, vor allem römisch-rheinischer Altertümer des Fabrikanten Ludwig Marx<br />
in Mainz ist seit Jahren bekannt und In die Literatur eingeführt '*). Marx ist ein Sammler vielseitiger und<br />
ernster Art. Er verbindet mit der ästhetischen Freude des Liebhabers das Studium des Fachgelehrten. So<br />
hat er es gehalten, als er Höchster Porzellane sammelte, Mainzer Münzkunde trieb und die Prägungen seiner<br />
Vaterstadt vereinigte. Marx verfolgte dieselben Ziele bei seiner antiken Sammlung, die er nun weggibt, um<br />
einem neuen Sammelzwelg Liebe, Studium, Zelt und Geld zu widmen. Hell dem Sammler, der über diese<br />
vier Faktoren zugleich verfügen kann!<br />
Die Sammlung Marx Ist mit der Sammlung Sieck zusammengelegt worden, da beide sich aufs<br />
glücklichste ergänzen. Doch Ist das, was Marx'scher Besitz ist, leicht erkenntlich an der Bezugnahme auf<br />
die Nummern des Kataloges von Dr. Belm. Zum Teil sind auch die Beschreibungen wörtlich übernommen<br />
und die Bildstöcke aus dem Behn-Kataloge wieder verwendet. Dr. Belm sollte auch die nichtrheinischen<br />
Altertümer der Sammlung Marx katalogisieren, aber der Krieg hat dies verhindert. Von diesen Stücken<br />
sind vor allem zu nennen, die Goldemailfibel Nr. 778, die dazugehörige Kette Nr. 959, die Ketten Nr. 961<br />
und Nr. 965, die Agraffen Nr. 966 und Nr. 969, der Lorbeerkranz Nr. 950, die Ohrringe Nr. 982, 9S3, 988,<br />
992, 997 und 998, die Armbänder Nr. 1010 und 1012 und die Fingerringe Nr. 1024—1029, 1033, 1034, 1055,<br />
1056. Aus dem Besitze des Herrn Marx sind ferner die sämtlichen Gläser, von denen ein grosser Teil<br />
syrischer Herkunft Ist, und der grösste Teil der Keramik.<br />
Der Allgemeinheit fast unbekannt, von einigen wenigen aber, die das Glück hatten , das sorgsam<br />
gehütete Dornröschen zu schauen, um so höher geschätzt war die Sammlung des Historienmalers Albert Sieck.<br />
So merkwürdig wie der Mann, so eigenartig seine Sammlung! Seit Menschenaltern in <strong>München</strong> lebend, sich<br />
von der Welt abschliessend und von Ihr fast vergessen, baut er sich eine Welt der Geschichte von Urzeiten<br />
bis dahin, wo aus dem Chaos der Völkerwanderung die jetzige Mischung der Nationen geboren ward. Mit<br />
den Jahren einsam und mlsstrautsch geworden, findet er Genüge an den unwandelbaren und unverfälschten<br />
Zeugen fernster Vergangenheiten. Er behütet seine Schätze argwöhnisch vor fremden Augen, weist selbst<br />
höchste Besuche ab und so kam es, dass der Inhalt seiner Sammlung, als sie endlich, dem Zuge der grossen<br />
Zeit folgend, aus der Enge der bürgerlichen Aufstellung In den Saal des Antiquars wanderte, ein allgemeines<br />
Staunen und Bewundern hervorrief. „Wer hat das alles gesammelt? Woher hat der Mann das? Wo<br />
gibt es noch solche Sachen?" Das waren die ersten Fragen und Ausrufe, nicht von Laien, nein, von Kennern<br />
und Fachleuten. Sieck hatte „Stil" in seiner Sammlung, Logik und Konsequenz. Den Stil des Künstlers<br />
, die Logik des Gelehrten 1 Man macht ja Immer die Erfahrung, dass In jeder Sammlung, die ein Künstler<br />
gebildet hat, eine gewisse künstlerische Grundstimmung herrscht, mag das Gesammelte äusserllch noch so<br />
verschieden sein.<br />
Sieck gibt uns innerhalb eines gewissen Zeitraumes einen kurzgefassfen Überblick über die Entwicklung<br />
verschiedener Gewerbe und Kunstzweige vorgeschichtlicher und geschichtlicher Zeit. Neben einer fast<br />
lückenlosen Geschichte der Stein-, Bronze- und Elsenwaffen und Geräte, eine solche des Bronze- und Gold-<br />
*) Kataloge west- und süddeutscher Altertumssammlungen, herausgegeben von der Römisch-Germanischen<br />
Kommission des Kaiserlichen Archäologischen Instituts. No. II Sammlung Ludwig Marx in Mainz von Dr. F. Behn,<br />
Direktorial-Assistent am Römisch-Germanischen Centraimuseum zu Mainz. Frankfurt a. M. 1913.