In eigener Sache... - Adolf-Reichwein-Verein
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Tagung 2012<br />
in Berlin<br />
5.-7. Oktober 2012<br />
im Museum Europäischer<br />
Kulturen – Staatliche Museen zu<br />
Berlin<br />
Tagungsbericht<br />
Eine eigentlich geplante Berliner<br />
Schultagung in Zusammenarbeit mit<br />
der Berliner <strong>Adolf</strong>-<strong>Reichwein</strong>-<br />
Schule hatte sich leider nicht umsetzen<br />
lassen. Vielleicht – nach der gerade<br />
sehr erfolgreichen vorjährigen<br />
Schultagung auch positiv zu sehen,<br />
denn <strong>Adolf</strong> <strong>Reichwein</strong> auf den<br />
Schulpädagogen zu beschränken,<br />
hieße, ihn auf sechs Jahre seines Lebens<br />
zu verkürzen, auch wenn vielleicht<br />
der eine oder andere Enthusiast<br />
durchaus in der Lage sein dürfte,<br />
von Tiefensee aus den Bogen über<br />
sein gesamtes vielfältiges Leben zu<br />
schlagen. Stempel „Pädagoge“ drauf<br />
und alles lässt sich erklären und<br />
herleiten. Nein, da gibt es auch noch<br />
den Kriegsteilnehmer <strong>Reichwein</strong>,<br />
den Studenten, den rastlosen Manager,<br />
den Volks-, Arbeiter- und Lehrerbildner,<br />
den Journalisten, den Familienvater,<br />
den an weltwirtschaftlichen<br />
Fragen <strong>In</strong>teressierten und<br />
den politisch denkenden <strong>Reichwein</strong>.<br />
Und da gibt es den vom deutschen<br />
Volkshandwerk und seinen Wurzeln<br />
begeisterten Museumspädagogen,<br />
der sich und seinen Ideen den Weg<br />
durch den Nationalsozialismus bahnen<br />
wollte, den Mann in der zukunftsorientierten<br />
Planungsgruppe<br />
reichwein forum Nr. 19 Juli 2013<br />
2<br />
„Kreisauer Kreis“, die schließlich<br />
zur Widerstandsgruppe wurde. Nur<br />
wer sehr naiv ist, wird meinen, das<br />
sei immer der gleiche <strong>Reichwein</strong><br />
gewesen. Nein, <strong>Reichwein</strong> hat sich,<br />
wie jeder Mensch, ständig neuen<br />
Anforderungen anpassen und sich<br />
für Wege entscheiden müssen, die,<br />
aus der Rückschau gesehen, vielleicht<br />
manchmal auch nicht die<br />
idealen gewesen sein mögen.<br />
So hatte diese Tagung eigentlich ein<br />
sehr modernes Konzept. Sie befasste<br />
sich nicht mit der Frage, was<br />
<strong>Adolf</strong> <strong>Reichwein</strong> in der Vergangenheit<br />
tat und dachte, sondern sie rief<br />
die Zeit, in der er lebte, in unser<br />
Bewusstsein zurück und stellte uns<br />
selbst die Fragen. Die Frage, was wir<br />
von der Situation in Deutschland in<br />
<strong>Reichwein</strong>s letzter Lebensphase<br />
wissen, wie wir uns heute damit<br />
auseinandersetzen – auch mit dem,<br />
was noch immer an Negativem<br />
fortwirkt.<br />
Einmal mehr tagten wir an bewährter<br />
Stelle - und vielleicht letztmalig -<br />
im Museum Europäischer Kulturen,<br />
deren Leiter und Vorsitzender des<br />
<strong>Adolf</strong>-<strong>Reichwein</strong>-<strong>Verein</strong>s zum Jahresende<br />
2012 in den Ruhestand<br />
ging. Dennoch waren gewiss alle<br />
Teilnehmer hoffnungsvoll gestimmt,<br />
denn dieses Haus hatte uns schon<br />
mehrfach interessante neue Tagungsaspekte<br />
vermitteln können,<br />
gleich, ob im alten oder neuen Gebäude<br />
und nicht zuletzt durch die<br />
immer wieder interessanten Ausstellungen,<br />
die es am Rande der Tagungen<br />
zu betrachten gab. Die Dramaturgie<br />
dieser Tage war sehr gut<br />
gewählt.<br />
Die Tagung begann gesellig am<br />
Nachmittag des 5. Oktober im Foyer<br />
des Museums bei Kaffee und Kuchen<br />
und einer Begrüßung durch Dr.<br />
Konrad Vanja. Danach wurden Führungen<br />
in den Ausstellungen des<br />
Museums angeboten, an die sich am<br />
frühen Abend an auch schon bekanntem<br />
Ort ein gemeinsames<br />
Abendessen im Alten Krug Dahlem<br />
für die bereits eingetroffenen Teilnehmer<br />
anschloss.<br />
Der Samstag war dann zunächst am<br />
Vormittag der Mitgliederversammlung<br />
gewidmet, über deren<br />
<strong>In</strong>halte die Mitglieder mittlerweile<br />
durch das Protokoll informiert wurden.<br />
Über das Mittagessen kann der<br />
Chronist nichts Aufregendes berichten.<br />
Ein erstes kulturelles Highlight der<br />
Tagung war dann aber zweifellos<br />
am frühen Nachmittag die Führung<br />
von Dr. Herbert Butz, stellvertretender<br />
Direktor des Museums für<br />
Ostasiatische Kunst, durch die Ostasiatische<br />
Kunstsammlung dieses<br />
Museums und die Sonderausstellung<br />
„China und Preußen. Porzellan<br />
und Tee“ – auf den Spuren<br />
<strong>Adolf</strong> <strong>Reichwein</strong>s Dissertation ‚China<br />
und Europa’.<br />
Die Sonderausstellung zum Friedrich-Jahr<br />
wies auf zwei zentrale Errungenschaften<br />
des Fernen Ostens<br />
hin, die besonders unter Friedrich<br />
II. eine Brücke nach Ostasien schlugen:<br />
Porzellan und Tee. Die von<br />
Friedrich II. gegründete 'Königlich<br />
Preußische Asiatische Compagnie<br />
zu Emden auf Kanton in China' hatte<br />
von 1750 bis 1757 vier Handelsschiffe<br />
nach Ostasien geschickt, um<br />
mit einem dieser Schiffe auch, als<br />
Geschenk der preußischen Ostindienkompagnie,<br />
ein exquisites, mit<br />
dem Großen Preußischen Staatswappen<br />
verziertes Tafelservice als<br />
Geschenk für den König nach Em-