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Juden in Kaunas - Arbeit und Leben (DGB/VHS) Hochtaunus

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Japanisches Generalkonsulat Hamburg<br />

JAPAN auf e<strong>in</strong>en BLICK<br />

Das monatliche Informationsblatt des Japanischen Generalkonsulats <strong>in</strong> Hamburg<br />

Doppelausgabe 50: Dezember 2000/Januar 2001<br />

Chiune Sugihara<br />

E<strong>in</strong> mutiger japanischer Diplomat<br />

Zum 100. Jahrestag se<strong>in</strong>es Geburtstages ehrte das japanische Außenm<strong>in</strong>isterium den ehemaligen<br />

Diplomaten Chiune Sugihara für se<strong>in</strong>e Verdienste. Sugihara war von Juli 1939 bis August<br />

1940 als Vizekonsul <strong>in</strong> Litauen tätig <strong>und</strong> rettete die <strong>Leben</strong> von Tausenden von jüdischen<br />

Flüchtl<strong>in</strong>gen, <strong>in</strong>dem er ihnen aus humanitären Gründen Transitvisa ausstellte.<br />

Diese Visa wurden als „Visa für das <strong>Leben</strong>“ bekannt.<br />

Sugihara wurde 1900 <strong>in</strong> der Gifu-Präfektur <strong>in</strong> Japan geboren. 1919 bestand er den Aufnahmetest<br />

für das japanische Außenm<strong>in</strong>isterium. Nach e<strong>in</strong>er Ausbildung als Russischstudent <strong>in</strong> Harb<strong>in</strong><br />

war er bei den Vertretungen <strong>in</strong> der Mandschurei, Moskau <strong>und</strong> F<strong>in</strong>nland tätig. Im Juli 1939<br />

kam er als Vizekonsul nach <strong>Kaunas</strong>, der damaligen Hauptstadt von Litauen.<br />

Am 18. Juli 1940 (gemäß den Aufzeichnungen von Sugihara), drängte sich e<strong>in</strong>e große Gruppe<br />

von <strong>Juden</strong> vor dem Konsulat. Die Invasion Polens durch die Deutschen hatte gerade begonnen,<br />

<strong>und</strong> die Verfolgung der <strong>Juden</strong> hatte sich auf größere Gebiete ausgedehnt. Auf der Suche<br />

nach Zuflucht strömten die <strong>Juden</strong> nach Litauen, das se<strong>in</strong>e Unabhängigkeit durch e<strong>in</strong> Bündnis<br />

mit der Sowjetunion noch aufrechterhalten konnte. Alle wollten e<strong>in</strong> japanisches Transitvisum,<br />

durch das sie die Möglichkeit hätten, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e freie Welt zu entkommen.<br />

Die damaligen japanischen Visa-Bestimmungen sahen vor, daß e<strong>in</strong> Transitvisum nur denjenigen<br />

ausgestellt werden konnte, die entweder e<strong>in</strong> Visum für ihr Endziel besaßen oder aber genug<br />

Geld für die Reisekosten. Nur von wenigen jüdischen Flüchtl<strong>in</strong>gen wurden diese Bed<strong>in</strong>gungen<br />

erfüllt. Da Sugihara die Dr<strong>in</strong>glichkeit der Situation erkannte, entschied er sich, entgegen<br />

den von Tokyo vorgegebenen Richtl<strong>in</strong>ien, die Visa auszustellen. Er empfand es als Verpflichtung<br />

„aufgr<strong>und</strong> se<strong>in</strong>es Gewissens <strong>und</strong> der Liebe zu allen menschlichen Wesen zu handeln.“<br />

Er wußte, daß die meisten Flüchtl<strong>in</strong>ge mit der transsibirischen Eisenbahn nach Japan<br />

fuhren, e<strong>in</strong>e Strecke, die lang genug war, daß die Flüchtl<strong>in</strong>ge die Möglichkeit hätten, von unterwegs<br />

noch Geld nach Japan zu schicken. Deshalb stellte er auch denen, die nicht genug<br />

Geld hatten, e<strong>in</strong> Visum aus.<br />

Ihm blieb nur wenig Zeit, da er von der sowjetischen Regierung zum sofortigen Verlassen des<br />

Landes aufgefordert wurde, <strong>und</strong> so begann er ohne Unterlaß handschriftlich Visa auszustellen.<br />

Ende August wurde das Konsulat geschlossen. An der Tür des Konsulates ließ Sugihara<br />

die Adresse se<strong>in</strong>es Hotels zurück, so daß er noch für weitere drei Tage Visa ausstellen konnte,<br />

bis er <strong>Kaunas</strong> endgültig verlassen mußte. Noch während se<strong>in</strong>er Fahrt nach Berl<strong>in</strong> warf er<br />

nicht registrierte Visa aus dem Fenster des Zuges.<br />

E<strong>in</strong>e Anekdote, die von Überlebenden des Holocaust erzählt wurde, illustriert, <strong>in</strong> welchem<br />

Ausmaß Sugihara bemüht war, den jüdischen Flüchtl<strong>in</strong>gen zu helfen: Als die Nazis <strong>in</strong> Polen<br />

e<strong>in</strong>fielen, flohen 350 Studenten e<strong>in</strong>er jüdischen theologischen Schule nach Litauen. Moshe<br />

Zupunik, e<strong>in</strong>er der Studentenführer, g<strong>in</strong>g <strong>in</strong> das Konsulat, um Sugihara zu treffen. Er erzählte<br />

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