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Juden in Kaunas - Arbeit und Leben (DGB/VHS) Hochtaunus

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25.01.2011<br />

Zeitzeuge Abba Naor <strong>und</strong> der Terror im KZ<br />

„E<strong>in</strong>e Kartoffel ist e<strong>in</strong> Tag <strong>Leben</strong>“<br />

E<strong>in</strong>drucksvoll: Zeitzeuge Abba Naor. – Foto: Roland Fengler<br />

Nürnberg – Am 27. Januar jährt sich zum 66. Mal die Befreiung des KZ Auschwitz durch die<br />

Rote Armee. Anlässlich dieses Gedenktages erzählte der Zeitzeuge Abba Naor (83) <strong>in</strong> der<br />

Freien Christengeme<strong>in</strong>de Langwasser (FCL) von se<strong>in</strong>er verlorenen K<strong>in</strong>dheit.<br />

Abba Naor war nicht <strong>in</strong> Auschwitz. Er war „nur“ im Ghetto von <strong>Kaunas</strong>, <strong>in</strong> Litauen. In<br />

Stutthof, Dachau <strong>und</strong> Außenlagern wie Kaufer<strong>in</strong>g. Der gebürtige Litauer musste mit 13 Jahren<br />

erleben, wie se<strong>in</strong>e Landsleute se<strong>in</strong>e Glaubensbrüder <strong>und</strong> –schwestern ermordeten. Partisanen<br />

erschossen sie im Wald oder trieben sie <strong>in</strong> die Synagogen <strong>und</strong> zündeten diese an. Das war<br />

im Sommer 1941. E<strong>in</strong> Jahr zuvor hatte die Sowjetunion sich die baltischen Staaten unter den<br />

Nagel gerissen, dann kamen die Deutschen. Als Sündenböcke hielt man sich an die <strong>Juden</strong>, die<br />

angeblich mit den Russen geme<strong>in</strong>same Sache gemacht hätten. Und die litauische Armee?<br />

„Für e<strong>in</strong>en Panzer braucht man 101 Mann“, erklärt Abba Naor. „Nämlich e<strong>in</strong>en Fahrer, <strong>und</strong><br />

h<strong>und</strong>ert, die schieben.“<br />

Abba Naor ist e<strong>in</strong> beherrschter Mann. Die grausamsten Vorgänge schildert er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ruhigen,<br />

sche<strong>in</strong>bar leidenschaftslosen Duktus. Aber die sachliche Fassade zeigt Risse. E<strong>in</strong>er dieser<br />

Risse ist Naors trockener Humor, e<strong>in</strong> weiterer se<strong>in</strong> S<strong>in</strong>n für groteske Untertreibungen. „Immer<br />

wieder ist im Ghetto e<strong>in</strong>er erschossen oder aufgehängt worden“, erläutert er, „aber wenn e<strong>in</strong>er<br />

gehängt wird, damit kann man leben.“<br />

Im Ghetto von <strong>Kaunas</strong> gab es für Naors Familie kaum e<strong>in</strong> Unterkommen <strong>und</strong> nichts zu beißen.<br />

Sich <strong>Leben</strong>smittel von draußen zu besorgen war lebensgefährlich. Also schickte man<br />

K<strong>in</strong>der los zum Brot besorgen. „Man dachte, denen passiert nichts.“ E<strong>in</strong> Irrtum, den 26 K<strong>in</strong>der<br />

<strong>und</strong> Jugendliche am ersten Tag mit dem <strong>Leben</strong> bezahlten. Unter ihnen war Abbas 15jähriger<br />

Bruder.<br />

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