Juden in Kaunas - Arbeit und Leben (DGB/VHS) Hochtaunus
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Karren auf dem Hauptplatz<br />
Noch immer beschäftigt es den Buben von e<strong>in</strong>st, dass viele Deutsche nach 1945 sagten, sie<br />
hätten von der Ermordung der <strong>Juden</strong> nichts gewusst. „Wir haben die Karren mit Baumaterial<br />
auch über den Hauptplatz gezogen“, sagt er. „Die Deutschen haben uns gesehen.“ Auch die<br />
Leichen <strong>und</strong> die Massengräber seien den Menschen nicht verborgen geblieben. Hilfe <strong>und</strong> Zuspruch<br />
hat Max Volpert damals nicht erlebt. „Nur e<strong>in</strong> Mal“, er<strong>in</strong>nert er sich, „da hat uns e<strong>in</strong>e<br />
alte Frau e<strong>in</strong> Stück Brot auf den Karren geworfen.“<br />
Vor dem Genozid<br />
Nr. 8 – August 2008<br />
Willy Cohn schildert den Untergang des Breslauer <strong>Juden</strong>tums<br />
Von Arm<strong>in</strong> Nolzen<br />
Willy Cohn: Ke<strong>in</strong> Recht, nirgends. Breslauer Tagebücher 1933-1941. E<strong>in</strong>e Auswahl. Herausgegeben<br />
von Norbert Conrads. Böhlau Verlag, Köln 2008. 370 Seiten, 22,90 EUR. ISBN-13:<br />
9783412201395<br />
Vor mittlerweile zweie<strong>in</strong>halb Jahren ließ der Stuttgarter Historiker Norbert Conrads mit e<strong>in</strong>er<br />
e<strong>in</strong>zigartigen Veröffentlichung aufhorchen: Er edierte die Tagebücher Willy Cohns, e<strong>in</strong>es<br />
Breslauer Mediävisten, der als Jude nach dem 30. Januar 1933 immer weiter <strong>in</strong> die Mühlen<br />
des NS-Regimes geraten war. Conrads‘ Edition, die mehr als 1.000 Seiten umfasste, deckte<br />
den Zeitraum zwischen 1933 <strong>und</strong> 1941 ab, ließ allerd<strong>in</strong>gs auch viel Privates aus Cohns <strong>Leben</strong><br />
unberücksichtigt. Der 1888 geborene Cohn, der regelmäßig Tagebuch führte, hatte mit 21<br />
Jahren <strong>in</strong> mittelalterlicher Geschichte promoviert <strong>und</strong> 1925 e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Fachkreisen geschätzte<br />
<strong>Arbeit</strong> über die Herrschaft der Hohenstaufen <strong>in</strong> Sizilien publiziert, die wenige Jahre später <strong>in</strong>s<br />
Italienische übersetzt wurde. Er korrespondierte mit renommierten Historikern wie Ernst Kan-<br />
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