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Der Jugoslawienkonflikt - Deutsche-Aussenpolitik.de

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Am 21. Juni 1991 startete Außenminister Baker während einer Reise nach Belgrad einen<br />

letzten Versuch, das drohen<strong>de</strong> Auseinan<strong>de</strong>rbrechen zu verhin<strong>de</strong>rn und für die neue<br />

Konfö<strong>de</strong>rationslösung zu werben. Baker machte <strong>de</strong>n Führungen <strong>de</strong>r Teilrepubliken Kroatien<br />

und Slowenien klar, daß sie im Falle einseitiger Unabhängigkeitserklärungen von <strong>de</strong>n USA<br />

völkerrechtlich nicht anerkannt wür<strong>de</strong>n und nicht mit Wirtschaftshilfe rechnen dürften. Statt<br />

<strong>de</strong>ssen plädierte er für friedlichen Dialog, größere Selbständigkeit und weitere<br />

Demokratisierungen. 22 Die Teilrepubliken wollte Washington zur Annahmen von<br />

Arrangements unterhalb völkerrechtlicher Sezession drängen. Rückblickend wur<strong>de</strong> die Baker-<br />

Mission vielfach kritisiert. Die jugoslawische Bun<strong>de</strong>sarmee habe die ausdrückliche Warnung<br />

Bakers an die nach Unabhängigkeit streben<strong>de</strong>n Teilrepubliken als Ermutigung Washingtons<br />

<strong>de</strong>uten können, gegen die Teilrepubliken militärisch vorgehen zu dürfen. 23 Diese Einschätzung<br />

läßt außer Acht, daß Baker gleichzeitig vor einem Einsatz <strong>de</strong>r jugoslawischen Volksarmee<br />

gegen die Unabhängigkeitsbewegungen innerhalb <strong>de</strong>r Teilrepubliken gewarnt hat. Eine Lösung,<br />

so <strong>de</strong>r amerikanische Außenminister in Belgrad, müsse gewaltfrei und auf friedlichem Wege<br />

gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Serbenführer Milosevic warnte er vor einer Fortsetzung seiner<br />

Unterdrückungspolitik gegenüber <strong>de</strong>n Kosovoalbanern und verurteilte die illegale Aneignung<br />

bun<strong>de</strong>sstaatlicher Besitzstän<strong>de</strong> und Autoritäten. 24 Bakers Vermittlungsbemühungen zwischen<br />

<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung und <strong>de</strong>n Republikführungen scheiterten jedoch: Am 25. Juni erklärten<br />

Slowenien und Kroatien ihre nationale Unabhängigkeit. 25 Wenige Tage später kam es zu ersten<br />

Gefechten zwischen <strong>de</strong>n Territorialstreitkräften und <strong>de</strong>r Jugoslawischen Volksarmee, die nach<br />

Ansicht <strong>de</strong>r jugoslawischen Bun<strong>de</strong>sregierung eingesetzt wer<strong>de</strong>n mußte „to separate Croats and<br />

Serbs from killing each other.“ 26<br />

2.1.2 Strategien und Instrumente<br />

Über eine bewahren<strong>de</strong> und mäßigen<strong>de</strong> Politik hinaus wird während <strong>de</strong>r ersten Phase <strong>de</strong>r<br />

Jugoslawienkrise eine aktive Strategie <strong>de</strong>r Bush-Administration nicht erkennbar. Zwangsläufig<br />

hätte eine engagierte Politik <strong>de</strong>r USA eine stärkere Führungsrolle <strong>de</strong>r Vereinigten Staaten<br />

erfor<strong>de</strong>rlich gemacht, und diese sollte unbedingt vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Wenn es eine Strategie<br />

gegeben hat, so bestand sie darin, eine nachhaltige Verwicklung <strong>de</strong>r USA in die Krise zu<br />

vermei<strong>de</strong>n, die Führungsrolle <strong>de</strong>r EG zu überlassen und <strong>de</strong>ren diplomatische Initiativen zu<br />

unterstützen. <strong>Der</strong> an einer Erhaltung <strong>de</strong>s Status quo orientierten Politik <strong>de</strong>r USA stan<strong>de</strong>n auch<br />

nur wenige Instrumente zur Verfügung, um auf die Geschehnisse in Jugoslawien nachhaltigen<br />

Einfluß auszuüben. Die gemäßigten zentralstaatlichen Reformkräfte sollten durch<br />

Wirtschaftshilfe geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n, das zentrifugale Potential <strong>de</strong>r Unabhängigkeitsbewegungen<br />

wollte man dagegen durch die Drohung diplomatischer und wirtschaftlicher Mißachtung<br />

schwächen. Als Folge dieser Status-quo-Politik kam eine völkerrechtliche Anerkennung <strong>de</strong>r<br />

Teilrepubliken nicht als Politikinstrument in Frage. Das drohen<strong>de</strong> Auseinan<strong>de</strong>rbrechen <strong>de</strong>r<br />

staatlichen Einheit sollte ja gera<strong>de</strong> verhin<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. En<strong>de</strong> 1991 bestand innerhalb <strong>de</strong>r Bush-<br />

22 Vgl. Baker Confers with Yugoslavian Lea<strong>de</strong>rs, United States Policy Information and Texts (USPIT), No. 87,<br />

June 24, 1991, S. 17-18.<br />

23 Vgl. Cohen, 1995, S. 220; Schild, 1996, S. 24.<br />

24 Vgl. Gompert, 1994, S. 33.<br />

25 Vgl. Thomas Paulsen, Aspekte <strong>de</strong>r amerikanischen Jugoslawienpolitik 1991-1994, Stiftung Wissenschaft und<br />

Politik, SWP-AP 2856, Ebenhausen 1994, S. 9f.<br />

26 Vgl. Vladislav Jovanovic, Representative of the Permanent Mission of Yugoslavia to the UN, Vortrag auf <strong>de</strong>r<br />

Konferenz: The Dayton Agreement: What Has It Done For Peace And Human Rights in Bosnia?, School<br />

of Public and International Affairs, Columbia University, New York, April 30, 1997.

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