Der Jugoslawienkonflikt - Deutsche-Aussenpolitik.de
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2 internationale Lösungsversuche und Konfliktmanagement 1992-1995<br />
3 und Befriedung und Wie<strong>de</strong>raufbau.<br />
1.2 Hypothesen und Verhaltenserwartungen<br />
Phase eins: Konfliktprävention angesichts drohen<strong>de</strong>r Disintegration<br />
Hypothesen: Zivilmächte setzen generell auf multilaterale, institutionalisierte Diplomatie. Dies<br />
erfor<strong>de</strong>rt eine beson<strong>de</strong>re Fähigkeit zur Früherkennung potentieller Konflikte und die<br />
Bereitschaft, sich im Rahmen einer Krise konfliktmin<strong>de</strong>rnd zu engagieren. Die Fähigkeit zur<br />
Prävention be<strong>de</strong>utet auch ‘Macht’ und kann als Indikator für das Machtpotential von<br />
Zivilmächten dienen. Eine i<strong>de</strong>altypische Zivilmacht geht von verflochtenen Interessen aus und<br />
müßte daher zunächst die Be<strong>de</strong>utung eines Konflikts für die eigene und die Sicherheit <strong>de</strong>r<br />
Partnern erkennen. Sie müßte weiterhin versuchen, eine politische Krise wie <strong>de</strong>n frühen<br />
<strong>Jugoslawienkonflikt</strong> durch multilaterale Verhandlungen, Kompromiß, Vermittlungsverfahren,<br />
Schlichtung o<strong>de</strong>r das Anbieten guter Dienste zu lösen und in diesen Bereichen ein beson<strong>de</strong>res<br />
Engagement beweisen, etwa, in<strong>de</strong>m sie neue diplomatische Initiativen ergreift und durch<br />
inhaltliche Vorschläge konstruktiv zur Herbeiführung einer Lösung beiträgt. Als Leitfragen<br />
bieten sich hier an:<br />
1 Welche Bereitschaft zeigen die Akteure, präventiv auf eine in <strong>de</strong>r Entstehung begriffene<br />
Krise einzuwirken, diplomatisch im Rahmen multilateraler Zusammenarbeit in einen sich<br />
abzeichnen<strong>de</strong>n Konflikt einzugreifen und Verantwortung zu übernehmen?<br />
2 Wird ein solches Engagement von Prinzipien und Werten o<strong>de</strong>r von nationalen Interessen<br />
abhängig gemacht?<br />
Phase zwei: Internationale Lösungsversuche – Von Vance-Owen bis zur Kontaktgruppe<br />
Die Jugoslawienkrise beleuchtet auch die Politik bei<strong>de</strong>r Staaten gegenüber internationalen<br />
Organisationen (UNO, OSZE, NATO, WEU/GASP), insbeson<strong>de</strong>re die Nutzung multilateraler<br />
Institutionen als Mechanismen <strong>de</strong>s Krisenmanagements. Allgemeiner wird hier die Frage<br />
aufgeworfen, wie die Akteure multilaterales und kollektives Han<strong>de</strong>ln organisieren.<br />
Hypothese: Auch nach Ausbruch <strong>de</strong>r Kampfhandlungen müßte <strong>de</strong>r Konflikt durch intensive<br />
Verhandlungsbemühungen mit <strong>de</strong>n Konfliktparteien sowie auf multilateraler Ebene begleitet<br />
wer<strong>de</strong>n. Insbeson<strong>de</strong>re müßte sich eine Zivilmacht aktiv und konstruktiv an kollektiven und<br />
multilateralen Frie<strong>de</strong>nsbemühungen diplomatischer, wirtschaftlicher und auch militärischer Art<br />
beteiligen und versuchen, die frie<strong>de</strong>nsstiften<strong>de</strong>n Bemühungen nach Kräften zu unterstützen. Als<br />
Leitfragen bieten sich hier an:<br />
1 Übernehmen die Akteure eine Führungsrolle bei <strong>de</strong>r Suche nach multilateralen<br />
diplomatischen Lösungsversuchen o<strong>de</strong>r unterstützen sie konstruktiv internationale<br />
Frie<strong>de</strong>nsbemühungen?<br />
2 Sind sie bereit, die im Rahmen multilateraler Frie<strong>de</strong>nsbemühungen entstehen<strong>de</strong>n Kosten<br />
(finanziell, wirtschaftlich, materiell und militärisch) mitzutragen?<br />
Phase drei: Befriedung und Wie<strong>de</strong>raufbau – <strong>Der</strong> Dayton-Prozeß und IFOR<br />
Zivilmächte suchen Lösungen für internationale Konflikte in institutionellen Kontexten und<br />
bevorzugen kollektiv-partnerschaftliches, möglichst institutionalisiertes Han<strong>de</strong>ln vor<br />
informeller ad-hoc-Kooperation auf bi- bzw. ‘minilateraler’ Ebene. Sie organisieren kollektives<br />
Han<strong>de</strong>ln nach <strong>de</strong>m Prinzip partnerschaftlicher, nicht eigennütziger Führung. <strong>Der</strong> Dayton- und<br />
IFOR-Prozeß beleuchtet auch die Einstellungen <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Regierungen zur aktiven<br />
Zivilisierung von Regionalkonflikten sowie ihre Bereitschaft zu längerfristiger Frie<strong>de</strong>nsstiftung<br />
und Wie<strong>de</strong>raufbau in <strong>de</strong>r post-militärischen Konfliktphase.<br />
Als Leitfragen bieten sich hier an: