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Der Jugoslawienkonflikt - Deutsche-Aussenpolitik.de

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Republiken [wür<strong>de</strong>] <strong>de</strong>n Nachfolgestaaten <strong>de</strong>r Sowjetunion ein ganz schlechtes Beispiel geben,<br />

...und einige von diesen verfügten über Atomwaffen. Gorbatschow und Schewardnadse waren<br />

meiner Meinung.“ 79<br />

2.2.2 Strategien und Instrumente <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung<br />

Die Strategien <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung, auf <strong>de</strong>n Konflikt zu reagieren, erstreckten sich über<br />

eigene diplomatische Bemühungen, die Vermittlungsdienste regionaler Organisationen bzw.<br />

<strong>de</strong>r internationalen Staatengemeinschaft, die Schaffung positiver und negativer Anreizsysteme<br />

für die Konfliktparteien und schließlich eine Internationalisierung <strong>de</strong>s Konflikts. Die<br />

Bun<strong>de</strong>sregierung hat in <strong>de</strong>r Frühphase <strong>de</strong>s <strong>Jugoslawienkonflikt</strong>s im EG/KSZE-Rahmen 80<br />

entsprechend dieser Strategien Instrumente aktiviert, die in Einklang mit zivilmachtorientiertem<br />

Konfliktmanagement stehen:<br />

• En<strong>de</strong> Juni regte Außenminister Genscher als Antwort auf die im Anschluß an die<br />

Unabhängigkeitserklärungen Sloweniens und Kroatiens ausgebrochenen Kämpfe bei einer<br />

Zusammenkunft <strong>de</strong>r Westeuropäischen Union an, <strong>de</strong>n erst kürzlich auf <strong>de</strong>r Berliner KSZE-<br />

Konferenz beschlossenen Dringlichkeitsmechanismus <strong>de</strong>r KSZE in Gang zu setzten. 81<br />

• Am 1. Juli reiste Genscher auf Wunsch <strong>de</strong>r Belgra<strong>de</strong>r Zentralregierung als Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s<br />

Krisenausschusses <strong>de</strong>r KSZE nach Belgrad 82 und erreichte die Zustimmung von Vertretern<br />

<strong>de</strong>r Zentralregierung, EG-Beobachter nach Jugoslawien zu entsen<strong>de</strong>n. 83<br />

• <strong>Der</strong> am 5. Juli 1991 unter <strong>de</strong>utschem Vorsitz in Den Haag zusammengetretene KSZE-<br />

Krisenmechanismus beschloß daraufhin, 30-50 unbewaffnete EG-Beobachter zur<br />

Überwachung eines Waffenstillstands nach Slowenien zu schicken. 84 Auf <strong>de</strong>m Treffen <strong>de</strong>r<br />

EG-Außenminister in Brüssel am 29. Juli wur<strong>de</strong> das Mandat <strong>de</strong>r EG-Beobachter zu<strong>de</strong>m auf<br />

Kroatien ausge<strong>de</strong>hnt und ihre Zahl auf 200 aufgestockt. 85 Die Vertreter <strong>de</strong>r KSZE-Staaten<br />

einigten sich am 8./9. August in Prag dann auf eine Erweiterung <strong>de</strong>s Beobachtermandates<br />

auf 500 Mann, die von allen KSZE-Staaten gestellt wer<strong>de</strong>n konnten. 86<br />

• Am 2. August erwog Genscher, als amtieren<strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Rates <strong>de</strong>r<br />

Westeuropäischen Union und <strong>de</strong>s KSZE-Krisenmechanismus, in <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Gremien <strong>de</strong>n Einsatz europäischer Frie<strong>de</strong>nstruppen in Jugoslawien zu erörtern. Ein solcher<br />

Einsatz sollte jedoch von <strong>de</strong>r Zustimmung aller Konfliktparteien, also auch <strong>de</strong>r Serben,<br />

abhängig sein. Genscher betonte, <strong>de</strong>r Einsatz <strong>de</strong>utscher Streitkräfte innerhalb dieser<br />

79 Zitat von Außenminister Genscher in Newhouse, 1992, S. 1194.<br />

80 Für einen guten Überblick <strong>de</strong>r EG-/KSZE-Diplomatie in <strong>de</strong>r ersten Phase vgl. Jens Reuter, Die Entstehung<br />

<strong>de</strong>r Jugoslawischen Krise, in: Südost-Europa, Jg. 40 (1991), Nr. 7-8, S. 343-359, hier S.346ff; Carsten<br />

Giersch/Daniel Eisermann, Die westliche Politik und <strong>de</strong>r Kroatien-Krieg 1991-1992, in: Südost-Europa,<br />

Jg. 43 (1994), Nr. 3-4, S. 91-125, hier S. 101ff; James B. Steinberg, The Role of European Institutions<br />

in Security After the Cold war: Some lessons from Yugoslavia, RAND Note N-3445-FF, Santa Monica<br />

1992, S. 11-26. Für eine neuere Bewertung <strong>de</strong>r Rolle von KSZE/OSZE, EU und UNO zwischen 1991<br />

und 1996, vgl. Hans-Peter Schwarz, Krisen- und Konfliktmanagement aus europäischer Sicht. Eine<br />

Fallstudie: Die Reaktionen auf die Kriege im ehemaligen Jugoslawien 1991-1996, in KAS-<br />

Auslandsinformationen, Jg. 13, 6/97, S. 20-37.<br />

81 Vgl. FAZ, 29. Juni 1991.<br />

82 Vgl. Die Welt, 1. Juli 1991.<br />

83 Vgl. Süd<strong>de</strong>utsche Zeitung, 2. Juli 1991.<br />

84 Vgl. FAZ, 9. Juli 1991.<br />

85 Vgl. FAZ, 30. Juli 1991.<br />

86 Vgl. General-Anzeiger, 12. August 1991.

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